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Donnerstag, 1. August
,,Also was du damit im Grunde sagen willst, ist, dass das Gerät, das du ihm eingesetzt hast, defekt ist“, bemerkte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Namjoon hatte mich und meinen Ehemann heute Morgen angerufen und zu sich ins Büro bestellt. Er hatte am Telefon zwar entspannt geklungen, doch ich hatte bereits geahnt, dass etwas passiert war. Ich hatte bis jetzt nur keine Ahnung gehabt, worum es ging.
,,Ich sagte nur, dass ihm eins der Originalgeräte eingesetzt wurde und diese haben ein paar Schwachstellen entwickelt“, erklärte Namjoon.
Das Gerät, welches Jungkook bei seiner letzten Operation eingesetzt bekommen hatte, schien einige Fehler zu haben. So etwas war natürlich durchaus zu erwarten, da es eine Versuchsreihe war. Trotzdem hatte ich gehofft, dass keine Probleme entstehen würden.
,,Es ist also ein Sammlerstück. Wenn ich sterbe, stellst du es einfach bei eBay rein“, scherzte Jungkook und lachte.
Ich schenkte ihm einen ernsten Blick und zeigte ihm, dass ich die Situation alles andere als witzig fand.
,,Im Moment bedeutet das nur, dass Sie sich wieder testen lassen müssen und zwar täglich“, teilte Namjoon wie immer in einem ruhigen Ton mit.
Nach all den Jahren als Chirurg hatte er die beruhigende Tonlage perfektioniert. Er wusste genau, was er sagen sollte und wie er reden sollte, um die Patienten nicht mehr zu beunruhigen als nötig.
Zu seinem Pech aber war ich ebenfalls Ärztin und durchschaute ihn sofort. Denn obwohl er ruhig blieb, schien er ebenfalls ziemlich beunruhigt zu sein.
,,Weil er wieder Diabetis bekommen könnte, habe ich Recht? Weil das Gerät im Grunde ein riesen Reinfall ist!“, wurde ich dann doch lauter.
,,Es gibt da nur ein paar Probleme“.
,,Die er versucht zu beheben. Deshalb heißt es auch Versuchsreihe“, nahm Jungkook den Chefarzt in Schutz.
Namjoon nickte dankend und rückte seine Brille zurecht.
,,Die gute Neuigkeit ist, wir haben rausgefunden, wo der Fehler liegt und wir arbeiten hart daran, eine Lösung dafür zu finden“, versicherte Namjoon und öffnete uns die Tür, damit wir ohne weiter zu diskutieren sein Büro verließen.
Seufzend ging ich neben Jungkook her und versuchte die uns soeben vorgelegte Information zu verarbeiten.
,,Hey, ich kannte die Risiken als sie mir das Ding eingesetzt haben. Außerdem, wenn ich täglich herkommen muss, kann ich dich öfter sehen“, lächelte er.
Ich erwiderte sein Lächeln nur leicht und verbarg meine Sorgen nicht. Schließlich ging es hier um die Gesundheit und um das Leben meines Mannes.
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Nach dem kurzen Gespräch mit Namjoon hatte ich Jungkook zu einer Operation mitgenommen und löste somit mein Versprechen ein. Er wollte nämlich schon seit Langem mal sehen, wie mein Tag so ablief.
Als ich den Operationssaal wieder verlassen hatte, konnte er mit der Schwärmerei gar nicht mehr aufhören.
,,Du warst der Wahnsinn da drin. Du sahst einfach so sexy aus“.
Lachend zog ich ihn auf dem Weg durch den Flur in einen Bereitschaftsraum und schloss die Tür hinter uns ab.
,,Was passiert denn hier drin?“, fragte er verwirrt und schaute sich um.
Statt zu antworten, umarmte ich ihn und drückte meine Lippen auf seine, während ich den Reißverschluss seines Hoodies aufmachte.
Grinsend erwiderte er meinen Kuss und begann damit, mir meine Klamotten nach und nach auszuziehen, ehe er mich hochhob und auf eines der Betten legte.
