Kapitel 33 - Im Wald
*Es tut mir leid*
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Harry, Draco, Severus und Regulus rannten nach draußen. Schon schlugen die ersten Flüche neben ihnen ein. Verbissen kämpften Schüler und Lehrer gegen die herannahenden Todesser, die von weiteren Gefolgsleuten unterstützt wurden.
»Ihr müsst hier weg!«, rief Severus und drängte die beiden jungen Männer hinter eine Säule.
»Aber Dad, wir müssen kämpfen!«
»Nein, ihr müsst die Schlange töten, das ist jetzt das Wichtigste!«, sagte der Mann und schleuderte einen Fluch, auf eine riesige Spinne. Das Tier wurde durch die Luft geschleudert und blieb auf dem Rücken liegen.
»Ron dreht durch«, sagte Harry, der bereits weitere Spinnen in der Ferne sah.
»Los jetzt«, sagte Regulus und schob seinen Sohn und Draco vorwärts. Immer wieder schlugen Flüche neben ihnen ein. Trümmer lagen herum, doch nicht nur das, auch Schüler lagen auf dem Boden, ob tot oder verletzt Harry konnte es nicht sagen. Das hatte er nicht gewollt. Niemand sollte für ihn sterben. Er merkte gar nicht, wie Draco ihn durch die Schlacht immer weiter zog. So weit, bis der Lärm kaum noch zu vernehmen war.
»Harry? Harry, komm schon, wir müssen weiter«, Dracos Stimme drang dumpf zu ihm. Harry wandte sich ihm zu.
»Draco ... ich ...«, Harry schluchzte.
»Alles ist gut«, versuchte Draco seinen Verlobten zu beruhigen.
»Sie waren tot ... das wollte ich nicht.«
»Schatz, das wissen wir nicht. Es ist nicht deine Schuld. Lass uns gehen, okay?«, nun sah Harry sich um. Sie standen am Rand des Waldes, das Schloss lag in der Ferne, Rauch stieg auf. Feuer war in den Fenstern zu sehen. Draco hatte recht, sie mussten weiter, mussten es endlich enden lassen, aber vorher musste Harry noch etwas tun. Er griff in die Tasche, die Draco trug und zog etwas heraus. Es war eine Phiole, in der eine goldene Flüssigkeit schimmerte.
»Hier trink das«, sagte er und reichte das Fläschchen Draco. Dieser sah ihn vollkommen perplex an.
»Das ist das Felix Felicis, welches du bei Slughorn gewonnen hast, aber ... du hast es seit damals aufgehoben?«
»Ja, ich ... ich wollte es ein paar Mal einsetzen, aber irgendwie dachte ich, es würde noch mal wichtig werden. Also los trink es.«
»Ich? Aber warum ich? Mach du es!«
»Nein Dray, nur auf dich kommt es an. Du musst die Schlange töten und dann Voldemort, ich weiß, dass du das kannst, und der Trank wird vielleicht helfen.«
»Harry ...«
»Nein, bitte tu es. Tu es für mich«, sagte Harry. Schließlich nickte Draco, entkorkte die Phiole und trank. Es schmeckte nach nichts und doch nach allem.
»Wie fühlt es sich an?«, fragte Harry.
»Mhm ... gut, wirklich gut. Komm, wir gehen«, sagte Draco dann und zog Harry an der Hand in den Wald. Kein Geräusch war zu hören, nicht ein Vogel sang, nicht das kleinste Knacken drang an ihr Ohr.
»Warte«, sagte Draco flüsternd, als sie schon weit im Wald waren, und griff in die Tasche.
»Hier«, sagte er dann und legte etwas in Harrys Hand. Dieser wirkte nun ebenso überrascht wie Draco nur Minuten vorher.
»Der Schnatz? Das ist der, den mir Dumbledore vermacht hat«, sagte er.
»Ja und erinnere dich, was darauf stand.«
»Ich öffne mich zum Schluss«, sagte Harry leise und Draco nickte. Vorsichtig legte Harry nun seine Lippen auf den kleinen goldenen Ball und tatsächlich öffnete dieser sich. Im Innern lag ein Stein, eine Art Edelstein, aber vollkommen schwarz und glänzend. Harry nahm ihn in die Hand und plötzlich war der Wald um sie her nicht mehr ganz so dunkel. Drei Gestalten, durchscheinend und doch greifbarer als die Hogwarts-Geister standen nun bei ihnen.
»Mum, James ... Sirius?«, Harrys Herz schlug bis zum Hals. Wie konnte das sein?
