Eine Weile hüllt sich die Stille um uns. Tayzo und ich beobachten die ersten Fledermäuse, welche flink durch die Luft sausen, um die tieffliegenden Insekten zu erhaschen. Dabei lauschen wir den Grillen und singenden Vögeln, die alles in einen warmen Sommerabend-Klang tauchen.
Ich liebe diese blaue Stunde am Tag. Wenn die Sonne gerade hinter dem Horizont verschwindet und kurz danach, wenn das Licht sich stetig verändert.
Wir setzen uns wieder auf, um die letzten Strahlen zu erhaschen, ehe der Abend nun gänzlich Einzug hält und seine kühlenden Schwingen über uns ausbreitet.
Eine Wohltat. Und zugleich vermischt sich dieser magische Moment auch mit Gefühlen tiefster Innenkehr, Melancholie und Nostalgie.
Früher waren Tayzo und ich zu dieser Tageszeit ständig draußen. Meistens haben wir gespielt und dann manchmal gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist, sodass wir erst abends zurückkamen und uns damit natürlich des Öfteren Ärger einhandelten.
Ein warmes Gefühl schleicht sich in meine Brust, als ich daran zurückdenke. Warum ist das Leben heute manchmal nicht mehr so leicht? Ich versuche ja meistens noch so zu leben, wie ich es als Kind getan habe. Diese Leichtigkeit ist ein so kostbares Lebensgut, welches wir im Alltagstrott oft viel zu schnell aus den Augen verlieren.
Im Grunde liegt es ja in unserer Hand, das habe ich für mich schon begriffen.
Ich kann mir selber mein Leben so gestalten, wie ich es haben will, doch für diesen einen Moment merke ich, wie sich dieser Griff, in den ich all meine Pläne und Ziele hineingelegt habe ein klein wenig lockert. Als wäre er erschöpft. Halte ich manchmal zu sehr an ihnen fest?
Doch was geschieht, wenn ich sie loslasse und plötzlich ganz andere Dinge in mein Leben treten, die ich gar nicht haben will?
Ich seufze und lasse ergeben meine Schultern hängen. Für diesen einen Moment lass es egal sein. Nur für diesen Augenblick jetzt und hier. Ich will einfach mal loslassen. Nichts mehr halten, oder tragen. Einfach nur sein und mich fallenlassen.
Ich spüre eine ungeheure Erschöpfung und merke erst jetzt, dass das Leben als Reisende doch ziemlich viele meiner Kräfte beansprucht. Nicht falsch verstehen, ich liebe dieses Leben, doch gerade habe ich einfach dieses zutiefst sehnende Bedürfnis meinen Kopf an jemanden anzulehnen und für einen Moment einfach das kleine Mädchen von damals zu sein.
Keine starke Frau, sondern ein zerbrechlicher Mensch, welcher eine Schulter zum Krafttanken braucht.
Tayzo neben mir zu spüren ist so wohltuend.
„Darf ich meinen Kopf an deine Schulter anlehnen?", frage ich müde und sehe unsicher zu ihm auf. Der letzte Schimmer der Sonne reflektiert sich in seinen Augen, bis er im selben Moment gänzlich hinter dem Horizont verschwindet und somit seine faszinierenden Polarlichter in ihrem eigenen Licht erstrahlen.
„Na klar." Er räuspert sich leise und atmet dann tief durch, während ich meinen Kopf seitlich an seinen Oberarm schmiege.
Oh ja... Wie sehr ich diese Schulter gebraucht habe. Es fühlt sich an, als würde eine schwere Last von mir abfallen und diese einfach mit der Sonne davonfliegen.
Der erste Stern erstrahlt am Himmel und ich sehe verzaubert zu diesem hinauf. Tayzos Haut an meiner Wange. Ich könnte hier einschlafen...
Ich habe dasselbe mit der Schulter auf der letzten Reise schon einmal bei Phillip gemacht, als wir und Mila zusammen unterwegs waren. Damals war ich auch ziemlich kaputt, da die stundenlangen Fahrten zuvor ziemlich anstrengend waren.
Manchmal braucht man so etwas einfach, aber bei Tayzo fühlt es sich irgendwie noch anders an. Hier könnte ich einfach Ewigkeiten verweilen, ohne dass es komisch wird. Dennoch spüre ich nach gewisser Zeit, dass der Moment näher kommt zurückzufahren. Ich will Lil noch einmal sehen, ehe sie schlafen geht.
