Kapitel 32 - Expecto Patronum
»Aufstehen Harry!«, die Worte erreichten das Gehirn des Gryffindor in dem Moment, in dem ihm die Decke weggezogen wurde. Er blinzelte und sah seinen Vater grinsend am Rand des Bettes stehen.
»Mhm...Dad noch fünf Minuten«, nuschelte er und drehte sich wieder zur anderen Seite. »Kommt nicht infrage. Aufstehen. Du musst zum Frühstück und dann bei Minerva antreten. Also los jetzt!«, Severus Snape zog seinen Teenagersohn auf die Füße. Der trottete widerwillig in sein Zimmer und stand schließlich fünfzehn Minuten später angezogen in dem kleinen Wohnzimmer.
Ein Blick aus dem magischen Fenster zeigte ihm, dass der Regen noch nicht nachgelassen hatte. Er hoffte inständig, dass das Wetter sich bis zu Quiddtichauswahl noch bessern würde. Harrys Vater saß mit dem Tagespropheten am Küchentisch und trank eine Tasse Tee. Als sein Sohn ins Zimmer trat, ließ er die Zeitung sinken.
»Na geht doch«, sagte er und betrachtet den Jungen von oben bis unten. Harry hatte seine Haare heute zurückgebunden und an seinem Umhang steckte der Anstecker mit der Aufschrift »Quidditch-Kapitän«,. Seine Schulsachen trug er unter dem Arm.
»Sag mal, hast du keine Tasche. Du kannst die Sachen doch nicht den ganzen Tag so mit dir herumtragen«, zweifelnd sah der Tränkemeister zu den Büchern, Pergamenten und Federn, welche Harry so gut es ging, unter seinen Arm gestopft hatte.
»Ähm, also na ja meine alte Tasche also die hat Onk...Vernon verbrannt. Ich hab sonst nichts anderes. Nur die Tasche von den Zwillingen und da würde ich die Bücher nie finden!«, verlegen starrte der Gryffindor auf seine Zehen.
»Mein lieber Sohn du musst noch lernen, dass ich als dein Vater nun auch für deine Ausbildung zuständig bin und das heißt, fehlen dir Schulmaterialien, dann sag mir das bitte! Na ja aber es scheint, als hätte ich genau das richtige Geschenk zum Schulbeginn«, mit diesen Worten holte er unter dem Tisch eine Ledertasche hervor und reichte sie Harry. Sie war groß genug für alle Schulbücher und trug die Initialen »HPS«
Gerührt strich der Dunkelhaarige über die Buchstaben, die für seinen neuen Namen standen. Schnell verstaute er seine Sachen und umarmte seinen Vater.
»Danke Dad!«
»Schon gut Kleiner und von jetzt an sagst du mir, wenn du etwas brauchst!«, er strich seinem Sohn über den Kopf und schob ihn dann energisch zum Porträtloch.
»So und nun los. Ich wünsche dir viel Spaß heute und wir sehen uns nach Kräuterkunde«, Severus sah seinen Sohn forschend an. Im Blick des Teenagers lagen Zweifel und Angst.
»Nun schau mal nicht so. Es wird alles gut. Wenn die anderen Schüler dich mies behandeln, dann sag es mir okay?!«, jetzt huschte ein Lächeln über Harrys Gesicht.
»Ja klar Dad, damit sie mich bei der nächsten Gelegenheit mit Myrte ins Mädchenklo sperren. Lass mal. Ich denke, dass Wissen, dass Severus Snape mein Vater ist, reicht schon. Bis später im Unterricht Professor!«,
Schnell verschwand der Junge durch das Porträtloch, während sein Vater im lächelnd hinterher sah.
Auf dem Gang vor den Privaträumen des Tränkemeisters, waren ein Paar Slytherins, die zum Frühstück eilten. Einige lächelten ihm zu, anderen beachteten den Gryffindor nicht weiter. Harry beeilte sich, aus den Kerkern zu kommen, auch wenn das jetzt sein Zuhause war, fühlte er sich unter den vielen Schlangen, die ihn argwöhnisch beobachteten, nicht sonderlich wohl. Bevor er in die große Halle trat, sah er sich noch mal um. Hinter ihm lief Draco zusammen mit Blaise. Der Blonde zwinkerte ihm kurz zu und im nächsten Moment rempelte Zabini den Gryffindor an.
