Kapitel 4 - Joshua Rosfield
Mein Blick wich über die Mitglieder der Unsterblichen, welche sich im Raum befanden. Ihnen gefiel es nicht, dass Tethys hier war, wenn es nach denen gegangen wäre, die mich hierher gebracht hatten, hätten sie Tethys zurückgelassen. Aber ich hatte es verhindert, indem ich sie nicht losgelassen hatte. Doch als wir hier waren, trennten sie uns, sperrten uns auseinander. Sicher, sie hatten sich in den fünf Jahren, in denen wir geschlafen hatten, immer um Tethys gekümmert, dass sie nicht starb, aber nicht aus dem Grund, weil sie ihnen wichtig war. Nein, aus dem Grund, weil sie Informationen von ihr wollten.
Es war für mich ein Schock, als ich aufwachte und mir mitgeteilt wurde, was sie mit Tethys vorhatten. Sie wollten meine Zustimmung, doch die bekamen sie nicht, werden sie nie. Tethys hatte nichts getan. Sie hatte keine Menschen getötet, ich hingegen schon. Ja, es waren Soldaten aus Sanbréque, aber es starben auch Unschuldige, als ich die Burg in Brand steckte, aber auch im Kampf gegen Ifrit. Und das würde ich jetzt klarstellen. Mein Blick wich zu Tethys, sie stand neben mir und ließ die Mitglieder nicht aus den Augen. Sie wirkte standhaft und stark und wenn es sein musste, sofort kampfbereit. Doch ich wusste, dass dies nicht der Fall war. Tethys hatte Angst und sie würde am liebsten auf der Stelle den Raum verlassen, ich konnte es ihr nicht verübeln. Die Verachtung und den Hass auf Sanbréque und somit auf sie, da sie die Tochter von Silvère Lesage ist, war greifbar zu spüren.
„Ihr fragt euch bestimmt, warum ich diese Versammlung einberufen habe. Ich ..."
„Euer Gnaden, was auch immer der Grund ist, es wäre besser, wenn sie nicht hier ist", unterbrach mich einer der Mitglieder. Er war wohl einer der neuen, von denen Cyril gesprochen hatte, laut ihm sollten es einige neue Mitglieder geben, die erst die Regeln lernen mussten. Und einer dieser neuen zeigte auf Tethys.
„Ja, der Meinung bin ich auch. Haltet besser Abstand von ihr, wer weiß, ob sie euch nicht hintergeht und euch tötet, wie ihr Vater es mit ..."
Ich atmete öfter durch, versuchte die brodelte Wut in mir zu beschwichtigen, die durch diese Anschuldigungen hochkam und dadurch die Erinnerung an Vaters Tod. Das Feuer des Phönix wurde heißer, die Wut größer.
„Joshua, beruhig dich bitte ...", hörte ich Tethys zitternde Stimme, die mich versuchte zu beruhigen, sie kam einen Schritt auf mich zu. Dies war für ein Mitglied ein Schritt zu weit. Ich verstand, dass sie ihre Aufgabe ernst nahmen, doch nicht auf diese Weise.
Ich sah etwas im Schein der Feuerfackel aufblitzen und dann Tethys entsetztes Gesicht, während sich durch meinen Körper ein stechender brennender Schmerz zog, dieser vom Bauch ausging. Ich sah zu Tethys, die an sich hinuntersah, an die Stelle, wo der Dolch in ihren Bauch steckte.
„Sie sehen mich als Feind ...", flüsterte sie.
„Aber das bist du nicht", unterbrach ich Tethys, meine Stimme wurde lauter, ich fing Tethys auf, als sie auf die Knie fiel.
„Ich muss den Dolch herausziehen, damit ich dich heilen kann", teilte ich ihr mit, sie nickte.
Als ich den Dolch aus ihrem Bauch zog, spürte ich den Schmerz von ihr durch meinen Körper jagen, Tethys umgriff meinen Arm fester. Sie litt, doch es drang kein Laut über ihre Lippen. Diese Genugtuung wollte sie denjenigen, der sie verletzt hatte, nicht geben.
Ich warf den Dolch zu Boden und legte meine Hand auf Tethys Bauch, konzentrierte mich auf die Heilkräfte des Phönix. Ich spürte die wohltuende Wärme des Feuers, die auf Tethys überging und langsam ihre Wunde heilte.
