Kapitel 5
Flo quatschte die ganze Zeit mit mir und so verging auch die Zeit relativ schnell. Als er beim Tische zusammen stellen helfen wollte, schimpfte ihn sogar Chris, denn er war meiner Meinung. Flo wurde nicht bezahlt und durfte deshalb keinen Finger rühren.
"So, dass wärs dann", meinte ich zufrieden zu den beiden Jungs hinter mir, warf noch einen letzten prüfenden Blick in die Bar, schaltete dann das Licht ab und schloss die Türe sorgfältig ab.
"Dann bis um 5", meinte Chris grinsend zu mir und gähnte laut auf.
"Ja, wir sehen uns", erwiderte ich und winkte ihm noch zu, bevor ich mein Rad aufsperrte und Flo ansah.
"Na dann. Lass uns gehen", sagte ich zu ihm und er nickte. Wir gingen stumm los, durch die langsam erwachende Stadt. Ich liebte diese Zeit des Tages, sie hatte irgendwie ihren eigenen Zauber.
Vereinzelt gingen hinter den Fenstern die Lichter an, wenn man am Bäcker vorbei ging, roch es dort schon herrlich nach frischem Brot. Wirklich wach waren nur die Leute, welche schon arbeiteten, denn solche die sich erst zur Arbeit kämpften, taumelten fast noch verschlafen durch die Straßen der Stadt.
"Wie lange arbeitest du schon in der Bar", unterbrach Flo schließlich meine Gedanken.
"Drei Jahre, schon fast vier", antwortete ich ihm und konnte dabei ein Gähnen nur mit Müh und Not unterdrücken.
"Das ist aber eine lange Zeit", murmelte der Braunhaarige neben mir und ich begann leicht zu grinsen. Ja eine sehr lange Zeit. Ich warf einen kurzen Blick auf ihn und bemerkte dabei, dass er vermutlich noch müder war als ich.
"Wenn du willst, kann ich uns zwei noch einen Kaffee machen, bevor du nach Hause gehst", bot ich ihm also an und erntete dafür ein begeistertes Nicken.
"Ja, Kaffee würde mir jetzt auf jeden Fall das Leben retten", meinte er nun etwas munterer.
Zu meiner Wohnung war es nicht mehr weit. Als wir ankamen, sperrte ich noch schnell mein Rad ab und schloss dann die Haustüre auf. Ich wohnte im fünften Stock, also ganz oben, was mir aber nichts ausmachte, da ich die Treppen schon gewohnt war.
Als ich vor fünf Jahren hier eingezogen war, brauchte ich gute zwei Monate um nicht jedes Mal halb tot oben anzukommen. Nun machten mir nicht einmal mehr Einkaufstüten was aus. Flo hingegen schien nicht wirklich Treppen gewohnt zu sein und da er versuchte mit mir mit zu halten, kam er dementsprechend atemlos oben an.
Da ich nicht zu gemein sein wollte, sagte ich nichts, sondern sperrte stumm meine Wohnungstüre auf.
"Willkommen in meinem bescheidenen Heim", grinste ich Flo an, welcher mich mit einem komischen Blick ansah, als er eintrat und seine Schuhe auszog.
"Wie kann es sein, dass du kein bisschen außer Atmen bist?", fragte er und klang dabei ein bisschen neidisch. Ich lachte auf und grinste ihn an.
"Naja, ich lebe in meiner Wohnung nun schon einige Jahre und laufe jeden Tag die Treppen hoch und runter", erklärte ich ihm.
"Ich ziehe mich nur schnell um. Du kannst dich derweil umsehen", meinte ich dann zu ihm und verschwand zuvor aber noch schnell in der Küche, damit der Kaffee während ich mich umzog fertig werden konnte.
In bequemer Hose und Shirt kam ich dann wieder zurück. Ich hasste es in meiner Wohnung mit Arbeitskleidung herumzulaufen, beziehungsweise generell mit Straßenkleidung. War einfach nicht so bequem. Und so hatte ich angefangen, mich immer umzuziehen, wenn ich heimkam.
