Meine neue Schwester - Reto
Ich schlenderte durch die Straßen der Insel, die ich heute mit meiner Crew erreicht hatte, als ich das metallische Geräusch von aufeinander treffenden Schwerter vernahm. Neugierig, wer da kämpfte drängte ich mich durch die Menschenmassen, die einfach mitten auf der Straße stehen geblieben waren, um dem Spektakel zuzuschauen.
Ich presste mich zwischen den Minimalen Abstand, den zwei Männer voneinander hatten und stolperte leicht nach vorne. Kaum hatte ich mein Gleichgewicht wiedererlangt, da sah ich auch schon den Grund, weswegen die Leute alle wie eingefroren dastanden und in die gleiche Richtung starrten. Dort stand ein relativ großes, zierliches Mädchen mit feuerroten, langen Haaren und goldgelben Augen. In ihrer Hand hielt sie ein ziemlich langes Schwert, viel länger als die Katana, die Zorro immer benutzte, ein Mitglied der Crew meines Vaters.
Interessiert sah ich dem Schwertkampf zu, wobei der ziemlich ekelhaft riechende Mann klar im Vorteil war. Er schien die bessere Strategie zu haben, denn nach einigen Hieben schlug er dem Mädchen das Schwert aus der Hand. Dieses flog im hohen Bogen davon und landete ein paar Meter weiter auf dem Boden. Ein Klirren bestätigte den Aufprall des Schwertes. Der Kerl grinste das Mädchen an und setzte zum finalen Schlag aus.
Das war der Zeitpunkt, in den ich eingreifen sollte. Ich ging in Kampfposition, machte einen Schritt nach vorne und ließ meine Faust nach vorne schnellen. Mit der Technik aktivierte ich meine Teufelskraft und ich ließ die Erde unter den Pflastersteinen nach oben schnellen. Ein großes, kegelförmiges Stück Erde kam emporgeschossen und traf den Kerl mit voller Wucht. Dieser wurde durch die nächsten paar Häuserreihen geschleudert. Da hatte ich doch mehr Kraft in den Schlag gelegt als gewollt. Ups...
Erst jetzt sah ich zu dem Mädchen rüber. Die stand perplex an der gleichen Stelle wie grade eben und starrte erst die Stelle an, an der der Kerl stand, bevor sie zu mir rüber sah und mich von oben bis unten begutachtete.
Kurz darauf schüttelte sie leicht verwirrt den Kopf und schien ihre Gedanken zu sammeln. „Danke, aber die Hilfe hätte ich nicht gebraucht."
Ich grinste sie entschuldigend an, während ich meine Arme locker ließ und aus der Kampfhaltung heraus mich wieder aufrecht hinstellte. Verlegen kratzte ich mich an den Kopf. Woher sollte ich denn wissen, dass sie keine Hilfe gebraucht hatte? „Sorry, meine Mom hat mir immer eingetrichtert, dass man einer Dame in Not helfen soll."
Hatte sie wirklich. In der Hinsicht war sie sehr eigen. Sie war selber eine unabhängige, starke Frau, genau wie die Piratinnen ihrer Crew, aber trotzdem hatte sie sehr viel Wert darauf gelegt, dass ich richtige Manieren lernte, so wie mein Vater. Wobei sie in der Hinsicht manchmal in einer Traumwelt lebte, denn mein Vater war nicht unbedingt ein Kerl, dem man nachsagte, dass er die besten Manieren der Welt besaß.
Kritisch begutachtete das Mädchen mich weiter, bevor sie die nächste Frage aussprach. „Wer bist du überhaupt?"
Freundlich lächelnd ging ich auf sie zu und hielt ihr meine Hand hin. „Ich bin Monkey D. Reto und ich übertreffe irgendwann einmal den König der Piraten!" Das war meine Standartvorstellung. Hatte ich irgendwie von meinem Vater übernommen, der immer damit prahlte, dass er der König der Piraten war. Allerdings sah ich in ihm mein Vorbild, denn er hatte es sich seitdem er ganz klein war in den Kopf gesetzt gehabt. Und so habe ich es mir als ich noch klein war in den Kopf gesetzt einmal stärker als mein Vater zu werden. Leider war ich von diesem Ziel noch weit entfernt.
