14 | Aufwachen
C H A R L I E
Der weiche Stoff umhüllt meinen Körper, während ich das Gefühl habe, auf Federn zu liegen, die mich in einen sanften Kokon hüllen. Mein Körper fühlt sich ausgeruht an, nichts schmerzt, jedoch kribbelt meine Haut, als würden Funken fliegen. Funken, die ich nur spüre, wenn mich jemand berührt …
Moment.
Meine Augen öffnen sich ganz langsam, wandern meinen Körper hinab, der mit einem dünnen Laken zugedeckt ist. Ein Laken, das mir überhaupt nicht bekannt vorkommt. Behutsam nehme ich den Zipfel zwischen die Finger und hebe es leicht an. Eine große Hand liegt um meine Taille umschlungen, die nicht mir gehört, jedoch weiß ich ganz genau von wem sie ist …
Was ist gestern Abend noch passiert?
Mein Verstand beginnt auch Hochtouren zu rasen, nur will mir partout nichts einfallen. Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich zusammen mit Cole am Strand war und wir über unsere Vergangenheit gesprochen haben.
Was ist danach geschehen?
Langsam und vorsichtig drehe ich meinen Kopf nach hinten. Durch die Sonnenstrahlen, die in das Zimmer hineinscheinen, kneife ich meine Augen zusammen. Als Erstes sehe ich braune Locken, die in alle Richtungen abstehen, sodass es mir in den Fingern juckt durch sie zu fahren und sie wieder zu richten.
Mein Blick wandert weiter zu seinem Gesicht. Seine Augen sind geschlossen, sein Mund ein kleiner Spalt geöffnet und ein leises Schnarchen kann ich vernehmen, das mir vorher nicht aufgefallen ist. Cole sieht wie ein kleiner unschuldiger Junge aus, da die Sorgenfalte auf seiner Stirn komplett verschwunden ist.
Wie kommt es, dass wir zusammen in diesem Bett liegen?
Plötzlich weiten sich meine Augen. Wir haben doch etwa nicht …
Ruckartig hebe ich erneut die Laken und blicke dieses Mal nicht auf die Hand, die der Auslöser für dieses elendige Kribbeln ist, sondern auf meinen eigenen Körper. Zwar habe ich das Kleid von gestern nicht mehr an, jedoch hat mir irgendjemand ein übergroßes Shirt übergezogen.
»Kannst du nicht einfach weiter schlafen, Goldflocke? Ich bin noch nicht so weit, bereits aufzustehen.«
Die verschlafene Stimme von dem Lackaffen dringt zu mir durch, sodass ich zusammenzucke. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.«
»Dann solltest du weniger denken. Ich kann sie bis hierhin hören«, brummt er auf und drückt mich näher an sich heran, bevor er sein Gesicht an meinen Hals schmiegt und tief aufseufzt.
Die Anspannung, die in meinem Inneren herrscht, lässt meine Muskeln verkrampfen. Zwar wollte ich Cole nicht wecken, aber wenn er bereits wach ist, kann er mir doch meine Fragen beantworten.
»Cole!«, rufe ich aus und versuche mich aus seinem Griff zu lösen, der mich erbarmungslos an sich drückt. »Lass mich bitte los.«
»Wieso? Du willst doch nicht etwa erneut flüchten?«
Was? Wie kommt er darauf?
»Nein! Ich will dir nur einige Fragen stellen, das ist alles.«
Widerwillig lässt er mich los, sodass ich mich sofort aufrichte. Im Schneidersitz mache ich es mir vor ihm bequem, während ich eine Haarsträhne zwischen die Finger nehme und mir meine nächsten Worte genau überlege.
»Spuck es schon aus, Goldflocke. Was willst du wissen?«
Cole legt sich seitlich hin und blickt mich aus kleinen Augen an, weshalb sich ganz leicht das schlechte Gewissen bei mir meldet. Unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe, bevor ich meinen Mund öffne, um ihn kurz darauf wieder zu schließen.
Eine Röte zeichnet sich auf meinen Wangen ab, als ich mich an meinem Kopf kratze. Ich habe das Gefühl, als würde ich gleich Feuer fangen, so heiß ist es hier drin. Oder geht es nur mir so?
»Ähm«, versuche ich eine Frage zu bilden. »Haben wir … ähm … du weißt schon. Haben wir …«
Verflixt! Wieso bin ich plötzlich so schüchtern? Und das noch vor Cole Bennett, der bereits ganz andere Seiten von mir kennt. Nie hatte ich ein Problem damit, ihm zu sagen, was mir auf der Zunge liegt und doch sitze ich jetzt da und kann keinen vernünftigen Satz formulieren. Das kann doch nicht wahr sein!
»Haben wir was, Goldflocke?«, will er mit einer erhobenen Augenbraue wissen, während sein Mundwinkel zuckt.
Dieser verflixter Idiot! Er weiß genau, was ich sagen wollte und trotzdem hakt er nach. »Du weißt schon.«
»Nein, tut mir leid, ich weiß nicht, was du meinst.«
Der amüsierter Gesichtsausdruck treibt mich minimal in den Wahnsinn, sodass ich mir das Kissen schnappe und es ihm direkt an den Kopf werfe.
»Das kriegst du zurück!«, ruft er aus, nachdem er mich mit offenem Mund angestarrt hat. Viel zu perplex ist er über meinen Angriff, der mir eine gewisse Genugtuung verschafft.
Kreischend hüpfe ich vom Bett und versuche das Zimmer zu verlassen, nachdem er Anstalten macht, nach mir zu Greifen. Lachend renne ich ins Wohnzimmer und nehme das nächste Kissen in meine Hand. Verschwunden ist die Verlegenheit und auch die Anspannung, die ich noch vor einigen Minuten verspürt habe. Viel mehr fühlt es sich in diesem Moment so leicht an.
