Kapitel 27 - Die Beichte
Das Erste, was Harry wieder wahrnahm, als sich der Schwindel gelegt hatte, war der Geruch nach Rosen. Noch Jahre später würde er diesen Geruch mit Zuhause verbinden. In den zwei Wochen, die sie am Meer verbracht hatten, dachte er, es gäbe keinen schöneren Ort als das Cottage. Doch hier im Park von Malfoy Manor war das Gefühl von Heimat noch größer, als er gedacht hätte.
Narzissa und Draco waren bereits am Tor angekommen. Severus, Regulus und Harry folgten ihnen. In der Eingangshalle wurden sie von Trinket begrüßt.
»Trinket freut sich, dass Familie wieder sicher in Malfoy Manor angekommen ist. Gepäck ist auf den Zimmern. Master Malfoy wartet in seinem Arbeitszimmer«,
»Danke Trinket. Wir freuen uns auch. Jungs ihr solltet für morgen packen gehen. Wir holen euch, sobald es Abendessen gibt«, lächelnd strich die Heilerin den Teenagern über die Köpfe und ging dann in Richtung Bibliothek. Severus und Regulus grinsten Draco und Harry an.
»Macht lieber, was Sie sagt. Wir holen euch später«, der Black folgte seiner Cousine und zog seinen Partner mit sich.
»Harry, vergiss die neuen Sachen nicht!«, rief dieser seinem Sohn noch hinterher.
»Ja Dad, keine Sorge«, der Gryffindor grinste Draco zu. Dieser verdrehte genervt die Augen.
»Onkel Sev nimmt diese ganze Vatersache verdammt ernst«,
»Mhm.ja ich mag das«, lächelte der Gryffindor.
»Ja, noch warte, bis er mit dir versucht, über Mädchen zu sprechen. Dann denkst du anders«, sagte der Blonde und sah überrascht, dass der Jüngere knallrot anlief.
»Ähm...ja also wir sollten dann mal packen. Wenn du Hilfe brauchst, dann sag es«,
Mit diesen Worten verschwand der Slytherin im oberen Stockwerk. Langsam folgte Harry ihm und schloss seufzend die Tür seines Zimmers.
Sein Blick fiel auf seinen Koffer. Trinket, hatte seine Sachen wieder in den Schrank gehängt. Im Koffer lag nur noch das Fotoalbum und einige Muscheln, die er vom Strand mitgenommen hatte. Der Plüschlöwe saß auf dem Bett und es schien fast so, als würde er ihn fragend ansehen. Der junge Gryffindor musste sich von seinen Gefühlen, die so widersprüchlich waren, ablenken. So zog der den Koffer zu seinem Kleiderschrank und begann seine Sachen zu packen. Die viele neue Kleidung überforderte ihn etwas. Neben seiner Schuluniform, die Severus bereits verlängert hatte und den Weasleypullovern, wanderten noch diverse Hemden, Hosen und Sweatshirts in den Koffer. Dann ging er zum Schreibtisch und packte die neuen Schulbücher, Federn und Zaubertrankzutaten hinein. Auch den Tarnumhang und natürlich seinen Zauberstab verstaute er sicher. Als er den Umhang faltete, fiel ihm ein Brief in die Hände. In seiner Schrift war drauf zu lesen: »Für Ron und Hermine«
Er hatte diesen Brief schon beinahe vergessen. Es war ein Abschiedsbrief. Sie sollten ihn finden, irgendwann wenn alles vorbei war. Eigentlich hatte Harry ihn, nach dem er nicht gesprungen war, wegschmeißen wollen, aber dann hatte er ihn wohl vergessen. Er drehte den Umschlag in seinen Händen und sein Blick fiel auf den Kamin. Er stand auf und ging darauf zu, in diesem Moment klopfte es an der Tür. Der Dunkelhaarige fuhr herum und stopfte den Brief schnell in seine Hosentasche.
»Ähm, ja? Komm rein!«, Severus stand in der Tür und lächelte seinen Sohn an, der inzwischen wieder auf dem Bett saß.
»Störe ich?«, wollte er wissen und schloss die Tür hinter sich. Der Gryffindor schüttelte schnell den Kopf und rutschte auf dem Bett etwas zur Seite, als der Tränkemeister sich setzte.
