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Kapitel 2

Ich wache durch ein lautes Poltern auf, das sich anhört, als galoppiere eine ganze Büffelherde durch das Zimmer unter mir.

Sobald ich meinen Körper in die Senkrechte verfrachte, fängt mein Kopf an, wild zu pochen. Autsch. Ich trinke nie wieder so viel Alkohol, nehme ich mir zum hundertsten Mal vor. Dann brauche ich erst mal einige Sekunden, um mich zu lokalisieren. Ach ja stimmt, ich bin in meinem neuen Zimmer. 

Mit einem urgewaltigen Stöhnen kämpfe ich mich aus der Bettdecke hervor, die sich mit meinen Beinen zu einem Seemannsknoten verflochten hat. Unter mir rumpelt es wieder. Wer oder was macht denn da so einen Krach?! Sid etwa? So ein seltsamer Name... 

Ich schlurfe ein paar Meter vom Bett weg und wundere mich, dass die Tür zu meinem Zimmer verschwunden ist, bis mir wieder einfällt, dass ich ja durch die Bodenluke klettern muss. Wie habe ich es gestern eigentlich hinaufgeschafft? Ich kann mich nicht erinnern.

Beherzt greife ich nach dem Messingring, um die Falltür, pardon, Bodenluke aufzuklappen. Sie bewegt sich keinen Zentimeter. "Frechheit!" Da sehe ich, dass ich draufstehe. Ich schließe für einen Moment peinlich berührt meine Augen. Zum Glück gab es keine Zeugen. Naja, außer der Spinne in einer der Zimmerecken, aber solange sie keine Buchstaben in ihr Netz einweben kann, um jemandem diese Situation zu schildern, habe ich wohl nichts zu befürchten.

Ich mache einen Schritt zur Seite, reiße die Klappe auf und klettere die knarzende Treppe hinunter. Langsam und Schritt für Schritt wie eine Oma. Auf halbem Weg bleibe ich erschrocken stehen, denn durch die Stufe vor mir erspähe ich drei fremde Gesichter, die mich sehr verstört anstarren.

Bin ich vielleicht nackt? Ich schaue panisch an mir herunter. Nein, ich habe zumindest ein T-Shirt an. Dafür leider das mit der Aufschrift "Couch Potatoe", das mir Phil zu Weihnachten geschenkt hat. Es zeigt eine Kartoffel, die faul auf einem Sofa sitzt und Chips konsumiert (quasi eine Kannibalen-Kartoffel). Wir haben irgendwann einen Wettbewerb daraus gemacht, wer dem anderen das peinlichere Geschenk überreicht. Und ich kann stolz verkünden, dass ich der momentane Sieger bin, denn die Bauchtasche, die in ihrer Optik und Form einem haarigen Bierbauch nachempfunden wurde, trägt Phil wirklich nur sehr ungern.

"Hallo." Der große Mann mit grau meliertem Haar räuspert sich. Dabei rückt er seine karierte Krawatte zurecht.

"Ähm, hallo", sage auch ich. Ist das ein Makler oder warum steht der hier im schnieken Anzug?

Mein Blick richtet sich auf die blonde, ebenso große Dame neben ihm. Sie scheint so um die fünfzig zu sein. Und mit ihrer pastellblauen Rüschenbluse samt Schlupf zu cremefarbenem Faltenrock und den schwarzen Lackschuhen ist sie ebenfalls sehr schick gekleidet. 

"Und du bist..?", fragt mich der potenzielle Makler stirnrunzelnd. Wieso ich? Die müssten sich doch vorstellen, nachdem sie hier so ohne Vorwarnung eingedrungen sind.

"Ich bin der Hausgeist", will ich schon trotzig erwidern, aber ich möchte an meinem zweiten Tag hier noch keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Deswegen sage ich so freundlich wie möglich: "Ich bin Milla und ich wohne hier."

Die drei versuchen zu lächeln. 

Vielleicht sollte ich endlich den Rest der Treppe hinabsteigen und sie nicht nur durch die Stufe mustern.

Die Frau tritt nach kurzem Zögern nach vorne und reicht mir die große Hand.

"Freut mich, dich kennenzulernen, Milla. Ich bin Margarete Huber." Ich ergreife ihre Hand und schüttele sie. "Und das ist Konrad. Er zieht heute ein." Sie deutet auf den hellblonden Jungen rechts von ihr, der nervös von einem Bein aufs andere tritt. Er ist etwa in meinem Alter und trägt neben einem fiesen Seitenscheitel ein graues Polohemd und eine beige Cordhose. 