„Monkey D. Reto?" fragte mein Gegenüber ungläubig.
Ich nickte nur, verlor aber nicht mein Lächeln.
„Das heißt du bist der Sohn des Piratenkönigs?"
„Ja genau der bin ich. Ich bin der Sohn von Monkey D. Ruffy und Boa Hancock."
„Wow, ich wusste gar nicht, dass die einen Sohn haben."
„Und wer bist du?" fragte ich sie neugierig. Ihre Haare erinnerten mich an jemanden, aber ich wusste nicht mehr wer das war. Irgendwer berühmtes glaub ich. Aber wer hatte noch einmal so rote Haare?
„Mein Name ist Jamie."
„Schöner Name." Entgegnete ich ihr wahrheitsgemäß. Sie wurde leicht rot im Gesicht. Vielleicht ging es ihr nicht gut?
„Danke" murmelte sie. Dann ging sie zu ihrem Schwert und hob es vom Boden auf. Sie steckte es zurück in die Schwertscheide, schnappte sich ihren Koffer und war drauf und dran abzuhauen.
Ich ging schnellen Schrittes neben sie, denn irgendwie fand ich sie ziemlich nett und ich wollte mit ihr befreundet sein. „Und Jamie? Was machst du hier?"
„Ich? Ich bin Piratin. Ich bin erst vor zwei Tagen losgezogen, aber ich habe mir fest vorgenommen meinen Eltern zu beweisen, dass ich es alleine schaffen kann."
Ich musste lachen.
„Was daran ist so witzig?" fragte sie mich leicht gereizt. Sie dachte anscheinend, dass ich sie auslache.
„Du deutest das falsch" Versuchte ich sie zu beschwichtigen. „Ich finde es nur lustig, weil du in der gleichen Situation bist wie wir."
„Wir?" ich schien sie neugierig gemacht zu haben. Oh man, das wäre voll cool, wenn sie unserer Crew beitreten würde! Dann könnte sie sowas wie meine große Schwester werden!
Begeistert fing ich an zu erzählen. „Ich bin Mitglied einer Piratencrew geworden, den Shadow Pirates. Ich bin zwar erst seit zwei Monaten dabei, aber wir sind ein ziemlich lustiger Haufen."
Sie hob eine Augenbraue, hörte mir aber weiter zu. „Die Piratencrew gibt es noch nicht so lange, aber die bisherigen Mitglieder haben alle eine Gemeinsamkeit."
„Und die wäre?"
„Wir haben alle ziemlich berühmte Eltern und versuchen aus ihren Schatten zu treten. Deswegen auch Shadow Pirates."
„Ok, und wer ist da alles Mitglied?"
„Wir sind noch zu viert, aber wir suchen ja noch Crewmitglieder. Wobei... sagen wir viereinhalb."
„Viereinhalb? Wie kann man ein halbes Mitglied haben?"
„Naja, meine Eltern wollten mich nicht alleine lossegeln lasse, da haben sie mir einen Aufpasser aufgedrückt. Das war vor allem die Idee meiner Mutter."
„Einen Aufpasser? Wie alt bist du denn?"
„15"
Geschockt blieb sie stehen und starrte mich ungläubig an. „Was ist los?"
„DU BIST ERST 15?!"
„Sagte ich doch" gab ich verwirrt zurück. Vielleicht war sie noch durch den Kampf verwirrt oder sie war wirklich krank, denn die röte kam zurück in ihr Gesicht. Ich legte meine Hand auf ihre Stirn, um ihre Temperatur zu messen. Nein, sie schien kein Fieber zu haben.
„Was machst du da?"
„Ich wollte sichergehen, dass du nicht krank bist."
Sie schlug meine Hand weg und entgegnete mir genervt: „Mir geht's gut."
„Sorry, ich dachte du seist krank, weil du plötzlich so rot geworden bist."
Nun wurde ihr Gesicht noch röter. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?"
„Ja verdammt" fauchte sie mich an und fügte noch hinzu: „Können wir das Thema wechseln? Du wolltest mir sagen welche Mitglieder die Shadow Pirates haben."
