Kapitel 6
Zusammen mit Ryan machte ich mich auf den Weg zur Sporthalle, weil wir als nächstes Sport hatten. Immer noch extrem sauer auf mich, wohlgemerkt!
Immer wieder stellte ich mir die Frage was denn in mich gefahren war. Ich hatte jemanden mit Absicht verletzt. Egal wie scheiße Jenny war, niemand verdiente es mit Absicht verletzt zu werden. Waren das auch Nebenwirkungen vom übernatürlich sein? Konnten sie so extrem ausahten? Konnten sie mich dazu bringen ein Mädchen anzugreifen, weil sie gelogen hatte und sich an meinen Bruder rangemacht hatte? Ja. Dachte ich. Ich glaube ich hätte es auch ohne 'Nebenwirkungen' getan. Ich würde eigentlich alles tun, um meine Familie zu beschützen. Egal wie schüchtern ich oft war. Doch selbst die Schüchternheit hätte mich nicht abgehalten. Ich war ganz offensichtlich nicht mehr so schüchtern wie sonst. Irgendwas hatte sich in mir verändert. Ich hatte mich verändert. Das klang wie in diesen Filmen, wo die Leute immer was von "Ich habe mich verändert" oder so brabbelten, jedoch meinte ich es ernst.
Mittlerweile meldete sich auch Ryan wieder zu Wort, nachdem er mich gefühlt den ganzen Weg bis zur Sporthalle angestarrt hatte.
,,Also Ehm..", fing er an, doch ich unterbrach ihn ehe er weitersprechen konnte.
,,Hör zu, ich habe keine Ahnung was da in mich gefahren ist. Ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du mich aus diesem Schlamassel gerettet hast, wirklich, aber ich denke nicht, dass ich darüber reden möchte.", ratterte ich runter und sah dann zu Boden.
,,Also eigentlich, wollte ich nur fragen, ob du weißt was wir gleich in Sport machen", entgegnete er schmunzelnd und ich fing an zu lachen. Er stieg mit ein und wir amüsierten uns wirklich sehr. Noch bis wir an der Turnhalle ankamen, fingen wir immer wieder an loszulachen. Um die Situation zu vergessen, oder weil es wirklich witzig war wusste ich nicht genau.
An der Sporthalle trennten wir uns dann, weil er in die Jungsumkleide ging und ich in die Umkleide für Mädchen.
Ich zog mir meine Sportklamotten an und ging zusammen mit meiner Flasche und meinem Asthma-Spray, welches ich zu jeder Sportstunde mitnahm, zur Sporthalle. Lustlos setzte ich mich auf die Bank in der Halle und wartete darauf, dass unser Sportlehrer Mr. Danvile kam und ich die Doppelstunde Sport hinter mich bringen konnte.
Lange musste ich auch nicht warten, da er schon fünf Minuten später äußerst gut gelaunt die Halle betrat. Da mittlerweile fast alle Schüler aus meiner Klasse da waren begann Mr. Danvile uns mit schon fast strafbarer guten Laune zu erzählen, dass wir die Doppelstunde Sport zusammen mit einer zwölften Klasse verbringen würden. Und glaubt mir, ich war zwar nicht gläubig, aber in diesem Moment habe ich zu allen mir bekannten Göttern gebetet, dass es nicht die Klasse von Jenny, Melissa, Lucy und Justin war!
Warum wir mit denen zusammen Sport hatten? Weil Mr. Danvile meinte sie könnten uns vielleicht ein wenig helfen, bei unserem neuen Thema. Kampftechniken.
Er erzählte uns, dass er uns in Vierergruppen aufteilen würde und jede Gruppe dann vier Zwölfis kriegen würde. Ja, er sagte wirklich Zwölfis. Nachdem mir mein Leben dann auch Mal wieder bewiesen hatte welches Pech ich doch hatte, indem ich mit Kian in eine Gruppe kam hatte ich noch weniger Lust. Ich hätte mich freuen sollen, da ich ihn doch eigentlich hätte vergöttern müssen, jedoch wollte ich das nicht. Ich wollte nicht mit ihm reden, weil ich zugegebener Maßen etwas sauer war. Zuerst verhielt er sich wie das letzte Kindergartenkind, und stellte mir ein Bein, und dann rettet er mich 'Anonym'. Was hatte das überhaupt für einen Sinn? Kian war doch jemand der gerne im Mittelpunkt stand! Außer Kian waren noch Ryan, Clara und Lucia, ein anderes Mädchen mit honigblonden schulterlangen Haaren und braunen Augen aus meiner Klasse, in meiner Gruppe.