,,Das ist also der berüchtigte Bereitschaftsraum?“, fragte er nach.
Ich nickte und schlang meine Arme um seinen nun nackten Oberkörper. Eigentlich hatte ich nie vorgehabt, ihm in einem dieser Räume näher zu kommen. Doch er verhielt sich gerade so süß, dass ich nicht wiederstehen konnte.
Außerdem fand meine nächste Op erst in zwei Stunden statt, da konnte ich mir ein wenig Zweisamkeit mit meinem Ehemann erlauben.
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,,Ich muss sagen...dieses Zimmer gefällt mir bis jetzt am meisten“, grinste Jungkook.
Er streichelte mir über den Arm und drückte immer wieder einen kurzen Kuss auf meine Stirn, während mein Kopf auf seiner Brust lag.
,,Meinetwegen könntest du mich immer zur Arbeit begleiten“, lachte ich und brachte ihn ebenfalls zum Lachen.
Unser Lachen verstummte kurz darauf und wir genossen die gemeinsame Stille, die er jedoch brach.
,,Mir ist eine Idee gekommen. Es ist ein wenig albern, ziemlich blöd eigentlich. Ich habe mich gefragt, ob ich das wirklich machen will aber ich glaube, ich werde das durchziehen“.
Ich drehte mich um und legte mich auf meinen Bauch, wobei ich meine Hände auf seiner Brust platzierte.
,,Ich will wieder studieren“, teilte er mir mit.
Ein wenig überrascht schaute ich ihn für einige Sekunden an, ehe ich etwas sagte.
,,Oh, okay. Albern...ist das nicht. Viele Erwachsene entscheiden sich später nochmal zu studieren“.
,,Ich habe mir gedacht...Medizin“, fuhr er fort.
,,Wow...ich meine...wow“.
,,Ja“.
Jungkook schien mit seiner Entscheidung zufrieden und glücklich zu sein, da er wie verrückt lächelte.
Natürlich stand ich als seine Ehefrau vollkommen hinter ihm. Zumindest versuchte ich es. Man entschied sich nämlich nicht einfach mal über Nacht dazu, die nächsten 5 bis 10 Jahre seines Lebens mit einem Medizinstudium zu verbringen.
,,Hey, wie spät ist es?“, fragte er und stand auf.
Er sammelte seine Klamotten, die auf dem ganzen Boden verteilt waren, zusammen und zog sich langsam an.
,,Wir müssen doch noch zu einer Op. Komm, zieh dich an“, forderte er mich auf und reichte mir meine Kleidung.
Schweigend streifte ich mir die Klamotten über, damit wir uns auf den Weg zu meiner nächsten Operation machen konnten.
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,,Was hältst du von der University of Seoul?“, fragte mich Jungkook während wir uns auf den Eingriff vorbereiteten.
Diesmal durfte er mich sogar in den Operationssaal selbst begleiten und nicht einfach nur oben auf der Galerie sitzen und alles von dort aus beobachten.
,,Ehm...ich weiß nicht“, antwortete ich.
,,Ich glaube, dort könnte ich es schaffen“.
,,Du könntest es schaffen? Okay...es tut mir leid aber man entschließt sich nicht spontan dazu, Medizin zu studieren“, bemerkte ich.
Irgendwie irritierte es mich, dass er die ganze Sache auf die leichte Schulter nahm. Arzt sein war nicht einfach nur irgendein Beruf, für den man sich aus Langeweile entschied.
,,Ach wirklich? Wie...wie war das denn bitte bei dir? Kam die Waldfee mit einem goldenen Skalpell und verwandelte dich in eine Medizin Studentin?“, scherzte er wieder Mal.
,,Haha“.
,,Das sollte kein Witz sein, ich meine es ernst. Wieso bewertest du meine Entscheidung anders als deine?“.
,,Der Unterschied ist...ich war 18“, sagte ich und betonte dabei das Alter.
Jungkook hob eine Augenbraue und hörte damit auf, sich fertig zu machen.
