Kapitel 13 - Vorbereitungen
Leise schloss Severus die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg in das gemütliche Kaminzimmer, in dem die Malfoys abends gerne Zeit verbrachten. Als er den Raum betrat, saßen Lucius und seine Frau aneinander gelehnt auf einem der Sofas. Jeder hatte ein Buch in der Hand. Regulus saß auf der anderen Couch, er studierte einige Pergamente und sah auf, als sein Partner sich neben ihn setzte.
»Schläft er?« Wollte er wissen und legte die Unterlagen zur Seite.
Der Tränkemeister nickte und griff nach dem Glas Wein, das für ihn auf dem Tisch stand. Trinket, kannte die Gewohnheiten des Dunkelhaarigen offenbar genau.
»Der Tag hat ihn ziemlich angestrengt und morgen wird es nicht besser.« Sagte er nun. Lucius und Narzissa hatten ebenfalls ihre Bücher zur Seite gelegt.
»Ja, Draco war auch völlig erschöpft. Normalerweise geht er in den Ferien nicht so früh schlafen. Mein Sohn scheint das alles ebenfalls ziemlich zu belasten. Seit der Nacht auf dem Astronomieturm fühlt er sich irgendwie verantwortlich für Harry.« Lucius Malfoy sah seinen besten Freund besorgt an. Müde rieb sich dieser die Augen.
»Ich weiß Luc, mir wäre auch wohler, wenn das alles schon vorbei wäre.«
»Wie soll es eigentlich weitergehen, wenn die Adoption gelingt. Ich meine, wo werdet ihr leben außerhalb von Hogwarts und was ist mit Deiner Tätigkeit für den Orden?« Narzissa sah Severus durchdringend an. Dieser wusste, dass es viele Hürden gab. Er hatte diese zwar im Hinterkopf, aber seit er mit Harry hier im Manor war, sich noch nicht wirklich mit deren Überwindung auseinandergesetzt. Seufzend leerte er sein Weinglas in einem Zug.
»Ehrlich gesagt weiß ich es noch nicht. Ich würde ungern mit dem Jungen nach Spinners End ziehen. Ihr wisst, mein Elternhaus ist nicht gerade ein Ort für ein misshandeltes Kind, um seine Vergangenheit hinter sich zu lassen...und ich denke, Reg würde es da auch nicht gefallen«, lächelnd strich der Tränkemeister dem jungen Heiler eine Locke aus der Stirn.
»Oder denkst Du, ich lass Dich noch mal gehen?« Severus grinsen wurde breiter, als er sah, wie sein Partner ihn mit offenem Mund ansah, bloß um ihn Sekunden später in einen leidenschaftlichen Kuss zu ziehen. Lucius räusperte sich, als die beiden Männer keine Anstalten machten ihren Kuss zu unterbrechen. Verlegen lösten sie sich voneinander und sahen zu den grinsenden Malfoys.
»Na also, wenn das, das einzige Problem ist. Ihr könnt gerne hier leben. Das Manor ist groß genug. Der Westflügel könnte ganz Euch Zwe...ich meine Dreien gehören. Wir würden uns freuen!« Narzissa sah zu ihrem Mann, der wohlwollend nickte. Vollkommen überrascht sah der Tränkemeister seine Freunde an und auch Regulus schien überwältigt.
»Ist das Euer Ernst? Das wäre fantastisch! Harry gefällt es hier ohnehin und sicher ist es auch. Ich...wir«, kurz sah er zu dem jungen Black. Der schnell nickte. »...also wir würden uns freuen.« Zufrieden lächelten die beiden Malfoys.
»Gut, sobald morgen alles gut verlaufen ist, werden wir damit anfangen, Eure Räume herzurichten. Ich seh Draco schon Luftsprünge machen. Aber nun zu dem anderen Thema. Narzissa hat recht, was ist mit Deiner Tätigkeit für den Orden?« Um Lucius Mund hatte sich ein ernster Zug gelegt. Besorgt sahen alle Anwesenden zu dem Tränkemeister. Dieser strich sich abwesend über das Dunkle Mal, das von dem Stoff seines Hemdes verborgen wurde. Er seufzte tief. »Ich will...nein ich werde es aufgeben. Ich weiß das wird hart, die Schmerzen, wenn Er ruft, werden schlimm sein aber ich muss es für Harry tun. Wenn der dunkle Lord von der Adoption erfährt, wird er mich ohnehin töten, bevor ich mich erklären könnte. Ich muss den Jungen schützen und das kann ich nicht, wenn ich mich selber in Gefahr begebe.« Eine bedrückende Stille trat ein. Keiner im Raum sprach für eine ganze Weile. Schließlich war es der junge Heiler, der das Schweigen brach.
»Weder der Lord noch Dumbledore werden begeistert sein. Ich hoffe nur, Du stehst das durch. Ich glaube, ein Cruciatus wäre eher zu ertragen. Aber ich helfe Dir. Vielleicht finde ich etwas, um den Fluch zu brechen, den das Mal mit sich bringt.« Regulus nahm die Hand seines Partners, welche eben noch über das Dunkel Mal gestrichen hatte, fest in seine. Dankbar lächelte Severus. »Ich danke Euch allen. Zusammen werden wir das schon irgendwie schaffen und um Dumbledore kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Mein Trumpf ist Minerva, sie ist eine Löwenmutter und wenn sie erfährt, was mit einem Ihrer Schützlinge passiert ist, quasi vor den Augen Dumbledores, dann jagt sie ihn samt seiner Zitronendrops durchs ganze Schloss.«
Gelöst lachten die vier Erwachsenen. Narzissa erhob sich schließlich und zog Ihren Mann an der Hand mit sich. »Wir sollten alle langsam schlafen. Der Tag morgen wird mehr als anstrengend. Schlaft gut Ihr beiden.« Mit diesen Worten verließen sie und Lucius den Raum. der blonde Malfoy zwinkerte Regulus und Severus noch einmal verschmitzt zu, bevor er die Tür schloss.
»Also so richtig müde bin ich noch nicht. Was meinst Du Sev? Kann ich bei Dir schlafen?« Grinsend legte der junge Black seine Hand auf die Brust seines Partners und fuhr langsam daran herab. Der Tränkemeister zog die Hand schnell weg, bevor er sich nicht mehr beherrschen konnte.
»Du weißt ja, wo ich wohne und ich habe ein verdammt gutes Schlafmittel...« Schnell sprang er auf und verließ lachend das Zimmer, dicht gefolgt von einem fluchenden Regulus.
»DU FREAK DU BIST NICHTS WERT! WARUM SOLLTE DICH JEMAND WOLLEN?« Harry schreckt auf. Schwer atmend und schweißgebadet saß er im Bett. Es war tiefe Nacht, der Mond stand hoch, im Manor war es still. Der junge Gryffindor fuhr sich durchs Haar. An Albträume hatte er sich in all den Jahren irgendwie gewöhnt, aber dieser war besonders schlimm. Onkel Vernon hatte ihn wieder geschlagen, immer wieder und Severus konnte ihm nicht helfen. Nun saß er immer noch zitternd in dem dunklen Zimmer. Schlafen konnte er nicht mehr, nicht hier – nicht alleine. Langsam stand er auf. Harry war unschlüssig, er fand sich zu alt, um mitten in der Nacht an die Tür seines Lehrers zu klopfen, aber er konnte jetzt einfach nicht alleine sein. Vielleicht würde er ja Trinket in der Küche finden. Der Hauself schien ihn zu mögen und dann wäre er immerhin in Gesellschaft. Seufzend und mit weichen Knien tastete er sich einen Weg durch das Zimmer. Der Mond spendete wenigstens etwas Licht. Als er den Flur betrat, stellte er erleichtert fest, dass hier einige Lampen weiches Licht spendeten. Langsam und barfuß lief er den Korridor entlang. Vor der nächsten Tür blieb er stehen. Hier musste das Zimmer von Severus sein. Draco hatte es ihm am Abend nur kurz gezeigt. Harry atmete einige Mal tief ein und wollte schon klopfen, aber dann besann er sich und wandte sich zum Gehen, als plötzlich die Tür vor der er eben noch stand, geöffnet wurde.
Ein lächelnder Regulus stand nun vor ihm. Der junge Heiler trug einen smaragdgrünen Seidenpyjama und legte dem Jungen sanft die Hand auf die Schulter.
»Komm rein. Du musst nicht vor der Tür warten.«
»Tut mir leid...ich...ich dachte, das wäre das Zimmer von Severus. Ich wollte nicht stören...« Dem Gryffindor war es unangenehm, den Heiler geweckt zu haben, obwohl er sich ziemlich sicher war, kein Geräusch gemacht zu haben. Er wollte sich schon umdrehen, aber Regulus zog ihn einfach ins Zimmer. Es war wie fast alle Räume im Manor sehr gemütlich eingerichtet. Große Eichenholzregale nahmen hier einen Großteil der Wände ein. Dann sah Harry Severus. Der Tränkemeister sah ihn besorgt an. Der Gryffindor wurde augenblicklich so rot, wie sein Pyjama. Er hätte sich denken können, warum Regulus in Snapes Zimmer war. Verlegen starrte er auf seine nackten Zehen. Severus kniete sich vor ihn und legte ihm eine Hand unter das Kinn, damit Harry ihn ansah.
»Das muss Dir nicht unangenehm sein. Was ist passiert? Ein Albtraum?« Langsam nickte Harry und sah seinem Lehrer in die dunklen Augen.
»Ich...mein...also mein Onkel er hat mich geschlagen und gesagt, dass mich niemand will...und Du...Du konntest nicht helfen...« Der Grünäugige brach ab und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Besorgt sah Severus zu seinem Partner, der hinter Harry stand und ihn immer noch an der Schulter hielt.
»Ich bin wach geworden und ich...ich wollte nicht alleine sein. Es war dunkel, aber ich dachte, ich bin zu alt...na ja...«
Der Tränkemeister zog den Jungen in seine Armen.
»Du dachtest, dass Du zu alt bist, um herzukommen, weil Du schlecht geträumt hast? Harry, Du konntest das alles doch noch nie. Warum solltest Du also nicht jetzt zu uns kommen? Ich sagte Dir doch, Kinder werden beschützt und ich sage Dir noch was, Dein Onkel wird Dir nie wieder wehtun und ich werde da sein, ich hab es Dir versprochen!«
»Er hat recht Kleiner. So und nun lasst uns schlafen. Gerade Du brauchst Deinen Schlaf. Das Bett ist breit genug für uns drei oder was meint Ihr?« Regulus stand grinsend neben dem großen Himmelbett. Harry löste sich von seinem Lehrer.
»Ich...ich will wirklich nicht stören, ich kann auch wieder in mein Zimmer gehen...«
»Kommt gar nicht infrage Du hast gehört, was Reg gesagt hat.« Severus drückte den Jungen sanft in Richtung Bett. Der Gryffindor war erleichtert. Er wollte auf keinen Fall alleine sein und obwohl ihm die Option sich das Bett mit Severus und Regulus zu teilen irgendwie kindisch vorkam, war es in diesem Moment das Beste, was er sich vorstellen konnte.
Der Tränkemeister zauberte noch schnell ein drittes Kissen und eine weitere Decke. Harry rollte sich in der Mitte des Bettes klein zusammen. Die beiden Männer legten sich rechts und links von ihm dazu. Der Gryffindor fühlte ich beschützt und geborgen und schlief nur wenige Augenblicke später ein. Über den Jungen hinweg lächelte Regulus seinen Partner an. »Wer hätte gedacht, dass ein Löwe mal zwischen zwei Schlangen schlafen würde?!« Flüsterte er. Sanft strich Severus dem Jungen über das schwarze Haar.
»Hauptsache er schläft mal wieder eine Nacht ruhig. Es wird alles gut gehen, oder?« Mit Sorgenfalten sah der Tränkemeister zu dem jungen Black.
»Mach Dir keine Sorgen Sev. Der Junge ist stark, heute Abend seid ihr Vater und Sohn.« Über Harry hinweg gab Regulus seinem Partner einen Kuss. Dieser löschte das Licht und hörte auf das gleichmäßige Atmen seines Schützlings. Er hoffte inständig, dass der Heiler recht behielt. Er hatte den Jungen ins Herz geschlossen, eine Tatsache, die er bis vor wenigen Tagen noch schlicht geleugnet hätte. Harry hatte in all den Jahren, bevor er nach Hogwarts kam, nie Zuneigung oder Fürsorge erfahren. Es grenzte an ein Wunder, dass aus ihm der Mensch geworden war, der er heute war. Lily Du kannst stolz auf Deinen Sohn sein, waren seine letzten Gedanken, bevor der Tränkemeister ebenfalls einschlief.
Regulus erwachte am Morgen erstaunlich erholt. Harry hatte sich kaum bewegt und schlief noch friedlich neben Severus. Dieser hatte noch immer seine Hand auf dem Kopf des Jungen. Lächelnd stand der junge Black auf und trat an das Fenster. Es versprach wieder ein schöner, warmer Tag zu werden. Die Sonne strahle schon zu dieser frühen Stunde und am Himmel war keine Wolke zu entdecken. Leise ging Regulus ins Bad. Harry und Sev sollten so lange schlafen, wie sie konnten. Als er fertig angezogen war, verließ er lautlos das Zimmer und machte sich auf den Weg in Richtung Esszimmer. Den frischen Kaffee hatte er bereits auf dem Flur gerochen. Als er das Zimmer betrat, saßen die drei Malfoys bereits beim Frühstück. Lucius Malfoy las im Tagespropheten während sich Draco gerade, unter den missbilligenden Blicken seiner Mutter, mehrere Würstchen auf einmal in den Mund stopfte.
»Guten Morgen, wie ich sehe, scheint es Draco zu schmecken?!« Regulus setzte sich neben sein Patenkind, welches sich prompt verschluckte. Der Heiler schlug dem Slytherin ein paar Mal kräftig auf den Rücken, bis dieser sich wieder gefangen hatte.
»Draco Lucius Malfoy, würdest Du bitte aufhören, wie ein Bergtroll zu essen!« Narzissa sah ihren noch immer hustenden Sohn streng an.
»Tut mir leid Mum«, brachte er zwischen zwei Hustenanfällen heraus. Lucius hatte die Zeitung inzwischen beiseitegelegt und schenkte sich Kaffee nach. »Schlafen Sev und Harry noch?« Wollte er nun an Regulus gewandt wissen. Dieser nahm sich nun ebenfalls Kaffee und nickte.
»Harry hat heute Nacht bei uns geschlafen. Er hatte wieder einen schlimmen Albtraum. Ich hoffe für ihn, das ist alles schnell vorbei.«
»Ich hab mich schon gewundert, warum er nicht in seinem Zimmer ist. Ich wollte heute vorhin kurz nach ihm sehen«, sagte Narzissa an ihren Cousin gewandt. Dieser sah sie nun fragend an. »Machst Du Dir Sorgen um ihn?« Seufzend griff die blonde Hexe nach einem Toast. »Ich finde ihn immer noch sehr blass und das Bisschen, das er essen kann, macht mir etwas Sorge. Ich weiß er ist erst wenige Tage hier, trotzdem wäre es mir lieber, er würde sich schneller erholen. Der Tag heute wird für ihn nicht leicht und es wäre besser, er wäre schon etwas gesünder.« Regulus nickte verstehend. Er wusste, was seine Cousine meinte. Harry war alles andere als fit.
Natürlich konnten Nährtränke nicht in ein paar Tagen heilen, was wochenlanges, beziehungsweise jahrelanges Hungern verursacht hatte, aber Harry wirkte in seinen Sachen tatsächlich unglaublich dünn und verloren. Bis zum Schulbeginn in guten zwei Wochen würde noch einiges an Arbeit vor ihnen liegen. Schweigend aßen die Anwesenden weiter, als die Tür aufging und Severus gefolgt von Harry das Esszimmer betrat. Draco sah besorgt zu seinem Freund. Der Junge wirkte abwesend und zutiefst erschöpft. Nachdem die beiden allen einen guten Morgen gewünscht hatten, bugsierte der Tränkemeister seinen Schützling auf den Stuhl neben Regulus und setzte sich selbst rechts von ihm, nicht ohne seinen Partner kurz zur Begrüßung zu küssen.
»Warum hast Du uns nicht geweckt?«
»Ich dachte mir, Ihr braucht beide jede Minute ruhigen Schlaf...gerade heute.« Regulus sah sein zukünftiges Patenkind nachdenklich an. Harry starrte auf den Teller vor sich. Severus hatte ihm Toast und etwas Rührei aufgetan, doch der Junge machte keinen Anstalten zu essen. Der junge Gryffindor wusste, dass er essen musste, aber sein Magen war ein einziger Knoten. Den Rest der Nacht hatte er neben seinem Lehrer und dem jungen Black gut und ohne Albträume geschlafen doch, sobald er die Augen aufgemacht hatte, war die Angst und Panik wieder da gewesen. Severus hatte ihn im Arm gehalten und beruhigend auf ihn eingesprochen bis er endlich so weit war aufzustehen und sich anzuziehen. Nun saß er hier und würde sich am liebsten verstecken. Auf einmal zog ihm jemand den Teller weg. Narzissa stand neben ihm und hielt ihm eine Phiole hin.
»Nimm! Es ist ein Nährtrank. Für heute darfst Du die Mahlzeiten ausfallen lassen. Aber nur heute. Harry, Du musst wirklich essen, versprich mir, dass wenn heute Abend alles vorbei ist, Du anfängst, wirklich richtig zu essen!« Dankbar griff Harry nach dem Trank und nickte. »So und nun wie wäre es, wenn Du und Draco heute etwas schwimmen geht? Der See ist warm. Was meinst Du?« Narzissa sah den Jungen fragend an. »Ähm...ja also ich würde mich freuen. Ich bin allerdings kein besonders guter Schwimmer.« Harry sah verlegen auf das Tischtuch. »Keine Angst ich wollte keinen Wettbewerb daraus machen. Aber bei der Wärme Draußen, tut etwas Abkühlung ganz gut.« Draco grinste, trank den Rest seines Tees aus und zog Harry aus dem Raum.
Lucius sah Severus ernst an. »Also wie machen wir das heute Abend?« Severus nahm den letzten Schluck Kaffee und fuhr sich durchs Haar. »Das Wichtigste ist, Harry da ohne Panikattacke durchzubringen. Vielleicht nehmen wir etwas zur Beruhigung mit. Du und Regulus sollten möglichst unauffällig bleiben. Euch würde es nicht guttun, wenn die Späher des Dunklen Lords Euch in der Nähe des Ligusterwegs erkennen. Und...ich...ich weiß wirklich nicht, was ich mache, wenn ich diesen...diesen Menschen gegenüberstehe. Bitte haltet mich zurück!«
der blonde und Regulus nickten. »Ich weiß, was Du meinst, aber ich bin Politiker. Überlass mir das Reden. Je schneller wir sie überzeugen, umso schneller muss Harry sie nie wieder sehen.« Nachdenklich war Severus an das Fenster getreten. Inzwischen hatten die beiden Jungen bereits den See erreicht und entledigten sich ihrer Sachen. Die dünne, blasse Gestalt des Gryffindor versetzte dem Tränkemeister wieder einen Stich. Inständig hoffte, er, dass der Junge heute Abend endlich ein neues Leben beginnen könnte. Er wandte sich an Regulus und Lucius: »Nach dem Abendessen machen wir uns auf den Weg. Hoffen wir, das weder das Ministerium noch Dumbledore bis dahin etwas merken.«
Harry und Draco standen in der Zwischenzeit bereits mit den Beinen im erstaunlich warmen Wasser des Sees. Der junge Slytherin hatte seinem Freund eine Badehose geliehen, welche man am Bund mit einem Band enger machen konnte. Doch selbst das konnte kaum verhindern, dass Harry die Hose ordentlich rutschte. Traurig musterte der blonde die Narben des Gryffindor, die seinen gesamten knochigen Körper zierten.
Unsicher stand der Junge im Wasser. Draco lächelte ihn aufmunternd an, während er rückwärts tiefer ins Wasser glitt. »Nun komm schon Potter. Im Gegensatz zu Hogwarts sind hier im See weder Kraken, Grindelohs oder Wassermenschen. Es ist einfach nur ein See.« Langsam folgte Harry Draco und sah diesen nun ängstlich.