Tayzo bietet mir sogar an mich zu fahren, aber ich lehne beharrlich ab. Er wirkt müde und ich will nicht, dass er sich meinetwegen noch verausgabt. Allerdings lässt er sich nicht davon abbringen mich wenigstens bis zur Bushaltestelle zu begleiten und dort auch noch zu warten, bis ich eingestiegen bin.
So viel Fürsorge bin ich gar nicht mehr gewohnt.
Sein Blick ist das letzte, was mich verfolgt und die ganze Fahrt über mit einem warmen Gefühl begleitet. Er ist der beste beste Freund, den man sich vorstellen kann.
Ob es sich so anfühlt einen großen Bruder zu haben? Ich bin mir nicht ganz sicher... auch wenn wir als Kinder manchmal gespielt haben, dass wir Geschwister sind.
Ich spüre, wie der Tag heute in mir nachwirkt. In meinem Herzen flackert etwas bei dem Gedanken an ihn, wodurch ich schnell realisiere, dass ich im Moment vielleicht nicht zu viel über ihn nachdenken sollte.
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Den nächsten Tag widme ich mich durchgehend der Webseite. Das Auswählen und Formatieren der Fotos, die Texte, Layout und zusätzlichen Recherchen, welche beim Web-Kontent immer anfallen.
Als mich nach einigen Stunden das Klingeln meines Handys aus den Tiefen des Prozesses reißt, merke ich erst, dass es das Leben außerhalb, sowie meinen Körper ja auch noch gibt.
„Lil?", gehe ich ran und registriere, dass es wohl mal höchste Zeit wird eine Pause zu machen.
„Na, wo bist du gerade?"
Ich sehe mich um, als müsste ich mich selber erst orientieren. „Bei dir Zuhause, wieso?"
„Echt jetzt? Ich dachte, du machst die Stadt unsicher." Ich lächele.
„Ach quatsch. Irgendwie ist es gerade auch ganz schön einfach nur an einem Platz zu sein, um mich konzentrieren zu können."
„Worauf?"
„Ich bin gerade dabei die Webseite auszubauen."
„Oh, störe ich dann?"
„Nein, ganz und gar nicht. Es ist gut, dass du anrufst. Ich sollte vielleicht mal eine Pause machen." Höchst verstört blicke ich an mir hinab. Habe ich etwa immer noch meine Schlafsachen an?
Erschrocken, dass ich es noch nicht einmal geschafft habe mich umzuziehen klappe ich den Laptop zu. Wenigstens kann ich mit meiner heutigen Arbeit zufrieden sein. Ich habe recht viel geschafft. Sowohl auf der Tierstation-Seite, als auch auf meinem eigenen Block, auch, wenn ich bei Ersterer noch nicht gänzlich zufrieden, geschweige denn fertig bin.
Da fehlt auf jeden Fall noch einiges. Vielleicht sollte ich ein kurzes Video von ihnen machen, damit die Leute sich etwas mehr anschauen können? Und dann sollte ich natürlich die Spendenaktion bei Fabio bewerben, sobald er diesbezüglich konkretere Pläne hat.
Dann vielleicht die einzelnen Geschichten der Tiere...? Oder ist das zu viel?
Mein Schädel dröhnt.
„Yla?"
„Hm?"
„Ich habe gleich Schluss, wollen wir uns in der Stadt treffen und zusammen etwas essen?"
WAS? Lil hat gleich Feierabend? Perplex starre ich auf die Uhr meines Displays. Tatsächlich... es ist schon... Oh...
Ein lautes Magengrummeln tadelt meine Nachlässigkeit für mich zu sorgen, gepaart mit einem durchaus leerem Gefühl im Bauch, welches definitiv nicht gerade angenehm ist. Außer Wasser und einem Apfel hat er heute noch nichts zu sehen bekommen.
An sich stört es mich ja nicht hin und wieder zu fasten, aber dann will ich mir auch die Zeit dafür nehmen und nicht meine ganze Energie ins Schreiben und Recherchieren stecken.
„Äh, das klingt gut. Ich habe echt Hunger." Ich höre Lil regelrecht durch die Leitung grinsen.
„Super dann mache dich mal schick. Ich warte im Magnolienhain auf dich."
„Wieso soll ich mich schick machen?"
„Vertrau mir einfach."
Ich ziehe misstrauisch meine Augenbraue hoch. „Falls du irgendetwas planst, vergiss es!"
Sie lacht. „Keine Sorge, wir gehen nur etwas essen."
So ganz trauen tue ich der Sache zwar noch nicht, doch gegen Essen habe ich jetzt nun wirklich nichts einzuwenden. „Zur chilligen Chili?"
„Ähm, gerne... Wir könnten doch für die Vorspeise zum Chili und uns danach bei dem einen Café noch ein bisschen etwas für den Park später mitnehmen."
