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2 | Siegt, wenn ihr könnt

Ich konnte den glänzenden Film auf dem Metall sehen. Den einzelnen kleinen Tropfen, der sich am Rande des Griffes festgesetzt hatte. Gift. Bedauerlicherweise war es zu spät, jetzt noch einen Rückzieher zu machen.

Aber auch wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte, hätte ich diese Sache durchgezogen.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite, als das Messer durch die Haut meiner Hand geritzt wurde und ich die Wärme meines Blutes spürte. Stattdessen sah ich geradewegs in himmelgraue Augen. Himmelgrau, wie an einem Regentag. So eine schöne Farbe.

Diese Augen brannten sich in mein Blickfeld und ließen mich nicht mehr wegschauen. Sie schienen mich zu fragen, was ich hier an diesem Ort verloren hatte. Inständig hoffte ich, dass man den meinen nicht ansah, dass ich nicht mehr wusste, warum ich hier kniete und zuließ, dass sich eine feine Blutspur den Weg über mein Handgelenk bahnte.

Wenn du das nicht weißt, ist es womöglich die falsche Entscheidung, schien er sagen zu wollen.

Ich war noch nie besonders gut darin gewesen, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Mal sehen, was diesmal herauskommen würde.

Ich löste mich aus seinem Blick. Hastig riss ich einen Stoffstreifen aus meiner Kleidung, als ich bemerkte, dass sich eine kleine Blutlache in meiner Hand gebildet hatte, und verband mir damit die Hand. An den Rändern löste sich der Stoff schon in die einzelnen kleinen Fäden auf, aus denen er einst gefertigt worden war. Aber das war wenig verwunderlich, wenn man bedachte, dass meine gesamte Kleidung aus den verschiedensten halb zerrissenen Stoffen bestand. Meine Raubzüge taten das Nötige, um dauernd neue Löcher und Risse zu erschaffen. Nicht, dass ich nicht vorsichtig war, aber dass man einen Dieb erwischte, war keine Seltenheit. Und die Beklauten waren meistens nicht zu Gesprächen aufgelegt, sondern griffen lieber gleich zur Waffe – das konnte ich ihnen auch nicht verübeln. Wie gut, dass ich des Kämpfens mächtig war.

Mit meiner unversehrten Hand stützte ich mich am Boden ab, der auf einmal vor meinen Augen zu verschwimmen begann. Ich versuchte vergeblich, einen der kleinen Steine am Boden zu fixieren. Merkwürdigerweise begann er sich zu verdoppeln und zu verdreifachen. Als sich die Steine auch noch hypnotisch zu drehen begannen, gab ich es auf.

Krampfhaft versuchte ich, einen Aufschrei zu unterdrücken, als sich etwas wie loderndes Feuer durch meine Adern zu fressen begann. Es setzte alles in Brand, was sich ihm in den Weg stellte und verlangte gierig nach mehr, obwohl es niemals genug sein würde.

Aber ich würde stark bleiben. Bis zum Ende. Wann immer es kommen würde. Nur bitte, bitte nicht heute. Auf keinen Fall heute! Hektisch blinzelte ich die Tränen weg, die mir das Feuer in die Augen getrieben hatte.

Der Stiefel des Botschafters schoben sich als verschwommene Schemen in mein Blickfeld, als er sich vor uns positionierte. Mit vor Anstrengung und Schmerz zusammengepresstem Kiefer und grimmiger Miene richtete ich mich wieder auf und schenkte dem Mann meine Aufmerksamkeit.

„Ich werde nichts beschönigen: Ihr habt 16 Stunden Zeit, ehe euch der Tod holen wird. Und das im Ausnahmefall. Die meisten von euch haben nur noch wenige Stunden zu leben."

Eine Bewegung seitlich von mir erregte meine Aufmerksamkeit und ließ meinen Kopf herumschnellen. Zu schnell. Das einzige, was ich sah, waren herunterfallende Sterne, die die Dunkelheit erhellten. Augen zu. Ein- und ausatmen. Augen auf. Obwohl das Bild, was sich mir bot, nicht völlig scharf war, ließ es meine Augen sofort wieder zuklappen.

Das war doch nicht wirklich das gewesen, wonach es ausgesehen hatte, oder?

Nein, es war eine schlechte Entscheidung gewesen, die Augen vor der Realität zu verschließen. Mein kontrollvernarrter Kopf hatte nicht die Möglichkeit, zu realisieren, was ich gerade gesehen hatte. Vorsichtig schielte ich zwischen meinen Wimpern hindurch. Es war genau das, was ich befürchtet hatte. Zum Teufel mit dem Tag der Freiheit!