"Oh schön!" Ich gebe mir Mühe, freundlich zu klingen und lächle Konrad zu, der knallrot anläuft. Wieso zieht er erst heute ein? Das dritte Zimmer war doch schon belegt, sonst hätte ich es mir gekrallt. Hatten sie etwa in den letzten Tagen schon seine Möbel hierhergebracht, um das Zimmer zu reservieren? Wie die Strandliege mit einem Handtuch?

"Nun gut, dann werden wir mal weiter machen. Wir müssen noch die restlichen Schränke aufbauen", sagt die Frau, bei der ich davon ausgehe, dass sie Konrads Mutter ist. Aha, daher kam also der Lärm. Ich nicke und die drei verkrümeln sich in Konrads Zimmer.

Jetzt muss ich mich erst mal vollfressen! Nach einer alkoholreichen Nacht könnte ich jedes Mal die Speisekammern aller Fast-Food-Restaurants leeren und danach noch die Auslage sämtlicher Feinkostgeschäfte verschlingen.

Durch einen beiläufigen Blick in den großen Wandspiegel im Flur wird mir klar, warum Konrad und seine Eltern mich so entsetzt angeschaut haben. Herrgott im Himmel, ich sehe furchtbar aus! Meine orangeblonden Wellen stehen zu allen Seiten ab und mein Gesicht ist so verknautscht, als hätte ich es mehrmals gefaltet.

Außerdem ist das T-Shirt nicht so lang, wie ich es in Erinnerung hatte. Und nicht so locker. Ich habe im letzten Jahr nochmal deutlich zugelegt (vielleicht aufgrund der vielen Schokopuddings) und bin jetzt ein bisschen pummelig. Aber wirklich nur ein klitzekleines bisschen, versuche ich zu euphemisieren. Und überhaupt, ist doch nicht schlimm. Dann gibt es halt ein bisschen mehr von mir.

In der Küche steht Sid am Kühlschrank und versucht etwas Essbares hinter den Bierflaschen hervorzuziehen. Unglaublich, wie viele davon immer noch im mittleren Fach rumdümpeln. Als ich ihr einen guten Morgen wünsche, knurrt sie mich nur an. Okay, sie ist wohl kein Morgenmensch. Dafür teilt sie großzügig ihr Essen mit mir, denn ich habe es noch nicht geschafft, zum Supermarkt zu gehen. Wir schmausen also ausgiebig und quatschen ein bisschen, während neben uns die Bohrmaschine losgeht.

"Was ich dich noch fragen wollte..." Sid schreit fast, um den Lärm zu übertönen.

"Wie hast du es geschafft, die Schule ohne Zusatzjahr abzuschließen, obwohl du ein Jahr in Ecuador warst?"

Ich verschlucke mich am Orangensaft. Oh nein, bitte nicht! Bitte lass mich nicht wieder Märchen über mich und mein Leben erfunden haben. Das habe ich als Kind sehr oft gemacht, weil ich mir durch die Oma-Gardinen und die abgenutzten Schuhe so langweilig und gleichzeitig sonderbar vorkam. Alle anderen stellten immer die neuesten Markenklamotten zur Schau, während ich aufpassen musste, dass mir die Schuhsohle nicht abfiel.

Als wieder einmal Witze über mein Aussehen gemacht wurden, behauptete ich, dass ich ein Star Undercover war, der unter keinen Umständen auffallen durfte. Leider durchschauten mich ein paar meiner Mitschüler sofort. Trotzdem hatte ich damit einen Weg gefunden, das Leben zu leben, von dem ich immer träumte: voller Abenteuer und Bewunderung. Was ich nicht schon alles erlebt habe und wo ich nicht schon überall war! Einmal bin ich in meinen Erzählungen in einem Gartenklappstuhl, an den ich hunderte von Helium-Ballons gebunden habe, über die Dächer der Nachbarschaft geflogen. Ein anderes Mal habe ich im Italien-Urlaub einen Kriminalfall gelöst und dabei eine thailändische Prinzessin aus den Fängen skrupelloser Entführer befreit. Diese Prinzessin unterhielt daraufhin einen regen Briefwechsel mit mir und schwor mir ewige Dankbarkeit. Danach unternahm ich eine alleinige Wandertour durch die Pyrenäen und wurde bei einer Steinlawine für drei Tage verschüttet. Als ich mich endlich selbst befreien konnte, fand ich eine verletzte Eule, die ich aufpäppelte und deren Dankesruf ich noch Jahre später nachts von meinem Fenster aus hörte.