Weiter konnte ich nicht denken, weil dann auch schon die zwölfis reinkamen. Kurz schloss ich die Augen und sendete erneut ein Stoßgebet ab. An Gott, Jesus, Zeus, Poseidon, Athene, Artemis, Apollo, Ares und was wusste ich denn wen noch! Doch alles half nichts. Es war genau die Klasse, die ich unter allen Umständen nicht als Partner haben wollte.
,,So meine Lieben, die aus der Zwölften gehen bitte jeweils zu einer Gruppe von den Elften. Immer 4 Elfte und vier Zwölfte bitte!", rief Mr. Danvil und beobachtete dann wie wir Schüler reagieren würden. Wie als hätte er es erwartet bewegte sich keiner und wir standen unschlüssig da, weshalb der gute Herr sich dann selbst in Bewegung setzte und ein paar Schüler aus der Zwölften zu ein paar Schülern aus der Elften zog. Am Ende blieben außer meiner Gruppe noch drei andere Gruppen übrig. Von den Leuten aus der Zwölften standen noch mehrere mir bekannte Gesichter. Jenny war, wie mir auffiel gar nicht dabei gewesen. Wahrscheinlich saß sie in dem Augenblick gerade bei ihren Eltern Zuhause und erzählte ihnen was für ein schrecklicher und grausamer Mensch ich war, und das sie mich auf der Stelle anzeigen mussten.
Huch, einmal nicht aufgepasst da waren es mit meiner Gruppe eingezählt nur noch zwei. Übrig von den zwölfis blieben Justin, Melissa, Lucy und David. Von den vier anderen waren es drei Mädchen und ein Junge, deren Namen ich aber nicht wusste.
,,Alsooo und euch acht hübsche hier teile ich dann einmal sooo", fing Danvile an und teilte sie in zwei Gruppen. In der einen waren der unbekannte Junge, David, Melissa und eines der unbekannten Mädchen und in der anderen Justin, Lucy und die zwei anderen Mädchen. Und jetzt ratet Mal wen ich bekam? Jackpot, die Gruppe mit Justin und Lucy!
Einerseits freute ich mich, dass ich so dazu kam Lucy ein paar Fragen zu stellen, doch andererseits hatte ich nun wirklich so gar keinen Bock darauf meinem Bruder gegenüberzustehen, nachdem ich seiner neuen kleinen Jennyjenn eine übergezogen hatte. Wenn der auch nur im Ansatz kapieren würde warum!!
Wir verbrachten alle ungefähr zwanzig Minuten damit uns von der Lehrerin der Zwölften und von Danvile verschiedene Kampftechniken vorstellen zu lassen und sollten uns dann zusammen mit unserer Gruppe entweder draußen auf dem Innenhof oder in der Halle einen etwas größeren Platz suchen um anzufangen. Der Plan war, dass immer ein Zwölfklässler gegen einen Elftklässler antreten würde und sie für fünf Minuten kämpfen würden. Danach würde innerhalb der Gruppe gewechselt werden.
Meine Gruppe entschied sich dafür drinnen zu bleiben, da bis auf noch eine andere Gruppe alle rausströmten. Die andere Gruppe ging in eine Hälfte der Halle und wir in die andere. Dann teilten wir uns in Zweierpaare auf und ich trat als erstes gegen eines der mir unbekannten Mädchen an, dass wie ich erfuhr Kassandra hieß.
Na dann konnte der Spaß ja beginnen...
Dafür, dass ich mich in meinem Leben weder geprügelt hatte, noch einen Selbstverteidigungskurs belegt hatte, lief es ganz gut. Kassandra war flink, aber dafür nicht wirklich stark. Ich muss gestehen, ein oder zwei ziemlich gute Treffer habe ich mir eingehandelt, aber Kassandra war schlimmer dran. Ich kam richtig in Rage und wandte mich flink unter dem Arm von ihr durch, während ich ihr den anderen Arm auf den Rücken drehte. Aua, das musste schmerzhaft sein..
