Kapitel 6 - Izana
Als ich das quietschende Geräusch der sich öffneten Tür hörte, hob ich den Kopf und sah zu dieser. Das Licht der Fackeln leuchtete nur einen Teil des Kerkers aus, doch ich erkannte an den Schatten, dass drei Personen den Raum betraten.
„Traut sich der Phönix nicht mehr ohne Begleitschutz in meine Gegenwart?", fragte ich spöttisch. Auch wenn ich mir nicht sicher war, dass Joshua Rosfield mich besuchte, ging ich davon aus.
„Doch würde ich sehr wohl, da ich euer Geheimnis jetzt kenne, aber nicht ich wollte zu euch, sondern Tethys. Aber auch ich, habe wie sie, Fragen an euch, die ihr mir hoffentlich beantwortet, Izana."
Als Joshua Rosfield meinen Namen sagte, sah ich ihn entsetzt an. Er stand wirklich hier vor mir, neben ihm einer dieser Unsterblichen, der die Fackel in seiner Hand Richtung mein Gesicht hielt, damit man es deutlicher sehen konnte. Neben Joshua Rosfield stand Tethys Lesage. Ich verstand es noch immer nicht, warum sie am Leben war, war das alles nur vorgetäuscht? Die Worte von Joshua gingen mir erneut durch den Kopf, ich riss vor Entsetzen die Augen auf, woher wusste er meinen Namen? Den wussten nicht einmal diese Unsterblichen. Nur meine Freunde und die waren alle tot.
„Joshua weiß deinen Namen von mir und auch, dass du mit Magie Waffen erschaffen kannst. Deine Frage, woher ich das alles weiß, beantworte ich dir gleich. Doch ich habe eine Frage an dich. Wie kommst du darauf, dass ich eigentlich tot sein sollte? Das mit ..."
„Woher? Ich habe deinen Leichnam gesehen, Trey hat dich getötet", schrie ich sie an. Lesages Tochter wich einen Schritt zurück.
„Das heißt, Trey war nicht auf der Stelle tot? Aber ich war nicht mehr im Zimmer, er, oh Göttin, er hat Ciri getötet."
Ich sah Tethys an, mein Blick verfinsterte sich. Ich spürte das Kribbeln in meinen Fingern, aber ich konnte keinen Dolch erschaffen, die Unsterblichen hatten mir Antimagie-Armbänder angelegt.
„Was soll das heißen? Trey war nicht auf der Stelle tot, und wer ist Ciri?", fragte ich mit vor Zorn bebender Stimme. Tethys Lesage sah zu mir und atmete tief durch.
„Nicht Syrena war meine Zofe, sondern Ciri. Sie war ein normales Mädchen, keine Trägerin, aber sie hat liebend gerne meine Kleider getragen und meine Rolle übernommen. So konnte ich öfter das Schloss verlassen und keiner machte sich Gedanken, wo ich war. Sie muss im Zimmer gewesen sein, nachdem ich das Schloss verlassen hatte und zum Hafen geflohen bin. Wahrscheinlich hat sie nur die offenstehende Geheimtür gesehen und gedacht, ich wäre ohne Grund hinausgegangen und wollte sie wieder schließen. Da muss Trey wieder aufgewacht sein, Ciri für mich gehalten haben und hat sie dann getötet", murmelte Tethys vor sich hin und senkte den Kopf. Ich ballte meine Hände zur Faust.
„Willst du damit sagen, dass du Syrena warst? Dass du Trey getötet hast? DU HAST UNS ANGELOGEN, MICH, DABEI HAB ICH ... Ich hätte auf Trey hören sollen, dir nicht blind vertrauen sollen. Doch ich habe mich von meinen Gefühlen leiten lassen, aber Liebe macht bekanntlich blind, das war es wohl bei mir."
Ich stand auf und sah Tethys hasserfüllt an, dann trat ich nah ans Gitter heran.
„Du kannst froh sein, dass vorhin Joshua neben dir war und ich jetzt diese Antimagie-Armbänder trage, sonst wärst du auf der Stelle tot. Wenn ich könnte, würde ich dir jetzt die Kehle aufschlitzen", wandte ich mich ihr mit bedrohlicher Stimme zu. Ich trat einen Schritt zurück und sah Tethys und Joshua an.
„Ich hasse dich, ich hasse euch beide, ihr seid an allen Schuld", schrie ich sie an.
