Kapitel 50 - Heimkehr
Die große Halle war weihnachtlich geschmückt. Ein großer Weihnachtsbaum stand dort, wo sonst er Lehrertisch seinen Platz hatte. Hier und da schwirrte noch ein verzauberter Mistelzweig durch die Gegend. Neville war unter einem gelandet und wurde von diesem verfolgt. Schließlich erbarmte sich Luna und küsste den Gryffindor schnell. Der dunkelblonde lief auf der Stelle rot an und verließ die Halle, so schnell er konnte.
Beim späten Frühstück saßen nicht viele Schüler. Die meisten waren bereits am Vortag abgereist. In diesem Jahr schienen auch nur wenige Schüler über die Ferien in Hogwarts zu bleiben. Hermine, Ron und Ginny waren genau wie Luna bereits reisefertig.
»Und, wie glaubst, du ist es im Manor, Weihnachten zu feiern?«, wollte Hermine mit gesenkter Stimme wissen. Harry sah zum Tisch der Slytherins. Draco lächelte und unterhielt sich mit Blaise.
»Anders würde ich sagen. Die Weihnachten bei euch werden mir aber sicher fehlen«, sagte er an Ron und Ginny gewandt.
»Ja es wird echt was fehlen dieses Jahr, aber es ist das erste Weihnachten mit Deinem Vater und Draco genieß es«, sagte Ron und lächelte. Der dunkelhaarige nickte.
»Und was ist mit euch? Hermine bleibst du bei Ron?«,
»Ja aber ich komme erst nach dem ersten Feiertag. Meine Eltern wollen auch etwas von mir haben«, Lachte sie und Ron zog sie noch etwas fester an sich.
»Oh Ron wie willst du das nur überleben« Lachte nun auch Harry. Der Rothaarige zog eine Grimasse.
»Ja du hast ja leicht reden. Deinen Freund siehst du die ganze Zeit«, spottete er.
»Ja schon aber dafür könnte Ihr euch jeden Tag hier in Hogwarts nah sein«, der Grünäugige blickte traurig zu dem Blonden an dem anderen Tisch.
»Na gut, ja das stimmt«, lenkte Ron ein.
»Wir sollten langsam los, der Zug fährt bald!«, Ginny stand auf und lächelte Harry an. Der Gryffindor erhob sich und umarmte die Rothaarige.
»Hab tolle Ferien Harry und schreib mal.«
»Mach ich Ginn und ich will alles wissen!«, flüsterte er ihr ins Ohr. Ron zog eine Augenbraue nach oben, doch Ginny lachte nur und nickte. Nachdem er auch Luna umarmt hatte, wandte sich Harry an Hermine und zog sie an sich.
»Ich wünsche Dir tolle Weihnachten Mine und pass auf Ron auf!«, sagte er. Ron stemmte die Hände in die Hüften.
»Hey!«, sagte er gespielt empört und umarmte seinen besten Freund dann seinerseits.
»Du weißt wie ich das meine!«, sagte Harry und grinste.
»Ja schon klar und du pass auf dich auf und auf Deinen Vater. Keine Katastrophen bis nach den Ferien«,
»Geht klar! Kommt, ich bring euch noch zu Tor«,
»Ach ne schaut mal, wer da kommt. Da scheint sich einer zu freuen«, Ginny wies auf den Eingang zur großen Halle. Seamus kam herein und ging zielsicher auf den Tisch der Slytherins zu. Er legte seine Arme von hinten um Blaise und der dunkelhaarige zog den Iren zu sich und küsste ihn verlangend.
»Seamus Eltern sind über Weihnachten verreist. Also kann er die ganzen Ferien bei Blaise verbringen. Der wird das Dauergrinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen«, lachte Luna.
Sie ließen die Halle hinter sich und Harry winkte seinen Freunden, als diese in die Kutschen stiegen. Plötzlich kribbelte sein ganzer Körper und es roch nach Tannennadeln und Pergament. Der dunkelhaarige drehte sich um und sah direkt in Dracos sturmgraue Augen. Der Blonde berührte ihn flüchtig im Vorbeigehen an der Hand und stieg in eine der Kutschen. Blaise und Seamus blieben bei Harry stehen. Der dunkelhäutige umarmte den Gryffindor kurz und lachte, als er dessen entgeistertes Gesicht sah.