»Hier ich hab etwas für dich«, der Lehrer zog ein Buch hinter seinem Rücken hervor und reichte es seinem Sohn. Harry drehte das Buch in seinen Händen. Es war alt und abgegriffen.
»Zaubertränke für Fortgeschrittene? Das ist doch das Schulbuch, das ich auch habe.«
»Ja, nur dieses hier ist mein Altes. Sieh es dir an!«, der Gryffindor blätterte in dem Buch und stellte überrascht fest, dass es auf beinahe jeder Seite Notizen standen. Bei manchen Rezepten waren Dinge unterstrichen oder weggestrichen. Überrascht sah der Teenager seinen Vater an.
»Darf ich das benutzen?«, Snape lachte: »Vielleicht solltest du es Slughorn nicht unbedingt unter die Nase halten, aber ja benutze es. Dass dein Vater Tränkemeister ist, sollte ja auch ein paar Vorteile haben«,
»Super, aber das darf ich Hermine nicht zeigen, sonst ist es gleich weg. Ich seh sie schon vor mir: Harry, das ist Betrug! Du solltest es Dumbledore aushändigen!!«,
Bei jedem Wort hatte der Grünäugige seinen Zeigefinger gehoben. Nun lachten er und Severus, bis ihnen die Tränen die Wangen hinabliefen. Nachdem sie sich beruhigt hatte. Nahm Harry das Buch und legte es sorgfältig zu seinen Sachen. Nachdenklich beobachtete der Tränkemeister seinen Sohn. Als dieser sich wieder lächelnd zu ihm auf das Bett setzte, sah der Ältere einen traurigen Zug um den Mund des Gryffindors.
»Harry? Sag, was ist passiert? Am Strand meine ich. Da war doch was zwischen dir und Draco, oder?«, Severus hatte seine Hand auf die Schulter des Jungen gelegt, der ihn nun ansah, als würde er jeden Moment ertrinken.
»I-ich also ich hab Dray etwas versprochen«, sagte Harry zögernd und lehnte sich nun an seinen Vater. Dieser strich ihm sanft über die schwarzen Haare.
»Wenn du nicht willst, dann musst du es mir nicht erzählen«, begann Severus, aber der Junge schüttelte leicht den Kopf.
»Nein, schon gut. Genau das hab ich ihm versprochen, dass ich es dir erzähle«, nun war der Lehrer wirklich besorgt, aber er blieb still, fuhr seinem Sohn nur beständig durch das dichte dunkle Haar. Harry fixierten einen Punkt an der Wand, holte tief Luft und erzählte.
»Draco hat dir sicher gesagt, wie es zu unserer Freundschaft kam!? Aber es war nicht ganz so, wie er dachte. i-ich war nicht nur auf dem Astronomieturm, weil ich frische Luft brauchte und nicht schlafen konnte.
Ich...«, es entstand eine längere Pause. In Severus zog sich alles zusammen. Irgendwie ahnte er bereits, was Harry sagen wollte und was ihm so schwerfiel. Der Tränkemeister versuchte, dem Jungen Halt zu geben, aber er wusste, wie schwer es für den Grünäugigen war. Nach einer Weile, die Severus wie eine Ewigkeit vorkam, sprach sein Sohn weiter.
»Ich wollte springen Dad. Ich stand schon auf der Brüstung, aber ich konnte es nicht. Ich bin ein Gryffindor und hatte nicht den Mut. Mir wurde alles zu viel. Die Angst vor den Dursleys, vor IHM in meinem Kopf, deine Ablehnung und dass mich der Mann, dem ich bis dahin am meisten vertraute, einfach ignorierte. Zweimal hab ich zum Sprung angesetzt und jedes Mal hab ich gezögert. Schließlich bin ich heruntergeklettert und hab mich an die Mauer gesetzt. i-ich dachte, ich könnte ja auch schlicht erfrieren und dann kam Draco...es...es tut mir leid, es war dumm und egoistisch...aber«, die Tränen, die Harry bei Draco noch zurückhalten konnte, liefen ihm nun die Wangen herunter. Er weinte haltlos und Severus weinte mit ihm, hielt ihn im Arm und wusste nicht, was er denken oder fühlen sollte. Die Beichte des Jungen, seines Sohnes warf ihn aus der Bahn. Doch er war fast nicht überrascht. Nach allem, was den Jungen seit Jahren erdulden musste, war eine solche Entscheidung irgendwie nachvollziehbar. Noch schlimmer war, dass er selber auch Teil der Verzweiflung seines Sohnes gewesen war. Doch wie sollte es weiter gehen? Harry brauchte Hilfe und der Tränkemeister, war sich sicher, dass Regulus genau der Richtige dafür war. Als das Schluchzen des Kindes langsam nachließ, sah Severus ihm in die verweinten Augen. Überrascht sah der Junge, dass auch sein Vater geweint hatte, doch nun versuchte er ein kleines Lächeln.
