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Übermüdet und überrannt

                   

Übermüdet und überrannt
Jenna

Der einundzwanzigste November dieses Jahres begann wie jeder andere stinknormale Freitag: beschissen und mit dem Klingeln meines Weckers. Während ich mir wie üblich erst den Kopf am Holzbalken stieß, mich fluchend hochrappelte, nur um dann herzhaft gähnend zurück in die Kissen zu fallen, weil es draußen noch viel zu dunkel war, um dem Tag entgegenzutreten, ahnte ich nicht, dass dieser Freitag mein Leben ganz schön durcheinanderbringen würde.

Ich ahnte nichts und so war es nicht weiter verwunderlich, dass ich einschlummerte, bevor ich überhaupt die Möglichkeit gehabt hätte, recht wach zu werden. Als mich die Stimme meiner Mutter aus dem Schlaf riss, erinnerte ich mich nicht, das Klingeln meines Weckers überhaupt vernommen zu haben.

»Jenna!«, rief sie, ehe sie den Kopf durch den Spalt meiner Zimmertür streckte.

»Was ist denn jetzt los?«, murmelte ich und drehte mich von der einen Seite auf die andere.

»Musst du heute nicht früh raus?«, wollte sie wissen.

»Keine Ahnung«, gab ich zurück und zog mir die Decke über den Kopf. Nun, leider wusste der kleine Teil meines Hirns, der Realist war, dass mich die Decke über dem Kopf nicht davor bewahren konnte, zur Schule gehen zu müssen – aber versuchen konnte man alles.

»Du solltest wirklich aufstehen, Mäuschen.«

»Nenn mich nicht Mäuschen«, grummelte ich.

»Natürlich... Eselchen«, grinste sie und verschwand schleunigst aus dem Zimmer, als ich mein Kopfkissen nach ihr warf. Dass ich die Tür meilenweit verfehlte, schrieb ich der Uhrzeit zu. Wessen sportliche Fähigkeiten waren frühmorgens schon voll ausgereift? Meine ganz bestimmt nicht. Ich war schon glücklich, wenn ich mir mit der Zahnbürste nicht die Augen ausstach. Oder wenn ich es überhaupt aus dem Bett schaffte.

Ich warf einen müden Blick auf meinen Wecker und fuhr schlagartig hoch – und rammte meinen den Kopf an den Holzbalken. Ich schloss für einen Moment die Augen und fragte mich, wieso ich mir tagtäglich den Schädel prellte, seit ich vor drei Monaten mein Bett auf die andere Seite des Zimmers verschoben hatte. Vielleicht sollte ich meinen Bruder bitten, mir zu helfen, die alte Möbelanordnung wiederherzustellen – vielleicht sollte ich mich jedoch erst darauf konzentrieren, rechtzeitig fertig zu sein, um meinen Bus zu erwischen. Ich schlug die Decke zurück, was mein Kater Neven mit einem Fauchen quittierte.

»Entschuldige«, lockte ich ihn her, damit ich ihm das zerzauste Fell kraulen konnte. Er duldete die Zärtlichkeiten nicht lange. Der Hunger überwog seinen Wunsch nach Streicheleinheiten und so trottete er los, um sich demonstrativ vor meine Tür zu setzen. Seine Augen funkelten mich erwartend an und hätte Neven sprechen können, hätte er mich wahrscheinlich in einem strengen Befehlston dazu beordert, ihm auf der Stelle seinen Futternapf zu füllen.

Mich an die fortgeschrittene Uhrzeit erinnernd, hievte ich mich vom Bett hoch und stolperte mehr schlecht als recht ins Badezimmer. Geduscht hatte ich glücklicherweise schon gestern Abend, deshalb konnte ich mir das jetzt sparen. Meine Haare befreite ich vom Haarband, das mich davor bewahrte, im Schlaf von einer langen Strähne erwürgt zu werden. Da mir nicht nach Kämmen war, ließ ich die nussbraunen Locken machen, was sie wollten. Dann zog ich mir noch wahllos die erstbesten Kleider über, die ich finden konnte, und fertig war der Ich-kämpfe-mit-einem-Motivationseinbruch-Look. Elegant war es nicht, dafür war der Zeitaufwand entsprechend gering. Ich schmiss das Schulzeug, welches ich heute benötigte, in eine herumliegende Tasche und raste die Treppenstufen hinter.