»Schau nicht so! Mein Ruf ist eh schon im Eimer. Da kann ich auch den Retter der Zaubernation umarmen. Ich wüsche euch schöne Weihnachten und seht zu, dass Ihr beide was auf die Rippen bekommt«, mit dem Kopf wies er zu der Kutsche, in der Draco saß. Seamus der bis dahin Blaise' Hand gehalten hatte, gab Harry einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.
»Schöne Ferien Harry, Ihr beide macht das schon. Wir sehen uns«, rief er noch, während sein Freund ihn schon zur Kutsche zog. Dann waren auch die letzten Schüler weg.
Die Wenigen, die in Hogwarts blieben, hatten sich in die Gemeinschaftsräume zurückgezogen und so lief Harry durch menschenleere Gänge in den Kerker. Er wäre nur zu gerne mit dem Zug gefahren aber Severus hielt das für zu gefährlich und unnötig, da er mit ihm einfach apparieren konnte. Der Gryffindor wäre gerne schon am Morgen nach Malfoy Manor gereist. Mit seinem Portschlüssel wäre das kein Problem, aber sein Vater hatte die Kette versteckt und wollte mit ihm gemeinsam reisen. So trat der Grünäugige wenig später in sein und Severus' Quartier ein. Der Tränkemeister saß am Tisch und ordnete einige Dokumente. Seufzend ließ sich Harry auf einen der Sessel fallen.
»Dad? Wann können wir los?«, Severus sah auf und lächelte.
»Tut mir leid Kleiner, ich hab noch eine Besprechung und muss noch einige Sachen erledigen. Ich verspreche Dir, zum Abendessen sind wir im Manor!«
»Was?? So spät? Kann ich nicht schon vorgehen?«
»Nein Harry. Narzissa und Lucius holen Draco in London ab und Reg will noch schmücken, ehe wir kommen. Lass uns bitte zusammen gehen.«
»Na schön, wenn es sein muss.«
Der Gryffindor verzog sich in sein Zimmer und setzte sich an die Hausaufgaben. Es waren nicht viele, aber so konnte er die Zeit im Manor dann wenigstens sinnvoll nutzen. Die Zeit verging schnell und so war es schon später Nachmittag, als Harry wieder in die Küche kam. Draußen dämmerte es bereits. Sein Vater packte gerade einige Bücher zurück ins Regal und wandte sich dann zu seinem Sohn um. Der sah ihn flehend an.
»Jetzt?«, wollte er wissen. Der Tränkemeister lächelte.
»Na los hol Deinen Umhang«, sagte er lachend. Sofort rannte Harry in sein Zimmer und griff nach dem Umhang. Das Gepäck hatte Trinket bereits geholt und Hedwig war ebenfalls schon auf dem Weg ins Manor. Als er wieder in die Wohnküche kam, stand Severus reisefertig an der Tür. Der Gryffindor musste grinsen. Sein Vater schien Gefallen an Muggelsachen gefunden zu haben. Er trug eine schwarze Jeans und darüber ein graues Sweatshirt. Lediglich der warme Umhang wies ihn als Zauberer aus.
»Was ist?«, wollte er wissen, als er den irritierten Blick seines Sohnes sah.
»Ach nichts ich dachte, du wolltest Deinen Ruf hier nicht ruinieren aber die Sachen machen dich irgendwie...äh...harmloser«, lachte der Grünäugige.
»Ich werd Dir gleich harmlos. Außerdem wird uns sicher kaum jemand sehen und so falle ich weniger auf. Und nun komm du unmögliches Kind«, spottete der Tränkemeister.
Severus sollte recht behalten auf dem Weg begegnete ihn kein Schüler. Die, die in Hogwarts geblieben waren, saßen in der großen Halle und aßen zu Abend. Als Harry und sein Vater ins Freie traten, wehte ein eisiger Wind. Schneeflocken tanzten in der Luft und es war schon fast ganz dunkel. Bevor sie das Gelände verließen, sah der Gryffindor etwas und rannte darauf zu, bevor Snape es verhindern konnte. Als er näher eilte, sah er den Halbriesen, der den Jungen fest im Arm hatte.
