Kapitel 22 - Im Fuchsbau
Kaum hatte Lucius Malfoy das Büro verlassen, packte Arthur Weasley seine Sachen zusammen. Er konnte sich nun unmöglich mehr konzentrieren und es war bereits nach 19 Uhr. Als er die Tür hinter sich schloss, atmete er tief durch. Was er erfahren hatte oder besser gesagt nicht erfahren hatte, ließen seine Gedanken rasen. Natürlich kannte er die ungefähre Rolle von Malfoy in diesem und auch dem vorherigen Krieg, aber wenn er ehrlich war, vertraute er dem aalglatten Mann nicht – bisher auf jeden Fall nicht. Doch als er über Harry sprach, konnte Arthur deutlich erkennen, wie sehr es den Blonden mitnahm.
Kopfschüttelnd lief er nun in Richtung der Kamine. Auf den Straßen von London war reges Treiben. Es dämmerte bereits und ein kühler Wind aus Richtung Norden kündigte Regen an. Arthur Weasley trat aus der unscheinbaren Telefonzelle und klappte seinen Umhangkragen etwas nach oben. Er lief einige Meter und bog dann in eine ruhige Seitengasse ein. Noch einmal sah er sich um ehe er disapparierte.
Arthur landete einige Meter vom Fuchsbau entfernt. Die Appariergrenze war sicher kein hundertprozentiger Schutz, aber immerhin war es ein Anfang. In der Ferne sah er seine Frau am Fenster in der Küche stehen. Das warme Licht aus dem Inneren des Hauses erhellte die Umgebung etwas. Seufzend lief der Rothaarige nun auf das Haus zu. Als er in die Küche trat, drehte sich Molly Weasley zu ihm. Seine Frau lächelte ihn an, trotz allem sah man in ihrem Gesicht Angst und Sorge, wie so oft in den letzten Wochen. Arthur kannte sie zu gut. Die Ereignisse seit dem Ministerium nahmen sie mehr mit, als sie zugab.
»Arthur Schatz, du bist heute früh. Das ist schön! Ach so ähm natürlich also was war George erstes Wort?«, die Rothaarige wollte ihren Mann umarmen, stockte dann aber. Das Ministerium hatte angeordnet, ein sogenanntes Identifikationsritual durchzuführen, um sicherzugehen, dass kein Todesser ins Haus kam. Die Weasleys hielten es zwar für untauglich, taten aber wie ihnen geheißen.
Arthur lächelte und antwortete: »Schleimschnecke«, Molly nickte nun und sah den Rothaarigen besorgt an.
»Ist etwas passiert. Du bist blass!«
»Ja, kann man so sagen. Wo sind die Kinder?«, wollte er nun wissen, während er den Umhang auszog und sich auf einen der Stühle fallen ließ.
»Sie sind oben. Fred und George sind da und haben neue Sachen aus dem Laden mitgebracht. Sie, na du weißt schon, probieren sie aus. Soll ich sie rufen?«, der Weasley nickte schwach.
Unsicher trat Molly an die Treppe: »Fred, George, Ron, Hermine, Ginny kommt ihr bitte mal runter«, rief sie. Eine Tür im oberen Stockwerk öffnete sich und man hörte Rons Stimme.
»Was ist denn Mum?«
»Euer Vater will mit uns sprechen!«, rief sie zurück.
»Wir kommen!«, sofort vernahm man das Trampeln von Füßen und eine Minute später standen die vier Weasleys und Hermine in der Wohnküche.
»Hey, Dad ist alles in Ordnung oder warum schaut ihr, als sei ein Dementor im Garten«, Fred grinste seinen Vater.
»Fred Weasley! Darüber macht man keine Witze. Nicht in dieser Zeit!«, entrüstet hatte sich Molly vor dem Zwilling aufgebaut.
»Lass gut sein Molly. Hallo Jungs, schön euch zu sehen«, Arthur war neben seine Frau getreten und lächelte den Kindern zu.