»Komm hierher, Charlie. Es bringt nichts, von mir zu flüchten.«
»Vergiss es!«, rufe ich zurück, während ich noch immer lache.
Ich werde auf keinen Fall verlieren und mich fangen lassen. Wer weiß, was Cole tun wird, sobald er mich in die Finger kriegt. Außerdem hat er den Schlag verdient, da er sich über meine blöde Verlegenheit amüsiert hat.
Blind werfe ich meine Waffe, die ich immer noch in den Händen halte, nach ihm. Ich höre ein dumpfes Geräusch, bevor etwas zu Boden fällt und von Cole ein leises »Oh« kommt. Auch wenn ich neugierig bin, was genau zu Bruch ging, drehe ich mich nicht um. Es hat sich aber definitiv nach zersplittertem Glas angehört.
»Wir müssen meinem Kumpel eine neue Vase besorgen.«
»Ich kann heute danach schauen, da ich vorhabe die Läden auszukundschaften.« Und mir ein Outfit für unser Date aussuchen möchte, aber das sage ich nicht laut. Er hat mir zwar nichts Genaues gesagt, aber ich will mich trotzdem vorbereiten.
»Soll ich dich begleiten?«, hakt er nach, als ich um die Ecke renne, bevor ich durch die Terrassentür stürme.
»Du bist verrückt, Lackaffe!«
Laut lache ich auf, weshalb ich leicht ins Straucheln komme und mich an etwas versuche festzuhalten. Was für eine Konversation führen wir hier? Während er mir hinterherrennt, plaudert er mit mir, als würden wir zusammen Kaffee trinken.
Zwei Arme schlingen sich um meine Taille, ehe meine Beine den Boden unter den Füßen verlieren und ich wie ein nasser Kartoffelsack über seinen Schultern hänge. Irgendwie kommt mir die Szene bekannt vor, stelle ich stirnrunzelnd fest.
»Ich hab dich«, kommt es noch überflüssigerweise von Cole, weshalb ich die Augen verdrehe.
»Ach wirklich? Ich dachte, ein Gorilla will mich entführen.«
Nicht meine beste Aussage, aber ich finde sie passend, da sie sich zu all meinen Affenvergleichen bestens einreiht.
»Wieso vergleichst du mich eigentlich mit Affen?«, will er wissen und ohne ihn anzusehen, weiß ich, dass er seine Augenbrauen zusammengezogen hat.
»Weil es passt«, gebe ich nur von mir und zucke umständlich mit den Schultern. Gar nicht so einfach, wenn man kopfüber hängt.
Auf einmal werde ich durch die Luft geschleudert, ehe ich kreischend auf das Sofa falle. Sofort ist Cole über mir und blickt mir verschmitzt in die Augen.
»Du wirst mir das ein anderes Mal besser erklären müssen. Jetzt reden wir über letzte Nacht und über deine Fragen, die in deinem hübschen Kopf umherschwirren.«
Erwartungsvoll sehe ich ihn an. Ich werde die Frage nicht wiederholen, da ich mich nicht schon wieder in eine Tomate verwandeln möchte.
»Wir haben nicht miteinander geschlafen, Goldflocke. Ich habe dir doch gesagt, dass ich es langsam mit dir angehen möchte. Hast du das bereits wieder vergessen?«
Verflixt nochmal!
Meine Wangen glühen schon wieder, als ich mir auf die Lippen beiße und leicht den Kopf schüttle. Verflucht sei Cole, der mich mit einem bloßen Blick in Verlegenheit bringen kann.
»Wie bin ich dann ins Bett gekommen? Oder besser gesagt nach Hause? Ich kann mich an nichts erinnern.«
Schmunzelnd kommt er mir näher, bis sich fast unsere Nasenspitzen berühren. Dabei dringt sein himmlischer Duft zu mir durch, der mich süchtig macht.
»Du bist einfach in meinen Armen eingeschlafen, also habe ich dich nach Hause getragen, dich umgezogen und zugedeckt.«
Meine Wangen fühlen sich mit jedem Wort heißer an, als würden sie verbrennen. »Und wieso hast du mich nicht auf dem Sofa schlafen lassen?«
»Damit du am nächsten Tag wieder so verspannt bist? Keine Chance. Außerdem war es doch gar nicht so schlimm ein Bett mit mir zu teilen, oder?«
Wieder schüttle ich den Kopf. Ich muss aber zugeben, dass ich mich auch gar nicht daran erinnern kann. »Und du hast mich einfach ausgezogen?«, will ich wissen. Besser ich halte dieses Gespräch aufrecht, bevor meine Gedanken mich überschlagen.
»Ja, habe ich. Ich habe aber nicht geschaut, Charlie. Von uns beiden bist du die Spannerin.«
Augenblicklich ziehe ich ihn näher an mich heran und verstecke mein Gesicht an seiner Brust. Cole fängt leise an zu lachen und streicht mir sanft über die Haare.
»Das muss dir nicht peinlich sein, Goldflocke.«
Er haucht mir einen leichten Kuss auf den Scheitel, ehe er sich ein wenig von mir löst und mir in die Augen blickt. Eindringlich mustern mich seine bernsteinfarbenen Iriden, die mich in letzter Zeit öfters in den Bann ziehen. Zärtlich verbindet er unsere Lippen zu einem kurzen Kuss, bevor er sich komplett aufrichtet und mir zuzwinkert.
»Ich habe heute etwas für uns geplant. Also sei bitte pünktlich zu Hause und komm nicht zu spät zu unserem ersten Date.«
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