Kassandra ging immer weiter in die Knie und es schien, als hätte ich sie unter Kontrolle, als sie sich so schnell wie der Blitz plötzlich umwarf und mir die Beine wegtrat. Ich wollte aufspringen, als wir beide auch schon die Trillerpfeife hörten, die ansagte, dass die Leute ihre Kampfpartner tauschen sollten.
Justin kam auf mich zugetrottet und hatte einen Gesichtsausdruck, bei dem wahrscheinlich selbst die Karibik zu Eis gefrieren würde. Oh Mist..
Schnell schaute ich mich um und erblickte Lucy die gerade auf dem Weg zu Clara war. Clara hatte sie noch nicht bemerkt, also sprinntete ich zwischen die beiden und überfiel Lucy damit, dass wir gegeneinander kämpfen würden. Wirklich durchdacht war das nicht, denn sie fing an zu grinsen und meinte nur ,,Gut so, ich hab noch nh Rechnung mit dir offen für Jenny." Und dann ging es auch schon los. Sie schoss auf mich zu und wollte mich umwerfen, jedoch sprang ich im letzten Augenblick zur Seite. Sie hatte eine Rechnung offen? Ich hatte Fragen. ,,Wie hast du das gemacht heute Morgen? Du hast die Zeit angehalten! Zeig mir, wie das ging!", brachte ich heraus, während sie zum gezielten Schlag in meinen Bauch ansetzte. Ehe ich zur Seite springen konnte war es schon zu spät. Ich schloss die Augen und machte mich auf den Schmerz gefasst, doch da kam keiner..
Als ich meine Augen öffnete stand ich 3 Meter entfernt von Lucy, die sich verblüfft umschaute. Als sie mich entdeckte wurde ihr Blick entschlossen. Sie kam auf mich zu, packte meinen Arm und bevor ich reagieren konnte zog sie mich Richtung Tür, die zum Trakt führte, wo die Umkleiden waren. Sie ging mit mir in eine unbesetzte und verriegelte die Türen.
,,So, und jetzt mal Klartext. Bist du eine der Auserwählten?" Auserwählten... Das klang komisch, wenn man es laut aussprach..
,,Ja, bin ich. Ich gehe davon aus, dass du ebenfalls eine bist. Liege ich da richtig?", fragte und sagte ich fast schon selbstbewusst.
,,Natürlich bin ich eine! Was denn auch sonst? Warum du? Was ist an dir besonders?", fragte sie mich und ich konnte ihr leider keine Antwort geben, weil ich es selbst nicht wusste..
,,Ich habe keine Ahnung. Doch du könntest mir bitte mal erklären, was du alles weißt, anstatt mir hier zu erklären ich wäre es nicht wert!", schoss es aus mir heraus und ich guckte sie erwartungsvoll an. Auf einmal wirkte sie wirklich müde und fing an zu reden.
,,Nagut, am Sportunterricht will ich momentan eh nicht teilnehmen, also erzähl ich dir mal alles, was ich weiß..
Es gibt ein Internat Namens IFÜ. Das weißt du bestimmt bereits. Dort kommen jedes Jahr 50 neue Leute hin, meistens im Alter von 15-19. Manche sind die ersten in ihrer Familie, manche hatten schon vorher Übernatürliche in ihrer Familie. So wie ich. Die übernatürliche Linie zieht sich seit Jahrhunderten durch meine Familie. Meine Ur-Ur-Ur-Ur Großmutter war eine Hexe, genauso wie meine Ur-Ur-Großmutter und meine Groẞmutter. Ganz damals, als meine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur Großmutter lebte, war sie eine der Mitgründerinnen des IFÜ. Nun bin ich an der Reihe. Weißt du, je mehr Leute in einer Familie bereits übernatürlich waren, desto stärker werden die Nachkommen. Verstehst du? Es passiert nur sehr selten, dass Cousinen oder Cousins gleichzeitig als übernatürlich geboren werden. Diese sind dann wirklich verdammt mächtig und beherrschen im Gegensatz zu anderen Übernatürlichen mehrere Fähigkeiten. Sind sie also zum Beispiel Hexen oder Hexer beherrschen sie mehr als nur eine Zauberkunst. Das was du da eben im Sportunterricht gemacht hast, war definitiv Teleportation. Darauf kannst du stolz sein, diese Fähigkeit beherrschen nicht viele. Verstehst du, normalerweise beherrschen Hexen und Hexer jeweils nur eine einzige Fähigkeit. Es kann vorkommen, dass eine Hexe oder ein Hexer mal zwei beherrschen, jedoch müssen dann schon viele aus ihrer Familie vor ihnen übernatürlich gewesen sein. So wie bei mir. Ich habe bemerkt das ich nicht nur eine beherrsche. Übernatürliche Geschwister jedoch, gab es noch nie. Da mag man sich auch gar nicht vorstellen wie mächtig sie sein würden...
