▫️Vorbereitungen▫️
Ich erwache, weil mein Wecker wie blöd bimmelt und haue erst mal wild um mich, bis irgendetwas klirrend auf dem Boden zerschellt. Fluchend öffne ich die Augen.
Da stand wohl ein Glas auf meinem Nachttisch - jetzt liegt es in Scherben auf dem Fußboden meines Zimmers.
Mein Wecker klingelt immer noch, bis ich endlich den Aus-Knopf finde und ihn betätige.
In der Nacht habe ich gar nicht bemerkt, wie ich wieder nach Hause gesprungen bin, das habe ich diesmal einfach verschlafen. Insgesamt habe ich eigentlich recht gut geschlafen, wenn man davon absieht, dass ich erst gegen 23 Uhr eingeschlafen bin und mein Wecker jetzt schon um sechs Uhr in der Frühe klingelt.
Normalerweise gönne ich mir meine acht bis neun Stunden Schlaf, weil ich gemerkt habe, dass mir das am besten tut.
Jetzt werde ich mich aber wohl an um die zwei Stunden weniger gewöhnen müssen. Auch wenn die Tage immer anstrengender und ermüdender werden.
Ich erinnere mich an gestern Abend und seufze, als mir wieder einfällt, wo Ariu gerade ist und wo ich in einigen Stunden auch wieder sein werde. Meine Gedanken schweifen zum Letzten, was ich mitbekommen habe, bevor ich eingeschlafen bin. Neben Ariu.
Er hat doch nur gefroren, und dein warmer Körper war eben in erreichbarer Nähe, versucht eine miesepetrige innere Stimme einen Damm zu bauen, der die Welle an Freude aufhalten soll, die eigentlich vorhatte, an meinem Körper zu zerschellen.
Ich ignoriere die Stimme, woraufhin der Damm bricht und ein Grinsen sich auf mein Gesicht stiehlt.
Nach einem Blick auf den Wecker springe ich aus dem Bett, mache einen großen Bogen um die Scherben, die in alle Richtungen verteilt liegen, und hole schnell "Schäufele und Besele", wie meine Oma zu sagen pflegt.
Schnell kehre ich die Scherben auf, dann kultiviere ich mich, ziehe ich mich an, packe meinen Schulrucksack - diesmal genauer als gestern - und verlasse nach einem kargen Frühstück das Haus.
Den Schultag bringe ich widerwillig hinter mich, ich bekomme nur teilweise mit, was Herr Hejns und die anderen Lehrer von sich geben.
In Sport darf ich aufpassen, beim Bahnenlauf um den Sportplatz nicht von den Sportskanonen überrannt zu werden, hinter denen der Rest der Klasse herkeucht.
Am Ende der Sportstunde habe ich bestimmt nur ein Drittel der Runden der anderen gelaufen, weil ich mir lieber den Kopf über Arius und meine verzwickte Situation in Veron zerbreche, anstelle mich auf meine Füße und den Laufrhythmus zu konzentrieren.
Aber ich finde, man sollte es mir schon hoch anrechnen, dass ich überhaupt mitgelaufen bin.
~ 🗝️ ~
Endlich fährt der Bus in die Haltestelle ein, an der ich aussteigen muss.
Ich habe beschlossen, mir zu Hause erst einmal eine Liste darüber zu schreiben, was mir im Lager der Nachkommen bisher aufgefallen ist, und dann noch einmal mit dem Bus zu OBI zu fahren. Den Weg dorthin weiß ich noch von diversen Einkäufen nach unserem Umzug.
Auf dem Nachhauseweg fällt mir noch Weiteres für meine Liste ein, die ich zuhause gleich zu schreiben beginne. Meine Hausaufgaben verschiebe ich auf später.
Schließlich habe ich eine kleine Sammlung meiner Erinnerungen notiert.
• Ungefähre Einwohnerzahl:
• Größe des Lagers: riesig
• Anführer: bisher keine Namen bekannt, circa 15 - 20 Leute, nur Männer
• Wie viele Nachkommen gibt es circa?:
• Wie viele Leute aus dem Lager sind nur Anhänger der Nachkommen und selbst keine Nachkommen der verrückten Wissenschaftler?:
• Namen verschiedener Nachkommen:
• Namen verschiedener Anhänger:
• Woran man die Nachkommen erkennt:
(bisher keine Ahnung - an gar nichts?)