»Ja Schatz, wir sind hier«, sagte Lily Potter.
»A-Aber wie geht das? Was ...«
»Der Stein der Auferstehung«, sagte Draco leise und die Gestalt von James Potter nickte. Harry trat zu seiner Mutter und legte seine Hand auf ihre Wange. Er berührte sie nicht wirklich und doch war es seltsam real.
»Ihr seid so tapfer«, sagte sie und sah dann auch zu Draco, der matt lächelte.
»Lily hat recht, niemand von uns hätten je diesen Mut gefunden«, sagte nun Sirius.
»Warum seid ihr hier? Könnt ihr uns helfen?«, fragte Harry flehend.
»Wir sind hier, damit ihr nicht den Mut verliert. Ihr könnt das schaffen. Nur ihr zählt jetzt«, sagte James lächelnd.
»Bleibt ihr?«, wollte Harry wissen. Lächelnd nickte Lily.
»Bis zum Schluss. Wir werden bei euch sein«, sagte sie und auch James und Sirius nickten.
»Wir sollten gehen«, sagte Draco. Harry sah zu seinen Eltern und Sirius und nur einen Wimpernschlag später waren sie verschwunden, aber er wusste, dass sie noch immer bei ihnen waren. Draco zog Harry in die Arme.
»Wir schaffen das«, sagte er und küsste ihn sanft. Dann warf er sich den Tarnumhang über.
»Ich bin immer bei dir«, flüsterte er. Harry schluckte schwer.
»Ich liebe dich«, raunte er, dann ging er weiter.
Während er durch den stillen Wald lief, dachte er an die letzten beiden Jahre. So viel war geschehen. Nach Jahren der Schmerzen, der Angst und des Hungers, hatte er endlich ein wirkliches Zuhause, eine Familie oder bessergesagt gleich mehrere Familien gefunden. Er war verlobt, liebte Draco, mehr als alles andere und doch fühlte sich das hier seltsam endgültig an. Er musste wieder an Dumbledores Worte denken: »Weißt du Harry, in allem steckt immer ein wenig Abschied, aber das heißt nicht, dass es nicht weitergeht«, er verstand nun, was der Mann meinte. Harry ballte die Fäuste, dann trat er aus dem Schatten der Bäume auf eine Lichtung.
»Harry Snape! Nett, dass du dich zu uns gesellst«, Voldemorts Stimme war kalt und doch belustig. Auf der Lichtung erkannte Harry noch neben einer Handvoll Todessern, die er nicht kannte, Bellatrix Lestrange, die Carrows und Lucius Malfoy neben seiner Frau. Harry stockte der Atem. Mit Lucius hatte er gerechnet, aber nicht mit Narzissa. Wo waren die Zwillinge? Er sah schnell zu der Frau, die wie eine Mutter für ihn war. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, aber ihre Augen sahen traurig und flehend zu Harry.
»Nun bist du bereit zu sterben?«, fragte Voldemort und Harry wandte diesem den Blick zu. Nagini lag zu dessen Füßen. Harrys Blick zuckte kurz zu der Schlange. Er hatte keine Ahnung, wo Draco war, aber er hoffte, dieser sei bereits in der Nähe des Tieres.
»Also?«, fragte Voldemort erneut.
»Was willst du Tom? Nur meinen Tod? Für was? Damit du dich mächtig fühlen kannst? Damit du sagen kannst, du hast einen knapp Achtzehnjährigen besiegt? Du wirst nie siegen. Es gibt viele, die sich dir in den Weg stellen werden und es ist egal, ob ich oder Dumbledore tot sind, denn auf uns folgen immer wieder Hexen und Zauberer, die dich bekämpfen werden«, Harry wusste nicht, woher er den Mut nahm, aber er wusste, dass er Draco Zeit verschaffen musste. Voldemort sah nun sehr wütend aus. So wütend, dass sich selbst seine Todesser etwas zurückzogen.
»Was glaubst du, wer du bist?«, zischte der Mann.
»Ich bin der Junge, der überlebte, vergiss das nicht«, sagte Harry mit fester Stimme. Voldemort zog seinen Zauberstab, noch ehe Harry reagieren konnte. Draco stockte der Atem, aber irgendwas sagte ihm, dass er auf keinen Fall seine Tarnung aufgeben sollte – unter keinen Umständen.
»Diesmal nicht«, sagte Voldemort nun.
»NEIN!«, Lucius Malfoy warf sich nach vorne und stellte sich schützend vor Harry.
»Lucius, was soll das?«, fragte Voldemort eiskalt.
