Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Teil 26

Erst sehr spät an diesem Abend fallen mir die Augen zu und so ist es für mich auch kein Wunder, dass, als ich die Augen wieder aufschlage es schon reichlich spät ist.

"Alexander." nuschel ich schläfrig und wälze mich auf die andere Seite um ihn zu wecken, doch er ist nicht da. Liegt nicht mehr neben mir im Bett.

"Alexander?" rufe ich etwas lauter. Fragend. Vielleicht ist er ja im Bad und rasiert sich. Zähneputzen? Anziehen?... nur die Dusche kann ich nicht hören.

Auch sonst ist es verdächtig still im Raum. Kein Wasser rauschen, keine Schritte, kein Rascheln von Kleidungsstücken, nicht einmal einen anderen Atem als den meinen kann ich vernehmen.

Nur die Sonne schickt ihre frühen Strahlen durch die Balkontür, die offensteht und den Klang der Vögel und das sanfte Rauschen der Bäume an mein Ohr dringen lässt.

Unbehaglich huscht mein Blick zur Tür, doch wenn ich gehofft hatte dort seine Schuhe zu sehen, dann habe ich mich getäuscht. Neben meinen herrscht gähnende Leere, so wie neben mir im Bett.

Er wird doch nicht ohne mich abgereist sein? Mich allein gelassen haben?

Ich meine, er könnte, wenn er wollte und es ist auch nicht so, als hätte er das nicht schon mal gemacht! Erst vor wenigen Monaten, als ich bei meinem Vater war, ist er einfach gegangen und hat mich dort allein zurückgelassen. Obwohl er ja wiedergekommen ist.

Doch wird er auch diesmal wiederkommen, wenn er gegangen ist? Ohne mich?

Langsam beginnt mein Herz schneller zu schlagen und eine leise Unruhe macht sich in mir breit.

Oder ob er diesmal MICH verlassen hat?! Nach dem was gestern geschehen ist?

Ob er einfach gegangen ist, weil er selbst Angst bekommen hat, er könnte mir das antun, was sein Erzeuger seiner Mutter angetan hat? Noch immer antut?

"Alexander!" rufe ich noch mal. Lauter. Panischer. Vielleicht hat er mich ja nur nicht gehört.

Doch wieder antwortet er mir nicht. Auch wenn er auf dem Balkon gewesen wäre, hätte er mich hören können, doch scheinbar ist er dort nicht.

Warum zum Teufel ist er nicht hier! UND WO IST ER?!

"ALEXANDER!" brülle ich beinahe und springe aus dem Bett. Laufe zur Balkontür und schaue hinaus.

LEER!

Der nächste Weg führt mich ins Bad. Hier ist alles noch so, wie es gestern war, nachdem ich meinen Koffer gepackt habe. Nur meine Zahnbürste steht noch an ihrem Platz, sowie mein Duschgel. Doch ansonsten ist auch dieser Raum menschenleer.

Panisch wirbele ich zur Tür herum. Renne fast darauf zu und reiße sie auf.

Es ist mir gänzlich egal, das ich außer Slip und BH nichts anhabe. Sollen die Gäste doch gucken. Sollen Netti und Rike sich doch wundern, warum ich halb nackt durchs Haus renne. Ich muss wissen, ob Alexander einfach ohne mich abgehauen ist.

Er darf mich nicht hier allein lassen. Wenn er keine Kinder will, dann eben nicht. Aber mich will er doch! Oder?

Panisch schnürt sich mir die Kehle zu, springt mir vor Angst beinahe das Herz aus der Brust. Schon wieder scheint es einen Wettlauf zu bestreiten, doch dieses Mal ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn, wenn er schon auf dem Weg zum Flughafen ist, schaffe ich es sicher nicht mehr rechtzeitig, ihn einzuholen. Zumal mein Auto kaputt gegangen ist und ich mir erst ein Taxi rufen müsste.

Seit dem ich die Tür aufgerissen habe und ich mit bloßen Füßen in der Tür stehe sind erst wenige Sekunden vergangen, doch ehe ich dazu komme loszurennen und mich aller Augen zu präsentieren, bleibe ich wie angewurzelt stehen.

