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▫️Zurück in Kay▫️

Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis wir endlich das Buschwerk durchdringen, das Kay größtenteils verbirgt.

Auf unserem Heimweg haben wir uns immer wieder umgesehen, ob uns auch ja niemand folgt, aber weder Ariu noch ich konnten jemanden erblicken.
Hoffentlich führen wir auch wirklich niemanden nach Kay.

Die Pferde haben es, entgegen aller Erwartungen, doch ohne Pause geschafft. Dafür sind sie jetzt völlig am Ende ihrer Kräfte.
Die Wachen vor den Toren zu Kay fuchteln mit ihren Waffen vor unserem Heuwagen herum und wollen uns zum Absteigen bewegen. Als sie jedoch den verdreckten Ariu erkennen, der sie verärgert ansieht und den bewusstlosen Lukka wahrnehmen, weichen sie schnell zurück und lassen uns passieren.
Ich vermute mal, dass meine Anwesenheit nicht wirklich dazu beigetragen hat.

Mir ist inzwischen, da ich nur mit meinem Pullover bekleidet bin, bitterkalt.
Ariu jagt die armen, erschöpften und schwitzenden Pferde durch das Tor, und trotz der späten Stunde sind wir sofort von einer Menschenmenge umgeben.
Lyda, die uns erkennt, bahnt sich einen Weg durch das Getümmel und lächelt uns dabei an. Ihr Lächeln fällt jedoch in sich zusammen, als sie Lukka sieht, auf dessen Schusswunde ich immer noch Arius Pullover gepresst halte.

Sie schlägt die Hände vor den Mund, hebt Lukka vom Kutschbock und nimmt ihn sanft in ihre Arme. Den blutdurchtränkten Pulli lässt sie bei mir liegen.
Dann macht sie sich eilig davon, vermutlich um Lukkas Wunde bei sich zu Hause zu versorgen.
Anscheinend gibt es hier weder ein Krankenhaus, noch Ärzte, sondern Lyda ist die erste Anlaufstelle für Kranke und Verletzte.

Ariu und ich springen ebenfalls auf.
Keiner von uns beiden will Lukka in diesem Zustand alleine lassen. Nicht, bis klar ist, ob er auch sicher überleben wird.
Wir stürzen Lyda hinterher, die den bewusstlosen Lukka noch immer in ihren Armen hält, und geradewegs in Richtung ihres Hauses davonschreitet.
Als sie uns bemerkt, wendet sie sich jedoch noch einmal um.

"Geht zum Richter und den anderen! Ich kümmere mich schon um ihn, ihr würdet mir dabei nur im Weg stehen. Erzählt den anderen, was passiert ist. Danach habt auch ihr euch etwas Ruhe verdient. Ich weiß, dass ihr euch Sorgen um den jungen Mann hier macht, aber glaubt mir, ihr helft ihm am meisten, wenn ihr uns jetzt erst mal alleine lasst. Ich informiere euch später über seinen Zustand!"

Unschlüssig wendet sich Ariu zu mir, während Lyda bereits wieder mit eiligen Schritten davonmarschiert. Ich lege ihm schnell eine Hand auf den Arm.
"Lyda hat recht. Wir würden im Moment weder ihr, noch Lukka mit unserer Anwesenheit behilflich sein."

Ariu nickt langsam, sein Blick bleibt jedoch von Besorgnis zerfressen.

"Da seid ihr ja!"
Ich blicke mich um. Die Stimme, die auf uns zukommt, gehört dem Richter.
"Was zum Teufel ist los?"

"Ariu!"
Eine Frau, deren Ähnlichkeit zu Ariu man sofort erkennt, stürmt hinter dem Richter hervor und ist bei uns, ehe er uns erreicht hat. Dann zieht sie Ariu in ihre Arme. Sie hat ebenfalls blonde Haare und auch beinahe dieselben wunderschönen Augen wie Ariu.
Der Richter steht mittlerweile daneben, zusammen mit mir, und legt ungeduldig die Stirn in Falten.

"Mom... ist schon gut."
Vorsichtig löst Ariu sich wieder aus den Armen seiner Mutter und sieht erst mich verlegen an, bevor er seinen Blick auf den Richter richtet.

"Wer ist der verletzte Mann?", meldet sich dieser wieder zu Wort.