Bevor man ins Internat kommt und regelmäßig seine Kräfte testet und sie rauslässt ist man oft schnell gereizt und wird schnell angressiv. So wie du vorhin.", meinte sie und bedachte mich mit einem Blick, der nur so viel hieß wie 'du hast meine Freundin geschlagen!'. Dann redete sie weiter.
,,Bei Cousinen und Cousins ist es noch schlimmer. Sie müssen nicht nur regelmäßig ihre Kräfte rauslassen, sondern müssen ein Team werden. Bis sie nicht gegenseitig anerkannt haben, dass sie ein Team sind, sind sie unberechenbar. Ihre Kräfte geraten andauern durcheinander und es läuft vieles schief. Sie brauchen ein Gleichgewicht, was dann ihr "Teampartner" ist. Naja, also das erstmal so als Grundwissen was die Fähigkeiten angeht. Nun noch ein wenig zum Internat.
Also wenn wir ankommen, werden uns Zimmer zugeteilt mit 2-3 anderen Leuten vom selben Geschlecht. Ob du mit anderen Hexen oder doch Vampirinnen oder Werwölfinnen in ein Zimmer kommst, kannst du nie wissen. Du brauchst jedoch keine Angst vor Vampiren oder Werwölfen haben. Sie sind eigentlich ziemlich harmlos. Soweit alles verstanden?", beendete sie ihren Satz und sah mich erwartungsvoll an. Euhmm... Was?
Cousins, Geschwister nie passiert, IFÜ, Bananenbrot, Übernatürliche Linie, Teamp- warte mal.. Von Bananenbrot hatte sie ganz sicher nicht geredet!
Es dauerte mindestens 30 Herzschläge, bis ich meine Sprache wiederfand und ihr antworten konnte. Wenn auch stotternd..
,,J-Ja, ich denke ich habs kap-piert. Meine einzige Frage an die ich mich noch errinere wäre, ob du weißt wer noch zu den Auserwählten gehört?"
Lucy sah mich prüfend und skeptisch an.
,,Haben sie dir nicht die übliche eine Person gesagt?", fragte sie und zog die Augenbrauen zusammen, die ich eigentlich automatisch glattstreichen wollte, weil ich es irgendwie nicht ertrug sie so zu sehen. Erst dann begriff ich was sie gesagt hatte und zog selbst die Augenbrauen zusammen. Langsam schüttelte ich den Kopf. ,,Nein, haben sie nicht", antwortete ich ihr.
,,Komisch, eigentlich kriegt man immer eine Person gesagt die mit einem ins Internat geht. Meistens die Person, mit der man zusammen abgeholt wird, weil man in der Nähe wohnt. Bei mir war es Kian, der müsste glaube ich in deiner Klasse sein." Komisch, warum sagte man Lucy eine Person, aber mir nicht? Ich hatte ja sogar noch nachgefragt, wer von meiner Schule noch auserwählt worden war.. Und da hatte der Mann mir gesagt ich würde das noch erfahre- Warte mal... KIAN?! Oh mein Gott... Kian.. Ich hatte immernoch nicht mit ihm geredet.. Sollte ich das überhaupt? Ich mein, er hatte es ja wohl nicht umsonst anonym gemacht. Vielleicht dachte er ja sogar ich wüsste nicht wer es war?