»Hey Potter, pass gefälligst auf wo, du hinläufst!«, der dunkelhäutige Schüler hatte Harry schnell einen Zettel in die Hand gedrückt und lief nun zusammen mit Draco zügig in die Halle. Harry, der ahnte, dass er von vielen Augen beobachtet wurde, stopfte den Zettel schnell in seine Hosentasche und betrat nun ebenfalls die große Halle. Es war noch ziemlich ruhig. Die meisten Schüler würden wohl erst etwas später zum Frühstück kommen. Trotz allem spürte Harry die Blicke auf sich und so beeilte er sich schnell zu seinem Platz zu kommen. Ginny saß bereits und winkte ihn heran. Seufzend ließ er sich auf die Bank fallen und griff nach einem trockenen Toast.
»Morgen«,nuschelte er in die Richtung der Rothaarigen und nippte an einer Tasse Tee. Ginny sah den Dunkelhaarigen besorgt an.
»Was war das gerade mit Zabini?«, Harry zuckte mit den Schultern und sah flüchtig zum Slytherintisch an dem neben Draco und Blaise erst wenige Schüler saßen.
»Keine Ahnung. Wollte sich wichtig machen. Wo stecken den Ron und Hermine?«,
Die Rothaarige grinste.
»Ron ist nicht aus dem Bett gekommen. Hermine ist irgendwann wutentbrannt in den Jungenschlafsaal gestiefelt und hat es regnen lassen. Na ja du kannst dir denken, was da los war. Ah da kommen sie ja«,
sie zeigte zum Eingang und tatsächlich erblickte Harry seine besten Freunde. Hermine war offenbar stinksauer und hinter ihr lief Ron, mit nassen Haaren. Sein Hemd hing ihm aus der Hose und allgemein wirkte er wie ein begossener Pudel.
»Guten Morgen Ronni! Na frisch geduscht?«, Ginny verkniff sich ein Lachen, als sich ihr älterer Bruder neben sie setzte und ohne Umschweife begann sich seinen Teller vollzuladen.
»Sehr witzig. Morgen Harry. Dir ist schon klar, dass ich dir, dass hier zu verdanken hab?!«, der Teenager machte eine ausholende Geste um seinen Kopf, die auch Hermine mit einschloss, welche sich inzwischen neben Harry gesetzt hatte. Wütend funkelte sie Ron an.
»Ronald Weasley, wir wollten früh hier sein, um Harry beizustehen, und wer nicht aus dem Bett kam, warst du nicht er. Und nun hab dich nicht so. Der Schlafsaal ist ja wieder trocken«, die Braunhaarige griff nun nach dem Toast und schenkte sich Tee ein. Kurz war es still, dann brach Harry in Gelächter aus gefolgt von Ginny und schließlich lachten sie alle. Als sie sich wieder beruhigt hatten, kamen Neville, Seamus und Dean an den Tisch auch sie sahen aus, als wären sie direkt aus der Dusche hergekommen. Schmollend setzten sich die drei Jungen an den Tisch.
»Danke Hermine ich finde es unheimlich praktisch, bereits frisch geduscht aufzustehen. Wenn du das nächste Mal deinen Freund wecken willst, dann mach es wie alle normalen Menschen und zieh ihm die Decke weg oder küss ihn wach«, Seamus grinste in Richtung der Braunhaarigen, die auf der Stelle rot angelaufen war. Auch Rons Gesichtsfarbe biss sich inzwischen stark mit der Farbe seiner Haare. Irritiert sah Harry zwischen seinen beiden besten Freunden hin und her.
»Heißt da, ihr...also wann hattet ihr vor mir das zu sagen? Ginny du wusstest das und sagst nichts?«, Etwas säuerlich zeigte der Dunkelhaarige auf Ron und Hermine. Ginny hob abwehrend die Hände.