„Du meinst das Café mit diesem Typen?" Ich kann nicht verhindern bei diesem Gedanken innerlich meine Augen zu verdrehen.
„Ja, wieso nicht?"
„Lil...!", warne ich und versuche meine Beine auszustrecken. Verdammt sie sind eingeschlafen. Dieses Kribbeln ist echt unangenehm.
„Ach komm schon Yla, ich glaube, er hatte echt ein Auge auf dich geworfen und außerdem beißt er dich doch nicht, also zumindest nicht gleich..." Ich schnappe bei ihrer Anspielung empört nach Luft.
„Du Spinnerin." Sie kichert.
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Als ich sie wenige Minuten darauf auf einer der Parkbänke entdecke, sehe ich wie sie mit jemandem schreibt und dabei angeregt kichert. Das ist bestimmt Samuel.
„Hey", reiße ich sie aus ihrer Konversation und sehe wie sich ihre Wangen dabei ertappt schon fast rot färben.
„Oh, hey Yla." Ich schlendere grinsend auf sie zu. „Und, was habt ihr so geschrieben?" Ich weiß, das geht mich nichts an, aber ich kann nicht anders, als zu fragen. Ihre Geschichtsfarbe ist dafür einfach zu verlockend.
„Was meinst du?" Sie sieht mit unschuldigen Rehaugen zu mir hinauf. Zu unschuldig.
„Das weißt du genau." Ich presse meine Lippen zusammen, um zu verhindern, dass meine Mundwinkel es noch übertreiben.
„Wieso gehst du eigentlich gleich davon aus, dass ich mit ihm schreibe?"
Ich lege bezüglich der Ernsthaftigkeit ihrer Frage zweifelnd den Kopf schief.
„Das ist offensichtlich." Ertappt starrt sie vor sich auf die Bäume und dann auf ihr Handy. „Wirklich?"
Sie beißt sich verlegen auf ihre Unterlippe. Lil ist verlegen... Wenn das mal nicht eine Leistung ist. Dieser Typ hat einen Orden verdient und sie echt ganz schön um den Finger gewickelt.
„Und, was ist es jetzt, weshalb du rot werden musst?" Lils Augen formen sich sofort zu zwei Schlitzen. „Werde ich gar nicht."
Ich kichere nur und lasse mich neben sie auf die Bank sinken. „Zeig mal her", meine ich scherzhaft. Natürlich ist das nicht ernst. Mich geht nicht an, was sie schreiben, aber ich will sie einfach ein bisschen ärgern.
„Yla...", warnt sie und zieht schnell ihr Handy weg. Jetzt bin ich nur noch neugieriger, aber lasse es nochmals zu fragen. Ich will es ja nicht übertreiben.
„Ich mache doch nur Spaß. Du kannst natürlich mit ihm schreiben, was du willst." Ich wackele verschwörerisch mit den Brauen, woraufhin ihre Augen sich nur noch weiter verengen und ihre Wangen zugleich wieder an Farbe gewinnen.
Ein Schlucken folgt und dann ein nachdenklicher Blick. „Er hat nur gesagt... weil wir uns ja heute nicht treffen können, dass er das Date morgen dafür umso ausgefallener machen will, weißt du? Ich werde morgen Abend also... vielleicht etwas länger weg sein. Kann sein, dass du dann schon schläfst, wenn ich Nachhause komme."
... Falls sie Nachhause kommt...
„Ausgefallener?" Interessiert sehe ich sie an und frage mich im selben Moment, ob ich das wirklich so genau wissen will.
„Äähm, ja, wir albern nur gerade ein bisschen herum. Nicht der Rede wert." Das sehe ich anders. Aber zugleich überlasse ich es natürlich ihr, ob sie darüber sprechen will.
„Apropos Date, wir sollten uns jetzt mal um eines für dich kümmern." Entgeistert sackt mein Grinsen in sich zusammen. Das ist nicht ihr Ernst!
„Ach komm schon, jetzt sei hier nicht so eine Spaßbremse. Das wird lustig, vertraue mir."
„Ja für dich vielleicht." Liliane verdreht die Augen. „Wieso hast du eigentlich deine Schlabbersachen angezogen?"
Ha', ich wusste doch, dass mir diese heute noch nützlich werden. Falls sie wirklich vorhat, mich mit irgendwem verkuppeln zu wollen, – was ich nebenbei bemerkt sowieso nicht zulassen würde – dann wäre es besser, wenn ich mich nicht in meiner Bestform präsentiere.