"Er war ein Gefangener der Nachkommen", beginnt Ariu und ich bin ihm dankbar dafür, dass er das Reden übernimmt.
"Als wir aus dem Lager getürmt sind, wurde er von einem Nachkommen angeschossen."

Eine kürzere Kurzfassung hätte ich mir auch nicht ausdenken können. Aber ich sehe ihm an, dass er genauso erschöpft ist, wie ich, und seine Gedanken kreisen mit Sicherheit immernoch um Lukkas Zustand.

"Und ihr habt ihn einfach mitgenommen?", argwöhnt der Richter.

"Nein, er.... Können wir Ihnen das nicht später berichten? Bitte... ich breche sonst noch vor Erschöpfung zusammen."

Ich nehme Ariu seine Worte sofort ab, und sogar der Richter scheint einzusehen, dass wir beide erst einmal etwas Ruhe benötigen. Sein unwilliger Gesichtsausdruck spricht zwar für sich, aber letztendlich nickt er nur knapp.
"Ich werde morgen bei euch vorbeischauen."
Mit diesen Worten wendet er sich ab und marschiert davon.

Ariu seufzt. Nachdem der Richter von der Bildfläche verschwunden ist, spüre ich den Blick von Arius Mutter nun auf mir ruhen. Als ihm das bewusst wird, wendet er sich ihr zu.
"Mom - das ist Jenny."

Er wendet sich an mich und wedelt nachlässig mit den Armen.
"Jenny - meine Mutter Manuela."

Ich nicke ihr zu und weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wurde noch nie den Eltern eines Jungen vorgestellt... Und schon gar nicht in einer anderen Welt, in der mir immernoch jeder zu misstrauen schien. Ariu vielleicht ausgenommen.
Zum Glück erwidert Manuela mein Lächeln.

"Mom, kann Jenny bei uns übernachten? Vorher war sie bei Lyda, aber sie hat gerade bestimmt genug mit der Verarztung von Luk-, äh, unserem Begleiter zu tun."

Manuela mustert mich, dann zuckt sie die Schultern. "Von mir aus. Ein Zimmer haben wir ja noch frei."
Sie wendet sich an mich und weißt mit dem Kinn in eine Richtung.
"Dann komm mit. Da geht's lang."

Dann grinst sie, etwas, das mich vollkommen aus dem Konzept bringt. Ich hätte sie noch weitaus misstrauischer mir gegenüber eingeschätzt.
"Und danke, dass du auf meinen Sohn aufgepasst hast."
Manuela zwinkert mir zu.
"Manchmal hat er einfach die verrücktesten Ideen", meint sie dann kopfschüttelnd.

Ich kann nicht anders und grinse Ariu vielsagend und belustigt an, woraufhin er rot wird und seine Schuhe plötzlich sehr interessant findet.

Zu dritt laufen wir die Straßen von Kay entlang. Ich folge Ariu und Manuela, die vorangehen, und verliere mich in der Betrachtung verschiedener Häuser.
Recht bald bleiben die beiden vor dem blauen Haus stehen, das ich Ariu bereits vor dem Beginn unseres Auftrags betreten sah.

Manuela holt den Haustürschlüssel aus der Jackentasche und schließt die Tür auf. Wir ziehen unsere Jacken und Schuhe aus, wobei ich mir missmutig vorstelle, morgen nicht meine warme Winterjacke in die Schule anziehen zu können, da sie Ferien hier bei Ariu macht.

Anschließend laufen wir im Treppenhaus die Stufen hoch und Ariu zeigt mir das Gästezimmer. Manuela wünscht uns eine gute Nacht und verschwindet danach in ihrem Schlafzimmer.
Ariu lässt mich stehen und verschwindet in Richtung eines anderen Zimmers. Neugierig folge ich ihm und luge ebenfalls hinein.

Die schwarzen Wände hier sehen aus, als hätte ein wütendes Kind sie mit verschiedenen Rottönen bespritzt. Aber irgendwie wirkt das Zimmer dadurch total interessant.
"Cooles Zimmer!", sage ich ehrlich beeindruckt.

Ariu dreht sich lächelnd zu mir um. "Danke! Meiner Mutter und mir hat es richtig Spaß gemacht, die Wände zu verunstalten."