„Euer Gnaden, was tut ihr ... sie wollte ..."
Ich blickte wütend zu dem Unsterblichen, der mich ansprach, und er verstummte auf der Stelle. Es war einer derjenigen, die mich vorhin schon unterbrochen hatten.
„TETHYS WOLLTE MIR NUR HELFEN, DOCH IHR VERURTEILT SIE FÜR ETWAS, WAS SIE NICHT BEGANGEN HAT. TETHYS HAT MEINEN VATER NICHT GETÖTET, SIE HAT DIE ARMEE MEINES VATERS NICHT GETÖTET, DAS WAREN DIE SOLDATEN AUS SANBRÉQUE AUF BEFEHL IHRES VATERS, ABER NICHT SIE. WENN IHR JEMANDEN VERURTEILEN WOLLT, DANN TUT ES MIT MIR. DEN ICH HABE MENSCHEN GETÖTET, WELCHE DIE SCHULDIG WAREN, ABER AUCH UNSCHULDIGE. ALSO WENN DANN VERURTEILT MICH UND NICHT SIE", schrie ich sie alle an, fing jedoch sogleich zu husten an.
Als es vorbei war, atmete ich öfter durch, um mich wieder zu beruhigen. Ich spürte plötzlich eine Hand auf meiner und sah zu ihr.
„Alles in Ordnung?", fragte mich Tethys leise, ich nickte und stand vorsichtig auf, half Tethys ebenfalls hoch, sie sah sich um, sie suchte denjenigen, der sie angegriffen hatte. Ich verstand Tethys, sie wollte nicht noch einmal angegriffen werden, aber eigentlich war es verboten, bei der Versammlung in den eigenen Reihen Waffen bei sich zutragen. Das wussten sie alle, also warum hatte jemand einen Dolch bei sich. Hing ich meinen Gedanken nach, doch ich wurde unterbrochen, als sich plötzlich eine Hitze durch meinen Körper zog. Wie ein tobendes Feuer, welches wie eine Sintflut über mich zusammenbrach und nur Kälte zurückließ.
Ich musterte Tethys, sie wirkte selbstsicher, nicht mehr ängstlich, sie sah weiterhin zu den Mitgliedern des Ordens, einen sah sie besonders lange an, er bemerkte es ebenfalls.
„Was ist? Warum starrst du mich so an?", fragte er Tethys gereizt.
„Du warst es, du hast den Dolch geworfen."
Tethys hatte den Dolch aufgehoben und betrachtete ihn genauer, ihr Blick verfinsterte sich im nächsten Moment.
„Keiner, außer Joshua und der Unsterbliche, der mir die Kleidung brachte, wusste, dass ich bei dieser Versammlung dabei sein würde. Dies heißt wiederum, dass du deinem Lord schaden wolltest", sprach Tethys den Unsterblichen mit kraftvoller Stimme an, man spürte die Macht, die in der Stimme sich widerspiegelte. Jetzt wusste ich, warum Tethys nicht mehr solche Angst hatte, ihre Esper gab ihr die Kraft, bei ihren nächsten Worten wusste ich, dass sie erneut durch Tethys sprach.
„Wie es aussieht, muss euer Anführer der Unsterblichen seine Mitglieder sorgfältiger auswählen, sie, wie es einst die Sitte war, ihnen Prüfungen unterziehen. Denn nur die, welche diese Prüfung bestehen, sind somit dazu auserwählt, den Dominus des Phönix zu beschützen. Einige werden die Blutlinie weiterführen können, andere sind zum Schutz da. Doch eines habt ihr alle gemeinsam, die dem Dominus des Phönix dienen. Ihr würdet euer Leben ohne zu zögern für ihn geben und ihn nicht versuchen zu töten. Oder irre ich mich da?", fragte Tethys und sah zur Tür des Raumes.
„Nein, ihr habt damit vollkommen recht. Und unsere neuen Mitglieder würden immer dieser Prüfung bis jetzt unterzogen, und sie müssen auch alle vor einer Versammlung die Waffen abgeben", erklärte die Gestalt bei der Tür, die in den Lichtschein des Raumes trat und zu mir kam. Er kniete sich vor mich hin.