Ich gehe doch auf kein Date. Oh Gott, alleine bei dieser Vorstellung graust es mich schon. Dieses unangenehme Schweigen und jeder versucht dem anderen zu imponieren und nur die allerbeste Seite von sich zu zeigen. Zumindest wird das in den Filmen oftmals so dargestellt. Verklemmt und mit den Hintergedanken sich näher kennenzulernen...
Das bin halt so gar nicht ich.
„Ich habe echt Hunger, gehen wir jetzt zum ‚Chilis'?"
„Oh, na klar. Fabio weiß schon Bescheid, dass wir kommen." Ich hebe fragend meine Brauen. „Aha und wieso?"
Sie zuckt ihre Schultern und setzt sich betont leichtfüßig in Bewegung. Irgendetwas an ihrem Verhalten lässt mich misstrauisch werden, doch ich sage nichts.
Als wir beim Restaurant ankommen ist dieses proppenvoll. Einige Tische wurden nach draußen auf die Pflastersteinstraße gestellt, wo eine angenehme Atmosphäre herrscht. Die Stimmen der Leute untermalen den beinahe schon mediterranen Flair.
„Hey ihr zwei, was darf's sein?" Einer von Fabios Mitarbeitern tritt an unseren Tisch und zückt seine Notizen. Dabei wirft er mir einen eingehenden Blick zu. Wehe Fabio hat seinen Mitarbeitern irgendetwas erzählt... Falls ja, mache ich ihn kalt!
„Hi Angelo", begrüßt ihn Lil freundlich und gibt ihre Bestellung auf. Nachdem sie fertig ist, wendet er sich wieder an mich. „Und bei dir?" Sein Blick sucht für einen Moment viel zu intensiv den meinen und ich wende mich schnell wieder der Karte zu. Bitte lass mich im Boden versinken! Wenn Fabio wirklich dahinter steckt... oder Lil?
Haben sich die beiden jetzt etwa gegen mich verschworen? Ich werfe meiner Freundin einen misstrauischen Blick zu, doch sie scheint das gar nicht weiter zu bemerken.
„Du bist die Freundin, die immer auf Weltreisen ist, oder?" Ich blinzele zu ihm auf. Dann haben sie also doch über mich geredet. „Scheint so."
Meiner Antwort folgend, breitet sich ein Schmunzeln auf seinen Lippen aus.
„Wo warst du zuletzt?" Smalltalk? Hat er dafür überhaupt Zeit? „Argentinien", antworte ich knapp und weiß nicht so recht, wo ich jetzt am besten hinsehen soll.
„Cool, da wollte ich auch schon immer mal hinreisen." Er beißt sich auf die Lippe und sieht so aus, als würde er überlegen, ob er noch etwas hinzufügen soll.
Hoffentlich fragt er jetzt nicht irgend so etwas, wie, ob wir uns persönlich nochmal treffen wollen, damit ich ihm ein paar Tipps bezüglich Argentinien geben kann. Das wäre dann doch etwas sehr schnell. Ich glaube, ich bin paranoid, aber ich will echt nicht, dass er das fragt.
Nicht wegen ihm, er ist bestimmt ein netter Mensch, aber halt nicht auf diese Weise, wie Lil und Fabio es sich für mich wünschen würden. Ich habe kein Interesse. An niemanden. Ich bin alleine und das ist gut so!
Ich merke, wie mein Gesichtsausdruck sich unterkühlt. Das können sie vergessen, dass ich jetzt freundlich bin.
„Ich nehme diesen Gemüsetortilla hier. Mit dem Salat", komme ich schnell auf das eigentliche Thema zurück. Ich merke, wie Lil sich zusammenreißen muss und ziehe schnell meine Schienbeine aus ihrer Reichweite. Man weiß ja nie, ob nicht doch irgendwann mal ihr Fuß ausrutscht.
„Gute Wahl. Den mag ich auch besonders gerne." Er notiert es, ehe er mich wieder anschaut. Was hat Fabio ihm gesagt? Es macht mich verrückt das nicht zu wissen.
„Möchtest du auch noch unsere hauseigene Chilisoße dazu?" Bei dem Wort Chilisoße bekommt seine Stimme plötzlich eine etwas dunklere, beinahe schon verruchte Nuance. Fast schon belustigt sehe ich jetzt doch zu ihm auf. Das ist jetzt nicht sein Ernst. Oder interpretiere ich zu viel da hinein? Vielleicht ist diese Situation hier auch eigentlich ganz normal und diese Paranoia existiert nur in meinem Kopf?