„Ach ja genau!" Wir gingen weiter, während ich ihr von der Piratenbande berichtete, in der ich seit zwei Monaten selber Mitglied war. „Da wäre einmal unsere Kapitänin Saskia Thunderbird, unsere Schiffsärztin Tiger D. Alicia, unser Schiffskoch Nico Silas und mein Aufpasser Bartholomeo der Kannibale."
„Einer aus Monkey D. Ruffys Crew ist dein Aufpasser?!"
„Ja das ist voll cool. Außerdem vergöttert Bartholomeo meinen Vater und so kann ich ihn ständig die nervigen Aufgaben aufdrücken, die ich nicht machen will."
Als ich vor ein paar Monaten meinen Eltern erzählt hatte, dass ich endlich selbst zur See fahren wollte, war mein Vater total begeistert von der Idee. Er konnte es gar nicht abwarten mich an der nächstgelegenen Insel von Amazon Lilly abzusetzen. Doch meine Mutter bekam einen halben Herzinfarkt. Sie jammerte herum, wie ich ihr das antun könnte und dass ich es nicht so eilig haben sollte von ihr wegzukommen. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass immer wenn mein Vater weg war, ich zu ihrem kompletten Lebensinhalt mutierte und sie mich etwas zu sehr bemutterte. Ich musste aber auch zugeben, dass ich ziemlich große Ähnlichkeit mit meinem Vater hatte und laut Aussage meiner Schwestern, die alle auf Amazon Lilly lebten, hatte ich charakterlich gesehen viele Gemeinsamkeiten mit ihm. Schlussendlich willigte sie ein, dass ich gehen durfte, wenn sich ein würdiger Begleiter finden ließ. Mein Dad meinte direkt, dass er seine Crew fragen würde, ob jemand sich freiwillig melden würde und Bartholomeo war sofort zur Stelle.
Ich war ihm sehr dankbar, denn ohne ihn hätte mich meine Mom nie gehen lassen.
„Nicht schlecht" murmelte Jamie und riss mich aus meinen Gedanken. „Und welche Position hast du?"
„Ich bin der Schiffszimmermann und Vorkoster."
„Vorkoster?"
„Ja, so nennen mich alle immer, da ich meist als erstes in die Kombüse renne und das Essen in mich reinschaufel."
Anscheinend war die Vorstellung alleine amüsant genug, denn Jamie kicherte leise. „Du sagtest, dass du deinen Eltern beweisen willst, dass du alleine auf der Grand Line überleben kannst."
Jamie nickte.
„Komm doch in unsere Crew!"
„Was?" Sie schien noch nicht überzeugt von der Idee, aber ich war direkt Feuer und Flamme.
„Ein ‚Nein' akzeptiere ich nicht! Du sagtest, dass du erst seit zwei Tagen unterwegs bist, das heißt du hast noch keine Piratencrew, in der du Mitglied bist, stimmt's?"
„Ehmm... Ja, aber was sagt dein Captain dazu?"
„Saskia? Ach, die wird schon ja sagen. Du bist schließlich super nett."
„Danke" sagte sie verlegen und schien sich über meine Nettigkeiten zu freuen. Sie war schon eine tolle große Schwester! Und ich konnte es kaum erwarten, sie den anderen vorzustellen. Deswegen packte ich sie am Arm und zog sie hinter mir her. Etwas perplex rannte sie direkt hinter mir und ich steuerte die Richtung des Hafens an, an welchem wir unser Schiff angelegt hatten.
„Wo rennen wir denn hin?" fragte sie mich.
„Na zu unserem Schiff." Antwortete ich ihr grinsend.
„Was? Unser Schiff?! Ich habe nie gesagt, dass ich Mitglied werde?!"
„Aber ich habe das beschlossen." Antwortete ich ihr und ihr Schweigen bedeutete mit 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit, dass sie einverstanden war. Zusammen rannten wir durch die Straßen, bis wir schlussendlich den Hafen erreichten. Dort lagen ein paar Schiffe vor Anker, auch das ein oder andere Piratenschiff. Wir gingen an ein paar Schiffen vorbei, bis ich unser Schiff entdeckte. Es war eine mittelgroße Fleute mit einem goldenen Vogel als Gallionsfigur. Am Hauptmast war unsere Piratenflagge gehisst, ein kleiner Totenkopf, in dessen Hintergrund ein größerer Totenkopf ragte. Etwas skeptisch begutachtete Jamie unser Schiff.