»Was willst du frühstücken, Fischchen?«, wollte Mom in ihrem unschuldigsten Tonfall wissen. Ich verdrehte die Augen über ihre tierischen Kosenamen, konnte aber ein Lächeln nicht verstecken.

»Keine Zeit für Frühstück«, erwiderte ich knapp, während ich in die grauen Winterstiefel schlüpfte, die ich längst ersetzten sollte, weil die Sohle abgelaufen war. Jedoch mochte ich die Schuhe viel zu sehr, um sie wegzuwerfen. Außerdem waren sie noch nicht komplett auseinandergefallen und somit noch vollkommen funktionsfähig.

»Mein Bus fährt in nicht mal fünf Minuten!«

Sie seufzte. »Vielleicht solltest du in Erwägung ziehen, zu dem Zeitpunkt aufzustehen, in dem der Wecker klingelt. Du kannst dich nicht ewig darauf verlassen, dass eine Mutter bereitsteht – die im Übrigen ziemlich toll sein muss –, die sich dachte, dass du spät dran sein würdest, und dir deshalb ein Brot zum Mitnehmen auf die Küchentheke gelegt hat.«

Ich schenkte ihr ein Engelslächeln. »Diese Mutter muss wohl wirklich ziemlich cool sein«, stellte ich immer noch zuckersüß grinsend fest und griff mir die mit Butter bestrichene Brotscheibe.

»Bis heute Abend, Chamäleonchen... Nein, das funktioniert nicht. Stechmückchen. Nein, das geht auch nicht so wirklich«, verabschiedete sie sich von mir. Bevor sie sich noch weitere schreckliche Kosenamen ausdenken konnte, zog ich die Tür hinter mir ins Schloss und sprintete los. Die Bushaltestelle war nicht weit, vielleicht eine Minute von hier; wenn ich rannte. Ich hastete die Stufen unseres Vorgartens hinunter und joggte der Nebenstraße entlang den Hügel hinauf. Wieso musste die Hauptstraße nur auf einer Anhöhe liegen?

Als ich schnaufend die Haltestelle erreichte, sah ich den Bus schon um die Straßenecke biegen und auf mich zukommen. Trotz meines Morgensportes, den ich meinem zu späten Aufstehen zu verdanken hatte, spürte ich den eisigen Novemberwind, der sich kalt durch meine Jacke fraß. So freute ich mich außerordentlich auf die Viertelstunde gemütlichen Sitzens im angenehm geheizten Bus.

Ich hatte mich zu früh gefreut. Viel zu früh. Ich fand keinen Sitzplatz, da der Bus mehr als nur überfüllt war. Es war weder gemütlich noch angenehm. Gegen die Rückwand des Buses lehnend suchte ich in meiner Tasche nach den Kopfhörern. Vielleicht konnte eines meiner Lieblingslieder die Tatsache ausgleichen, dass ich die Fahrt stehend verbringen musste.

Gedanklich ging ich schon meine Playlist durch, um mir einen passenden Song auszusuchen, den ich als erstes hören wollte, als ich meine Kopfhörer fand: ganz unten, unter dem Mathebuch eingeklemmt. Ungeduldig zerrte ich an den Enden. Ganz offensichtlich zu ungeduldig, denn mit einem Ruck riss das Kabel aus dem Ohrstöpsel.

»Verdammt«, entfuhr es mir. Mein Start in den Tag schien immer schlechter und schlechter zu werden. Entnervt verstaute ich den nun zweiteiligen Kopfhörer wieder in der Tasche. Ich hätte auf einem Ohr Musik hören können, doch die Lust dazu war mir gehörig vergangen.

So kaute ich verstimmt auf meinem Butterbrot herum. Obwohl ich den Bus schon bei meiner Bushaltestelle für rappelvoll erklärt hatte, steigen immer mehr und mehr Leute hinzu. An jeder Haltestelle quetschten sie sich in das Verkehrsmittel, die Luft wurde dicker und der Platz zum Stehen enger. Ich beneidete alle, die sich auf einem Sitzplatz aalten, die Füße ausstreckten und die schweren Taschen unter den Sitzen verstauten. Währenddessen stand ich da, ganz an die Wand gedrängt, den Geruch eines Passanten in der Nase, dem eine Dusche mit ganz viel Seife definitiv nicht geschadet hätte, und meine Tasche voller Schulbücher und Hefter riss meine Schulter schmerzhaft nach unten. Bescheuerte Gravitationskraft.