Abschätzend betrachte ich kurz seine markanten und dennoch weichen Gesichtszüge. Dunkle Haare und etwas gefärbter Teint. Dazu tief braue Augen. So ein typischer Südländer. Wahrscheinlich wird Lil jetzt, wenn er weg ist gleich wieder sagen, dass er verdammt heiß aussieht.
Chilisoße? Ich liebe Chili, aber wenn ich diese jetzt nehme... ich habe irgendwie das Gefühl, als hätte er diese Frage eben mehrdeutig gemeint. „Nein danke, heute nicht."
Ich spüre Lils Blick auf uns, doch ignoriere sie geflissentlich. Er nickt. „Und für dich auch noch etwas zu trinken?"
Oh, das hatte ich ganz vergessen. „Ja gerne, ein stilles Wasser." Er sieht mich erstaunt an und tauscht dann einen überraschten Blick mit Liliane, welche auf meine Bestellung nur grinsend die Augen verdreht.
„In Ordnung, dann... Wie heißt es so schön? Stille Wasser sind sehr tief." Über seine Aussage verwirrt verziehe ich leicht das Gesicht.
„Ein klein wenig Geduld, das Essen wird gleich da sein."
Uns noch einmal kurz zulächelnd, wendet er sich wieder ab, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sein Blick auf mir etwas länger verweilte und das auf diese bestimmte Art. Gibt es da nicht auch eine Bezeichnung für? Flirt mit Blicken, oder so?
Zumindest fühlte es sich so an, aber vielleicht ist das in mir auch alles nur Einbildung, weil das eben etwas wäre, was ich eigentlich nicht vorhabe. Vielleicht habe ich ja auch einfach ein bisschen Angst davor, was meine Freunde planen, ich gebe es ja zu. Dieses Funkeln in Lils Augen ist mir einfach nicht geheuer.
Als er weg ist, treffe ich direkt auf die großen Augen meiner besten Freundin, welche sich leicht zu mir vorgebeugt hat.
„Er ist echt heiß." ... Ich wusste es.
Ich ziehe betont unbeeindruckt meine Brauen hoch. Als würde ich damit sagen wollen: Laaangweilig.
Wenn ich ehrlich bin, dann war das hier eben eher aufregend. Allerdings nicht wegen dieses Augenflirts, sondern der Situation, die mir ziemlich unangenehm war, weil ich nicht weiß, was meine Freunde alles über mich erzählt haben.
„Du Lil...", beginne ich und ernte darauf ihre volle Aufmerksamkeit. „Also es ist... Na ja, echt lieb von dir und Fabio, dass ihr..."
Im selben Moment sehe ich besagten weiter hinten beschäftigt durch die Menge flitzen und uns grinsend zuwinken. „... mir irgendwie helfen wollt", spreche ich weiter. „Aber ich glaube das ist nicht so meine Art mich zu verlieben."
"Aber du hast ihm ja noch nicht einmal eine Chance gegeben." Ich zucke die Schultern und sehe, wie sich wieder ein Grinsen auf ihren Lippen ausbreitet. „Schade, es ist echt lustig dir dabei zuzusehen, aber wenn dir das lieber ist... Was Fabio angeht. Für ihn kann ich selbstverständlich nicht sprechen."
Ich lächele sie dankbar an und will schon erleichtert aufatmen, als im selben Augenblick Angelo mit den Getränken wiederkommt. „Einmal der Rotwein und hier das stille Wasser." Er stellt ein großes Glas mit einer Zitronenscheibe vor mir ab und fängt dabei für einen kurzen Moment meinen Blick ein.
Na toll, jetzt habe ich nicht aufgepasst. Ich wollte seinen Augen doch ausweichen. Vielleicht hat Lil recht und er ist wirklich heiß, oder so. ... wahrscheinlich.
„Hier ist auch noch eine Wasserflasche, falls du nachfüllen willst." Er stellt sie vor mich auf den Tisch. „Danke."
„Das Essen ist bald so weit. Kann ich euch bis dahin noch etwas bringen?" Bei dieser Frage sieht er vor allem mich an, was mich irgendwie versteifen lässt.
„Nein, schon gut, vielen Dank." Ich sehe haltsuchend zu Lil, welche mich jedoch nur auffordernd ansieht. Eindeutig entgeistert, dass ich mir so gar keine Mühe gebe. Ich habe halt echt verdammt große Angst.
„Okay..." Einen kurzen Moment spüre ich, wie sein Blick in leiser Enttäuschung auf mir liegt, ehe er sich abwendet. Er hat es wohl verstanden...
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Hi ihr Lieben, wie geht es euch? Wie hättet ihr euch in dieser Situation verhalten?
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