»Dad, was ist passiert?«, Ginny sah ihrem Vater an, dass er sich offenbar große Sorgen machte.
»Setzt euch bitte!«, der Rothaarige wies auf die Stühle, welche um den großen Esstisch standen. Zögerlich setzten sich nun alle. Hermine nahm den Platz neben Ron und sah ihn besorgt und fragend an. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
»Nun rück schon mit der Sprache raus Dad«, Ron sah ungeduldig zu seinem Vater. Dieser atmete noch einmal tief durch, ging ans Fenster und sah nach draußen. Schließlich drehte er sich um und sah seine Familie und Hermine ernst an.
»Lucius Malfoy war heute Abend in meinem Büro. Es ging um Harry«, geschockt starrten die Kinder und Molly ihn an. Ron sprang auf.
»Was hat der Typ mit Harry zu schaffen?«,
»Ronald setz dich bitte wieder und lass mich ausreden!«, der rothaarige Mann sah seinen Sohn beschwichtigend an. Langsam tat der Sechzehnjährige wie ihm geheißen, auch weil ihn Hermine am Arm hielt.
»Lucius Malfoy ist nicht, also er hat eine andere Rolle, als ihr vielleicht denkt«, wissend sah er zu seiner Frau.
»Er kam zu mir, um mir zu sagen, dass Harry morgen per Portschlüssel zu uns kommen wird«, alle zogen scharf die Luft ein. Ron setzte wieder an, um etwas zu sagen, aber Arthur hob die Hand und sprach weiter: »Er kommt nicht alleine, sondern ... also ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Er kommt zusammen mit seinem Vater.«
Nun ließ sich auch Molly, die bisher gestanden hatte, auf einen Stuhl sinken. Die Zwillinge sahen ihren Vater an, als sei er von allen guten Geistern verlassen. Rons Blick, spiegelte völliges Unverständnis und Ginny und Hermine warfen sich fragende Blicke zu. Arthur fuhr sich durch das spärliche rote Haar.
»Ich weiß, ich weiß ich habe ähnlich reagiert. Aber es stimmt wohl. Severus Snape hat Harry adoptiert und wird morgen gemeinsam mit ihm zu uns kommen. Er und Lucius Malfoy haben ihn aus dem Haus seiner Verwandten geholt. Mehr weiß ich bis jetzt auch nicht«, Arthur Weasley setzte sich zu seiner Frau und sah in die Runde. Plötzlich durchbrach ein lautes Lachen die Stille. Fred und George hielten sich die Bäuche und Tränen liefen ihnen über die Wangen.
»Ehrlich Dad, fast hättest du uns gehabt. Aber die Sache mit Snape, ne einfach zu unrealistisch«, prustete George seinem Vater entgegen. Dieser blieb vollkommen ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Mr. Weasley, das war kein Witz, oder? Das ist alles wahr, aber wie«, Hermine sah den Rothaarigen ernst an. Die Zwillinge erstarrten und sahen nun auch zu ihrem Vater, der nur stumm nickte.
»Aber wie ist das möglich, das Ministerium, sie hätten es nie erlaubt. Und Dumbledore, du wüsstest doch davon!«, Molly Weasley war blass geworden und starrte ihren Mann ungläubig an. Dieser rieb sich den Nasenrücken.
»Es war eine Blutadoption«, sagte er und blickte abwesend in das Feuer des Kamins. Hermine und Molly schlugen beinahe gleichzeitig die Hände vor den Mund. Die Anderen sahen sie fragend an.
»Eine was?«, wollte Ginny nun wissen.
»Mine sag doch was!«, Ron drückte die Hand der Braunhaarigen.
»Eine Blutadoption«, begann sie langsam »...kann nur mit der Zustimmung des Vormundes oder auch des noch lebenden Elternteils und natürlich mit der, des zu Adoptierenden vollzogen werden. Eine solche Adoption kann nicht erzwungen werden und sie ist unumkehrbar. Ein Teil der Gene des Adoptierenden geht auf das Kind über. Es es verändert sich«, erklärte sie stockend. Ron sah das Mädchen neben sich völlig fassungslos an.
»Hermine willst du etwa sagen, dass Harry, dass er jetzt aussieht wie Snape?«,
»Ron ich weiß es doch auch nicht. Sicher nicht komplett. Aber diese Art der Adoption ist mehr als selten. Wir werden wohl abwarten müssen.«
»Ich fass es nicht, was ist nur passiert. Ich meine Snape hasst Harry, oder etwa nicht? Er verachtet ihn und schikaniert ihn, wo es nur geht. Und jetzt spielt er Vater? Wo ist Harry denn im Moment überhaupt? Etwa bei der Fledermaus zu Hause?«
Ron war inzwischen aufgestanden, lief unruhig im Raum auf und ab und raufte sich die Haare. Die Zwillinge sahen immer noch geschockt zu ihrem Vater. Dieser zuckte mit den Schultern.
»Ron! Es heißt immer noch Professor Snape und es tut mir leid, mehr hat Lucius nicht gesagt. Harry wird auch nicht bei uns bleiben. Er kehrt nach seinem Besuch hier, mit Sna...mit seinem Vater zurück. Ich denke morgen, wird sich alles aufklären.«
Für eine ganze Weile war es still. Keiner sagte etwas. Ron stand hinter Hermine und hatte seine Hände auf ihre Schultern gelegt. Die junge Frau spürte deutlich das Zittern des Jungen. Ihr ging es ähnlich, sie machten sich große Sorgen um Harry. Irgendwann hatte auch Draco nicht mehr auf Briefe geantwortet. Sie befürchteten, dass der Slytherin mehr wusste und sich nicht traute, es in einem Brief zu schreiben. Der Blonde gehörte seit Weihnachten irgendwie dazu, aber so ganz vertrauten sie ihm nicht. Er vermied es, über seine Eltern zu sprechen, und saß meistens nur still bei den Treffen dabei. Ron und Hermine akzeptierten es, weil Harry Draco offenbar vertraute. Hermine hoffte inständig, dass sich am nächsten Tag einiges klären würde.
Schließlich war es Molly Weasley die, die Stille durchbrach. »Gut, dann also, vielleicht geht ihr wieder nach oben. In einer halben Stunde gibt es Abendessen, dann ruf ich euch«, langsam erhoben sich alle. Die Zwillinge traten zu ihrer Mutter.
»Seid uns nicht böse, aber wir apparieren zurück. Wir müssen für morgen noch eine Lieferung fertigmachen. Wenn Harry morgen kommt, sind wir wieder da«, sanft gab Fred seiner Mutter einen Kuss und umarmte seinen Vater.
»Ist gut Jungs. Bis morgen dann«, George drückte seine Mutter und er und Fred traten aus dem Haus. Ginny, Hermine und Ron standen noch immer an der Treppe.
»Dad? Es geht ihm gut, oder?«, fragend sah Ginny zu ihrem Vater. Der nickte lächelnd. »Sicher, und nun geht«, die drei Schüler stiegen nach oben und verschwanden schnell in Rons Zimmer. Molly kam auf ihren Mann zu und lehnte sich an ihn.
»Arthur was glaubst du, ist passiert? Sie haben ihn doch nicht ohne Grund aus dem Haus geholt«, traurig sah der Rothaarige seine Frau an und strich ihr über die Wange.
»Ich weiß es nicht. Lucius hat kaum was gesagt, a-aber wie er es gesagt hat, ich weiß nicht, ich glaube, es muss schlimm gewesen sein. Der Mann hat auch uns gegenüber, immer seine kühle Maske gezeigt aber heute im Büro da, da war er ganz anders. Was immer Harry passiert ist, Lucius Malfoy hat es geschockt und das macht mir mehr Angst, als ich zugeben möchte.«
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