»Ich kann das nicht zulassen. Harry ist der Verlobte meines Sohnes und ... und mein Patenkind. Ich schwor ihn zu beschützen und das werde ich«, sagte Lucius und klang dabei erstaunlich ruhig.
»DU! DU HAST MICH DIE GANZE ZEIT BELOGEN UND BETROGEN! ICH WUSSTE ES«, schrie der Lord nun. Harry wollte Lucius wegschubsen, ihn irgendwie außer Gefahr bringen, aber der Mann hielt ihn hinter seinem Rücken eisern fest.
»Geh aus dem Weg und ich verschone dich und deine Familie«, sagte Voldemort nun leise und eindringlich. Aber Lucius schüttelte den Kopf, sah zu seiner Frau und lächelte.
»Nein, niemals«, sagte er dann.
»Du bist ein Narr. AVADA KEDAVA!«, schrie Voldemort. Harry sah das grüne Licht und es war wie, als würde alles in Zeitlupe geschehen. Er schrie, aber es war zu spät. Lucius Malfoy fiel tot zu Boden. Harry starrte auf den toten Körper, er hörte Narzissa schluchzen und sah dann mit Tränen auf. Er zog seinen Zauberstab, aber es war zu spät. Ehe er einen Fluch sprechen konnte, brach wieder ein Strahl grünen Lichts aus dem Stab von Voldemort, traf Harry in die Brust und seine Welt wurde dunkel.
Als er die Augen aufschlug, blendete ihn helles Sonnenlicht. Harry setzte sich auf und blickte auf das Meer. Er roch das Salz, er hörte Möwen schreien und spürte den warmen Sand unter sich. Wo war er? Das Letzte, an das er sich erinnerte, war das grüne Licht und Lucius, der tot zu seinen Füßen lag. Er sah an sich herab, er trug nicht mehr seine Sachen, sondern helle Kleidung aus Leinen. Er sah sich um, er kannte den Ort. Es war der Strand, an dem das Haus der Malfoys lag, aber wie kam er hierher? Harry stand auf und sah jemanden auf sich zukommen. Schon auf die Entfernung erkannte er, dass es seine Mutter war, aber konnte das sein? Er ging der Frau mit den roten Haaren, welche im Wind flogen, entgegen.
»Mum?«, fragte er unsicher und die Frau zog ihn in die Arme.
»Mein kleiner Harry«, sagte sie.
»A-Aber wie ... wie geht das? Ist das der Himmel?«, fragte der junge Mann. Lily strich ihm sanft über die Wange.
»Nein, du weißt, was das ist«, sagte sie sanft. Harry wusste erst nicht, was seine Mutter meinte, dann fiel es ihm ein.
»Eine Art Wartehalle, so wie damals, als ich Sirius gesehen habe«, sagte er. Lily nickte.
»Komm, wir gehen ein Stück«, sagte sie und nahm die Hand ihres Sohnes. Harry konnte nicht beschreiben, wie schön es sich anfühlte, die Hand seiner Mutter zu spüren.
»Aber Mum, wie kann das sein? Wie kann ich nicht tot sein? Voldemort hat mich mit einem Avada getroffen. Der Horkrux in mir ist schon lange zerstört«, wieder lächelte Lily, aber dieses Mal war es ein trauriges Lächeln.
»Ja, das stimmt. Doch nicht der Horkrux hat dich gerettet, sondern Liebe«, sagte Lily.
»Liebe? Du meinst ... Lucius?«, fragte Harry stockend.
»Ja, er opferte sich für dich und erschuf so wieder einen Blutschutz.«
»A-aber wir ... wir sind nicht blutsverwandt.«
»Auf eine gewisse Art und Weise schon. Lucius übernahm die Patenschaft für dich, diese Patenschaft verbindet euch.«
»Heißt das, dass Voldemort ... das er von dem Fluch getroffen wurde und nun ... nun tot ist?«, Lily schüttelte den Kopf.
»Dieses Mal nicht, der Fluch tötete dich nicht, aber er prallte nicht ab, sondern blieb einfach wirkungslos.«, sagte sie traurig.
»Das heißt, es wurde auch kein Horkrux erzeugt?«
»Nein, aber die Schlange lebt noch.«
»Kann ich zurück?«, fragte Harry nun.
»Wenn du das willst«, sagte Lily und lächelte.
»Es muss enden und ich kann Dad, Papa, Draco und die anderen nicht alleine lassen.«
»Nein, das kannst du nicht«, sagte Lily und strich Harry durch die Haare.