„Du willst seiner Gnaden Joshua und Prinzessin Tethys die Schuld am Tod deiner Freunde geben, warum? Sie waren es nicht, es waren Großherzogin Annabella und Kaiser Silvère Lesage, wenn du dich an jemanden rächen willst, dann an die zwei. Wobei das äußerst dumm wäre, wenn du das tust. Deine Freunde kommen dadurch auch nicht wieder zurück und außer dass du dabei selbst sterben kannst, bringt es dir gar nichts", hörte ich den Unsterblichen sagen. Ich wandte mich ihm zu.
„Tja, an die beiden komme ich nicht ran, ich hatte meine Chance, um die Großherzogin zu töten, habe aber leider versagt, eher gesagt, der Prinz hat mich daran gehindert, daher auch die Narbe. Ja, Tethys, dein lieber Bruder hat mir diese Narbe zugefügt und das ohne jegliches Gewissen. Aber ich konnte ihn ebenfalls verletzen, wenn auch nicht so sehr wie er mich", teilte ich der Blonden mit. Der Schein der Fackel leuchtete die Umgebung so weit aus, dass ich Tethys Reaktion gut sehen konnte.
Sie ballte ihre Hände zur Faust, während ihre Brust sich schneller hob und senkte, ihr Atem ging schneller, sie versuchte ruhig zu bleiben. Ich hatte wohl einen wunden Punkt bei ihr getroffen.
„Du warst so dumm und hast dich mit meinem Bruder angelegt? Und behauptest, er hätte dich ohne jegliches Gewissen angegriffen? Da irrst du dich, Izana, Dion hat sich zurückgehalten, weil ihm das Volk etwas bedeutet, auch die Träger. Und dass du Annabella angegriffen hast, war auch mehr als nur dumm. Dein Glück war, dass Dion dazwischen ging und keiner der kaiserlichen Soldaten, denn dann wärst du jetzt tot. So hast du überlebt, wurdest zwar als Träger markiert und dadurch bestraft, aber du durftest weiterleben", rechtfertigte Tethys ihren Bruder. Ihre Worte waren zu viel.
„ICH WÄRE LIEBER TOT, ALS AM LEBEN. ES GIBT NICHTS MEHR FÜR MICH, WAS ES NOCH WERT Wäre, WEITERZULEBEN!", schrie ich Tethys an.
„ES REICHT JETZT!", donnerte Joshua Rosfield's Stimme durch den Keller, die Wände warfen seine Stimme noch lauter zurück.
„Hört auf, ihr beiden. Auch wenn du es nicht hören willst, Izana, es gibt immer einen Grund zum Weiterleben, auch du wirst diesen Grund noch finden. Ich glaube an das Gute in dir und lasse dich am Leben, vorerst bleibst du aber hier, zur Sicherheit. Tethys hat recht mit dem, was sie sagt, die Kaiserlichen hätten dich auf der Stelle getötet. Dion gab dir eine Chance, die du wohl auch genutzt hast, wenn auch für das Falsche", sagte Joshua und atmete durch. Ehe er mich wieder ansah.
„Es tut mir leid, was meine Mutter getan hat, und ich weiß, dass meine Entschuldigung nichts bringt. Aber wir sind nicht alle wie unsere Eltern, und ich bitte dich dennoch um Verzeihung. Ob du sie annimmst, ist deine Sache. Cyril wird dir demnächst eine Aufgabe zuweisen, etwas, was dir bestimmt liegt", teilte mir Joshua mit, es stimmte, er sah wirklich in jedem das Gute und gab ihnen eine zweite Chance. Er war wie der Großherzog gewesen, wenn man nach den Erzählungen ging. Joshua legte seine Hand auf Tethys Schulter, diese zuckte zusammen und blinzelte einen Moment, was war mit ihr bitte los?
„Gehen wir", hörte ich Joshua noch sagen, ehe er und Tethys zur Tür des Kellers gingen.
„Ich schicke später jemanden, der dir dein Essen bringt. Wie seiner Gnaden gesagt hat, es ist eure Sache, was ihr mit dieser zweiten Chance tut, aber ich an eurer Stelle würde sie gut nutzen. Den sterben werden wir ohnehin eines Tages. Man sollte froh sein, für jeden Tag, den man hat, und hier wird euch auch kein Leid widerfahren", wandte sich dieser Cyril noch an mich. Ehe er Joshua und Tethys folgte, als die Tür mit einem Knall ins Schloss fiel, war ich wieder allein. Ich setzte mich hin und lehnte mich gegen die Wand. Gab es wirklich noch etwas, was es wert war, weiterzuleben? Ich wusste nicht was, doch ich sollte schon bald einen Grund haben, weiterleben zu wollen.
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