»Hör zu Harry, es war nicht dumm oder egoistisch. Du warst verzweifelt und musstest seit deiner frühsten Kindheit Furchtbares erleiden. Es tut mir leid, dass ich es dir auch nicht gerade leicht gemacht habe. Versprich mir nur, dass du, bevor es so schlimm wird, mit mir oder Reg sprichst. Solche Gedanken verschwinden nicht einfach. Versprich es mir! Ich will dich nicht verlieren. Hörst du?«, Noch einmal drückte der Lehrer den Jungen fest an sich. Der Gryffindor schluckte schwer und nickte schließlich. Vorsichtig zog er den Umschlag aus seiner Hosentasche.
»Bevor du reinkamst, wollte ich ihn verbrennen. Es...es ist mein Abschiedsbrief von damals. Ich hatte ihn völlig vergessen und heute hab ich ihn wiedergefunden«,
Harry reichte den Brief an seinen Vater. Severus hatte das Gefühl, das Stück Papier sei bleischwer. Nickend stand er auf und mit dem Schlenker seines Zauberstabes entzündete er ein Feuer im Kamin. Noch einmal sah er zu seinem Sohn, und als dieser nickte, warf er den Umschlag in die Flammen. Als nur noch Asche zu erkennen war, setzte er sich wieder neben den Teenager.
»Wie geht es dir jetzt?«,
»Mhm...ich weiß nicht okay glaub ich. Dad es geht mir gut, ich mache keine Dummheiten. Versprochen!«,
»Na gut so und nun, wenn du soweit fertig bist, wie wäre es, wenn du noch eine Weile an den See gehst!? Draco ist bereits unten im Park«,
»Okay und Dad? Danke!«, mit diesen Worten wischte sich Harry die letzten Tränen weg, drückte seinen Vater und verließ das Zimmer.
Der Tränkemeister blieb noch eine Weile auf dem Bett sitzen und hielt den Plüschlöwen in den Händen. Seine Beine waren wie aus Pudding und seine Gedanken rasten. Er hatte gehofft, dass Harrys Seele nach seiner Rettung und der Adoption heilen konnte, aber nun ahnte er, dass es bis dahin noch ein weiter Weg war. Schließlich stand er auf, setzte den Löwen wieder sorgfältig auf das Bett und schloss die Tür hinter sich. Im Nachhinein konnte Snape nicht mehr sagen, wie er in Lucius Arbeitszimmer gelandet war. Irgendwann stand er vor der Tür, klopfte und trat ein. Lucius und Narzissa saßen in der Sitzecke und sahen auf, als Severus den gemütlichen Raum betrat. Regulus stand am Fenster und drehte sich nun zu seinem Partner.
»Bei Merlin Sev was ist passiert? Du siehst aus wie ein Geist!«, die Heilerin war aufgesprungen und führte den Dunkelhaarigen zu der Couch. Lucius ließ ein Glas Whiskey erscheinen und reichte es dem Lehrer. Dieser leerte das Glas in einem Zug. Der junge Black hatte sich neben ihn gesetzt und hielt die Hand seines Partners.
»Was hat er dir gesagt?«, wollte er an den Älteren gewandt wissen.