,,Hallo? Erde an blöd aussehende Göre? Noch jemand da?", hörte ich dann auch schon die Stimme von Lucy die mich aus den Gedanken holte. Und da war sie wieder, die blöde Zicke.. Und ich dachte ich hätte eben so etwas wie einen kleinen Funken gespürt, als könnte wir mal Freunde werden..?
Ich sah sie an und verdrehte die Augen. Falsch gedacht..
,,Ey du sahst gerade verdammt blass aus! Ich dachte schon du kippst gleich um eh. Ich hätte jedenfalls keinen Krankenwagen gerufen! Aber wie ich gehört habe, hälst du es ja sowieso etwas länger in Ohnmacht aus, oder?", ratterte sie alles runter. Kann sie auch mal aufhören zu reden?
,,Naja, wir sehen uns dann ja. Ich werde den Rest des Tages wahrscheinlich schwänzen, also ja, bis dann.", schloss sie ab und stand auf um zur Tür zu gehen.
,,Hey! Lucy warte mal, wollen wir vielleicht Nummern austauschen? Kann vielleicht nützlich sein..?", fiel mir noch ein und ich lächelte sie aus irgendeinem Grund an.
Sie sah nicht sehr erfreut aus, willigte aber trotzdem ein, also tauschten wir Nummern aus und gingen beide getrennte Wege. Sie in ihre Umkleide und ich zurück zum Sportunterricht.
Wirklich Lust mitzumachen hatte ich nicht mehr, aber schwänzen konnte ich nicht, weil ich es mir nicht leisten konnte, dass sie meine Eltern anriefen.
Mr. Danville fragte mich, warum ich weg war und wo Lucy steckte und ich dachte mir sowas aus, wie "Ihr war übel und ich habe sie begleitet." geglaubt hat er mir das eh nicht, aber dann hatte er wenigstens etwas, was er ins Klassenbuch eintragen konnte. Justin hatte sich wohl dazu entschieden mich einfach zu ignorieren, was mir irgendwie genau Recht kam.
Nach der ersten Sportstunde verabschiedete sich die zwölfte Klasse dann. Die zweite Sportstunde verging wie aufkochende Milch. Zuerst denkst du das Warten nimmt nie ein Ende, und dann geht es plötzlich ganz schnell.
Schneller als ich gucken konnte befand ich mich in der Umkleide und dann in einer Ecke des Pausenhofs, in die normalerweise niemand fand. Doch jetzt ratet mal wer den Weg zu mir fand..
,,Du findest mich auch echt überall, oder? Stalkst du mich etwa?", fragte ich und versuchte dabei ernst zu bleiben. Es gelang mir eher weniger, weil ich kurz darauf schon anfing zu lachen..
,,Na immer doch. Und als nächstes entführe ich dich und zwinge dich dazu Französisch zu lernen. Dann bist du wenigstens nicht mehr so still im Französischunterricht!", antwortete er. Und danach murmelte Ryan noch etwas, was ich nicht genau verstand. Es hörte sich irgendwie so an, als hätte er sowas gesagt wie "Dabei hast du so eine schöne Stimme", aber das war ganz sicher nur Wunschdenken.
,,Kann ja nicht jeder so ein Französisch-Profi sein wie du Monsieur neuf fois intelligent oder so ähnlich!", sagte ich und guckte ihn gespielt vorwurfsvoll an.
,,Tja, ich kanns halt. Aber nein, Spaß bei Seite. Meine Mutter hat früher 3 Jahre in Paris gelebt, und hilft mir meistens mit Französisch.", meinte er. Ich antwortete zwar nicht, aber machte einen Gesichtsausdruck, der eindeutig sagte 'Respekt an deine Mum!'.
Ryan und ich quatschten die Pause durch und am Ende der Pause war ich wirklich traurig, dass ich ihn wahrscheinlich so schnell nicht wiedersehen würde..
Ich hatte an dem Tag nur noch eine Doppelstunds Kunst, was relativ entspannend war und fuhr dann mit dem Bus nach Hause. Im Bus jedoch traf ich wieder auf Leon.
,,Hey! Wie war dein Tag?", fragte er voller Elan, was ihm jedoch entwich, als er merkte wie ich drauf war.