Zugegeben, das war nicht sonderlich glaubwürdig. Und meine Mitschüler verspotteten mich dadurch umso mehr. Aber trotzdem entwickelte ich meine Fähigkeiten in Sachen Lügen weiter und wurde irgendwann richtig gut! Ich mied zu unwahrscheinliche Geschehnisse und flocht hier und da Wahrheiten mit ein, sodass es einer kombinatorischen Begabung bedurfte, die Lügen zu enttarnen. Dennoch wuchsen mir ein paar der Lügenkonstrukte über den Kopf und ich verlor mich in Widersprüchen. Das führte zu einigen unangenehmen Situationen, weshalb ich mir irgendwann geschworen habe, dass ich mit diesen Schwindeleien aufhören würde. Und eigentlich funktionierte das eine Weile auch ganz gut. Bis der Alkohol in mein Leben schwappte...

"Ecuador?" Ich tue so, als hätte ich sie aufgrund der Bohrmaschine nicht ganz verstanden.

"Du hast mir doch erzählt, dass du in der elften Klasse ein Jahr in Ecuador warst", versucht sie mir auf die Sprünge zu helfen.

Super. Hätte ich nicht eine Eins in Mathe erfinden können? Das wäre leichter zu vertuschen gewesen.

Der moralisch richtige Weg wäre jetzt, einfach zuzugeben, dass ich sie angelogen habe. Ja, das ist am besten. Das tust du jetzt, pflichtet mir auch mein Gewissen bei. Aber sie schaut so beeindruckt und wenn sie erfährt, dass ich es nie über Österreich hinaus geschafft habe, ist sie bestimmt enttäuscht von mir. Und gelangweilt... Egal, reiß dich zusammen und beichte ihr jetzt, dass du sie angelogen hast. 'Gelogen' klingt so böse. Ich habe doch nur meinen Lebenslauf ein wenig 'ausgeschmückt', oder? Wie auch immer, sag es ihr jetzt! Du musst aus deinen alten Mustern ausbrechen, bevor sie dir das Leben wieder schwer machen! Okay.

Ich schaue in ihre erwartungsvoll dreinblickenden Augen und mache den Mund auf. Bevor ich mir überlegen kann, wie ich taktisch klug vorgehe, höre ich mich sagen:

"Ach, stimmt! Ja, zum Glück konnte ich online alles nachholen, was ich verpasst habe, während ich in Ecuador war. Und das, was sie dort unterrichtet haben, war auch nicht so viel anders als das, was ich in Deutschland gelernt hätte." Ich klappe den Mund wieder zu und bin frustriert. So viel also zu 'aus den alten Mustern ausbrechen'. In Gedanken gebe ich meinem Stolz eine gehörige Backpfeife.

Sid nickt anerkennend.

"Wie war das so... Das erste Mal alleine in einem fremden Land? Und dann auch noch so weit weg!"

Wo liegt Ecuador überhaupt? Und was wird da gesprochen?

"Das war am Anfang echt komisch. Aber meine Gastfamilie hat mich so herzlich aufgenommen, dass mein Heimweh sofort weg war!"

"Wow. Und wie war das mit dem Essen? Was gab es denn da so?"

Ohjee, langsam wird das Eis zu dünn, auf dem ich mich bewege.

"Es gab meistens Nudeln mit Gemüse." Das Essen gibt es doch überall auf der Welt, oder? "Mein Gastvater..." Ich suche nach einem Namen, der in jeder Sprache existiert. "... Jesus, konnte ziemlich gut kochen und selbst die einfachsten Gerichte haben immer sehr köstlich geschmeckt."

Oh oh, ich mache es immer schlimmer. Kurz überlege ich, ob ich die Lüge nicht doch noch auflösen kann, aber nein, jetzt ist es zu spät.

"Das hört sich echt toll an!" Sid ist begeistert.

Bevor sie mich noch weiter ausquetschen kann, frage ich:

"Hast du eigentlich schon unseren neuen Mitbewohner kennengelernt?"

Sie grinst und nickt.

"Wir haben uns den Spaßbremsen-Gott höchstpersönlich ins Haus geholt."