„Gefällt es dir?"
„Es sieht... eigentlich ganz nett aus" antwortete sie.
„Das ist die Golden Tercel. Unser ganzer Stolz."
Etwas abwesend nickte sie, bevor ich sie mit auf ihr neues Zuhause zog. Dort saß grade Alicia an der Reling gelehnt und las in einem ihrer Medizinbücher. Sie war eine der fleißigsten Menschen, die ich kannte. Sie war unglaublich wissbegierig und wollte natürlich auch eine gute Schiffsärztin für uns abgeben.
„Hey Alicia!" riss ich sie aus den Gedanken. Ihre roten Augen ließen von dem Buch ab und sahen begutachteten mich etwas skeptisch, bevor sich ihr Blick auf unser neues Mitglied richtete.
„Reto? Sag nicht, dass du wieder jemand wildfremdes aufgeschnappt hast und mal eben beschlossen hast, dass sie unser neues Crewmitglied wird."
„Wieso denn nicht?" fragte ich sie schmollend. Sie tat so, als ob ich nur komische Leute anschleppte, dabei war das erst drei Mal der Fall gewesen. Und Jamie war ganz anders!
Sie seufzte und stand auf. Jetzt konnte man ihren Körper erst richtig begutachten. Sie war ungefähr 1,73 Meter groß, hatte lange, zurück gebundene. schwarze Haare und Sommersprossen, die ihre roten Augen noch mehr hervorhoben. Sie trug ein bauchfreies Oberteil, dessen Träger an ihren Armen herunterhangen und dazu einen Rock aus verschiedenen Blautönen, welcher zum Teil sichtdurchlässig war. Darunter trug sie blaue Leggins und schwarze Absatzstiefel rundeten ihr Outfit ab.
Sie kam auf mich und Jamie zu und sagte in einem leicht genervten Ton: „Ich weiß nicht wer du bist, aber du scheinst nicht ganz freiwillig hier zu sein. Geh einfach wieder und wir vergessen die Sache, ok?"
Etwas verwirrt sahen wir ihr hinterher. Manchmal kam sie sich echt toll vor mit ihren 21 Jahren. Nur weil sie älter war. Trotzdem mochte ich sie, denn sie war meine erste Schwester aus dieser Crew gewesen, als sie mir damals das Leben gerettet hatte. Ich und Bartholomeo waren nämlich seit Tagen ohne etwas zu essen unterwegs gewesen (wir hatten leider kein Geld mehr). Aber als sie an uns vorbeiging hatte sie Mitleid und warf uns einen Schokoriegel entgegen. Aus Dankbarkeit folgte ich ihr und trat schlussendlich in die gleiche Crew ein. Sie war so froh, dass ich nun in der gleichen Crew war wie sie, dass sie die nächstbeste Tür zuschlug und somit die Party einläutete, die für Barto und mich geschmissen wurde.
„Reto..." sprach mich Jamie plötzlich an. Ich schenkte ihr meine Aufmerksamkeit und hörte ihr lächelnd zu. „Vielleicht hat Alicia Recht. Ich meine, ich weiß nicht einmal, wieso ich auf diesem Schiff bin und..."
„Ach quatsch." Fiel ich ihr ins Wort. „Das kommt gar nicht in Frage. Du bleibst erst einmal hier und wir warten, bis unser Captain wiederkommt."
„Wo ist sie denn?"
„Sie besucht grade ihren Vater. Sie hat ihn seit zehn Jahren nicht mehr gesehen und er ist zufällig auch auf dieser Insel."
„Ok..."
Ich wollte Jamie grade fragen, wer denn ihre Eltern waren, als ich die Stimme meines Captains hörte. „Und das ist unser Schiff." Freudig rannte ich zum Bug des Schiffes und winkte meinem Captain fröhlich zu, während Jamie fassungslos auf unsere Kapitänin und ihren Vater starrte.
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