»Wird es Lucius gutgehen?«, fragte dieser flehend.
»Natürlich, er wird es gut haben«, sagte Lily.
»Werde ich dich wiedersehen?«
»Das wirst du, aber bis dahin ist noch Zeit. Mein tapferer Harry. Ich könnte nicht stolzer auf dich sein. James und Sirius sind es auch. Wir werden immer da sein, dort«, sagte Lily und legte eine Hand auf Harrys Brust. Der junge Mann nickte und schlang seine Arme um seine Mutter.
»Ich hab dich lieb«, flüsterte er und fühlte das beruhigende Streicheln der Frau. Es war tröstend und warm. Irgendwann verschwanden die Rufe der Möwen, das Rauschen des Wassers und der Wind und wieder umgab Harry Dunkelheit.
Draco starrte voller Entsetzen auf die toten Körper seines Vaters und seines Verlobten. Er wollte zu ihnen, wollte irgendetwas tun, aber etwas hielt ihn ab. Er stand noch immer verborgen unter dem Tarnumhang in der Nähe von Voldemort. Tränen rannen ihm über das Gesicht. Er sah zu seiner Mutter, die in die Knie gegangen war und das Gesicht schluchzend in den Händen vergraben hatte.
»Nun Narzissa, bereust du oder willst du deinem Mann Gesellschaft leisten?«, Voldemorts Stimme klang kalt und höhnisch.
»Herr, ich denke nicht, dass das nötig ist«, sagte Bellatrix Lestrange nun.
»Nicht? Betrog sie nicht auch dich?«
»Schon, aber ...«
»NEIN!«, schrie der Lord und Narzissa sah auf. Ihr Blick ruhte auf Harry und ihrem Mann und dann sah sie es. Eine Regung. Sie war nur klein, aber sie war da. Harry lebte und dann erkannte sei ein kaum wahrnehmbares Nicken des jungen Mannes. Zitternd kam sie auf die Beine.
»Ich stehe zu meiner Schuld«, sagte sie mit fester Stimme. In dem Moment, als Voldemort den Zauberstab auf sie richtete, erklang ein: »NEIN!«, und alle fuhren herum. Harry stand mit ausgestrecktem Zauberstab vor Voldemort.
»Wage es nicht, sie anzufassen!«, sagte er.
»W-Wie kann das sein?«, stotterte Bellatrix, während die meisten anderen Todesser in Panik disapparierten. Auch Voldemort schien für einen Moment sprachlos, dann aber wandte er sich dem jungen Mann kalt lächelnd zu.
»Nun offenbar war mein Fluch zu schwach, um dich zu töten, nachdem ich bereits Lucius das Leben nahm, aber das lässt sich korrigieren«, sagte er.
»So leicht gebe ich nicht auf, das solltest du langsam wissen Tom. STUPOR!«, rief Harry und ein Strahl roten Lichts trat aus seinem Zauberstab hervor. Voldemort reagierte sofort und grünes Licht flog in Harrys Richtung. Die Flüche prallten aufeinander und diesem Moment wusste Draco, dass es an der Zeit war. Er warf den Umhang ab und Bellatrix Lestrange schrie auf. Voldemort und Harry aber lösten die Verbindung nicht. Draco rannte auf die Schlange zu, die zur gleichen Zeit zum Angriff überging. Für den jungen Mann geschah alles wie in Zeitlupe, er hob das Schwert, holte aus und traf Nagini genau unterhalb des Kopfes. Schwarzer Rauch stieg auf und die Schlange war fort. Ein Schrei Voldemorts halte im Wald nach, kurz schien er den Stand zu verlieren, aber sofort fasste er sich wieder und das grüne Licht kam Harry immer näher.
»HARRY! GIB NICHT AUF! ICH LIEBE DICH!«, Dracos Ruf, ließ ihn die letzten Kräfte mobilisieren. Wieder klangen Dumbledors Worte in ihm nach: »Besinn dich auf das, was dich von Voldemort unterscheidet«, er schrie auf und das rote Licht seines Zauberstabs drängte das grüne von Voldemort zurück. Es schien, als könnte der Lord dem nicht mehr standhalten, sein Zauberstab gehorcht ihm nicht mehr und nur Augenblicke später, traf ihn Harrys Fluch in die Brust. Harry sah den Elderstab, den Voldemort eben noch hielt, in die Luft fliegen, sah den dunklen Lord nach hinten fallen, sah, wie die roten Augen starr ins Leere blickten. Tom Riddle war tot.
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