Atemlos starre ich auf den Mann vor mir, der mich mit großen Augen unsicher anschaut. Das Tablett in seinen Händen zittert leicht und er sieht aus, als wüsste er nicht, was er sagen soll.

Sein Blick ist unergründlich.

Ich sehe so viel Zurückhaltung in seinen Augen, Reue, Kummer und Schmerz. Doch auch die Liebe und Zuneigung, die er für mich empfindet liegen in diesem Blau begraben und lassen mich beinahe vor Erleichterung aufschluchzen.

Laut fällt der Stein von meinem Herzen, der es schmerzhaft niedergedrückt hat, nur, weil er nicht da war, als ich aufgewacht bin.

Unfähig etwas zu sagen und mich von der Stelle zu bewegen stehe ich da und starre ihn an. Meine Atmung geht flach und schnell und noch immer schlägt mein Herz viel zu oft, dabei steht derjenige, dessen Verschwinden es in Aufregung versetzt hat, inzwischen vor mir.

Mit zitternden Knien erwache ich zögerlich aus meiner Starre und weiche vor ihm zurück, öffne die Tür. Lasse ihn rein.

Ununterbrochen haftet mein Blick an ihm und folgt ihm durch den Raum.

"Was ist denn Baby?" will Alexander verwirrt wissen und stellt das Tablett auf dem Schreibtisch ab, wendet sich mir zu und scheint nicht zu wissen, was er tun soll. Ob er sich mir nähern soll oder nicht. Was er sagen soll. Ob ich Angst vor ihm habe oder nicht.

Doch er muss gar nichts sagen, nichts tun und ich habe auch keine Angst vor ihm, ich bin nur unendlich erleichtert, dass er wieder hier ist, dass er mich nicht verlassen hat, dass er nicht ohne mich nach Hause geflogen ist und so werfe ich mich einfach hilflos aufschluchzend in seine Arme und vergrabe mein bereits tränennassen Gesicht an seiner Brust.

Verzweifelt krampft sich mein Herz zusammen und scheint sich gar nicht beruhigen zu können, ebenso wenig wie ich.

Weinend liege ich in seinen Armen, dabei weiß ich gar nicht genau, warum ich eigentlich so aufgelöst bin. Ich meine, er ist doch hier. Hier bei mir.

Doch ist die Erleichterung darüber so allumfassend, so überwältigend, so befreiend, dass ich einfach nicht anders kann, als zu weinen. Ich bringe nicht mal ein Wort heraus, so zugeschnürt ist meine Kehle, so stark der Druck, der meinen Hals zusammenpresst.

"Sch...." macht Alexander leise und zieht mich zärtlich in seine Arme haucht ein ums andere Mal einen Kuss in mein Haar "Ist ja gut. Alles ist gut." flüstert er heiser. Selbst den Tränen nahe. Sicher ist er völlig verwirrt. Auch ich bin verwirrt, doch weiß ich mir einfach nicht zu helfen.

Die Arme um seinen Nacken geschlungen, den Kopf an seinem Hals geborgen, schluchze ich leise vor mich hin.

Bis ich plötzlich den Boden unter den Füßen verliere und mich auf seinen Armen wiederfinde. Behutsam trägt er mich zum Bett. Lässt sich, mich auf seinem Schoß, dort nieder.

Hält mich wortlos fest. Immer wieder streichelt er mir sanft über den Kopf und wiegt uns leicht vor und zurück.

Die leisen, tröstlichen Worte die er ununterbrochen von sich gibt, kann ich nicht verstehen, doch lullen sie mich ein und lassen mich langsam ruhiger werden, die Verzweiflung und die Angst, wir könnten uns erneut verloren haben, vergehen.

"Ich dachte du wärst weg!" schluchze ich schließlich auf und sehe aus rotverquollenen Augen zu ihm auf.

"Ich dachte...du wärst weg." sage ich verzweifelt, ein ums andere Mal, bis er mich mit einem zarten Kuss zum Schweigen bringt und mir behutsam die Tränen abwischt.

"Ich bin hier." versichert er mir bewegt und muss sich erst mal räuspern, so belegt ist auch seine Stimme. "Ich bin hier." wiederholt auch er immer wieder seine Worte und zieht mich dicht an seine breite Brust. Legt schützend seine Arme um mich und gibt mir Halt.