Er grinst, dann wendet er sich einem Schrank aus dunklem Holz zu und holt einen schwarzen Bettbezug, der wohl für mein Gästebett bestimmt ist, ein Kissen samt Überzug und eine dunkelblaue Bettdecke heraus.
Ariu schleift die Bettwäsche in das Gästezimmer und ich laufe ihm wieder hinterher, wie ein kleiner Hund seinem Herrchen. Ich lehne mich in den Türrahmen zum Gästezimmer und schaue zu, wie Ariu mit geschickten Bewegungen das Bett bezieht.
Nachdem er fertig ist, werfe ich mich mit Anlauf aufs Bett und vergrabe meinen Kopf im Kissen. Ariu beobachtet mich lachend.

"Ich glaube, ich lass dich dann mal schlafen, was? Neben dem Bett ist ein Lichtschalter, den wirst du wohl noch schaffen zu betätigen, bevor du einschläfst, oder?"

Offensichtlich erwartet Ariu keine Antwort, denn ich höre, wie sich seine Schritte entfernen. Ich drehe mich umständlich um und sehe ihm hinterher. Dabei fällt mein Blick auf ein Poster an der Wand neben der Tür, durch die Ariu gerade im Begriff ist, hinauszugehen. Auf dem Poster ist irgendein Typ abgebildet, den ich logischerweise nicht kenne. Er sieht mich von oben herab an.
Ich frage mich, ob das irgendein Model ist. Gut aussehen tut der Mann auf jeden Fall, so wie er da selbstgefällig auf alle herabschaut.

Vielleicht stammt das Poster aus der Zeit, in der Manuela und auch meine Eltern so alt wie ich waren. Eine Sache, die Arius Mutter vielleicht noch aus ihrer Zeit als Teenager besitzt. Oder das Poster stellt einfach irgendeine aktuelle "Berühmtheit" dar. Klar, dass ich ihn nicht kenne. Einen VIP von der Erde hätten Ariu und Manuela wohl kaum in ihrem Gästezimmer hängen. Der Typ hier muss aus Veron stammen.

Aber auch dieser Gedanke kommt mir irgendwie unwahrscheinlich vor. Dann geht mir auch auf, warum: Ich habe, seitdem ich hier in Veron bin, noch KEINE EINZIGE Berühmtheit getroffen. Nicht, dass ich denke, hinter jeder Ecke fände ich einen coolen Musiker oder so. Ich meine eher, dass ich nicht weiß, ob es hier überhaupt so was wie VIPs gibt.

Präsidenten sind hier anscheinend Fehlanzeige, der höchste "Politiker" hier scheint der Richter zu sein. Musiker? Keine Ahnung. Sänger? Ebenso wenig Ahnung. Tänzer? Köche? Sportler? Die Antwort lautet immer gleich.

Ich rappele mich auf und tapse auf Socken zur Zimmertür, um mich noch einmal zu Ariu zu begeben. Bekomme ich keine Klarheit über diese Sache, wird mich mein ewiges Nachdenken noch um meinen Schlaf bringen, darin bin ich mir sicher.
Ich schleiche zu Arius Zimmer und schiebe die angelehnte Tür ein Stückchen auf, um in den Raum zu lugen.
Es wäre klüger gewesen, ich hätte vorher angeklopft.

Ariu steht mit dem Rücken zu mir.
Mit nacktem Oberkörper.
Er ist offensichtlich im Begriff, schlafen zu gehen.

Warum habe ich nicht so weit gedacht?

Ich kann nicht anders und starre ihn an. Wie er so da steht, in Jogginghose und seinen wirren blonden Haaren sieht er wirklich unfassbar gut aus. Attraktiv.
Die Muskeln an seinen Oberarmen machen das Bild perfekt.

Hatte ich gerade gedacht, der Typ auf dem Poster sähe modelmäßig aus?

Im selben Moment, in dem ich mich gerade dazu durchgerungen habe, mich wieder in das Gästezimmer zurückzuziehen und mir somit nicht mehr vorzukommen wie irgendein Spanner, dreht sich Ariu zu mir um und
erstarrt.

Sofort werde ich knallrot. Ich senke meinen Blick peinlich berührt auf meine Füße und schäme mich unendlich. Es fühlt sich schrecklich an.

Bestimmt denkt Ariu, ich hätte ihn absichtlich beobachtet und ...O Gott! Am Ende auch noch, dass ich ihn beim Umziehen beobachtet habe.
Ich bin nahe dran, loszuheulen.