»Guten Abend Hagrid!«, sagte er erleichtert. Hagrid nickte freundlich und wischte sich verstohlen eine Träne weg.
»Guten Abend Professor. Ich...ich wollte mich nur von Harry verabschieden. Ich hoffe, das war nicht falsch?«
»Natürlich nicht. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten. Komm Harry, wir sollten gehen«, der Gryffindor löste sich aus der Umarmung und trat zu seinem Vater.
»Bis nach den Ferien Hagrid!«, rief er und winkte dem Halbriesen noch einmal zu, ehe er mit Severus durch die magische Barriere trat, welche das Schloss schützte.
»Gib mir die Hand!«, raunte Snape, als sie durch den Schnee stampften.
»Können wir hier schon apparieren?«, wollte Harry wissen und hielt Severus seine Hand hin.
»Nein, aber sollte etwas passieren, will ich dich in meiner Nähe wissen«, aufmunternd drückte er die Hand seines Sohnes und sie liefen einige Minuten schweigend durch den Schnee.
»Irgendwie lustig«, sagte der Gryffindor irgendwann.
»Was?«
»Ich hab mir, als ich kleiner war, immer vorgestellt wie es sein müsste an der Hand seines Vaters zu gehen. Ich kannte das nur von meinen Mitschülern in der Muggelschule oder auch von Dudley und Vernon, aber vorstellen konnte ich es mir nie. Und jetzt musste ich erst sechzehn werden, um das zu erleben. Aber ich bin dankbar dafür, dass ich es erleben darf«,
Severus blieb stehen und sah seinen Sohn eine Weile an. Noch immer hielt er die Hand des Jungen. Er war noch ein Kind, ein Kind, das nie Kind sein durfte. Er war viel zu schnell erwachsen geworden und die Ereignisse der letzten Wochen hatten nicht gerade geholfen, ihm ein etwas unbeschwertes Leben zu geben.
»Ich weiß du hast vieles nicht erlebt und ich denke, es wird Zeit, das du erfährst, was es heißt ein Kind zu sein, auch wenn du vielleicht keines mehr bist«, mit diesen Worten schloss er seinen Sohn fest in die Arme und im selben Moment waren sie verschwunden.
Draco Malfoy saß dick eingepackt auf der großen Freitreppe des Manors und wartete. Er war bereits vor zwei Stunden hier eingetroffen aber von Harry und seinem Paten war noch nichts zu sehen. Langsam machte er sich Sorgen. Plötzlich setzte sich jemand neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel.
»Mach dir keinen Kopf die beiden kommen bald. Sev musste noch einiges erledigen«, Regulus sah sein Patenkind aufmunternd an.
»Mhmm...hätte Harry nicht schon mit dem Portschlüssel kommen können?«
»Ach Drache sein Vater wollte zusammen mit ihm reisen und da kommen sie doch!«, der Heiler wies in die Ferne und tatsächlich zwei Gestalten stapften durch den hohen Schnee des Parks auf das Herrenhaus zu. Der blonde Slytherin sprang auf und rannte die Treppe hinab. Harry tat dasselbe und rannte auf ihn zu. Kurz bevor der Park begann, trafen sie sich. Sie standen sich sekundenlang stumm gegenüber, dann zog Draco seinen Freund zu sich und küsste ihn so leidenschaftlich wie noch nie vorher. Severus war inzwischen weitergelaufen und zog nun seinen Partner in die Arme. Ihm wurde warm, als sich die weichen Lippen des Blacks auf seine legten. Als sie den Kuss lösten, legte der Tränkemeister einen Arm um den Jüngeren. Amüsiert beobachteten sie die beiden Jungen, die immer noch eng umschlungen dastanden.
»Hey Jungs kommt rein. Ihr habt euch jetzt ganze drei Wochen. Kein Grund, sich jetzt eine Lungenentzündung zu holen«, rief Regulus. Hand in Hand kamen Draco und Harry die Treppe hinauf. Der Gryffindor umarmte seinen Stiefvater.