»Hey, ich hab versprochen nichts zu sagen. Ich hab euch gleich gesagt, dass das eine dumme Idee ist. Harry ist doch nicht blind«,
»T-tut uns ehrlich leid Alter. Wir wollten es dir sagen, aber wir dachten, na ja im Moment hättest du andere Sorgen«, stotterte der Rothaarige und sah schuldbewusst zu Hermine. Die strich sich nervös die Haare hinter das Ohr.
»Ja, also das war ja nicht geplant und also«, begann sie nun. Aber weit kam sie nicht. Harry schloss sie in seine Arme.
»Mensch Mine mach dir keinen Kopf. Ich freu mich für euch. Meine beiden besten Freunde. Das ist doch klasse«, er grinste nun zu Ron hinüber. Dieser stand auf, ging um den Tisch, setzte sich neben seine Freundin und nahm ihre Hand.
»Danke«, sagte er und auch Hermine sah nun erleichtert in die Runde.
»Dean!«, sagte Seamus an den dunkelhäutigen Schüler gewandt. Der zuckte mit den Schultern und reichte einige Sickel an den Kleineren. Irritiert sahen Harry, Ron und Hermine zu den Jungen.
»Wir haben gewettet wie Harry reagiert und was soll ich sagen, ich meinte, er nimmt es locker und Dean war der Meinung, er geht Ron an den Hals«, lachte Seamus, als er sah, wie Harry rot wurde.
»I-ich wieso sollte ich? Wegen Hermine? Sie ist wie meine Schwester, ich bitte euch...also wirklich nicht!«,
»Na vielen Dank. Gut dass ich schon einen Freund habe, sonst würde mich diese Aussage wohl in Depressionen stürzen«, erwiderte die Braunhaarige gespielt empört. Harry gab ihr schnell einen Kuss auf die Wange.
»Du weißt wie ich das meine!«, nickend lächelte sie ihn an.
»So aber jetzt zu wichtigeren Sachen. Harry ich muss sagen, du siehst gut aus. Ich meine gestern hat man, das nicht so gesehen aber ich muss sagen, das hat was. Zum Glück ist dir die Nase erspart geblieben!«, feixte Seamus, während er den Grünäugigen der ihm gegenübersaß ausgiebig betrachtet.
»Ja, Seamus hat recht. Und wie ist Snape als Vater so. Zieht er dir Punkte ab, wenn du dein Zimmer nicht aufräumst?«, wollte nun Dean wissen. Am Tisch brach wieder Gelächter aus. Harry genoss das Lachen mit seinen Freunden. Er hatte das alles vermisst. Sie nahmen ihn nun so, wie er war. Niemand verurteilte ihn für das, was passiert war. Er ahnte, dass natürlich auch Seamus, Dean und Neville inzwischen mehr über die Umstände der Adoption wussten. Er sah es an ihren Gesichtern. Sie lachten, aber immer wieder sahen sie auch besorgt aus. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten. Harry wischte sich die letzten Lachtränen aus den Augen.
»Alles gut Dean. Er ist ziemlich normal, denke ich. Keine Ahnung, ich weiß ja nicht genau, was man von einem Vater zu erwarten hat. Aber noch hat er mir keine Punkte abgezogen«,
»Apropos Punkte abziehen. Musst du nicht zu McGonagall? Mach lieber, sonst kommst du zu spät zu Kräuterkunde«, Hermine sah ihn nun ernst an.
»Ich glaub, Hermine ist nicht deine Schwester, sondern eher deine Mutter!«, lachte Seamus.
»Au, sag mal warum trittst du mich?«, kam es von Neville, der neben Seamus saß.
»Tut mir leid Neville, ich wollte Seamus treffen!«, sagte Hermine und funkelte den Iren wütend an. Der hob entschuldigend die Schultern.
»Verärgere nicht meine Freundin Finnigan. Ich muss das sonst ausbaden«, sagte Ron und küsste Hermine, als diese ihn empört ansah.
»Okay aber Hermine hat recht, ich sollte langsam los. Bis später und vertragt euch!«,
Schnell griff Harry nach seiner neuen Taschen und wandte sich zum Gehen. Sein Blick fiel auf den Slytherintisch. Draco saß neben Blaise und starrte abwesend vor sich hin, während der Dunkelhäutige offenbar auf ihn einredete. Plötzlich sah der Blonde auf und sein und Harrys Blick trafen sich. Draco zwinkerte kaum merklich bevor er sich wieder auf sein Frühstück konzentrierte. Der Gryffindor lief nun aus der Halle, stetig begleitet von sich zu ihm umwendenden Schülern. Er wurde auch schon früher angestarrt, doch jetzt war es wesentlich schlimmer. Er zog die Schultern ein und blickte auf den Boden. Kurz bevor er das Büro von Professor McGonagall erreicht hatte, rannte in jemanden hinein. So landeten sie beide etwas unsanft auf dem Boden.
»Tut mir leid«, nuschelte Harry und rappelte sich wieder hoch. Er da sah er, wen er zu Fall gebracht hatte.
»Bei Merlin tut mir wirklich leid Luna. Ich hab nicht genau hingeschaut...ich«, stotterte der Dunkelhaarige und half der blonden Ravenclaw auf die Füße.
»Du hast versucht, den Blicken auszuweichen, oder?«, Luna sah Harry besorgt an. Dieser nickte schwach. Die Ravenclaw lächelte ihn an.
»Mach dir nichts draus in ein paar Tagen, finden sie alle etwa anderes interessant. So ist doch immer«, mitfühlend legte sie ihm die Hand auf die Schulter. Der Gryffindor nickte lächelnd.
»Danke Luna! Ich muss zu Professor McGonagall. Wir sehen uns in Kräuterkunde?!«,
Sie nickte, strich ihm kurz über den Arm und lief die Treppe hinunter. Der Gryffindor blieb allein in dem Korridor zurück. Nun fiel ihm der Zettel in seiner Hosentasche wieder ein. Er sah sich kurz um und zog dann das Stück Pergament dann heraus. Es war nur ein Satz darauf, aber dieser ließ sein Herz schneller schlagen.
»Heute Abend 22 Uhr auf dem Astronomieturm. D«, schnell steckte er den Zettel wieder weg und blieb vor einer eleganten Holztür stehen. Er atmete tief durch und klopfte. »Herein!«, erklang es und der Gryffindor trat in das Büro seiner Hauslehrerin. Der gemütliche Raum, der von großen hellen Bücherregalen dominiert wurde, hatte für Harry etwas Vertrautes, obwohl er selten hier war. Sein Blick wanderte zum Fenster, von hier hatte man einen perfekten Blick auf das Quidditchfeld in der Ferne. Seine Verwandlungslehrerin saß hinter ihrem Schreibtisch und sah den Dunkelhaarigen freundlich an.
»Guten Morgen Mr. Potter schön Sie zu sehen. Setzen Sie sich doch bitte!«,
»Guten Morgen Professor. Vielen Dank«, der Gryffindor stellte seine Tasche ab und setzte sich auf die andere Seite des Tisches. Kurz herrschte Stille. Die Professorin musterte den Jungen genau.
»Wie geht es Ihnen?«,
»Ähm...ja ganz gut. Wirklich...also wirklich gut«, Harry war sich nicht sicher, was McGonagall hören wollte. Unruhig rutschte er auf seinem Platz hin und her.
»Sie können sich sicher denken, dass ihr Vater mir erzählt hat was, also was auf dem Astronomieturm vorgefallen ist«, in der Stimme von Minerva lag tiefe Sorge. Harry konnte ihr kaum in die Augen sehen. Nickte dann aber kaum merklich.
Er suchte einen Punkt in der Ferne. Er musste mit den Tränen kämpfen. Erst jetzt, hier in Hogwarts stürzte alles wieder auf ihn ein. Er wollte nicht, dass sich die Menschen um ihn rum sorgten und doch kamen die Gedanken an den Tag immer wieder. Sein Vater hatte recht gehabt. Selbstmordgedanken verschwanden nicht einfach. Sie blieben. Sie hefteten sich an das Bewusstsein und immer wenn die Angst, die Erinnerung an die Jahre im Ligusterweg wieder zu stark wurde, dann kamen die Dämonen und griffen nach ihm. Harry spürte die Tränen, spürte, wie er schwerer atmen konnte. Die Panikattacke war nicht mehr weit und dann war da eine Hand auf seiner Wange. Eine warme Hand. Er erinnerte sich wieder an Regulus und begann, tiefer zu atmen. Er sah auf und eine besorgte Minerva strich ihm sanft über die Wange.
»Alles wieder in Ordnung Harry?«, sie hatte sich mit ihrem Stuhl vor ihn gesetzt und der Dunkelhaarige sah zum ersten Mal nicht die strenge Hauslehrerin in ihr. Sie sah aus wie eine besorgte Mutter. Eine Löwenmutter wie Narzissa sie nannte. Harry nickte schwach und Minerva zog ihn in eine kurze Umarmung. Es war seltsam, aber doch hatte der Grünäugige das Gefühl, die Frau sorgte sich mehr um ihn, als er selber ahnte.
»Gut. Ich möchte nur, dass Sie...dass du weißt, dass wenn du Sorgen hast, auch zu mir kommen kannst! Ich kann nur erahnen, was du in den Jahren erleben musstest aber nun bist du in Sicherheit und hast Menschen, die dich lieben. Mach sie nicht unglücklich. Versprochen?«,
»Versprochen Professor. i-ich also danke für alles«,
»Nun gut«, sagte Minerva und richtete sich auf.
»Sie sollten sich auf den Weg zum Unterricht machen. Aber denken Sie daran, meine Tür steht Ihnen immer offen«, dankbar sah Harry zu seiner Lehrerin und griff nach seiner Tasche.
»Danke Professor«, der Gryffindor drehte sich noch einmal lächelnd um. Dann öffnete er die Tür zum Flur und wäre um ein Haar in seinen Vater reingelaufen.
»Oh hallo Dad, ich meine, Professor Snape«, Severus grinste seinen Sohn an.
»Schon gut Harry keiner da. Aber nun schnell ab zum Unterricht«,
Der Grünäugige lächelte und rannte an dem Tränkemeister vorbei den Flur herunter.
Kurz sah Snape dem Jungen nach, dann betrat er das Büro seiner Kollegin.
»Tee?«, fragte Minerva und wies auf den Stuhl, auf dem eben noch Harry gesessen hatte.
»Gerne!«, sagte Severus und setzte sich. McGonagall ließ zwei Tassen erscheinen und setzte sich seufzend.
»Ich mache mir Sorgen Severus. Dein Sohn ist noch lange nicht über das alles hinweg. Vorhin stand er kurz vor einer Panikattacke. Ich hoffe, er schafft das alles,«, der Dunkelhaarige nickte traurig.
»Ich weiß. Er tut so, als sei alles in Ordnung aber es ist noch ein weiter Weg. Ich hoffe, ich kann ihm helfen«,
»Wie geht's dir denn?«, der Blick der Verwandlungslehrerin huschte zum Arm des Dunkelhaarigen.
»Bis jetzt noch nichts. Aber so schnell wird ER es wohl nicht erfahren haben. Ein paar Tage sollten mir noch bleiben«,
»Weiß Poppy Bescheid?«, fragte Minerva. Snape nickte und stand auf.
»Ich sollte dann. Mein Unterricht beginnt bald. Danke, dass du ein Auge auf Harry hast«,
»Das mache ich gerne, du weißt, i-ich war damals, als ich ihn im Arm hielt überzeugt, dass er es bei den Muggeln nicht gut haben würde. Lieber hätte ich mich selber seiner angenommen. Aber Albus, du kennst ihn ja. Severus glaub mir, er fühlt sich schuldig, genau wie ich. Ich bin Harrys Hauslehrerin, ich hätte es doch merken müssen«, sie brach ab und in den Augen der Lehrerin schimmerten Tränen. Der Tränkemeister kam auf sie zu und legte ihr kopfschüttelnd eine Hand auf die Schulter.
»Minerva in den letzten Wochen hat der Junge mir etwas beigebracht. Es bringt nichts, die Schuld bei sich zu suchen. Das hilft ihm nicht. Wir müssen versuchen, ihn die letzten 15 Jahre vergessen zu machen und ihn zu beschützen vor allem, was noch kommt. Vielleicht schafft er es dann, einmal ein ganz normaler Teenager zu sein«, die Verwandlungslehrerin nickte.
Severus verließ das Büro und lehnte sich an die Wand, im Schloss war es ruhig. Alle Schüler waren im Unterricht. Er wusste, dass Minerva ein gutes Gespür für die Sorgen und Nöte der Kinder hatte und die Tatsache, dass sie sich so um Harry sorgte, machte dem Tränkemeister zu schaffen. Er hatte geglaubt, dass es sein Sohn schaffen könnte, in Hogwarts alles hinter sich zu lassen aber wie sollte er, wenn ihn hier vieles an seinen Selbstmordversuch erinnerte. Der Dunkelhaarige hoffte, dass Lucius bald eine Möglichkeit fand, dass Harry zu Regulus kommen könnte. Die Gespräche mit dem jungen Black hatten dem Jungen in den letzten Wochen offenbar besonders geholfen und Snape ahnte, dass der Heiler sich ebenfalls sorgte. Seufzend machte er sich auf den Weg in sein Klassenzimmer. Für die Sechstklässler hatte er sich heute etwas Besonderes ausgedacht und er freute sich schon auf das Gesicht von Harry.
Harry, Ron, Hermine, Luna und Neville hatten inzwischen Kräuterkunde beendet. Auch Draco und Blaise hatten dieses Fach gewählt - als einzige Slytherin. Als alle mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, hatte Harry Draco unauffällig zugenickt, was der Blonde mit einem Grinsen quittierte. Schon jetzt freute sich der Gryffindor auf das Treffen mit dem Malfoy, obwohl er noch keine Ahnung hatte, wie er seinem Vater beibringen sollte, dass er nach der Sperrstunde noch mal losmüsste. Nun liefen die Freunde zusammen die Flure in Richtung Verteidigung gegen die dunklen Künste Klassenraum entlang. Dem Dunkelhaarigen folgten noch immer Blicke, aber seine Freunde schirmten ihn so gut ab, wie es nur ging.
»Und wie fühlst du dich Harry, ich meine jetzt von deinem Vater, unterrichtet zu werden?«, fragend sah Neville zu dem Grünäugigen. Der zuckte nur mit den Schultern, als sie das Klassenzimmer betraten.
»Keine Ahnung ich denke, es wird wie immer sein...na ja außer, dass er mich nicht ganz so sehr in die Mangel nimmt«, die Freunde lachten und suchten sich Plätze, auch Draco kam gefolgt von Blaise, Pansy, Goyle, Crabbe und Nott in den Raum. Sie setzten sich in die hinteren Reihen. Harry spürte einen bohrenden Blick. Er drehte sich um, Gregory Goyle starrte ihn an. In seinem Blick lag blanker Hass. Die anderen Slytherins beachteten die Gryffindor nicht weiter. Schnell drehte er sich wieder um. Der Blick, den ihm Goyle zugeworfen hatte, beunruhigte ihn zutiefst. Er hatte allerdings keine Zeit darüber nachzudenken. Die Klassenzimmertür flog auf und Severus Snape rauschte mit wehendem Umhang hinein.
Sofort verstummten alle Gespräche. Die Blicke der Schüler wanderten zwischen dem Lehrer mit der ausdruckslosen Miene und Harry hin und her.
»Ich weiß ja nicht, was an Mr. Potter so interessant ist, aber mir wäre es sehr recht, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit nun mir schenken würden!«,
Augenblicklich sahen die Schüler zu Snape, dessen Mund ein amüsierter Zug umspielte.
»Nun gut willkommen in einem neuen Schuljahr. Als ihr neuer Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste verspreche ich Ihnen, dass wir in diesem Jahr kompliziertere Zauber lernen werden. Am Ende des Jahres sollten Sie alle, oder fast alle«, sein Blick wanderte zu Neville, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
»...non-verbale Zauber beherrschen«, fuhr er fort.
»Aber für heute möchte ich über etwas sprechen, dass einigen von Ihnen sicher bereits bekannt ist. Der Patronus!«,
Ein Raunen ging durch die Klasse. Wieder blickten alle zu Harry, der diesmal grinste. Fast hätte er es vergessen, sein Dad meinte ja, dass auch sein Patronus sich geändert haben könnte. Endlich könnte er es ausprobieren.
»Nun wer kann mir sagen, was ein Patronus genau ist?«, fragend sah Severus in die Runde. Neben Hermine meldete sich auch Draco zögerlich.
»Mr. Malfoy!«,
»Der Patronus ist der persönliche Beschützer für eine Person und nimmt immer die gleiche Tiergestalt an. Er symbolisiert eine starke rettende Macht, der diese Person vertraut«,
»Sehr gut. 10 Punkte für Slytherin!«, der Syltherins feixten und Blaise schlug Draco anerkennend auf die Schulter.
»Sehr richtig eine Patronus ist ein Beschützer und kann vor Dementoren, Lethifold und anderen grauenhaften Wesen schützen. Nun wer kann mir sagen, wie man einen Patronus erzeugt. Miss Granger?«, diese war kurz irritiert, da sie sich gar nicht gemeldet hatte. Pansy lachte laut auf, als sie das sah, was ihr einen strafenden Blick von Snape einbrachte. Hermine räusperte sich.
»Der Patronus-Zauber wird durch die Kraft einer glücklichen Erinnerung erzeugt. Eine richtige Gestalt nimmt ein Patronus nur dann an, wenn man es schafft, eine sehr starke glückliche Erinnerung nachzuempfinden. Ist die Erinnerung nicht stark genug, so entsteigt dem Zauberstab ein gestaltloser, leuchtender Nebel. Vorübergehend kann dieser sich auch schützend, vor die Bedrohung stellen. Einzelne Angreifer können durch diesen Schutznebel zurückgedrängt werden. Er löst sich jedoch nach kurzer Zeit wieder auf. Der Zauberspruch lautet Expecto Patronum«, Pansy starrte Hermine mit offenem Mund an. Snape nickte zufrieden.
»Sehr gut. 15 Punkte für Gryffindor«, es knallte. Ron war äußerst geräuschvoll von seinem Stuhl gerutscht. Die Slytherins starrte den Lehrer entgeistert an. Pansy flüsterte Nott etwas ins Ohr.
»Nein Mrs. Parkinson die Punkte haben nichts damit zu tun, dass mein Sohn in Gryffindor ist, sondern mir Mrs. Grangers ausführlicher und vor allem richtiger Antwort. Ich habe sehr gute Ohren und wenn Sie nicht noch heute dieses Klassenzimmer putzen wollen, dann sollten Sie jetzt besser zuhören!«,
Die Slytherin war rot angelaufen und starrte nun unbewegt nach vorne.
»Gut. Also ich weiß, dass einige in dieser Klasse einen gestaltlichen Patronus erzeugen können. Ich weiß auch, wer es Ihnen beigebracht hat. Also Mr. Potter wären Sie so freundlich und kommen Sie nach vorne«, zögernd stand der Gryffindor auf und ging nach vorne. Zweifelnd sah er zu seinem Vater. Die Miene des Mannes war noch immer unbewegt, aber er nickte ihm auffordernd zu. Harry atmete tief durch, schloss die Augen und versuchte sich auf seine glückliche Erinnerung zu konzentrieren. Er dachte an seine Eltern, an Sirius, doch dann wanderten seine Gedanken zum Tag seines Erwachens in Malfoy Manor, zum Tag der Adoption, der Patenschaftszeremonie, dann öffnete er die Augen und blickte in die sturmgrauen von Draco, der ihm zunickte. Er hob seinen Zauberstab und rief: »Expecto Patronum!«
Aus der Spitze brach mit aller Macht ein weißer Nebel, formte sich und im Klassenzimmer holten alle hörbar erschrocken Luft. Severus Snape war zum ersten Mal sprachlos und starrte auf das Tier, welches seine Runden durch das Klassenzimmer drehte und schließlich verschwand.
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