Halt, den mir der Abend, unser Streit, sein Verhalten und unsere letzte Trennung, genommen hat.

Halt, den er gestern brauchte und ich heute. Weil ich dachte, er wäre gegangen.

Ohne mich.

Eine Weile sitzen wir einfach da. Eng umschlungen. Wortlos. Still.

Spenden und empfangen Trost, doch als sich mein Herz langsam wieder beruhigt und sich seinem Rhythmus angepasst hat, atme ich zitternd auf und schaffe es ihm ein winziges, erleichtertes Lächeln zu schenken.

"Na? Geht's wieder?" erwidert Alexander mein Lächeln und legt federleicht die Lippen auf meine.

"Ja. Ich glaub schon. Tut mir leid, ich weiß auch nicht, was das gerade war." schniefe ich auf und muss bei dem seltsamen Laut beinahe lachen.

Musternd blickt er mir tief in die Augen und scheint sich selbst von meinen Worten überzeugen zu wollen, doch da ich nicht erneut in Tränen ausbreche und ihm sanft mit den Fingern über die Wange streiche, ihn verliebt anblinzele, scheint er zu dem Schluss zu kommen, dass er mir wohl glauben kann, denn er fragt schüchtern.

"Ich hab Frühstück gemacht. Magst du?"

"Du bist wirklich zu Britta gegangen und hast sie um etwas zu essen gebeten?" frage ich verdutzt darüber, dass er sich freiwillig in die "Höhle des Löwen" begibt, doch er erstaunt mich noch mehr.

"Nein. Ich habe dir selbst etwas gemacht. Nur den Kaffee hat deine Köchin gekocht." sagt er entschuldigend und verzaubert mich mit einem unschuldigen Lächeln. Sanft hebt er mich ins Bett und steht auf. Holt das Frühstückstablett vom Schreibtisch und legt es über meine Beine.

"Ich wollte dich überraschen." sagt er unbehaglich und schiebt mir ein Kissen in den Rücken. Setzt sich vorsichtig neben mich, damit der Kaffee nicht verschüttet wird.

"Das ist dir gelungen." sage ich.

Ein wenig zerknirscht, wegen meiner vollkommen übertriebenen Panik. Nur woher sollte ich denn auch wissen, dass er gleich wiederkommt.

Nach dem was gestern gewesen ist, war meine Angst ja nun wirklich nicht unbegründet.

Doch da er jetzt wieder da ist, mustere ich ausgiebig die Sachen auf meinem Schoß.

Rührei, gebratener Speck, Marmelade, Brötchen, Brot, Joghurt, Quark, Käse, verschiedenes, geschnittenes Obst und was mich am meisten beglückt!

"Du hast extra Blumen gepflückt?" strahle ich ihn an und schnuppere an der blauen Kornblume, sowie am roten Mohn.

"Für dich mein Herz." legt er mir einen Arm um die Schuler und haucht mir einen Kuss auf die Schläfe. "Tue ich alles." fügt er dann leise hinzu, was mich neuerlich an den Rand der Wasserfälle bringt.

"Ich liebe dich." sage ich bewegt und beginne hektisch zu blinzeln, damit ich nicht schon wieder zu weinen anfange und lege meine Lippen auf seine. Hauche einen Kuss auf sie.

"Ich liebe dich." erwidert er meine Worte doch nachdem sich unsere Lippen voneinander getrennt haben fügt er bewegt hinzu. "Wir sollten jetzt essen, bevor es ganz kalt ist. Außerdem müssen wir bald zum Flughafen."

"Ja, ich weiß." spieße ich ein Stück Rührei auf und halte es ihm hin. Nehme mir selbst eine Gabel voll, als er sie geleert hat.

Während wir essen berühren wir uns immer wieder, ganz so als müssten wir uns versichern, dass der andere tatsächlich da ist. Stecken uns gegenseitig Dinge in den Mund, von denen wir wissen, dass der Andere sie gerne hat und hätten uns vielleicht um den letzten Löffel Pfirsichjoghurt gestritten, wenn Alexander heute nicht so nachgiebig gewesen wäre.

Doch habe ich die ganze Zeit das Gefühl, dass dieses Frühstück seine Art ist, sich bei mir zu entschuldigen.