»Hey Papa.«
»Na Kleiner schön das ihr hier seid und nun rein langsam wird es kalt«, als die vier in die Eingangshalle traten, begannen die Augen des dunkelhaarigen zu leuchten.
Alles war weihnachtlich geschmückt. In der Luft schwebten Kugeln in Rot, Gold, Grün und Silber. An den Treppengeländern schlängelten sich Tannengirlanden und überall roch es nach Keksen.
»Also in diesem Jahr hast du dich selbst übertroffen!«, Lachte Severus und nahm seinen Sohn in den Arm, der noch immer mit offenem Mund umher sah.
»Wer hat sich selbst übertroffen?«, kam es von der Treppe. Lucius und Narzissa kamen lächelnd auf die Neuankömmlinge zu. Sofort löste sich Harry von der Szenerie, lief auf die Malfoys zu und umarmte sie.
»Ich hab euch vermisst!«, sagte er und der Blonde und Heilerin strichen ihm durch das schwarze Haar. Zwar war der Gryffindor, seit dem er im Koma gelegen hatte, noch ein paar Mal im Manor gewesen, aber die Malfoys waren gerade dann immer nicht da gewesen. Nun trat Draco hinter Harry und legte ihm eine Hand um die Hüfte. Narzissa sah überrascht erst zu den Jungen und dann zu ihrem Mann, der wissend lächelte.
»Heißt das etwa?«, wollte sie wissen. Draco nickte und als Bestätigung küsste er seinen Freund schnell. Harry war inzwischen rot angelaufen, fand sich, aber ehe er sich versah in einer weiteren festen Umarmung von Narzissa wieder.
»Na, ich freu mich für euch. Seit wann denn?«, wollte sie Heilerin nun von Draco wissen. Nun wurde der Blonde rot und wandte sich etwas unter dem Blick seiner Mutter.
»Ähm...also seit so knappen drei Monaten.«
»Moment und wir erfahren das erst jetzt?«, gespielt empört stemmte sie die Hände in die Hüften.
»Hat Regulus es nicht erzählt?«, wollte Harry nun überrascht wissen.
»Na vielen Dank mein Sohn, dass du mich da reinziehst. Hey schau nicht so Zissa, das ist ja wohl eine Sache von Draco und Harry«, Versuchte sich der Heiler, zu verteidigen.
»Dad wusste es auch!«, sagte der Slytherin schnell.
»Lucius Abraxas Malfoy!«
»Was denn, ich dachte, das sollten die Jungen selber erzählen.«
»Zissa sei ihnen nicht böse es war nicht gerade leicht für die beiden«, Severus legte der Blonden beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. Diese verstand und sah, dass viel mehr hinter alldem steckte. Natürlich war ihr aufgefallen, dass ihr Sohn sehr dünn geworden war. Schon als er aus dem Zug stieg, hatte sie es gesehen. Nun sah sie das Leuchten in den Augen des Jungen, während er Harry im Arm hielt.
»Na schön, ich bin nicht böse. Wirklich nicht ich freu mich doch für euch Jungs! So und nun kommt, das Abendessen ist fertig. Ach und willkommen zu Hause!«
Schnell wandte sie sich nun auch an Severus und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Der Tränkemeister nickte lächelnd.
Das Abendessen war wie immer eine lustige Angelegenheit. Jeder erzähle und lachte mit den anderen. Draco und Harry wurden von den Erwachsenen genau beobachtet. Immerhin waren beide zu dünn und mussten wieder etwas auf die Rippen bekommen. Zur Freude aller aßen sie ordentlich.
»Ich beziehungsweise wir haben eine Überraschung für euch!«, sagte Lucius irgendwann, als alle das Essen beendet hatten. Regulus und Narzissa lächelten und standen auf. Irritiert sahen Harry, Draco und Severus zu den dreien.
»Kommt mit«, sagte der Heiler und trat nach Lucius und Narzissa aus dem Esszimmer. Die anderen folgten verwirrt. Sie liefen über die große Treppe in den ersten Stock. Auf der linken Seite führte eine große Tür in den Westflügel, davor blieb Lucius Malfoy stehen. »Wir haben ja gesagt, dass Ihr drei hier ein Zuhause haben werdet. Also hier bitte«, der Blonde öffnete die beiden Flügeltüren und gab den Blick frei.