Ganz langsam hebe ich meinen Blick wieder. Ariu starrt mich immer noch an. Sein Gesicht hat mittlerweile auch eine rötliche Färbung angenommen. Ich hoffe, dass diese nicht von Zorn oder Wut, sondern ebenfalls von der Scham herrührt.

"Ich... Ich... Es ist nicht so wie's aussieht. Ich steh nicht hier und beobachte dich..."

"Doch, also für mich sieht das schon so aus, als stündest du hier. Und bei Letzterem hab ich dich wohl gerade erwischt."

Zuerst will ich schnell etwas sagen, um seine Worte abzustreiten. Dann überrascht Ariu mich damit, dass er mich angrinst und schließlich in Gelächter ausbricht.
"Wenn du jetzt dein Gesicht sehen könntest...", prustet er.
Ich warte erstaunt, bis Ariu sich wieder gefangen hat.

"Seit wann stehst du schon hier?"
Ariu sieht mich nun ernst an.
Ich versuche zu erraten, was er gerade denkt, doch sein Blick ist unergründlich.

"Ich bin nicht sauer, falls es das ist, was du denkst", beschwichtigt er mich.
"Aber sag mir bitte die Wahrheit. Standest du schon hier, als ich noch Jeans trug..."
Weiter lasse ich ihn erst gar nicht kommen.

"Um Gottes Willen! Ich bin gerade erst gekommen, ehrlich! Das einzige Körperteil von dir, dass ich gerade eben zum ersten Mal ohne Kleidung gesehen habe, ist dein Oberkörper!"

Ariu hat den ernsten Gesichtsausdruck wieder abgelegt. Jetzt ziert ein freches Grinsen sein Gesicht.
"Und deswegen starrst du mich an wie hypnotisiert?"

"Ääh." Ich beschließe, mit der Wahrheit rauszurücken. Schlimmer kann die Situation ohnehin nicht mehr werden. "Ja?" Meine zaghafte Aussage klingt wie eine Frage.

Ariu lächelt noch immer leicht als er auf mich zukommt und mich in seine Arme schließt. Ich bin ein bisschen überrumpelt.
Und in dieser Umarmung, während ich die Muskeln unter der nackten Haut seines Oberkörpers spüre und meinen kompletten Körper eine Gänsehaut überzieht, wird mir plötzlich bewusst, dass diese Zuneigung, die ich schon von dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal begegnet bin, spüre, wahrscheinlich von Ariu erwidert wird.
Wenn ich auch noch nicht weiß, wie sehr - aber irgendetwas scheint er da auch zu spüren.

"Wieso bist du nicht wütend auf mich?", flüstere ich.

"Aus welchem Grund?", gibt Ariu leise zurück.

"Weil du mich dabei erwischt hast, wie ich wie ein Spanner in deiner Zimmertür stehe und du dich kurz davor umgezogen hast, zum Beispiel? Wieso schmeißt du mich nicht einfach raus?"

"Weil du kein Spanner bist. Weil ich nicht glaube, dass du mich auch anlügen würdest. Und falls dir diese Gründe nicht reichen: Ich hab mich im Bad, nicht in meinem Zimmer umgezogen."

Sein Lachen steckt auch mich an.
Er ist so toll.

Schließlich lässt Ariu mich los.
"Aber was wolltest du eigentlich von mir? Außer unverhofft einen Blick auf meinen Oberkörper zu erhaschen?"

"Oh. Ja. Ich wollte dich was fragen", antworte ich und versuche, mir meine eigentliche Frage wieder in Erinnerung zu rufen.

"Was denn?"
Ariu zieht eine Augenbraue nach oben.

"Gibt es hier in Veron auch Berühmtheiten? Leute, die einfach jeder kennt?"

"Wie kommst du denn auf die Frage?"

"Komm mit."
Ich drehe mich um und laufe, Ariu dicht hinter mir, zurück in mein künftiges Schlafzimmer.
Dann nicke ich dem Mann auf dem Poster zu.
"Der hier hat mich auf den Gedanken gebracht. Ist das irgendein Model oder so?"

Ariu prustet los und schüttelt lachend den Kopf. "Quatsch! Das ist mein Vater!"

Oh. Fuck. Natürlich.
Warum war mir die Ähnlichkeit nicht eher aufgefallen? Die vollen Lippen, die selbe markante Gesichtsform... die selbstverständliche Schönheit.