,,Na toll. Ich bin also zu alt. Was noch?“.
,,Ehm, keine Ahnung...hast du eine naturwissenschaftliche Ausbildung? Die Zulassungsprüfung gemacht?“.
,,Nein aber ich habe einen ordentlichen Abschluss. Ich weiß, wie man studiert“.
,,Nur ist das nicht gerade viel. Und falls du dich nach 4 Jahren Uni dazu entscheidest, Chirurg zu werden, folgen weitere Jahre als Assistenzarzt und Facharztausbildung“, erklärte ich.
Ich blieb ruhig und versuchte ihm die ganze Sache so gut es ging zu erklären.
,,Ich will überhaupt kein Chirurg werden. Es gibt viele Möglichkeiten nach diesem Studium. Das weiß ich“.
,,Okay, in Ordnung. Na schön. Ich finde es nur gerade so toll, wie es zwischen uns läuft und die Vorstellung, die nächsten 10 Jahre mit einem Medizinstudenten verheiratet zu sein, ist nicht sehr schön“, gestand ich.
,,Nein...es reicht dir, wenn ich dich weiter anhimmle“.
,,Nein Jungkook, das ist nicht wahr. So meinte ich das nicht-“.
,,Ich wäre fast gestorben! Meine Krankheit hätte mich fast umgebracht und dann bin ich dir begegnet. Dank dir habe ich eine Krankenversicherung. Ich habe eine Ehefrau und eine Lebenserwartung, die länger als 3 Monate ist und du willst also, dass ich meine Zeit verschwende?!“, unterbrach er mich.
Jungkook zog seine Haube aus und schmiss sie auf die Bank, auf welcher wir saßen.
,,Hör mir-“.
,,Wir sehen uns zu Hause“, fiel er mir erneut ins Wort und verließ den Vorbereitungsraum.
Ich schaute ihm schweigend hinterher und seufzte. Kurz hatte ich darüber nachgedacht, ihm hinterher zu laufen, mich aber dagegen entschieden.
Es hatte sowieso keinen Sinn mit ihm zu reden, wenn er aufgebracht war. Außerdem stand mir gerade eine Operation bevor, die meine volle Konzentration erforderte.
Ich würde heute Abend in Ruhe mit ihm darüber reden und versuchen ihn davon zu überzeugen, sich das nochmal gut zu überlegen.
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Erschöpft schloss ich die Haustür hinter mir und begab mich mit den zwei Packungen des Chinesischen Essens, das ich zuvor besorgt hatte, in die Küche.
Nach der Auseinandersetzung mit Jungkook hatte ich mich so mies gefühlt, dass ich uns beiden etwas Leckeres in seinem Lieblingsrestaurant bestellt hatte.
Ich wollte mich mit dieser kleinen Überraschung bei ihm für mein Verhalten entschuldigen und vielleicht konnte ich ihn ja mit etwas Essen von seiner Entscheidung abbringen.
Als ich den Raum betrat, stand Jungkook vor dem Waschbecken mit dem Rücken zu mir gedreht. Er war wohl immer noch ein wenig wütend.
,,Hey...das war unser erster großer Streit“, begrüßte ich ihn und stellte die Tüte auf dem Tisch ab.
Jungkook antwortete nicht und hustete stattdessen, was sich leicht schmerzhaft anhörte.
,,Was ist?“, fragte ich besorgt.
Er drehte sich mit großen Augen um und hielt sich die Hand vor den Mund, welcher voller roter Flüßigkeit war. Seine Lippen waren mit Blut getränkt, welches bei seinem weiteren Husten heruntertropfte.
,,Okay. Okay, okay, okay. Ist schon gut. Alles gut. Das wird schon wieder. Alles ist gut“, versuchte ich nicht in Panik zu geraten.
Augenblicklich schnappte ich nach einem beliebigen Handtuch und wischte ihm das Blut weg, während er auf seine in Blut getränkte Handfläche starrte.
,,Sieh mich an. Wir kriegen das schon wieder hin, okay?“.
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