Das Kind sank auf den Boden, röchelte nach Luft, während ihm weißer Schaum aus dem Mund quoll und in seine halboffenen Augen lief. Sein ganzer Körper zuckte unkontrolliert. Obwohl ich mich mit der Zeit an solche Anblicke gewöhnt hatte, wandte ich mich von diesem ab. Mir reichte es, wenn ich hören musste, wie so ein junges Kind starb. Ein Kind sollte nicht sterben müssen, nicht für solch ein Spektakel wie den Tag der Freiheit. Zurück in Arlan würden die Wachen über ihn lachen und damit sein Ansehen in den Dreck scheren.

Mögest du deinen Frieden finden und wohlbehalten auf der anderen Seite ankommen. Wir werden uns dort wiedersehen, du tapferes Kind aus Andurin, Teilnehmer am Tag der Freiheit. Ich siege für dich, das verspreche ich dir.

„Auf dem Hauptplatz habt ihr die Möglichkeit, euch mit allem auszustatten, was ihr benötigt. Waffen, Nahrung, Kleidung und alles, was ihr sonst noch gebrauchen könntet. Für euch gelten die Gesetzte Andurins nicht mehr. Ihr habt, bis auf eine Ausnahme, keine Regel mehr zu befolgen. Das Einzige, was für euch immer noch gilt, ist das Verbot, auch nur einen Schritt vor das Tor der Stadt zu setzen. Versucht erst gar nicht, der Aufgabe auf diese Art zu entfliehen: Das Tor wird von meinen Männern bewacht. Und nun überlebt. Siegt, wenn ihr könnt. Aber das Wichtigste: Bleibt stark!" Damit hatte er alles gesagt und nickte uns ermutigend zu, dieser Gruppe am Boden kniender, innerlich verbrennender Leute.

Jetzt hatte er wohl wahrlich begonnen, der Tag der Freiheit.

Wie von selbst suchte ich die himmelgrauen Augen, die sich in dem schmalen Gesicht befanden, das von bronzenen Haarsträhnen umrahmt wurde.

Was, wenn ich versage?, wollte ich ihn fragen.

Versagen darfst du. Nur nicht aufgeben. Nie. Er kämpfte sich hoch und lief dann wankend aus meinem Blickfeld.

Ich blieb an Ort und Stelle. Worauf hatte ich mich bloß eingelassen? Hatte ich mein Leben gerade wirklich bloß wegen des Tages der Freiheit aufs Spiel gesetzt? Hatte ich es wirklich weggeworfen wie verfaultes Brot, obwohl es mir im Vergleich zu anderen gut gegangen war?

Zu ändern gab es allerdings nichts mehr. Ich würde mit meiner Entscheidung leben und darauf vertrauen müssen, dass ich diesen Tag überstehen würde. Irgendwie würde ich es hinbekommen, da war ich mir sicher. Es war bloß ein Tag, der mich von meiner Freiheit trennte. Was war schon ein einzelner Tag im Vergleich zur schier endlosen Freiheit?

Schon als Kind hatte ich davon geträumt, einmal durch das Tor Andurins treten zu können, ohne dabei zu sterben. Und dann würde ich rennen, einfach nur rennen. Weg von diesem verdammten Ort. Ich wollte den Wind in den Haaren spüren, während ich förmlich über die unendlichen Grasflächen flog, so schnell würde ich sein. Einfach nur rennen, ohne irgendwann von einer Mauer aufgehalten zu werden. Ohne irgendwann an ein Ende zu stoßen.

Mein Blick wanderte über die Kisten und die Handvoll Teilnehmer, die schon davor standen und zu überlegen schienen, was sie gebrauchen könnten. Sie alle stützten sich an den Kisten ab, damit ihre vom Gift geschwächten Körper nicht zusammensackten. Sie verbrannten bei lebendigem Leibe.

Von meinem Platz am Boden aus begutachtete ich die Vorräte, die auf einer Holzplanke aufgestapelt waren. Noch nie hatte ich so viel guter Nahrung an einem Ort gesehen. Früchte in den prächtigsten Farben, Brot in den verschiedensten Sorten von dunkel bis hell und sogar Fleisch, das musste man sich mal vorstellen, war dort aufgestellt worden. Wenn ich an meine letzte Fleischmahlzeit zurückdachte, dann meinte ich mich an eine dünne, kränkliche Ratte zu erinnern, deren Fleisch einen grünlichen Stich besessen hatte.

Obwohl ich mich danach sehnte, mir einen Bissen des guten Lebens, das einen in Arlan erwarte, zu gewähren, hütete ich mich davor – denn diese Vorräte kamen aus der Hauptstadt. Und diese Stadt war noch immer der Feind, egal von welcher guten Seite sie uns sich gerade zeigte.