"Ähm... Wo ist dein Vater denn eigentlich jetzt?", frage ich, ohne lange darüber nachzudenken.

Er lässt den Kopf hängen und sieht zu Boden. Ich würde mich am liebsten ohrfeigen, dass ich ihn das gefragt habe.

"Ist schon okay, du musst nicht über ihn sprechen, wenn du nicht willst. Mir ist nur aufgefallen, dass ich ihn noch gar nicht gesehen habe, und, naja..."

"Nein, mir war schon klar dass dir sein Fehlen irgendwann auffallen würde. Mein Vater ist gestorben als ich noch ein Kleinkind war.
Er arbeitete außerhalb von Kay, hat sich seinen Lebensunterhalt und den von Mom, die sich um mich kümmern musste, als Steinmetz verdient. Er wurde von einem großen Felsbrocken erschlagen, der sich gelöst hat. Sein Leichnam wurde am Tag nach seinem Tod gefunden. Im hintersten Teil von Kay liegt ein Friedhof, auf dem liegt auch mein Vater begraben.
Meine Mutter spricht nicht gerne über seinen Tod, frag sie also am besten nicht nach Dad, ja? Sie versucht, die Erinnerungen an ihn zu verdrängen, und, obwohl sie den Ehering, den sie von ihm bekommen hatte, noch immer jeden Tag trägt, besitzen wir sonst nicht sehr viel, was als Erinnerung an Dad dienen könnte. Sie verschwindet meistens in ihrem Zimmer, nachdem sie mit irgendjemandem über Vater gesprochen hat, und kommt erst einige Stunden später mit verweintem Gesicht wieder heraus. Deswegen vermeide ich es weitestgehend, mit ihr über ihn zu reden. Er bedeutet ihr immernoch so viel... Mom und Dad haben sich wirklich sehr geliebt."

Ariu fährt sich verlegen durch die Haare.
"Ich vermisse ihn auch sehr. Wenn... wenn es dich interessiert, kann ich dir mal zeigen, wo er begraben liegt."

Ich sehe ihn sanft an.
"Das verstehe ich. Aber du musst mich nicht mit zu ihm nehmen, wenn du das nicht willst. Also, ich respektiere das schon, wenn du sagst, dass ich damit zu tief in deine Privatsphäre eindringe. Und ich werde vor Manuela natürlich nicht über ihn sprechen."

Ariu nähert sich mir und setzt sich auf die Bettkante. Dann sieht er mich an.
"Ich hätte dir das nicht angeboten, wenn es mir nicht etwas bedeuten würde, dass du mit zu ihm kommst. Hätte ich empfunden, dass du mir dadurch zu nahe trittst, hätte ich dir gar nichts Näheres über Dad erzählt."

"Dir würde es etwas bedeuten, wenn ich dich zu dem Grab deines Vaters begleiten würde?", frage ich schnell und atemlos.
Mein Herz fängt an, Purzelbäume zu schlagen.

Arius Augen huschen über mein Gesicht, anscheinend sucht er nach irgendwelchen Gefühlsregungen als Anhaltspunkt für seine weiteren Antworten. Ich versuche, ihm möglichst emotionslos in die Augen zu blicken und er seufzt.
"Ich meine halt, dass ich nicht jeden zu meinem Vater mitnehmen würde. Und dass auch viele diesen Vorschlag, zum Grab meines Dads mitzukommen, einfach ablehnen würden, weil sie keinen Sinn darin sähen."

Ariu zuckt hilflos mit den Schultern und weiß offensichtlich nicht mehr, was er sagen soll. Irgendwie weiß ich, dass Ariu mir den wahren Grund verheimlicht, wegen dem er möchte, dass ich mit zu seinem Vater komme. Aber ich will ihm in dieser Hinsicht nicht noch näher treten.

"Ich gehöre dann wohl zu der Minderheit, die dich gerne begleiten würde", antworte ich ihm deshalb schlicht.

Arius Gesicht hellt sich schlagartig auf und er kann sein Strahlen nicht verbergen. Einige Zeit lang sieht Ariu mich einfach nur an. Ich wage es nicht, irgendetwas zu sagen. Schließlich beißt er sich auf die Unterlippe, strafft die Schultern und blinzelt ein paar Mal.

