Kapitel 89
Verträumt
Ge. 02- Kapitel 89
Ich ging einfach an ihm vorbei, er ließ mich gehen. Mein Herz klopfte stark, unnormal schnell und ich hatte dieses bedrückende Gefühl in mir. Meine Füße führten mich nicht nach Hause, sondern zur Firma meines Vaters. Ich wusste, er würde genau wie meine Mutter auch, sofort bemerkten, dass etwas nicht okay war, aber irgendwie brauchte ich gerade seine Umarmung. Und dann die meiner Mutter.
Früher war ich immer zu Gülay gegangen. Sie hatte mir immer zugehört. Ich hatte ihr nie meine richtig schlimmen Probleme erzählt, nur kleine, die ich auch wirklich gestehen konnte. Auch wenn diese kleinen Probleme kindisch waren, hat sie alles getan, um mir zu helfen. Deshalb liebte ich Gülay so sehr.
Vor der Firma blieb ich dann stehen. Sollte ich wirklich reingehen? Würde ich auffallen? Würde jemand etwas daraus schließen? Würde alles so geschehen, wie damals?
[Sicht von Alev]
Als ich in den Unterricht ging, kam Bekir auf mich zu.
»Ece, kannst du uns kurz alleine lassen?«, fragte er.
»Wieso sollte ich so etwas blödsinniges tun?«, fragte Ece.
»Bitte«, bat Bekir, doch Ece machte keinen Schritt weiter.
»Ich habe mich geändert! Ich würde alles für dich tun, Alev! Alles!«
»Der größte Gefallen, den du Alev tun könntest, wäre zu sterben«, meinte Ece und sah Bekir hasserfüllt an. Dann zog sie mich am Arm und wir gingen.
Später kam er dann aber wieder zu mir. Es war in der Mensapause. Ece war wieder bei mir und darüber war ich wirklich sehr glücklich.
»Hör mir bitte zu, Alev!«, rief er.
»Nein Bekir«, erwiderte ich und Ece nicke mir zu, um zu zeigen, dass ich das richtige tat. »Hör mir zu! Ich will nichts mit dir zutun haben, Bekir! Du kannst dich verändert haben. Ist doch schön für dich, aber die Vergangenheit verändert sich nicht dabei.«
Serkan, der uns natürlich sehen musste, kam sofort auf uns zu. Bekir ging einfach. Serkan wollte ihm hinterher, doch ich hielt ihm fest. Eine Prügelei würde ich jetzt gang sicher nicht aushalten.
»Lass mich doch diesem Penner das Maul stopfen!«, rief er.
»Ich bin seiner Meinung!«, stimmte Ece ihm zu. Ich schüttelte sofort den Kopf. »Ihr wisst doch, was für Anhänger der hat und überhaupt wie stark er ist. Legt euch nicht mit dem an.«
»Dann lass uns eine Gruppe gründen und alle zusammen ihn vermöbeln!«, schlug Ece vor und fuchtelte dabei mit ihren Armen. Sie holte sich Kartoffelpüree und dazu ein Schälchen Ananas. Wir setzten uns alle an eine Tisch. Bald kam auch Tunç, setzte sich sofort neben Ece, dann kam auch Cihan, Yakup abi und dann Eylem.
Eylem redete leise mit Yakup abi und sie schienen sich ziemlich gut zu verstehen. Eylem sah die ganze Zeit runter und dann wieder hoch, als sei sie verliebt, wie süß.
Ich erkannte, dass an dem Lehrertisch Frau Özkan saß und neben ihr Herr Bulut. Frau Özkan aß etwas und Herr Bulut redete mit ihr. Funkt es da? Das wäre so süß!
»Ich finde, wir sollten etwas gegen diesen Bekir tun!«, meinte Serkan wieder.
»Und was?«, fragte ich. Ich wusste, WAS er machen wollte.
»Keine Ahnung, aber ich kann für nichts garantieren, wenn er wieder zu dir kommt.«
Ich musste lachen, ich fand es einfach nur süß, wie fürsorglich er war.
[Sicht von Olcay]
Ich ging einfach rein. Vor der Eingangstür stand ein Mann mit mehreren Koffern. »Ihr werdet es büßen, dass ihr mich feuert!«, rief er und da erkannte ich ihn. Es war derselbe Mann, der letztens mit mir mit dem Aufzug gefahren ist. Der Mann, der mich an ein schlechtes Geschehen erinnerte.
Ich ging an dem Mann vorbei und stieg in den Aufzug ein. Oben angekommen sagte ich wieder, dass ich zu Metin Bener wollte und konnte rein.
Mein Vater kam sofort auf mich zu, als ih die Tür hinter mir schloss und ihn mit Sehnsucht ansah. Er umarmte mich, ich erwiderte die Umarmung.
»Notfall?«, fragte er mich dabei und küsste mich auf meinem Lockenkopf, obwohl er genau wusste, dass es keinen Notfall gab. Er wusste es irgendwie immer. Wir lösten uns von der Umarmung und ich schüttelte den Kopf. Mir waren unbewusst Tränen in die Augen gestiegen, die er mir sofort wegwische.
»Ich vermisse dich so«, nuschelte ich und er umarmte mich wieder.
»Bald werden wir für immer zusammen sein, du, ich und deine Mutter. Ich hab schon etwas geplant.«
Er sah mir in mein verheultes Gesicht und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Da fiel mir wieder der Mann von gerade ein, der gefeuert wurde- von meinem Vater natürlich. »Äh, Baba (Papa), wer war dieser Mann, der gerade rausgeworfen wurde?«
Das Gesicht meines Vaters verdunkelte sich. Er ging in Richtung seines Schreibtisches und ich folgte ihm einfach.
»Dieser Timo, von dem du mit Bescheid gegeben hast, weißt du noch?«, fragte er. Wie konnte ich das bitte vergessen? »Ja«
»Das war sein Vater«, erklärte er weiter und tippte etwas in seinem Laptop herum. »Du hattest Recht. Sein Sohn hat ein kleines Mädchen vergewaltigt. Wir haben sogar Beweise und diese Beweise hatte er in der Firma versteckt. Kannst du das glauben? Hier! Sein Haus wurde ja abgesucht wegen dem Mädchen und was ist da sicherer als die Bener-Firma. Ich könnte kotzen.«
Er öffnete eine Datei. Zuerst konnte man Nisan sehen, die wegrannte, voller Angst und dann Timo, der sie festhielt, sie schlug, sie wegschubste und dann waren sie aus dem Bildschirm und es waren die Schreie von Nisan zu hören. Das war das Ende der Datei. Mein Vater schluckte.
»Es ist der Ort, an dem das Mädchen gefunden wurde. Das alles ist beweis genug. Der Junge wird verhaftet, wegen Vergewaltigung und der Vater, weil er die Beweise vernichten und den Täter versteckt hat.«
»Danke«, nuschelte ich und drückte meinen Vater fest an mich. »Danke«
Wir blieben eine Weile so, bis er wieder die Stille unterbrach. »Olcay du kennst doch dieses Mädchen, oder?«
Ich nickte. »So lala«
»Ich würde sie gerne treffen, von ihr Zustand erfahren und mich entschuldigen.«
»Wieso entschuldigen? Du hat doch keine Schuld?«
»Nicht direkt, ja. Aber die Beweise waren in meiner Firma. In meiner Firma. Es ist alles passiert, ohne dass ich etwas gemerkt hatte. Der Junge hätte ungestraft davon kommen können. Ich möchte dieses Mädchen sehen.«
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