Und ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht gefällt. Ich genieße seine zärtliche Fürsorge und die Art, wie er sich um alles kümmert, wie er mir jeden Wunsch von den Augen abliest.

Nach dem Essen gehe ich duschen und Alexander packt die restlichen Sachen zusammen, die ich mitnehmen will, doch hat sich nach einem halben Jahr, das ich jetzt hier wohne doch eine ganze Menge angesammelt.

Was ich nicht mitnehmen kann habe ich kurzerhand in eine Kiste geschmissen, die wir vorerst im Büro verstauen werden, bis sie von einem Paketdienst abgeholt wird.

"Hast du jetzt alles?" erkundigt sich Alexander rund eine Stunde später und sieht mich fragend an, als ich ein letztes Mal meinen Blick durch das Zimmer schweifen lasse.

"Ja. Alle Schränke sind leer. Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, als hätte ich was vergessen." sage ich wehmütig. Doch ich weiß, dass ich hier nichts mehr ist. Es ist eher das Gefühl, mich von all dem hier verabschieden zu müssen.

Dem Haus und dem Raum. Den Erinnerungen die sich in den letzten Monaten angesammelt haben. Dem Blick über die Wiesen hinter dem Haus und den Rehen, denen ich morgens beim Frühstück zugesehen habe.

"Komm. Lass uns gehen." reiße ich mich schließlich los und schließe das letzte Mal die Tür zu meinem Zimmer. Von nun an wird es wie all die anderen auch vermietet werden. Wäre ja Blödsinn es leer stehen zu lassen, so selten, wie ich hier bin. Es würde ja doch alles nur einstauben.

Ein wenig wehmütig ist mir schon, als wir die Treppe in die Lobby hinuntersteigen, wo bereits Netti auf uns wartet.

"Und du denkst dran, meinen Schrotthaufen gleich am Montag von dieser Exportfirma abholen zu lassen, ja?" versichere ich mich ein letztes Mal bei ihr, sich um diese untreue Rostlaube zu kümmern. Hat sie doch vor zwei Tagen ihren Geist aufgegeben.

Von meinen vielen Anweisungen schon ganz genervt seufzt meine Freundin auf.

"Emely." stöhnt sie leise. "Jetzt bleib doch mal locker. Wir machen das schon." verdreht sie die Augen und wirft Rike einen...wird Zeit, dass sie abhaut...Blick zu, der diese zum Grinsen bringt.

"Ist ja schon gut!" funkel ich sie an und schließe sie herzlich in die Arme. Drücke sie fest an mich und breche beinahe schon wieder in Tränen aus.

Gott! Was ist nur los mit mir? So rührselig kenne ich mich gar nicht?

"Ich ruf an, wenn was ist." Nimmt sie meine Worte vorweg als ich schon wieder ansetzte ihr Ratschläge erteilen zu wollen und reicht mir ein Taschentuch. "Und ich ruf auch an, wenn nichts ist." schmunzelt sie. Doch ich sehe, dass ihr selbst auch der Abschied nicht leicht fällt und bevor wir hier noch das ganze Hotel fluten, mache ich lieber das ich weg komme.

"Bis nächsten Monat!" winke ich Netti durchs runtergelassene Taxifenster zu. "Ich freu mich schon!"

"Willst du wieder ein Kleid von mir anziehen?!" ruft sie mir nach, während sich das Taxi schon in Bewegung setzt.

"Natürlich! Wenn schon Mittelalter, dann richtig!" achtsam ziehe ich den Kopf zurück, als sie meinen Blicken entschwindet und lasse mich seufzend in den Sitzt zurück sinken, lehne mich anschmiegsam an Alexander der mich aufmunternd anlächelt.

"Ab nach Hause." sagt er beglückt und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss, der mich nur allzu deutlich daran erinnert, das wir seit gut einer Woche nicht mehr miteinander geschlafen haben, doch ruft er mir auch den gestrigen Abend wieder ins Gedächtnis, sowie den Grund für unsere Enthaltsamkeit.

Doch da mir das Thema Kinder im Moment noch nicht so wichtig ist, schiebe ich diesen Gedanken vorerst weit von mir. Wer weiß. Vielleicht ändert er seine Meinung ja irgendwann. Und außerdem sind wir noch jung. Ebenso wie unsere Beziehung. Vielleicht ist es besser erst mal zu sehen, wie wir beide so miteinander klarkommen. Also ganz ohne Familienzuwachs.