,,Also diese Miene deute ich mal als nicht so gut.. Kann ich was für dich tun?", fragte er voller Rücksicht und guckte mich besorgt an. Ich zwang mich zu lächeln und schüttelte den Kopf.
,,War nur ein wenig anstrengend heute, alles gut. Und wie geht's dir?", stellte ich seine Frage an ihn gerichtet und sah zu, wie die Sorge in seinem Gesicht Stück für Stück verschwand und nur noch ein kleiner Rest übrig blieb.
,,Ach Naja, das übliche halt. Nicht gut, aber auch nicht schlecht. Schule halt.", sagte er mit so einer Gelassenheit, dass ich lachen musste und zustimmend nickte.
Wie in letzter Zeit des öfteren unterhielten wir uns den Rest der Fahrt und als er aussteigen musste umarmte er mich kurz, aber doch so gefühlsvoll, als würden wir uns nicht wiedersehen. Es machte mich traurig, weil ich daran denken musste, dass es wirklich so sein würde. Ich konnte mir nicht sicher sein, ob ich ihn in den nächsten Jahren sehen würde..
Als ich Zuhause ankam, rief ich einmal ins Haus, dass ich Zuhause sei, doch bekam keine Antwort. Ich schaute in der Küche, als auch im Wohnzimmer nach, doch nirgends war jemand. Dann sah ich im Flur am Spiegel einen Zettel kleben, auf dem stand
"Sind einkaufen, falls wir euch noch was besonderes mitbringen sollen schreibt eine Nachricht.
-Mum und Dad"
Nun, das konnten sie ja natürlich nicht wissen, aber für mich werden sie wohl vorerst nichts mitbringen müssen...
Nachdem ich meine Schuhe unten im Regal verstaut hatte und meine Jacke in den Schrank gehängt hatte ging ich hoch auf mein Zimmer, um mich nochmal ein wenig entspannen zu können, bevor der große Augenblick kommen würde.. Würden meine Eltern bis dahin wieder Zuhause sein? Es war mittlerweile 14:45 Uhr, dass hieß ich hatte noch genau zwei stunden und fünfzehn Minuten, bis sie mich abholen würden. Was sollte ich nur in der Zeit machen? Sollte ich meiner Familie einen Brief schreiben? Ich glaube das wäre definitiv angebracht, angesichts der Umstände..
Ob sie sehr sauer auf mich sein würden, oder sich Sorgen um mich machen würden?
Ich schnappte mir also einen Stift und ein paar Blätter und fing an zu schreiben..
,,Hey ihr Lieben..
Ich weiß gar nicht so genau, wo ich überhaupt anfangen soll. Ich habe noch nie eine Art Abschiedsbrief geschrieben und das soll dieser Brief hier eigentlich auch gar nicht werden, sondern er soll eine Art Informations-Brief sein, indem ich euch erkläre, was mich dazu gebracht hat vorerst nicht mehr da zu sein.
Für euch mag es wohlmöglich komplett bescheuert und dumm klingen, dass ich diesem Dewey vertraue, doch nun frage ich euch, vertraut ihr mir? Denn wenn ihr mir vertraut, dann glaubt mir, dass ich meinem Gefühl folge und mich mein Gefühl auf den richtigen Weg bringen wird.
Ihr erlebt nicht das, was ich erlebe. Ihr könnt vielleicht nicht glauben, dass es dort draußen tatsächlich Leute gibt, die Beispielsweise mehr Kraft besitzen, als andere. Doch genauso ist es.
Und ich weiß nicht wie das möglich ist, aber ich bin eine dieser Personen. Ich kann Sachen, die andere nicht können.. Und dabei rede ich nicht, von Beispielsweise jonglieren, nein ich rede vom Gedankenlesen, oder etwas wie... Teleportation?
Ich hoffe ihr werdet verstehen, warum ich mit ihnen gegangen bin.. Macht euch keine Sorgen, sobald ich die Zeit dazu finde, werde ich euch anrufen und es wird alles gut.
Ich habe euch ganz doll lieb!