„Bitte verzeiht mir euer Gnaden. Ich hätte hier sein müssen, um das zu verhindern, dass es überhaupt so weit kommt, ist eine Schande, die ich nicht so schnell wiedergutmachen kann."
Ich nickte Cyril verzeihend zu, niemand konnte so etwas wissen. Cyril wandte sich dann an Tethys.
„Ich danke euch, dass ihr seine Gnaden Joshua das Leben gerettet habt, erneut."
Cyril senkte seinen Kopf vor Tethys, diese blickte einen Moment zu ihm, ehe sie wieder zu den einem Mitglied sah.
„Beendet das alles und stellt endlich alles klar. Ich habe keine Lust darauf, das Leben meines Dominus erneut zu riskieren, nur weil eure Mitglieder den Hass auf ihren Vater nicht im Griff haben. Regelt das endlich, oder ich tue es", wandte sich Leviathan an Cyril, dessen Augen weiteten sich ehrfürchtig und er nickte.
„Wir müssen uns aber um dieses Mitglied noch kümmern, der seine Gnaden töten wollte", sprach er und stand auf, ehe er sich zu dem Mitglied umdrehte, um diesen sich bereits ein Kreis gebildet hatte und er sich nicht bewegte.
Doch erkannte ich, dass dies nicht wegen der anderen Mitglieder des Ordens war. Nein, er befand sich bis zur Taille in einer Wassersäule und zappelte wie wild herum. Die Mitglieder, die um ihn standen, beobachteten dies mit Erstaunen, keiner verstand es, ich schon und man konnte von Glück reden, das er noch lebte.
„Stellt eure Fragen, er wird sie euch beantworten, wenn nicht, steigt das Wasser", sagte Tethys, besser gesagt Leviathan kalt. Cyril schluckte, er wusste genau wie ich, dass es gut ist, Leviathan nicht noch mehr zu verärgern. Wir begaben uns dann zu dem Mitglied, als Erstes wurde ihm die Kapuze zurückgeschlagen und darunter kam ein junger Mann, vielleicht achtzehn Jahre alt, bestimmt nicht älter zum Vorschein.
Er hatte kurze schwarze Haare, mit seinen grünen Augen sah er mich hasserfüllt an. Auf seiner linken Wangenseite hatte er ein Tattoo, dieses das Aussehen einer doppelseitigen Lanze hatte, welche von der linken Seite sich mit einem Speer durchkreuzt wurde. Es war das Trägermal, dieses jedoch von einer Narbe entstellt war.
„Ihr ... seid ein Träger, warum wolltet ihr ...?", fing ich an, brach aber ab.
„Rache für meine Freunde. Und Wiedergutmachung für den Fehler am Phönixtor. Du hättest am Phönixtor sterben sollen, hast aber überlebt. Während die Frau starb, die ich geliebt habe, weil sie aus Sanbréque floh."
Der junge Mann spuckte mir ins Gesicht.
„DEINE MUTTER IST AM TOD MEINER FREUNDE SCHULD. SIE UND SILVÉRE LESAGE HABEN SIE HINRICHTEN LASSEN, NUR WEIL SIE TRÄGER SIND. WENN SIE NICHT LEBEN DURFTEN, WARUM ALSO DU? DU, NEIN, IHR BEIDE SOLLTET OHNEHIN TOT SEIN, UND NICHT SYRENA UND MEINE FREUNDE", schrie er mich an. Plötzlich verschwand die Wassersäule um ihn, und er fiel zu Boden. Ich sah zu Tethys, die einen Schritt zurückwich, und dann aus dem Raum rannte. Ich wandte mich an Cyril.
„Sperrt ihn ein, aber lasst ihn am Leben. Das ist ein Befehl." Cyril nickte und zwei der Mitglieder zogen den Mann hoch und brachten ihn weg. Ich folgte Tethys, ich wollte wissen, was gerade vorgefallen war. Ich fand sie in ihrem Zimmer.
„Tethys? Du kennst ihn, oder?", fragte ich vorsichtig, sie sah erschrocken, zu mir und nickte. Ich trat ein und schloss die Tür, blieb jedoch dabei stehen und wartete darauf, dass Tethys mir erzählte, woher sie diesen Mann kannte.
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