Und so erwidere ich sein begeistertes Grinsen und sage zustimmend. "Ja! Ab nach Hause!"

Die Fahrt zum Flughafen, sowie der Flug verlaufen ereignislos. Das Wetter ist herrlich, ebenso wie der Blick über die Städte, die als kleine bunte Flecken unter uns vorbeiziehen.

Begeistert habe ich wieder neben Mr. Rigatore platz genommen und schaue durch das große Fenster im Cockpit auf den Himmel vor uns; die Landschaft unter uns, bis sich zwei warme, große Hände auf meine Schultern legen.

"Ah, Mr. Black!" grüßt der Pilot den Mann hinter mir und sieht ihn höflich fragend an. "Ist alles zu ihrer Zufriedenheit?" erkundigt er sich bei ihm.

"Wie immer Mr. Rigatore. Ich wollte sie nur bitten, uns am dritten September einen Termin freizuhalten. Am besten wäre es am Vormittag und abends dann zurück." bittet Alexander respektvoll und sieht den Mann in seiner schwarzen Uniform höflich an.

"Natürlich Sir. Das sollte kein Problem sein." versichert ihm der Mann und nickt ihm bestätigend zu, doch als Alexander sich wieder zum gehen wendet, folge ich ihm.

In der Bordküche lasse ich mir noch einen Kaffee von der Stewardess geben, dann folge ich ihm zu den bequemen Ledersitzen.

"Was ist denn am dritten September?" frage ich verwirrt und nippe an der heißen Flüssigkeit. Seinen Terminplan für die nächsten Wochen habe ich mir schon angesehen, aber bisher war der September bemerkenswert leer.

"Da hat meine Mutter Geburtstag." seufzt Alexander niedergeschlagen und sieht mich unbehaglich an. So wirklich scheint er nicht da hin zu wollen, was ich durchaus verstehen kann.

"Oh...ach so..." beginne ich hilflos und greife nach seiner Hand, streiche aufmunternd drüber. "Du musst da ja dieses Jahr nicht allein hin." erinnere ich ihn daran, dass ich mitkomme. So ungern ich auch seinem Erzeuger wieder unter die Augen trete, ganz sicher werde ich ihn dort nicht wieder allein hingehen lassen.

"Bist du sicher, dass du da mit hin willst?" will er mit gerunzelter Stirn wissen und beginnt ein wenig unbehaglich meine Hand zu streicheln. Senkt in Gedanken versunken den Blick und fährt kitzelnd die Linien darin nach.

"Ich bin mir sicher, dass ich da nicht hin will, aber genauso sicher bin ich mir, dass ich dich da nicht allein hingehen lasse." sage ich seufzend und hebe seinen Blick zu mir. "Zusammen schaffen wir das." sage ich bestimmt und beuge mich zu ihm um ihn zu küssen.

"Ich habe nur Angst um...um uns..." sagt er stockend, was mich verwirrt.

"In wie fern?" will ich wissen. Lege den Kopf schief und mustere ihn eingehend. Ich weiß wovor ich Angst habe, aber wovor wird er wohl Angst haben?

"Mein Vater kann sehr überzeugend sein und ich denke, wenn er dir... Dinge... sagt, dann..." beginnt er zögerlich und Unsicherheit schleicht sich in seine Augen. Die Hand, mit der er meine Hält schließt sich fest um diese und so unterbreche ich ihn kurzerhand.

"Glaubst du ich würde dich weniger lieben, nur weil jemand Lügen über dich erzählt?" will ich brummig wissen "Weil dieser Abschaum, der deine Mutter schlägt, der dich geschlagen hat, mir irgendwelche Märchen erzählt?" tadelnd sehe ich ihn an und gebe ein verstimmtes Schnauben von mir. "Glaub mir, was auch immer mir dieser Psychopath erzählt, wird nichts an meinen Gefühlen für dich ändern." mit einem leisen 'tock' stelle ich die Tasse auf dem Tisch vor uns ab.

"Es sind keine Lügen und auch keine Märchen. Es ist die Wahrheit." sagt Alexander geknickt und lässt den Kopf hängen.