-Eure Olivia
Mittlerweile war es 15:30 Uhr und ich beschloss Theo anzuschreiben und zu fragen, wann er nach Hause kommen würde. Es dauerte nicht lange, da schrieb er, dass er gerade im Bus saß und auf dem Weg nach Hause sei. Er fragte mich, ob bei mir alles okey sei und ich flunkerte ein wenig, und sagte, dass alles gut sei.
Doch leider war es genau das Gegenteil.. Ich bekam immer mehr Panik und bekam Angst, vor dem was passieren würde. Würden sie Experimente an mir durchführen? Sollte ich Angst vor den anderen Geschöpfen dort haben? Werde ich dort Möglicherweise Freunde finden? Oder würden sie mich dort alle nicht mögen...?
So viele Fragen geisterten mir durch den Kopf, bis ich 15:45 Uhr dann die Tür aufgehen hörte. Ich ging leise die Treppe runter und als ich entdeckte, dass es tatsächlich Theo war und nicht meine Eltern, ging ich zu ihm und umarmte ihn. Ich konnte nicht glauben, dass es Möglicherweise die letzte Umarmung für die nächste Zeit sein würde...
Würde ich ohne meine Brüder auskommen? Ohne meine Eltern? Ohne unseren Hund Ally? Es würde mir sehr schwer fallen, da ich so gut wie noch nie lange von ihnen getrennt war, aber wenn ich wirklich herausfinden wollte, was mit mir los war, musste ich dieses Opfer bringen.
,,Liv, alles okey bei dir? Du siehst etwas blass aus.", sagte Theo und schaute mich ein wenig besorgt an. Warum erkannte man bei mir immer sofort, wenn mich etwas störte oder etwas war? Warum konnte ich nicht einmal normal meine Gefühle verstecken, wie jeder andere Mensch auch?
Theo und ich unterhielten uns noch ein wenig, bis wir um 16:15 Uhr dann tatsächlich die Haustür hörten und die Stimmen unserer Eltern das Haus betraten. Automatisch machte sich ein mulmiges Gefühl in mir breit, so als hätte ich einen Fehler gemacht und müsste ein schlechtes Gewissen haben, doch tief in meinem Inneren, wusste ich, dass ich das richtige tat. Und Theo wusste das auch, weshalb er meine Hand nahm und mit mir zusammen nach unten ging, um beim Auspacken der Einkäufe zu helfen.
Fertig waren wir damit um 16:40 Uhr und ich ging hoch in mein Zimmer, um die letzten Sachen zu holen und einzupacken, wie zum Beispiel mein Handy. Dann schnappte ich mir den Brief, meinen Koffer und meine Tasche und versuchte so leise wie möglich die Treppe damit runterzugehen. Theo sah, was ich vorhatte und überredete meine Eltern mit ihm in den Garten zu gehen, damit sie mich nicht sahen. Wie dankbar ich ihm in diesem Moment war..
Leise schnappte ich mir meinen Schlüssel, zog meine Schuhe und meine Jacke an und trat aus der Haustür hinaus, um sie hinter mir wieder zu schließen.
Die 'Long way street' lag eine Straße weiter und war auch nicht gerade sehr lang, weshalb sie mich eigentlich nicht übersehen dürften, wenn ich mich an den Straßenrand stellte.
Ich stellte mich gegenüber von der Hausnummer 17 hin und stand dort keine fünf Minuten, als mir gegenüber auf einmal jemand aus der Haustür trat..
Genau in diesem Moment jedoch fuhr eine kleine schwarze Limousine zwischen uns beide und Dewey stieg aus.
,,Soso, ihr seid also beide hier und bereit zum Aufbruch? Na dann steigt mal ein!", sagte Dewey zu uns und forderte uns auf in den hinteren Teil des Wagens zu steigen. Wie in Schockstarre taten wir dies und das einzige, was ich im Auto rausbekam, war
,,Du?"..
Er schaute mich genauso verwirrt an und antwortete mit ,,Ich?", als der Wagen startete. Ich saß in einer kleinen schwarzen Limousine mit...
AHHHH, ICH WEIß ICH BIN GEMEIN, HIER NEN CLIFFHANGER REINZUBAUEN!!!
Aber Naja, hoffentlich hat euch wenigstens der Rest des Kapitels hier gefallen haha
Hab euch alle lieb❤️
Bleibt gesund! ✌🏻
Eure Lol✨
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