»Wer? Harry? Regulus meinte schon, dass am Strand irgendwas passiert sein muss. Nun rede schon Sev!«, besorgt sah die Blonde den Tränkemeister an. Dieser stand auf und ging zum Fenster. Er konnte Draco und Harry unter der Kastanie sitzen sehen. Ohne den Blick von den Jungen zu wenden, sagte er:
»Er wollte sich umbringen«, erschrocken zogen die Anwesenden die Luft ein.
Severus schwieg und kämpfte mit den Tränen. Regulus trat zu ihm und legte seine Arme um den Älteren. Seufzend drehte sich dieser zu ihm, küsste ihn und ging mit dem Black zurück zum Sofa.
»In der Nacht als Draco ihn auf dem Astronomieturm fand«, sprach der Tränkemeister weiter, »...da wollte er springen. Aber er hatte zu große Angst. E-Er hatte schon einen Abschiedsbrief geschrieben, und als er nicht den Mut fand zu springen, hoffte er zu erfrieren. Ohne Draco ich weiß nicht...vielleicht wäre er dann nicht mehr hier. Damals stürzte viel auf ihn ein. Seine größte Angst aber war nicht der Lord, sondern die Rückkehr zu den Menschen, die ihm eigentlich eine Familie sein sollten. Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Selbstmordgedanken verschwinden nicht einfach. Draco hat ihn einmal gerettet. Es ist an uns ihm zu helfen, nie wieder in solch eine Situation zukommen. So viel hat sich in diesem Sommer verändert. i-ich könnte nicht ertragen, ihn zu verlieren«,
Stille legte sich über den Raum. Nur die Vögel waren durch das offene Fenster zu hören. Regulus stand auf und ging zurück zum Fenster. Unter der Kastanie lagen die beiden Jungen und lachten. Wenn man ihn so sah, dann würde niemand glauben, dass Harry Potter sich hatte umbringen wollen. Seufzend drehte sich der junge Heiler wieder zu den anderen.
»Sev hat recht, solche Gedanken verschwinden nicht von jetzt auf gleich. Harry ist ein schwer misshandeltes und traumatisiertes Kind. Zu allem Überfluss sind die schweren Misshandlungen und Vernachlässigungen erst nach fünfzehn Jahren entdeckt worden. Umso wichtiger ist, dass er jetzt eine Familie hat, einen Vater, dem er sich anvertrauen kann. Er muss lernen, über alles zu sprechen, ohne Angst zu haben, jemanden damit zu belasten«,
»Ja, genau deswegen hab ich euch das erzählt. Reg, du hast eine Zusatzausbildung in Mentalmagie. Würdest du dich seiner annehmen?«, lächelnd ging der junge Heiler zu seinem Partner und küsste ihn.
»Natürlich, es ist ja schon mal gut, dass er sein Zimmer in deiner Nähe hat. Aber wie sollen wir das machen. Ich kann nicht nach Hogwarts und Harry kann nicht hierher. Uns bleiben dann nur die Ferien«,
»Oder auch nicht. Vielleicht kann ich da helfen. Ich musste nur morgen noch einiges klären. Aber wenn es klappt, dann Harry hierherkommen auch außerhalb der Ferien«, fragend sah Lucius Malfoy zu seiner Frau. Narzissa hatte die gesamte Zeit geschwiegen. Nun strich sie ihrem Mann lächelnd über den Arm.
»Wie geht es Harry denn jetzt?«, wollte sie mit kratziger Stimme, an den Tränkemeister gewandt wissen. Dieser zuckte hilflos mit den Schultern.
»Ich weiß es nicht. Er sagt, es sei alles in Ordnung und er mache keine Dummheiten, aber ich mache mir Sorgen. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«,
»Ach Sev du bist ein toller Vater! Du schaffst das und noch mehr. Harry hat jetzt eine Familie, die auf ihn aufpasst. So und nun denke ich, wird es Zeit fürs Abendessen. Ich hole die Jungs und ihr deckt den Tisch. Trinket muss ja nicht immer alles machen!«,
Mit diesen Worten rauschte die Blonde aus dem Raum. Die drei Männer sahen sich schulterzuckend an und folgten der Heilerin.