Ich zwang mich dazu, meinen Blick zu den Waffen zu lenken. Messer, Speere, Äxte und Schwerter in allen Größen, Formen und Ausführungen. Alles, was mein Herz begehrte. Bei näherem Hinsehen konnte ich einen Dolch entdecken, der zwischen zwei Kisten eingeklemmt auf dem Boden lag. Ich wusste genau, wie gut der ledergebundene Griff in meiner Hand liegen würde. Wie er sich anfühlen würde. So leicht wie eine Feder.

Mein Vater hatte immer zu mir gemeint, dass der Kampf einen innerlich verdarb. Sobald man einmal gezwungen war, zur Waffe zu greifen, würde man es wieder tun. Und dies würde freiwillig geschehen.

Damals hatte ich nicht verstanden, warum er mich immer wieder davor gewarnt hatte, Waffen zu benutzen. Und erst jetzt, nachdem mehrere Messer neben der Einsamkeit meine treuen Weggefährten geworden waren und ich mich euphorisch in jede kämpferische Auseinandersetzung stürzte, sah ich die Tragweite seiner Worte. Die Warnung, die darin gelegen hatte. Nur war ich schon längst dem Rausch des Kampfes verfallen.

Vom Anblick des geschliffenen Heftes wurde ich förmlich magisch angezogen. Mir gelang es nicht, den Blick auch nur für einen Herzschlag abzuwenden.

Irgendetwas in mir schrie danach, sich diesen Gegenstand zu holen.

Irgendetwas in mir verlangte danach, den Dolch sein Eigen nennen zu dürfen.

Ihn wiederzubekommen, flüsterte jemand. Oder war es nur ein Windhauch, der meine Wahrnehmungen täuschte?

Vorsichtig richtete ich mich auf, von einem schmerzerfüllten Keuchen begleitet. Das Feuer in mir erlangte bei jeder kleinsten Bewegung an mehr Intensität und setzte mich in weiter in Brand. Ich biss die Zähne aufeinander. Ich war stark; ich würde nicht aufgeben. Nicht jetzt. Bloß nicht jetzt.

Ich stolperte einen Schritt nach vorne.

Flammen.
Glühend heiße Flammen.
Alle Fasern in meinem Körper schienen zu verbrennen.
Ich musste weiter.
Feuer.
Es zerriss mich in Stücke.
Ich musste weiter, immer weiter durch das Feuer laufen.
Immer weiter durch die Flammen.
Immer weiter.
Einfach nur weiter durch das Feuer.

Meine Beine versagten und ich fiel auf die Knie, bewegte mich kriechend vorwärts und tastete fast blind vor Schmerz nach dem Dolch. Da, da war er, meine Finger konnten das kalte Heft mit der feinen Maserung spüren. Sanft fuhr ich die Klinge entlang, anschließend über den Griff und zog die Waffe mit einem Ruck zu mir. Fest umschlang ich den Griff. Mein Dolch; das war jetzt mein Dolch.

„Was jetzt?", fragte ich ihn atemlos.

Mein Atem ging keuchend, während ich durch die Dunkelheit stolperte. Immer dem Schemen hinterher, der eigentlich bloß eine ziemlich große, stämmige Person war. Ebenso wie ich lief er in einer merkwürdig gebückten Haltung, als drohte er jeden Moment auf den Boden zu sacken.

Er blieb stehen, stütze sich schwer atmend an den Wänden des engen Ganges ab. Ich tat es ihm gleich und war dankbar für die Pause, die er uns gewährte. Die Wand des engen Ganges fühlte sich angenehm kalt und feucht an meiner Haut an.

„Jetzt siegen wir."

Ich konnte hören, wie er etwas von seinem Gürtel losband. Dann streckte er mir den Gegenstand entgegen. Vorsichtig ergriff ich ihn, erstaunt darüber, wie gut er in meiner Hand lag. So leicht wie eine Feder. So scharf wie ein Reißzahn. Und so tödlich wie Gift.

Mein Dolch.

Das helle Klirren des auf dem Boden aufschlagenden Metalls riss mich aus meiner Starre. In meinem Kopf drehte sich alles, während ich hektisch ein und aus atmete.

Es wurde wirklich Zeit, von diesem Ort zu verschwinden. Hier gab es viel zu viele Augenpaare. Zu viele, die sehen konnten, dass ich nicht immer so stark war, wie ich sein wollte. Nein, wie ich sein musste.

Ich zog mich an den Kisten hoch und stolperte wankend vom Hauptplatz hinunter. Hinein in eine der kleinen, dunklen Gassen, die Andurin wie ein Netz durchzogen. Nach der ersten Biegung ließ ich mich einfach auf den Boden fallen. Die Kühle des Pflasters tat gut. Nur konnte es das Feuer nicht löschen, in dem ich brannte und brannte.

Mein Herz wummerte nur so in meiner Brut. Für einen Moment schloss ich die Augen.

Was war das gerade gewesen? Eine Halluzination?

Oh nein, ich war ganz sicher keine Halluzination.

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