Ein ausladender Flur tat sich vor den Anwesenden auf. Mit offenen Mündern standen Severus, Harry und Draco da.
»Kommt schon. Das gehört jetzt euch!«, Lachte Narzissa und ging voran. Vom Flur gingen vier Türen ab. Hinter der Ersten verbarg sich das Zimmer von Harry. Es ähnelte dem Zimmer, das er auch bisher im Manor bewohnt hatte. Allerdings war es größer und hatte ein großes Fenster mit direktem Blick auf den Park. Das Zimmer von Regulus und dem Tränkemeister lag am anderen Ende des Flurs und war ähnlich gemütlich wie das des Gryffindor. Dann gab es noch ein Labor, ein Arbeitszimmer und das Bad. Am Ende des Flures lag ein großes Wohnzimmer mit Kamin, Sitzecke und Esstisch. Die offene Küche sah genauso aus wie in Severus' und Harry Quartieren in Hogwarts.
»I-ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, stotterte der Tränkemeister.
»Das ist toll...ein...ein richtiges Zuhause. Danke!!«, Harry sprang Lucius und Narzissa förmlich in die Arme und ließ auch seinen Stiefvater dabei nicht aus.
»Ja, danke es ist wirklich wunderschön« lächelnd umarmte Severus erst die Malfoy und küsste dann seinen Partner innig.
»Ihr solltet langsam schlafen gehen«, sagte Regulus irgendwann zu Draco und Harry. Sie hatte zusammen den ganzen restlichen Abend im neuen Wohnzimmer von Harry und seinen Vätern gesessen. Es ging bereits auf Mitternacht zu und die Teenager gähnten in immer kürzeren Abständen.
»Ja, Jungs ab ins Bett mit euch. Sev und Harry wollen morgen früh in die Winkelgasse, da solltet Ihr wenigstens etwas ausgeschlafen sein«, sagte Narzissa und stellte ihr Weinglas ab.
»Na schön«, sagte Draco und zog den Gryffindor an der Hand auf die Beine.
»Dann gute Nacht!«,
»Ja gute Nacht«, sagte auch Harry und ließ sich von dem Slytherin aus dem Raum ziehen.
»Hey, aber jeder in sein Bett!«, rief Severus den beiden noch hinterher.
»Sev lass sie! Sie schlafen wesentlicher besser gemeinsam. Mach Dir keinen Kopf!«, Lachte Regulus.
Die Jungen waren schnell durch die beiden Flügeltüren aus der Wohnung gelaufen und standen nun lachend vor der Freitreppe.
»Sollen wir zurück?«, fragte Harry, als sie sich wieder beruhigt hatten.
»Quatsch. Onkel Sev erwartet doch nicht wirklich, dass wir getrennt schlafen«, hilflos zuckte der dunkelhaarige mit den Schultern und sah schuldbewusst zur Tür. Eine warme Hand griff nach seiner.
»Hey, mach Dir keinen Kopf. Komm, lass uns schlafen gehen. Ihr habt morgen viel vor«, Draco zog seinen Freund mit sich den Flur entlang bis in sein Zimmer. Harry war hier nur wenige Male gewesen. Der Andere hatte sonst immer bei ihm geschlafen. Er mochte das Zimmer des Blonden. Es war gemütlich und ganz in Grau und Grün gehalten. Leise schloss Draco die Tür hinter sich.
»Dray ich...ich hab gar keinen Pyjama hier!«, stotterte der Grünäugige. Lächelnd ging der Blinde zu seinem großen Kleiderschrank.
»Hier, die Hose sollte passen. Vielleicht etwas zu groß aber an den Bändern kann man sie enger machen. Ich geh schnell ins Bad«, er gab Harry eine dünne graue Pyjamahose und verschwand durch die Tür auf der anderen Seite des Raumes. Unschlüssig stand der dunkelhaarige mit der Hose in der Hand mitten im Raum. Irgendwie war es seltsam und doch so vertraut. Draco kam schnell wieder aus dem Bad. Er trug eine schwarze Pyjamahose. Sein Oberkörper war frei. Schmerzlich erkannte Harry wie sehr der Blonde in den letzten Wochen und Monaten abgebaut hatte. Er war dünn. Rippen und Schlüsselbeine waren deutlich zu sehen. Trotz allem zeichneten sich auch feine Munkeln an Bauch und Armen ab.
»So du kannst ins Bad. Ist alles in Ordnung?«, wollte er nun wissen.
»Ähm...ja...ja alles okay. Ich geh dann mal«, sagte Harry schnell, verschwand im Bad und schloss die Tür. Mit dem Rücken lehnte er sich dagegen und atmete tief durch. Er zog sich um und putze sich die Zähne. Seinen dicken Pulli ließ er an, so trat er wenige Minuten später wieder in das Zimmer. Draco saß auf dem Bett und blickte auf.
»Willst du in dem Pulli schlafen? Das könnte ziemlich warm werden«, mit roten Wangen sah der Gryffindor zu Boden. Plötzlich legte sich eine Hand unter sein Kinn und drückte es sanft nach oben.
»Hey, hast du Angst? Was ist los? Ich kann dir gerne ein Shirt geben, wenn es dir unangenehm ist, vor mir deinen Oberkörper zu zeigen.«
»Das ist es nicht Dray...es ist also meine Narben...ich seh einfach nicht gut aus. Sie zeigen einfach, wie schwach ich war oder vielleicht auch noch bin«,
Kopfschüttelnd zog der Blonde den dunkelhaarigen an sich. Vorsichtig fuhr er mit seinen Händen unter den Pullover und zog ihn sacht über Harry Kopf.
»Harry James Potter-Snape du bist wunderschön. Hör auf, dir so etwas einzureden. Sei stolz auf deine Narben. Nicht wegen der Geschichte, sondern weil du sie überlebt hast«, sanft fuhr er mit seinen Fingern über die weißen Linien auf der Haut des dunkelhaarigen. Dann nahm er Harrys Hand und führte sie an seine eigene Schulter.
»Hier spürst du das. Die hab ich, weil ich mit fünf unbedingt auf die Kastanie klettern wollte. Als ich oben war, bin ich abgerutscht und hab mir die Schulter aufgerissen«, er nahm die Hand und führte sie an seine Hüfte.
»Hier die hab ich, weil ich mich am Kamin verbrannt habe, da war ich zehn. Oder hier« Er führte die Hand unter seinen Rippenbogen. »...die ist von meiner Tante Bellatrix...sie...sie wollte mich umbringen. Ich sei es nicht wert zu leben, wenn ich dem dunklen Lord nicht dienen kann. Das ist gerade erst zwei Jahre her. Sie ging mit einem Messer auf mich los. Ich konnte ausweichen, aber sie traf mich hier. Mein Vater kam rechtzeitig dazu und rettet mir das Leben. Ich hab tagelang geweint und wollte mich verstecken, aber dann fand ich das hier«, der Blonde ging zu seinem Bücherregal, zog ein schmales Buch heraus und blätterte zur letzten Seite.
Dort stand nur ein Satz und Harry las ihn mehrere Male: »Narben erinnern uns an das Erlebte, aber sie definieren nicht unsere Zukunft« - Mark Twain
Er blickte auf und sah in das lächelnde Gesicht von Draco.
»Es sind Erinnerungen nur Erinnerungen«, sagte dieser und küsste den Gryffindor sanft.
»E-es tut mir leid Dray...was Dir passiert ist. Ich...ich sollte aufhören, mir selber leidzutun.«
»Nein, hör auf. Das hier« Draco fuhr über die Narbe an seiner Rippe.
»...das hier ist nichts, gegen das, was du erlebt hast. So und nun lass uns schlafen. Was sagst du?«, der Grünäugige nickte und folgte Draco ins Bett. Der Blonde fuhr noch einmal sanft über die Narben an Harrys Rücken, dann zog er ihn eng an sich. Der dunkelhaarige drehte den Kopf und lächelte.
»Ich glaube, du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich liebe dich!«, flüsterte er. Draco küsste seinen Freund auf die Stirn.
»Ich liebe dich auch. Gute Nacht Harry!«
»Gute Nacht Dray.«
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