Kaum stand das Höllengefährt still, stürmte ich aus der sich für meinen Geschmack viel zu langsam öffnenden Tür. Erleichtert atmete ich die Bahnhofsluft ein. Ich roch Abgas, Zigarettenrauch, Abfalleimer und nassen Hund. Vielleicht nicht die beste Kombination. Nichtsdestotrotz übertraf es den übelriechenden Buspassanten allemal. Eine höchst beunruhigende Erkenntnis.

Ein Summen unterbrach meine Geruchsanalyse. Im Gehen kramte ich in meiner Tasche nach dem Handy. Bestimmt Lara, die wissen wollte, ob ich an die Glückwunschkarte für Lou gedacht hatte – was ich überraschenderweise tatsächlich getan hatte. Während ich so vorsichtig wie möglich meine Schulsachen sondierte, um ein Missgeschick wie das vorherige, das meine Hörer den Kopf gekostet hatte, zu vermeiden, achtete ich kaum auf die Umgebung außerhalb meiner Tasche.

Und eben gerade weil ich mich so sehr auf meine Tasche konzentrierte, sah ich den Zusammenstoß nicht kommen. Ich quietschte wie ein Meerschweinchen auf, als mich jemand schnellen Schrittes rammte. Unelegant fiel ich auf meinen Hintern, meine Tasche leerte sich über mir aus und Blätter und Bücher verstreuten sich über den ganzen Fußboden. Zu allem Übel rutschte mir mein angeknabbertes Butterbrot aus der Hand und landete, wie das alle bestrichenen Brote zu tun pflegten, mit der Butterseite voraus auf dem Asphalt. Ich fixierte mein ruiniertes Frühstück für einige Momente in stiller Trauer, dann seufzte ich genervt auf.

»Was das jetzt wirklich nötig? Bei diesem Einstieg in den Tag hätte ich echt nicht aufzustehen brauchen. Verdammt!«, fluchte ich vor mich hin murmelnd.

»Entschuldige. Ich hatte nicht im Sinn deinen Tag zu ruinieren«, sagte eine Stimme. Ich erkannte die Stimme nicht, doch es handelte sich eindeutig um eine männliche.

»Schon okay«, lenkte ich ein und begann meine Blätter zurück in meine Tasche zu stopfen.

»Nein, nicht okay«, widersprach die Stimme hartnäckig. »Lass mich das Chaos, das ich angerichtet habe, wenigstens selbst beheben.« Ich zögerte einen Moment, da ich es nicht so gern mochte, wenn ein Fremder durch meine Sachen stöberte, doch der Rempler ließ sich bereits auf die Knie fallen und stapelte den Inhalt meiner Tasche säuberlich auf. Mir blieb nichts Anderes übrig, als ihn machen zu lassen. Dafür blieb mir währenddessen Zeit, um ihn ausführlich zu mustern.

Jedoch war es vollkommen gleichgültig, wie viel Zeit ich gehabt hätte, um ihn zu mustern, viel gab es nicht zu sehen, da er mir gerade seinen Rücken zugewandt hatte. Einen kraftvollen Rücken, wie ich selbst durch die schwarze Jacke erkennen konnte, das musste ich zugeben. Dennoch nur ein Rücken. Dunkles Haar krauste sich auf seinem Kopf und stand lustig nach allen Seiten. Obschon dieses zerzauste Wirrwarr an Haar fast als verwahrlost gelten konnte, sah sein Haar gleichzeitig unfassbar seidig aus. In mir keimte der Wunsch auf, durch seine Locken zu streichen, um herauszufinden, ob sie sich so anfühlten, wie sie aussahen. Bevor ich mein Vorhaben umsetzen konnte, erhob er sich glücklicherweise und drückte mir meine Unterlagen in die Hände.

»Soweit ich erkennen konnte, ist alles noch heil.« Er hätte mir erzählen können, die Erde sei eine Scheibe; er hätte mir einen Meteoriten-Einschlag prophezeien können, der die gesamte Menschheit auslöschte – ich hätte nicht ein Wort mitbekommen. Seine Augen nahmen mich vollkommen ein, hielten mich gefangen. Ich musste mich in diesen moosgrünen Augen verlieren, nichts Anders schien gerade von Bedeutung zu sein. Nur mit größter Anstrengung gelang es mir, mein apathisches Starren zu beenden.