Obwohl das schon ziemlich gemein ist, muss ich kichern.

"Ach, vielleicht ist er ja ganz witzig, wenn seine Eltern weg sind", versuche ich Konrad gutzureden. Schließlich konnte man früher auch nicht von meinem ersten Eindruck auf meinen Charakter schließen. Erst seit meinem Übergangsjob in der Fahrradwerkstatt habe ich das Geld, um mir normale Klamotten leisten zu können und trage jetzt nur noch einfarbige Kleidungsstücke. Den Drang nach jeglicher Art von Mustern habe ich wohl für den Rest meines Lebens gedeckt!

"Du hättest sehen sollen, wie seine Eltern mich angestarrt haben. Richtig angewidert! So, als wäre ich ein Alien. Sie haben wohl noch nie jemanden mit Piercings gesehen", erzählt Sid und rollt mit den Augen. Damit könnte sie sogar recht haben. Vielleicht hielten sie Sid auch für eine Kriminelle, die das unschuldige Konradchen mit ihren fraglichen Moralvorstellungen verderben wollte. Während ich in Gedanken diverse Theorien für ihr unfreundliches Verhalten aufstelle, widmet sich Sid wieder ihrem Marmeladen-Toast, den sie aus Ermangelung eines zweiten Tellers einfach auf dem Tisch geschmiert hat. Blöderweise hat uns die Vermieterin weder Besteck noch andere Küchenutensilien überlassen. Vermutlich glaubt sie, dass es bei uns sowieso nur abhandenkommt und hält es so lange unter Verschluss, bis sie die Wohnung in den Sommer-Semesterferien vorübergehend an Touristen vermietet. Die wenigen Dinge, die wir haben (ein Löffel, zwei Gabeln, ein Messer und ein paar Kochutensilien) hat Sid beim Umzug von Freunden abstauben können. Und dafür bin ich ihr sehr dankbar, sonst müssten wir unsere Nudeln im Wasserkocher zubereiten. Nur das Besteck- und Geschirr-Problem sollten wir in den nächsten Tagen noch angehen.

Als wir aufgegessen haben, beschließe ich, meine Kartons auszupacken, komme allerdings nicht weit, denn nach dem fünften Karton schlafe ich auf dem Teppich ein. Es war nämlich gerade mal acht Uhr, als Konrad und seine Eltern mich geweckt haben, also meine tiefste Schlafphase!

Ein zögerliches Klopfen holt mich unsanft aus einem Traum über Polohemden, Jesus und Bohrmaschinen. Ich öffne die Augen und zucke zusammen. Keinen Meter vor mir schwebt Konrads Kopf über dem Rand der Bodenluke.

"Äh hallo, ich wollte mich nochmal persönlich vorstellen", stammelt er und hält mir seine Hand hin. Und dafür musst du mich wecken? Schon wieder? Ich rappele mich auf und wische mir eine Sabberspur aus dem Gesicht. 

Durch einen kleinen Smalltalk erfahre ich, dass Konrad in der Schule zwei Klassen übersprungen und kurz nach seinem sechzehnten Geburtstag sein Abi geschrieben hat (Donnerwetter!). Jetzt, wo er endlich siebzehn ist, möchte er Jura studieren und damit in die Fußstapfen seiner Eltern treten.

"Das ist super", freue ich mich. "Einen guten Anwalt kann ich immer gebrauchen." Konrad schaut mich irritiert an.

"Äh, ich meinte die Welt kann immer einen guten Anwalt gebrauchen", berichtige ich mich.

Konrad lacht zögernd. "Ja, das finde ich auch."

"Und du wusstest schon immer, dass du Anwalt werden willst?"

"Naja eigentlich will ich Richter werden." 

"Aber wieso das denn?" Einen Richter kann ich nicht so gut gebrauchen.

"Weil man als Anwalt auch Verbrecher vertreten muss und ich glaube, da würde ich extra schlecht verhandeln", sagt Konrad mit einem schüchternen Lächeln. Ich muss kichern.

"Hast du Lust ein bisschen am See zu spazieren?" Plötzlich hat mich die Unternehmenslust gepackt.

"Ja, warum nicht?" Konrad klingt erfreut.

♡ ❤ ♡

Huhu! ^^

Wer auch immer einen peinlichen Schlafanzug trägt, gibt diesem Kapitel jetzt ein Vote!

(Der Rest natürlich auch :p)

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