"Zu deiner eigentlichen Frage - mit Stars, Berühmtheiten und so weiter - das ist ziemlich schwierig zu erklären. Natürlich gibt es auch hier Leute mit besonderen Begabungen und sie werden auch hier besonders gefördert, aber mehr, damit sie der Gemeinschaft noch größeren Nutzen bringen können, nicht, um sie damit irgendwie anzupreisen."
Ariu zuckt die Schultern.
"Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll... In Kurzfassung: Es gibt schon Freaks in bestimmten Gebieten, aber es ist nicht so, dass sie deshalb von ganz Veron vergöttert werden."
Wieder zuckt er die Schultern.
"Sorry, aber besser kann ich's nicht erklären."

Wie sehr ich dieses schiefe Grinsen an ihm mag. Ich lächle.

"Bei dir daheim ist das anders, oder?"

"Ja, schon."

"Gibt es dort echt Personen, die ihr als Helden feiert? So richtige Vorbilder? Zu denen jeder aufschaut und denen jeder nacheifert?"

Aus irgendeinem Grund stimmt es mich traurig, dass ich Arius Fragen bejahen muss. Vielleicht, weil ich finde, dass man nicht versuchen sollte, jemanden zu kopieren. Oder aber, weil ich es traurig finde, dass viele der Stars nicht mit dem Ruhm und dem Erfolg umgehen können. Mich betrüben allerdings auch die Massen an Geld der VIPs, die im krassen Gegensatz zu den Hungerlöhnen der Armen stehen.

Ich seufze. "Ja, die gibt es."

Ariu sieht mich mit gerunzelter Stirn an und versucht offensichtlich zu verstehen, was in meinem Kopf vorgeht. "Was sind das für Leute? Ich meine, in welchen Gebieten gibt es denn solche Berühmtheiten?"

"In allen Erdenklichen. Es gibt Köche, Tänzer, Sportler, Forscher, Fotografen, Erfinder, Mathematiker, Autoren - es gibt überall jemanden, der alle anderen in den Schatten stellt. Und ganz vorne dran sind natürlich die Sänger und Musiker. Manchmal finde ich das alles ziemlich übertrieben. Ich will gar nicht wissen, wie viele Mädchen sich alle hoffnungslos in irgendeinen Sänger verliebt haben."

"Du auch?"

Überrascht sehe ich zu Ariu, der unter meinem Blick rot wird. Sofort hebt er die Hände.
"Sorry, das geht mich nichts an. Ist mir rausgerutscht"

Ich versuche, das Lächeln daran zu hindern, sich in meinem Gesicht breitzumachen.
"Kein Problem."

Ariu beißt sich auf die Unterlippe. Es ist offensichtlich, dass er doch noch auf eine Antwort gehofft hatte. Nach einigen weiteren Sekunden erhebt er sich schließlich vom Gästebett.
"Tja... Ich hau mich dann mal aufs Ohr."

Er wirft mir noch ein gezwungenes Lächeln zu. Allem Anschein nach hat Ariu mein Schweigen als "Ja" angesehen.

"Gute Nacht, Jenny", sagt er leise, sieht mich jedoch nicht an.

Schnell bemühe ich mich um eine Antwort, ehe er zur Tür raus ist.
"Gute Nacht. Und, Ariu.... Nein. Ich nicht."

Nun dreht sich Ariu doch noch einmal um und betrachtet mich mit einem unergründlichen Blick, doch ich habe das Lächeln, das über sein Gesicht gehuscht ist, gesehen.

"Träum was Schönes" ist das Letzte, was ich von Ariu höre. Dann zieht er leise die Tür hinter sich zu.

~ 🗝️ ~

"Drrrrrrrrrrrrrrrrrrrring!"

"Drrrrrrrrrrrrrrrrrrrring!"

"Drrrrrrrrrrrrrrrrrrrring!"

Stöhnend presse ich mir mein Kissen auf die Ohren. Aber diesmal schlage ich nicht unkontrolliert nach dem Wecker, sondern hebe nur langsam den Kopf und schalte ihn aus.

In dem Moment, in dem ich aufstehen will, stelle ich jedoch fest, wie blöd ich doch bin und lasse mich wieder zurück in meine Kissen sinken.

Heute ist doch Samstag.
Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass es auch noch Wochenenden gibt.
Mit einem Lächeln im Gesicht ziehe ich mir die Bettdecke bis zum Kinn hoch und bin nach ein paar gleichmäßigen Atemzügen wieder eingeschlafen.

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