»D... d... danke«, stammelte ich. Ich redete mir selber ein, dass ich nur stotterte, weil ich fröstelte, da der eisige Novemberwind kalt unter den Stoff meiner Jacke kroch. Dieser gutaussehende und offenkundig hilfsbereite junge Mann hatte selbstverständlich absolut keinen Einfluss auf meine Sprachfertigkeiten. Wäre auch zu lächerlich gewesen.

»Es tut mir wirklich leid!«, entschuldigte er sich zum wiederholten Mal. Dabei fixierte er mich mit seinen Augen, um seine Ernsthaftigkeit zu unterstreichen.

»Ich weiß«, sagte ich mit einem Nicken, »aber vergiss es. Es ist doch nichts passiert.« Ich lächelte einerseits, um freundlich zu sein, andererseits auch, weil ich innerlich aufatmete, da ich wieder im Stande schien, meinen vollen Wortschatz zu verwenden, ohne mich dabei zu verheddern.

»Dann habe ich ja noch mal Glück gehabt. Es wäre halt echt schade gewesen um... dein Gesicht und so... Ich meine, weil dein Gesicht hübsch ist. Also nicht nur das Gesicht, aber ich sehe hauptsächlich dein Gesicht... Also versteh mich nicht falsch, ich mein damit nicht, dass es mir nicht ausreicht, nur dein Gesicht zu sehen. Ich bin vollkommen zufrieden, dein Gesicht zu sehen... Ach, ignorieren wir, was ich gerade von mir gegeben habe und konzentrieren wir uns auf diesen Kaugummi, der hier auf dem Boden klebt und dahinvegetiert.«

Meine Augen wurden groß bei dem äußerst ungewöhnlich formulierten Kompliment und weil ich mich noch nicht peinlich genug angestellt hatte, kiekste ich wie ängstlicher Hamster und kicherte dann vor mich hin, weil die Situation auf so vielen Ebenen absurd war. Wie eine naive Cheerleaderin in den Hollywoodschnulzen, über die ich mich immer fürchterlich aufregen konnte. Jetzt musste ich nur noch anfangen in einem knappen Röckchen mit Pompons herum zu wedeln, dann konnte ich den Preis für hirnloses Benehmen mit strahlendem Zahnpasta-Lächeln empfangen.

»Ich muss jetzt los. Heute ist mein erster Arbeitstag!«, riss der Fremde mich aus meinen Gedanken. Ich konnte ihm ansehen, dass er seine Worte mit Bedacht wählte. Ich musste mich nicht fragen warum.

»Viel Glück und viel Erfolg«, wünschte ich ihm und drehte mich weg. Da heute wirklich nicht mein Tag war, kriegte ich es doch tatsächlich beim ersten Schritt hin, über meine eigenen Füße zu stolpern. Ich konnte mich auffangen und das Gleichgewicht halten, aber meine Aktion war leider nicht ungesehen geblieben.

»Wir sind wohl beide ein bisschen tollpatschig«, gestand er nervös ein.

»Ein kleines bisschen ist gut«, nuschelte ich in meinen Schal und verdrehte die Augen. Er quittierte meine und seine Blamage – obwohl man bei mir eher von Blamagen sprechen sollte, Mehrzahl – mit einem schiefen Grinsen. Ich schmunzelte ebenfalls. »Musstest du nicht los? Ich übernehme keine Verantwortung dafür, wenn du an deinem ersten Arbeitstag zu spät kommst«, scherzte ich. Im selben Moment schalt ich mich eine dumme Kuh. Da traf man einen netten Kerl und mir fiel nichts Besseres ein, als ich fortzuschicken? Sehr gut gemacht, Jenna.

»Du hast recht. Die Arbeit habe ich schon fast wieder vergessen. Ich sollte mich sputen! Vielleicht sieht man sich irgendwann mal wieder.« Er zwinkerte mir so charmant wie nur möglich zu und verschwand in der Menschenmenge. Ich bedauerte die äußerst geringe Wahrscheinlichkeit, mit der ich ihn wiedersehen würde. Gut, dass der Zufall sich einen Scheißdreck um Wahrscheinlichkeiten scherte.

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