"Hey!" versuche ich ihn sanft aufzumuntern. "Es ist egal, was du mal getan hast. Okay. Wichtig ist doch nur, dass das, was du getan hast in deiner Vergangenheit liegt. Ich kenne den Menschen, der du jetzt bist und den liebe ich!" Zärtlich sehe ich ihn an, lege meine Hand an seine Wange und küsse ihn liebevoll.

"Du hast ja keine Ahnung. Er hat das schon mal gemacht."

"Was gemacht?" will ich wissen.

"Einem Menschen, den ich geliebt habe Dinge erzählt."

"Und dann ist sie gegangen? Hat dich verlassen?"

"So was in der Art." seufzt er bedrückt und schließt verkrampft die Augen.

"Warum erzählst du mir diese "Dinge" dann nicht selbst? Dann kann er sie mir nicht erzählen." schlage ich unsicher vor, bin mir aber nicht wirklich sicher, ob ich alles über ihn wissen muss.

Auch ich habe in meiner Kindheit Sachen gemacht, auf die ich nicht stolz bin. War auch nicht immer das Vorzeigekind, dass sich mein Vater und vor allem Olivia gewünscht haben. Doch das liegt Jahre zurück und heute bin ich anders. Sicher gilt das auch für ihn. Doch scheint er meine Einstellung nicht zu teilen.

"Und riskieren dich zu verlieren?" sagt er unbehaglich und schüttelt langsam den Kopf. Sieht mich bittend an. Ganz nach dem Motto zwing mich nicht dazu. Doch das habe ich nicht vor.

"War nur so eine Idee, weil du doch Angst hattest, dass dein Vater mir sowieso alles erzählt." zucke ich ratlos die Schultern stehe auf und setzte mich auf seinen Schoß. Nur seine Hand zu halten reicht mir nicht mehr. Ich will ihm noch näher sein. Ihn spüren. Fühlen.

"Ich hab solche Angst dich zu verlieren Baby." sagt er bewegt und legt fest seine Arme um mich. Zieht mich dicht an seine Brust. Vergräbt seine Nase in meinen Haaren und schließt genau wie ich seufzend die Augen.

Fürs erste lasse ich das Thema fallen, hoffe aber, dass er selbst darauf zurückkommt und sich mir eines Tages anvertraut.

Doch für heute mache ich mich auf das Schlimmste gefasst.

Mord, Körperverletzung, Fahrerflucht, Raub, Einbruch, Überfall...all die Dinge, die schwerwiegend sind und für die man ins Gefängnis kommt. Nur wüsste ich nicht, warum mir sein Vater solche Sachen sagen sollte. Würde er wollen, dass Alexander in den Knast kommt?

Nur wenn er das will, warum zeigt er ihn dann nicht einfach an? Er könnte ihn doch selbst hinter Gitter bringen.

Warum sollte er darauf warten, das es jemand anderes für ihn tut?

Oder hat er Angst, dass wenn er seinen Sohn anschwärzt, dass dieser dann ihn anschwärzt?

Da frage ich mich doch fast...

"Warum zeigst du deinen Vater eigentlich nicht an?" will ich leise wissen und wende mich ihm forschend zu.

"Weshalb sollte ich?" runzelt er die Stirn und sieht mich fragend an.

Fassungslos erwidere ich seinen Blick. "Meinst du das ernst?" will ich entgeistert wissen. "Er hat dich geschlagen! Er hat dich psychisch unter Druck gesetzt. Und du fragst mich ernsthaft, warum du ihn anzeigen solltest?!"

"Ja. Du hast zwar recht, dass er sich nicht immer korrekt mir gegenüber verhält, aber er ist mein Vater und er hat das Recht..." beginnt er mit einer Ruhe, die mich in den Wahnsinn treibt.

"Ein SCHEIß hat er!" fahre ich ihn erregt an und springe von seinem Schoß. Das kann doch nicht wirklich sein Ernst sein?! Wie kann er seinen Vater auch noch für all das in Schutz nehmen, was er ihm angetan hat?!