• Andere Details:
- Es gibt ein Rathaus, circa eineinhalb oder zweimal so groß wie das in Kay.
- Das Lager gab es wahrscheinlich schon, bevor die Nachkommen es besiedelt haben, es war vielleicht eine große Stadt, die sie nur ausbauen mussten (Marmortreppe!).
- Die meisten Männer sind durchschnittlich groß und ziemlich kräftig.
- Es gibt mehrere Zellen für Straftäter, sie sind durch einen langen Gang zu betreten, der hinter einer vergitterten Tür beginnt, die nach draußen führt und wie die Zellentüren verschlossen ist. Die Zellen sind ziemlich groß und der Boden einer Zelle ist mit circa zwei Meter Höhenunterschied zum Gang betoniert.
- Vielleicht kann man die Zellentür mit einem Brecheisen öffnen, das müssen wir noch ausprobieren.
Meine Liste besteht also hauptsächlich aus der Beschreibung der Zelle.
Ganz toll.
Ich sollte versuchen, mehr Informationen herauszufinden, bevor Ariu und ich aus dem Lager auszubrechen versuchen.
Auch wenn ich nicht weiß, wie.
Das Blatt, auf dem ich gerade die Stichpunkte niedergeschrieben habe, reiße ich aus meinem Block heraus, falte es zusammen und stopfe es in die Hosentasche, dann stecke ich noch einen Kulli dazu, um mir in Veron vor Ort Notizen machen zu können.
Dann begebe ich mich auf die Suche nach meiner Armbanduhr und lege sie auf mein Bett, um sie heute Abend nicht wieder zu vergessen.
~ 🗝️ ~
Als ich aus dem Bus steige, muss ich noch ein Stück in Richtung OBI laufen, dann habe ich den Baumarkt erreicht. Drinnen riecht es nach Baumaterial und allgemein nach Baumarkt, die haben immer so einen ganz eigenen Geruch. Mir gefällt er aber.
Schließlich habe ich die Abteilung mit Eisenstangen und ähnlichem gefunden.
Nachdem ich mehrere Stangen hervorgeholt und auf ihre Biegsamkeit getestet habe, entscheide ich mich für eine, die zwar ziemlich dünn ist, aber trotzdem stabil wirkt, und eine mitteldicke Eisenstange.
Sicher ist sicher.
Nachdem ich den Schildern wieder bis zur Kasse gefolgt bin, lege ich den Preis der beiden Eisenstangen vor die ältere Frau hin, die sich an der OBI-Kasse ihren Lebensunterhalt verdient.
Sie einfach auf so mitzunehmen, fühlt sich trotz allem irgendwie nicht richtig an.
Die Busfahrt nach Hause verläuft für meine derzeitigen Verhältnisse normal, und als ich zu Hause ankomme, fange ich mit meinen Hausaufgaben an. Nach einer Stunde bin ich fertig und sehe unten in der Küche im Kühlschrank nach, was an Essbarem im Haus ist. Mein Abendessen besteht aus einem Baguette, Wurst, Käse und einem Ei.
Als ich mich gerade nach oben in mein Zimmer begeben will, kommt mir ein Gedanke und ich husche noch einmal schnell zurück in die Küche.
Dann gehe ich hoch, packe meinen Schulrucksack für morgen und wühle anschließend in meinem Schrank nach einem etwas kleinern Rucksack, in dem ich die beiden Eisenstangen und auch die paar Brote verstauen kann, die ich gerade noch für Ariu belegt habe.
Danach lege ich mich aufs Bett und finde dort meine Armbanduhr vor.
Innerlich lobe ich mich für meine Idee vorhin, mittlerweile war die Uhr bei mir schon wieder in Vergessenheit geraten.
Mittlerweile ist es fast 17.30 Uhr, also habe ich noch circa eine Stunde Zeit, bis ich wieder nach Veron springe.
Vielleicht schaffe ich es ja, vorher noch ein wenig zu schlafen.
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