Flo fand ich in meiner kleinen Küche, wie er die Kästen nach Kaffeetassen durchsuchte und schließlich auch fündig wurde. Scheinbar hatte er vor den Kaffeetassen die Zuckerdose gefunden, sowie die Milch, denn diese standen schon auf meinen kleinen Tisch.
"Bin wieder da. Wie es aussieht, hast du alles gefunden", meinte ich zu ihm und holte die Kaffeekanne aus der Maschine raus und stellte sie auf den Tisch.
"Nach langer Suche habe ich alles gefunden was wir brauchen. Aber sag. Wie viele von diesen Tassen nimmst du auch wirklich her?", fragte er mich, mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht und öffnete die Kastentüre, welche die Tassen hinter sich verbarg.
Ich hatte eine leichte Schwäche für Keramiksachen. Schon als ich noch bei meinen Eltern wohnte, gehörten fast die Hälfte aller Tassen und Schüsseln in der Küche mir. Dabei hatte ich sogar eine volle Kiste mit Tassen in meinem Zimmer stehen. Als ich dann auszog, nahm ich alles mit was mir gehörte, so blieben nur noch 5 Tassen zuhause übrig.
Auch mit den Jahren hatte sich diese Schwäche nicht zurückentwickelt, sondern war noch schlimmer geworden. Immer wenn ich auf Urlaub fuhr und in einen Keramikladen kam, waren die Verkäufer um eine Tasse oder Schüssel ärmer und ich um eben diese reicher.
"Wenn ich ganz ehrlich bin, benutze ich diese drei Tassen", antwortete ich und deutete auf eine die am Tisch stand und zwei weitere im Kasten.
"Und der Rest?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
"Der Rest wird unter meinen Freunden und Familie aufgeteilt. Jeder von ihnen hat bei mir eine Stammtasse, welche er immer bekommt", erklärte ich ihm und deutete auf die hellblaue vor ihm.
"Und die gehört nun dir. Also nur wenn du hier bist natürlich. Ganz behalten darfst du sie nicht", stellte ich fest und sah, wie er den Kopf leicht schief legte.
"Heißt das etwa, dass ich von nun an Öfter zu dir auf Besuch komme?", fragte er mich und ich stockte.
Daran hatte ich nicht gedacht. Ich hatte mir geschworen keine Bargäste mehr näher kennen zu lernen, beziehungsweise mich mit ihnen zu befreunden. Die Erinnerungen an Tom kamen wieder in mir hoch und ich lehnte mich an den Tisch. Flo war nicht Tom. Oder doch? Was wenn alle gleich waren?
Sofort meldete sich das schlechte Gewissen in mir und schimpfte mich, dass ich gefälligst nicht alle in einen Topf werfen sollte. Doch die Angst, das alles noch einmal zu durchleben blieb.
"Sam? Alles in Ordnung?", fragte mich Flo und riss mich so aus meinen Gedanken. Er stand näher bei mir, hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt und sah mich fast schon besorgt an.
Dennoch erschrak ich, konnte aber nicht zurückweichen. Er schien zu bemerken, dass ich mich eher unwohl fühlte und ging wieder auf Abstand, wodurch ich mich etwas entspannte.
"Nein, alles in Ordnung. Ich bin nur müde von der Arbeit", erklärte ich ihm und rang mir dabei ein Lächeln ab.
Vielleicht sollte ich Dani, meine ehemalige Kollegin anrufen und mit ihr darüber reden. Sie könnte die Situation dann bewerten ohne involviert zu sein. Wieder in Gedanken versunken schenkte ich den Kaffee ein.
Die Kaffeerunde ging eher ruhiger von statten, da Flo ebenso wie ich müde wurde und nicht einmal das Koffein half. Als er sich dann verabschiedete, hörte ich schon das Bett nach mir rufen und war froh mich nach dem Bad in mein dunkles Zimmer legen zu können und einfach nur die Augen zu zu machen.
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Ich muss zugeben, ich habe keine Ahnung wie das hier enden wird.
Und um jegliche Hoffnungen am Schluss nicht komplett überraschend zu zerstören warne ich euch gleich vor:
Ich kann keine romantische Enden schreiben, kann also sein, dass es ein offenes Ende geben wird, oder kein Gutes.
Hoffe dass ihr mir verzeihen könnt!
See ya
Lomnia
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