"Niemand hast das RECHT anderen Gewalt an zu tun! Niemand hat das RECHT, andere Menschen einzusperren oder ihnen zu sagen, was sie tun oder nicht tun dürfen!" rede ich mich in Rage; raufe mir auf und abgehend die Haare, doch als ich die Stewardess auf und zukommen sehe, schicke ich sie kurzerhand ins Cockpit zurück. Dann fahre ich etwas beherrschter an ihn gewandt fort.

"Eltern dürfen zwar für ihre Kinder Regeln aufstellen, ihnen Grenzen setzten und sie auch für manche Dinge bestrafen. Zum WOHLE der Kinder! Aber auch Eltern haben sich an Regeln zu halten und dein Vater scheint jede einzelne davon mit Füßen getreten zu haben. Vor allem die des Kindswohl. Eltern haben niemals das Recht ihren Kindern, Körperlich oder Seelisch zu schaden. Von deiner Mutter will ich lieber gar nicht erst anfangen!" fauche ich atemlos und schließe mit zitternden Händen lieber den Mund, bevor sich meine Worte noch überschlagen.

Doch eigentlich zitterte nicht nur meine Hände sondern alles an mir, so wüten und fassungslos bin ich. Auch er scheint fassungslos zu sein, denn wortlos starrt er mich mit großen Augen an.

Hektisch laufe ich vor ihm auf und ab und versuche mich zu beruhigen, doch fällt es mir wahrlich nicht leicht. Immer wieder kocht es in mir hoch, doch schließlich gelingt es mir mich einigermaßen zu beruhigen und mich ihm wieder zuzuwenden.

Noch immer hat er kein Wort gesagt, dafür scheint er tief in Gedanken zu sein.

"Alexander?" spreche ich ihn ruhig aber bestimmt an. Reiße ihn aus seinen Erinnerungen oder woher auch immer. Fragend richtet er den Blick auf mich, so dass ich mich seufzend vor ihn auf den Boden knie, damit er nicht zu mir aufsehen muss. Lege meine Hand auf sein Knie und auf seine Hand.

"Noch diese Woche werden wir zu einen Anwalt gehen und uns über deine Rechte beraten lassen. Du musst deinem Vater zeigen, dass du das nicht mehr mit dir machen lässt. Und wer weiß, vielleicht findet deine Mutter dann den Mut, das selbe zu machen." versuchte ich ihm einen Weg zu zeigen, wie er ihr helfen kann.

Nach all der Zeit, die er hilflos daneben gestanden hat und sehen musste, wie er sie misshandelte. Könnte er jetzt, wenn er den Mut dazu findet, das ganze beenden.

Blinzelnd schaue ich zu ihm auf und drücke sanft seine Hand, dann zieht er mich plötzlich auf seinen Schoß zurück, legt beinahe zitternd seine Arme um mich doch ganz kampflos gibt er nicht nach.

Minutenlang rede ich auf ihn ein, spreche ihm Mut zu und lasse seine Möglichkeiten offen. Ein Gespräch mit dem Anwalt ist ja noch keine Strafanzeige, doch zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung und so gibt er schließlich zögerlich nach.

"Also gut." seufzt er ergeben, was mich erleichtert aufatmen lässt.

Fast hätte ich nicht damit gerechnet, dass er mir überhaupt noch zustimmt, doch scheinbar geschehen noch Zeichen und Wunder.

Lange Zeit sitzen wir einfach nur da. Schweigend. Jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als plötzlich die Stimme von Mr. Rigatore ruhig durch die Lautsprecher dringt.

"Mr. Black? Wir setzten gleich zum Landeanflug an. Ich möchte sie bitten, sich jetzt anzuschnallen." dann ist die Durchsage auch schon wieder zu ende.

Doch ich rutsche seufzend von Alexanders Beinen auf den Sitz neben ihn und schließe den Gurt, ebenso wie er.

Dann greift er nach meiner Hand, verschränkt unsere Finger miteinander und hebt sie an seine Lippen. Haucht einen Kuss auf meinen Handrücken, der mich ihn verliebt anschauen lässt.

"Danke." bricht er nach der langen Zeit der Stille das Schweigen und lächelt mich schüchtern an.

"Wir schaffen das." versichere ich ihm zuversichtlich. Fest an meine eigenen Worte glaubend, doch hätte ich nicht gedacht, dass es ihm so schwer gemacht würde.

---------------

4151 Worte

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro