
Kapitel 21 - Godric's Hollow
Hogwarts (Der Widerstand)
»Sam! Sammy!«, die Rufe von Blaise verhallten in der Dunkelheit. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Sie suchten nun schon eine ganze Weile nach dem Junge, der starke Schneefall machte die Suche beschwerlich, denn eventuelle Spuren wurden so verwischt. Blaise trat wütend gegen einen Stein.
»Keine Spur. Was sollen wir nun machen? Wo kann er denn sein?«, sagte er und sah zu Seamus, Ron und Hermine, die mit ihm in der Nähe des Waldrands gesucht hatten.
»Ich glaube nicht, dass er sich verlaufen hat«, sagte Ron nachdenklich.
»Nein, jemand hat ihn entführt. Ich denke, wir müssen uns damit abfinden«, sagte Ron und zog seinen Umhang fester um sich. Es war inzwischen tiefe Nacht und die Kälte kroch unter die Umhänge der Schüler. In diesem Moment kam ein Licht aus dem Wald näher. Nur Augenblicke später, standen Severus und Hagrid mit Fang bei ihnen.
»Nichts?«, fragte Blaise. Sichtlich niedergeschlagen schüttelte Severus den Kopf.
»Wir waren in der Hütte, in der damals Harry gefangen gehalten wurde, aber sie war verlassen und es sah auch nicht so aus, als wäre vor kurzem jemand dort gewesen«, sagte er.
»Was ist mit Fang?«, wollte Seamus wissen.
»Hat die Spur verloren. Sam muss aber hiergewesen sein. Fang kann eigentlich gut Fährten lesen, aber irgendwas hat den Geruch überdeckt«, erklärte Hagrid seufzend.
»Heute Nacht können wir nichts mehr ausrichten. Lasst uns schlafen gehen und wir sehen morgen weiter«, sagte Severus resigniert.
»Wir finden ihn schon«, sagte Blaise aufmunternd.
»Ich hoffe, du hast recht«, sagte Severus und sah ein letztes Mal zurück zum Wald.
Harry & Draco
Es war inzwischen eisig kalt geworden. Harry und Draco waren weit in die Wälder von Schottland gewandert. Inzwischen konnte Harry zwar wieder apparieren, aber noch immer verursachten die Narben vom Zersplintern heftige Schmerzen. Draco machte sich Sorgen um seinen Verlobten. Je länger alles dauerte, je nachdenklicher und in sich gekehrter wurde dieser. Inzwischen waren ihre Vorräte beinahe aufgebraucht. Draco apparierte in Muggeldörfer und stahl Nahrung. Sie hassten es, dies tun zu müssen, aber ihnen blieb keine andere Möglichkeit. Sie hatten kein Muggelgeld und so hinterließen sie die ein oder andere Galleone, in der Hoffnung, die Menschen würden die Münzen einfach tauschen können. Über das Radio und »Drarry«, waren sie informiert, aber die Neuigkeiten wurden nicht besser. Immer mehr Muggel fielen den Todessern zum Opfer. Halbblüter und Muggelgeborene verschwanden und niemand wusste wohin. Sogenannte Greifer streiften umher und machten sich einen Spaß daraus Muggel, Halbblüter und Muggelgeborene, an das unterwanderte Ministerium auzuliefern. Draco hatte seit ihrer Flucht, nichts von seinen Eltern gehört. Inständig hoffte er, dass ihnen und den Zwillingen gut ging.
Er griff nach einem trockenen Stück Holz und lief zurück zum Zelt. Es war früher Morgen und der Schnee knirschte unter seinen Füßen. Als in ihre karge Behausung trat, schlief Harry noch. Draco musste lächeln. Seit Harry und er ein Paar waren, liebte Draco die Sorglosigkeit im Gesicht seines Verlobten, wenn dieser schlief. Sonst war er oft angespannt oder sorgenvoll, selbst dann, wenn er fröhlich wirkte. Draco fachte das Feuer im Ofen wieder an und legte das übrige Holz daneben. Er zog seine Jacke aus und setzte sich dann vorsichtig zu Harry auf die Bettkante. Sanft küsste er diesen.
Verschlafen öffnete der andere die Augen und lächelte.
»Morgen, du bist kalt«, sagte er, küsste Draco und setzte sich auf.
»Ich war Holzholen. Die Sonne scheint«, sagte Draco.
»Neuigkeiten?«, fragte Harry und setzte sich seine Brille auf. Sein Verlobter schüttelte den Kopf.
»Nein, nichts. Komm, ich koche uns einen Tee und dann essen wir die letzten Eier, okay?«, fragte er.
»Ja, ja lass uns das machen«, sagte Harry und zwang sich zu einem Lächeln.
»Hast du was Schönes geträumt? Du sahst ziemlich zufrieden aus«, sagte Draco, als sie das Frühstück beendet hatten. Harry lächelte und leerte seine Tasse.
»Ja, es war tatsächlich ganz schön. Nach den Albträumen der letzten Nächte war es wirklich nett«, sagte er grinsend. Draco legte den Kopf schief. Es stimmte, Harry hatte in den letzten Nächten nur wenig geschlafen. Er sah immer wieder Sam oder seine Väter sterben oder in furchtbarer Gefahr.
»Also?«, hakte Draco nach.
»Es war unsere Hochzeit und alle waren da. Es war sehr schön und James und meine Mutter waren auch da und Sirius. Ich weiß auch nicht, es war so...«, Harry stockte.
»Schön«, half Draco nach und der andere nickte. Sie schwiegen. Draco wusste, dass Harry seine Familie genauso vermisste, wie er selber.
»Warst du je an ihrem Grab?«, wollte er nach einigen Minuten der Stille wissen. Überrascht sah Harry auf.
»In Godric's Hollow? Nein, nie«, die Traurigkeit in der Stimme von Harry war kaum zu überhören. Er spürte Dracos Hand auf seinem Arm und sah ihn an.
»Dann lass uns gehen, heute Abend, wenn es dunkel ist«, sagte Draco. Irritiert sah Harry ihn an.
»Meinst du, das ist eine gute Idee?«
»Niemand wird uns da vermuten und wir nehmen den Tarnumhang mit!«
»Okay, aber ich war noch nie dort. Wie sollen wir apparieren?«, Draco grinste.
»Ich war dort. Dad hat mit mitgenommen, da war ich noch ziemlich klein. Er wollte mir zeigen, wo Dumbledore aufgewachsen ist«, sagte er und rollte mit den Augen.
»O-Okay, dann gehen wir also«, sagte Harry. Draco nickte, beugte sich über den Tisch und küsste seinen Verlobten.
Hogwarts (Der Widerstand)
Severus Snape stand auf dem Astronomieturm und sah in die Ferne. Die Sonne ging gerade hinter dem Verbotenen Wald unter. Der eisige Wind hier oben fuhr ihm durch die dunklen Haare, aber die Kälte spürte er kaum. Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn herumfahren. Vollkommen entgeistert sah er den Besucher an.
»Reg...«, stotterte er, ehe er seinen Mann an sich zog und schluchzte.
Seit einer Woche war Sam wie vom Erdboden verschluckt. Sie hatten große Teile des Waldes durchkämmt und auch das Schloss bis auf den letzten Winkel durchsucht, aber von dem Zwölfjährigen fehlte jede Spur. Inzwischen war die Suche eingestellt. Lucius hatte sich umgehört, aber nicht in Erfahrung bringen können, ob Sam auf Befehl des Lords entführt worden war. Regulus hatte seinerseits alles versucht, um seinen Sohn zu finden, und war bisher noch nicht im Schloss gewesen. Severus wollte es nicht, aus Angst auch ihn verlieren zu können, aber nun war er unendlich erleichtert, ihn bei sich zu haben.
»W-Wie kommst du her?«, wollte er nun stockend wissen. Regulus wischte ihm sanft eine letzte Träne weg.
»Trinket. Keine Sorge, niemand hat mich gesehen. Ich ahnte schon, wo du bist«, sagte Regulus. Auch der Heiler wirkte erschöpft. Sein Haar war stumpf, er hatte tiefe Augenringe und doch lächelte er.
»Lass uns reingehen, es ist ziemlich kalt«, sagte er, griff nach der Hand seines Mannes und zog ihn nach drinnen.
»Weißt du noch, das letzte Weihnachten?«, fragte Regulus und strich über das Foto, welches auf dem Kamin in der Wohnung von Severus und den Jungen hing. Severus trat hinter ihn und nahm das Bild.
»Ja, wie könnte ich es vergessen«, sagte er und strich über seinen Verlobungsring, den er noch immer trug.
»Weißt du noch Silvester?«, fragte Regulus und grinste. Severus hob die Augenbrauen.
»Ja, allerdings«, sagte er. »Ich hoffe, den beiden geht es gut. Wenigstens ihnen«, traurig stellte er das Foto wieder auf den Kaminsims und setzte sich auf die Couch. Regulus setzte sich zu ihm und legten einen Arm um seinen Mann.
»Hey, wir bekommen sie wieder. Ich weiß es. Sam lebt und auch Harry und Draco geht es gut, das spüre ich. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben!«, sagte er. Severus schüttelte den Kopf und lehnte sich dann gegen den Heiler.
»Ich weiß, aber es fällt schwer. Draco und Harry kommen schon klar, aber Sammy. Reg er ist erst zwölf...«, sagte er und seine Stimme brach.
»Mach dir keine Sorgen. Wir bekommen ihn zurück«, sagte Regulus und zog seinen Mann an sich. Ihm selbst fiel es schwer, daran zu glauben mit jedem Tag, der verging.
Harry & Draco
Keuchend hielt sich Harry an Draco fest. Dieser sah seinen Verlobten besorgt an.
»Geht's?«, wollte er wissen. Harry nickte und richtete sich etwas auf.
»Geht schon. Die Schmerzen werden langsam besser«, presste er hervor.
»Sieht aber nicht so aus«, bemerkte Draco und stützte ihn weiterhin.
»Dray, es ist okay. Also, das ist Godric's Hollow«, sagte Harry und sah sich um. Sie standen verborgen hinter einer Häuserecke, in der Nähe es Platzes. Das Dorf wirkte irgendwie gemütlich. Schnee fiel und aus den Fenstern drang warmes Licht. Die Häuser waren offenbar alle sehr alt und viele waren im Fachwerkstil erbaut. Alles in allem wirkte es unheimlich friedlich.
»Komm, lass uns gehen. Wir sollten nicht allzu lang hierbleiben«, sagte Draco und zog seine Kaputze tiefer ins Gesicht. Harry nickte. Sie hatten den Tarnumhang dabei, aber im Moment war niemand zu sehen. Sie liefen die Pflasterstraße hinunter, bis Harrys Blick auf eine Ruine fiel. Das einst offenbar zweistöckige Wohnhaus, war in großen Teilen zerstört. Ein Loch klaffte im Dach und Teile der Wände waren eingebrochen. Ohne eine Erinnerung an diesen Tag zu haben, wusste Harry, dass dies sein Elternhaus gewesen war. Draco sah seinem Verlobten an, wie sehr ihn der Anblick schockte. Niemand hatte je einen Versuch unternommen, das Haus der Potters wieder aufzubauen. Es schien wie ein stilles Mahnmal zu sein. Harry berührte das alte Gartentor und auf dem, eben noch leeren Holzschild an der Mauer, war nun etwas zu lesen: »An dieser Stelle verloren in der Nacht des 31. Oktober 1981 Lily und James Potter ihr Leben. Ihr Sohn Harry ist bis heute der einzige Zauberer, der jemals den Todesfluch überlebt hat. Dieses Haus, für Muggel unsichtbar, wurde in seinem zerstörten Zustand belassen zum Gedenken an die Potters und zur Erinnerung an die Gewalt, die ihre Familie zerriss«, Harry schluckte schwer und spürte plötzlich Dracos Hand an seiner. Er sah auf.
»Es wäre schön gewesen hier zu leben«, sagte Harry und der Blonde nickte.
»Komm«, sagte Draco und sie gingen weiter.
Der kleine Friedhof lag am Ende des Dorfes. Das Tor stand offen. In der der Dunkelheit und dem Schneetreiben, brauchten sie eine Weile, bis sie das richtige Grab fanden. Es lag verlassen und beinahe schmucklos da, nur ein vertrockneter Strauß Lilien lag davor. Ein großer weißer Grabstein stand darauf. Gerade hatte Draco den Schnee weggewischt und nun konnte man die Namen lesen. Lily und James Potters Geburts- und Sterbedatum stand darauf und ein Satz: »Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod«, Harry konnte nicht anders, er weinte. Er weinte um die Menschen, die er nie hatte kennenlernendürfen und die gestorben waren, um ihn zu schützen. Draco zog seinen Verlobten in den Arm, hob seinen Zauberstab und ließ den vergilbten Strauß Lilien, der auf dem Grab lag, wieder blühen.
»Sie wären stolz auf dich«, sagte er.
»S-Sie sind meinetwegen gestorben«, schluchzte Harry. Draco nahm das Gesicht des jungen Mannes in seine Hände.
»Harry, sie sind nicht deinetwegen gestorben, sondern für dich und ich bin ihnen dankbar. Du bist ein wundervoller Mensch und wenn sie dich nicht geschützt hätten, dann wärst du jetzt nicht hier und die Welt, wäre eine schlechtere!«, Harry sah ihn einige Momente an, dann beugte er sich vor und küsste Draco und für einen Moment, waren sie nicht mitten in der Nacht auf einem Friedhof, sondern weit weg.
»Wir sollten langsam wieder gehen«, sagte Draco nach einer Weile. Sie liefen den Weg zurück, den sie gekommen waren, als Harry stoppte.
»Schau mal«, raunte er Draco zu und zeigte auf einen alten Grabstein, auf dem das gleiche Zeichen abgebildet war, dass auch Xenophilius Lovegood trug, und das Krum verabscheute.
»Ignotus Peverell«, entzifferte Draco.
»Sagt dir das was?«, wollte Harry wissen. Draco schüttelte den Kopf.
»Mir ist, als hätte ich den Namen schon einmal gehört, aber ich erinnere mich nicht wo.«
»Na ja nicht so wichtig, komm. Es wird wirklich langsam kalt«, sagte Harry und liefen durch die Straße zurück, als die Kirchenglocken läuteten. Aus der kleinen Kirche klang Musik zu ihnen. Menschen sangen.
»Harry, ich glaube, es ist Heiligabend«, sagte Draco. Harry sah zur Kirche, dessen erleuchtete Fenster ein warmes Licht spendeten. Weihnachten war gekommen, ohne dass sie es wirklich gemerkt hatten. Jetzt waren sie also schon bald vier Monate unterwegs, vier Monate getrennt von allen, die sie liebten. Die Musik, das Lied. Harry kannte es und doch war er sich erst jetzt bewusst woher. Er hatte es oft in seinen Träumen gehört. Immer dachte er, er kannte es aus der Schule, aber nun hier wusste er plötzlich, woher er es kannte. Tränen rannen ihm über die Wangen, während sie noch immer vor der Kirche standen und dem Gesang zuhörten.
»Harry, was ist?«, wollte Draco besorgt wissen.
»D-Dieses Lied, meine Mutter hat es für mich gesungen. Ich weiß es einfach«, sagte er mit schwerer Stimme.
»Kennst du den Text?«, fragte Draco überrascht.
»O Schlaf, mein Schatz. Obwohl der Schnee kalt und tief ist. Schlaf einfach, mein Schatz. Durch den Wind, der so scharf und eisig bläst. Oh still, süßes Baby. Es gibt nichts, wovor du dich fürchten musst. Sei einfach still, liebes Kind, denn meine Liebe ist immer da. Und ich werde dich sicher in meinen Armen halten. So kann dir kein Übel etwas anhaben. Dir wird kein Leid geschehen. Wach jetzt auf, mein Schatz. Nun ist die Nacht fast vorbei. Wach jetzt auf, süßes Baby. Es gibt eine Welt, die hier auf dich wartet«, erzählte Harry, ohne den Blick von der Kirche zu wenden.
»Du warst so klein, wie kannst du dich daran nur erinnern?«, Harry sah zu dem Blonden und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht...«, sagte er. Plötzlich hörten sie Stimmen. Sie kamen von der nächsten Hausecke. Draco zog Harry zu sich, warf den Tarnumhang über sie und legte den Finger auf die Lippen.
»Was wollen wir hier?«, der Mann war dürr und trug einen abgewetzten Zauberumhang. Ihm folgten ein größerer bulliger Zauberer, der Ähnlichkeit mit einem Troll hatte. Dieser zog ein Kind hinter sich her, dessen Arme auf dem Rücken zusammengebunden waren. Harry und Draco erstarrten.
»Sam«, keuchte Harry und sofort hielt er sich die Hand vor den Mund.
»Was war das?«, ein weiterer großer schlanker Mann, mit dunkleren Haaren und einer Narbe auf der Wange, sah sich um. Er schien der Anführer zu sein.
»Wasn?«, wollte der Bullige wissen. Noch einmal sah der andere sich um, dann warf der dem Kind einen verächtlichen Blick zu.
»In dem Wald am Ende des Dorfes gibt es eine alte Hütte, da können wir bleiben. Die Muggel, die dort wohnten, sind ... sagen wir enteignet worden. Ich habe keine Lust, den Bengel bei jedem Beutezug mitzuschleppen, er macht uns nur langsam!«, sagte er.
»Aber, wann bringen wir ihn denn dem Lord, Laxley?«, jammerte der Dürre.
»Wenn der richtige Zeitpunkt ist. Es war eine Meisterleistung ihn aus Hogwarts zu entführen und ich möchte eine angemessene Belohnung. Der Lord wird längst wissen, dass er weg ist und an richtiger Stelle werden wir dann auch reichlich belohnt, aber noch nicht jetzt und nun los, es wird kalt!«
»Beweg dich Bursche«, der Bullige zerrte an Sams Fesseln und zog diesen mehr, als dass dieser lief.
Augenblicke später waren die drei Greifer verschwunden. Draco zog den Tarnumhang von ihren Köpfen und sah zu einem kreidebleichen Harry.
»W-wie konnte das passieren?«, stotterte dieser.
»Ich weiß nicht, aber wir müssen was tun. Ich bin kein Heiler, aber Sam sah nicht gut aus«, sagte Draco. Harry nickte, griff nach dem Tarnumhang und sagte: »Ja, das werden wir!«
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