Harry hatte Draco sofort entdeckt. Der Slytherin lag unter der Kastanie und genoss den wohl letzten warmen Spätsommertag. Der Gryffindor ließ sich neben den Blonden ins Gras sinken und sah hinauf, zu den Blättern des stattlichen Baumes. Eine ganze Weile lagen sie so schweigend nebeneinander. Harry schloss die Augen und hörte auf das Singen der Vögel und sog den Geruch nach Rosen und Grass förmlich ein. Selten war er in den letzten Monaten so glücklich gewesen. Irgendwann setzte sich Draco auf und sah den anderen Jungen besorgt an.
»Hast du mit ihm geredet?«, fragte der Blonde und Schuld spiegelte sich in seinen Augen. Auch Harry setzte sich auf und lächelte Draco zu.
»Dray nun schau nicht so! Es ist alles in Ordnung. Ja, ich hab mit Dad geredet und er weiß jetzt alles und die anderen sicher auch. Es ist okay. Du hattest recht, ich musste darüber reden. Mach dir bitte keinen Gedanken«, erleichtert lächelte nun auch der Slytherin.
»Dir ist schon klar, dass du jetzt quasi keinen Schritt mehr alleine gehen kannst. Onkel Sev ist eine richtige Glucke geworden. Und ich wette, er holt McGonagall mit ins Boot. Wahrscheinlich binden sie dir eine Glocke um!«, die beiden Jungen brachen in Gelächter aus und hielten sich die Bäuche. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Sie lagen wieder nebeneinander im Gras und jeder hing seinen Gedanken nach.
»Das wird mir fehlen«, sagte der Blonde unvermittelt. Der Dunkelhaarige drehte seinen Kopf zu ihm.
»Was meinst du?«,
»Das Lachen mir dir...alles eben!«,
»Dray ich verspreche dir, wir finden eine Lösung! Wir bleiben Freunde egal, was kommt«, der Gryffindor drückte die Hand des Anderen, die dicht neben seiner lag. Der Slytherin schloss seine Finger um Harrys Hand. Das warme Kribbeln in seinem Körper, dass er bei jeder Berührung des Grünäugigen spürte, war noch stärker als vorher. Draco setzte sich auf, ohne die Hand des Anderen loszulassen, und zog ihn mit sich in eine sitzende Position. In der Ferne entdeckte er seine Mutter, die schnellen Schrittes auf sie zueilte. Enttäuscht ließ er die Harrys Hand los und sah in Richtung Manor. Der Gryffindor folgte Dracos Blick.
»Oh, oh Mum kommt. Wenn Sie alles weiß, dann könnte es sein, dass sie dich jetzt mit Ihrer Liebe erstickt«, eine halbe Minute später stand die Heilerin vor den beiden Jungen. Der Dunkelhaarige spürte sofort den besorgten Blick der Frau auf sich.
»Da seid ihr ja. Abendessen ist fertig«, Draco sah, dass seine Mutter offenbar alleine mit Harry reden wollte. Schnell sprang er auf.
»Alles klar ich muss noch schnell...ähm also na ja wohin. Bis gleich!«, schnell sprang er auf und war schon fast am Ende des Parks, als auch der Gryffindor sich erhob. Narzissa lächelte ihm zu, aber es lag auch Sorge in ihrem Blick.
So standen die beiden sich gegenüber und keiner sprach ein Wort. Es war schließlich Harry, der den kurzen Weg zwischen ihnen überbrückte und seine Arme um die Heilerin schlang. Sofort schloss die Frau den Jungen in ihre Arme und strich ihm über den Rücken.
»Mach das nie wieder! Ich bitte dich«, flüsterte sie schon fast.
»Ich verspreche es«, sagte Harry mit brüchiger Stimme. Die Heilerin war in den letzten Wochen, wie eine Mutter für ihn geworden. Es tat ihm weh, dass sie sich so sehr sorgte.
»Mehr will ich gar nicht und nun komm. Morgen wird ein aufregender Tag für uns alle«, Sie legte den Arm um Harrys Schulter und gemeinsam liefen sie durch den Park zurück ins Manor.
Der Gryffindor hatte befürchtet, dass das Abendessen nach seiner Beichte, eine bedrückende Angelegenheit werden würde, aber es war ganz anders. Sie redeten über dies und das, machten Scherze und Lucius hatte tatsächlich die Decke des Esszimmers verzaubert, sodass sie jetzt den Himmel zeigte, wie in der großen Halle in Hogwarts. Gegen zehn Uhr bestand Narzissa darauf, dass die Jungen endlich schlafen gingen. Immerhin würde ab dem nächsten Tag, wieder der Alltag beginnen. Bevor Harry das Esszimmer verließ, drehte es sich noch einmal zu seinem Vater.
»Sag mal Dad, wer bringt mich eigentlich morgen zum Zug? Du?«, Ihm war klar, dass die Malfoys ihn nicht begleiten konnten und auch sein Vater würde wohl ausfallen, sonst würden es gleich alle wissen. Severus grinste ihn an.
»Lass dich überraschen! Und nun gute Nacht Harry«, achselzuckend verließ Draco das Esszimmer und der Gryffindor folgte ihm nachdenklich.
Harry konnte nicht schlafen. Er starrte an seinen Betthimmel und fand keine Ruhe. Seine Gedanken kreisten um den nächsten Tag. Er war unendlich nervös und zur gleichen Zeit freute er sich auch auf Hogwarts. In den letzten zwei Wochen hatte er beinahe jede Nacht neben Draco geschlafen. Sie beide schliefen so eindeutig besser. Keiner von ihnen hatte Albträume. Der Dunkelhaarige ahnte, dass die bloße Angst vor den Träumen, ihn in dieser Nacht nicht zur Ruhe kommen ließ. Frustriert stand er auf und fuhr sich durch die langen Haare. Er ging zum Fenster und sah in die sternenklare Nacht. Der Mond war nur eine schmale Sichel und trotzdem vermochte er die Umgebung in ein sanftes Licht zu tauchen. Harry setzte sich auf das breite Fensterbrett und zog die Knie an. So saß er eine Weile und immer wieder schien ihn die Müdigkeit zu übermannen, aber immer wieder schreckte er wieder hoch. Plötzlich hörte er, wie seine Zimmertür leise geöffnet wurde. Lächelnd sah er, Draco mit seinem Kissen unter dem Arm, in der Tür stehen. Dieser sah kurz irritiert zum Bett und entdeckte Harry dann auf der Fensterbank. Grinsend schloss er die Tür hinter sich.
»Na Potter Hummeln im Hintern?«, er trat ebenfalls an das Fenster und der Gryffindor rutschte etwas zur Seite.
»Hey nicht so frech, sonst lass ich dich nicht hier schlafen. Deswegen bist du doch hier, oder?«, der Dunkelhaarige hatte den Kopf schief gelegt und sah den anderen an. Der Slytherin nickte resigniert.
»Ich kann einfach nicht schlafen. Im Cottage war das meistens kein Problem. Aber hier schließe ich die Augen und gleich sind die Albträume wieder da. Und was ist mit dir?«, Harry seufzte.
»Mir geht's ähnlich. Aber Dray wie soll das in Hogwarts weiter gehen? Da können wir uns kein Zimmer oder Bett teilen«, traurig schüttelte der Blonde den Kopf.
»Keine Ahnung. Vielleicht müssen wir es einfach aushalten. Aber lass uns heute Nacht nicht mehr drüber nachdenken. Ich bin todmüde. Okay!?«, Harry nickte lächelnd. Stand auf und ging zu seinem Bett. Er zog sein Kissen etwas rüber und machte Draco platz.
»Jetzt haben wir aber nur eine Decke«,
Gab der Gryffindor zu bedenken. Der Slytherin zuckte mit den Schultern, stieg ins Bett und zog die Decke über sich und den anderen.
»Wird schon gehen«, sagte er und rutschte näher an Harry. Dieser spürte schon wieder sein Herz pochen, als würde es ihm jeden Moment aus der Brust springen. Doch er war einfach zu müde, um sich länger damit zu beschäftigen.
Er nuschelte noch ein »Nacht Dray«, und war eingeschlafen, ehe sein Kopf das Kissen berührte. Kopfschüttelnd drehte sich der Blonde auf die Seite.
»Gute Nacht Potter!«, flüsterte er und strich dem Jungen neben sich kurz über den Kopf, ehe auch er einschlief.
Sein letzter Gedanke in dieser Nacht war: »Was machst du nur mit mir Harry?«
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro