4 - Die Nixe: Flüstern in der Tiefe
Weite Schwärze.
Tief. Unendlich.
Ein Atem der Ewigkeit, die See.
Ohne Anfang, ohne Ende.
Ein schweres Flüstern, kaum hörbar.
Wellen, die tanzten,
flüsterten Geschichten von Untergang und Triumph.
Ein lebendiges Wesen, kalt,
wissend.
Das Meer.
Es umarmte nicht, es nahm.
Ein Abgrund voller Geheimnisse,
finster.
Ein Hunger, der nie endete.
Schweben, verloren,
in einer Welt, ohne Träume.
Ein Spiel aus Dunkelheit und Licht,
zerbrechlich wie der erste Hauch des Morgens.
Ruhig und rastlos zugleich.
Nur Wasser.
Nur Wind.
Nur Unendlichkeit.
Halb Fisch, halb Mensch.
Das waren Nixen.
Haut wie Mondschein, kalt und glitzernd.
Haar, so dunkel wie der Nachthimmel,
geheimnisvoll und voller Geschichten.
Augen, die die Tiefe der Welt in sich trugen,
den Schmerz und die Sehnsucht.
Ein Blick,
ein Ruf,
ein Lied,
das liebliche Versprechen und stummes Verderben vereinte.
Ihre Stimmen bittersüß.
Nixen waren wunderschön.
Das glaubte das Menschenvolk zumindest.
Doch hinter dem Lächeln lauerte die Wahrheit.
Hass, tief und brennend,
geboren aus Verlust und uralter Rache.
Ihre List war so alt wie das Meer selbst,
ein Teil seines unendlichen Spiels.
Sie hassten die, die sie jagten.
Menschen, Männer.
Fischer, Piraten.
All jene, die mit falschem Stolz dachten,
die See zähmen zu können.
Die Nixe lachte leise,
ein Klang, der im Wasser verhallte,
sich im Schaumschlag verlor.
Eine Umarmung, eine Falle,
aus der es kein Entkommen gab.
Verlorene Herzen - ihre Beute.
Verlorene Seelen,
die sich in den Wellen verloren,
von einem Lied verführt,
das die Dunkelheit selbst sang.
Die Nixe dieser Geschichte hasste auch.
Verabscheute.
Landbewohner hatten nichts auf See zu suchen.
Im Reich der Nixen.
Ihrem Reich,
wo die Wellen Spuren von Leben und Tod erzählten.
Doch die Menschen waren gierig.
Sie hatten hölzerne Kolosse gebaut,
Ungetüme,
die schwammen,
die Wellen durchbrachen,
den Wind fingen
und stolz wie Könige schwebten.
Schwimmende Titanen,
blind für die Welt, die sie durchquerten,
taub für das Flüstern der Tiefe.
Oh, wie sehr sie diese Kolosse versenken mochte,
das Knistern von brechendem Holz,
das Stöhnen von Seilen, die rissen,
die Angst, die in der Gischt aufschrie.
Wie viele Schwestern sie verloren hatte.
Wie viele Stimmen für immer verklungen waren,
unter den erbarmungslosen Schlägen menschlicher Hände.
Getötet, von Händen, die nach dem Unbekannten griffen,
die sich nahmen, was ihnen nie gehörte.
Von Seemännern,
die hölzerne Nixen an ihre Schiffe banden,
starr und leblos,
als sei das Abbild einer Nixe ihr Schutz.
Doch es war nur ein Hohn,
ein Trugbild,
ein starrer Blick,
eine tote Erinnerung.
Die See würde es ihnen vergelten,
und die Nixe würde den Ruf erheben,
der Männer in die Tiefe zog,
dorthin, wo nur Stille war,
und das Lied der Dunkelheit regierte.
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~ 430 Wörter
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