»Ich sagte doch, ich bin kein guter Schwimmer. Ich kann mich gerade mal so über Wasser halten...« Erstaunt legte der Slytherin den Kopf schief:
»Aber beim Turnier damals bist Du doch auch geschwommen?!«
»Draco, da bin ich untergegangen und dank des Dianthuskraut konnte ich atmen und bekam Schwimmhäute, aber über Wasser reicht es gerade so, um nicht sofort zu ertrinken...ich also mir hat es nie jemand beigebracht...« Traurig starrte Harry auf die Wasseroberfläche. Tatsächlich war es schlicht Glück, dass er beim Trimagischen Turnier nicht einfach ertrunken war, dass er damals Unterwasser gut schwimmen konnte, lag hauptsächlich an den Schwimmhäuten. Ohne Dobbys Hilfe wäre er verloren gewesen. Eine Hand legte sich auf seine schmale Schulter. Draco stand neben ihm und sah ihn lächelnd an.
»Ich zeig es Dir!«
»Du meinst...Du willst mir schwimmen beibringen?« Erstaunt blickte Harry den Blonden an. »Klar, es ist echt nicht besonders schwer. Pass auf leg Dich einfach mit dem Rücken aufs Wasser. Ich verspreche Dir, Du gehst nicht unter. Ich hab auch meine Hände unter Dir.« Zögernd folgte der Gryffindor den Anweisungen von Draco. Er spürte schnell, dass ihn das Wasser trug, auch ohne die stützenden Hände des Slytherin. Harry hatte den Dreh, was das Schwimmen anging schnell raus und es machte ihm Spaß. Nach einer guten Stunde gelang ihm bereits das Brustschwimmen spielerisch. Er war zwar noch langsam, aber immerhin hielt er sich über Wasser. Trotz allem war das Training anstrengend und so war er froh, als Draco ebenfalls nach einer Pause verlangte. Auf der Wiese hatte Trinket eine Decke inklusive Handtücher bereitgelegt.
Sogleich hüllten sich die beiden Jungs in jeweils eines der flauschigen, smaragdgrünen Tücher und ließen sich auf der Decke nieder. Harry musste grinsen, bei der Farbauswahl hatte wohl Regulus wieder die Finger im Spiel. Eine Weile lagen die beiden schweigend auf der Decke und ließen sich von der Sonne wärmen. Draco ergriff als Erster wieder das Wort. »Du hast Angst vor heute Abend, oder?« Harry drehte sich zu dem Slytherin und sah ihn traurig an. »Ja...schreckliche Angst. Aber Draco, ich weiß nicht mal wovor. Ich meine ich weiß, dass Sev und Regulus und Dein Vater nie zulassen werden das die Dursleys mich anfassen ich weiß das aber trotzdem...«
»Ich glaub, Du hast keine Angst davor, dass sie Dir wehtun. Du hast Angst davor, dass sie nicht zustimmen. Aber Harry das werden sie! Ich sagte ja schon, mein Vater kann sehr überzeugend sein. Mach Dir bitte keinen Kopf. Okay?« Zögernd nickte Harry. Der Slytherin hatte recht. Die Angst, dass die Dursleys der Adoption nicht zustimmen würden, diese Angst fraß ihn beinahe auf. Er hatte hier in Malfoy Manor in nur wenigen Tagen eine Art Familie gefunden und sollte heute Abend etwas schiefgehen, dann wäre das alles in Gefahr.
Ein Ploppen riss ihn aus seinen Gedanken. Auf der Decke war ein Teller mit Sandwiches erschienen zusammen mit zwei Flaschen Kürbissaft und einer kleinen Phiole. »Es scheint, als sei Mum der Meinung, es sei Zeit fürs Mittag. Möchtest Du ein Brot oder lieber den Trank?« Draco hielt dem Gryffindor den Teller und die Phiole hin. Zögernd griff dieser nun nach einem der Brote. Zufrieden griff auch der Slytherin nach einem Sandwich und eine Weile herrschte wieder Schweigen. Harry schaffte wieder nur die Hälfte des Essens. Schnell schüttet er daher noch den Nährtrank in sich hinein und blieb dann zufrieden liegen. Wenn es nach ihm ginge, müsste der Tag nicht enden. Hier und jetzt fühlte er sich wohl und entspannt. Nur wenige Augenblicke später waren er und auch Draco eingeschlafen.
Harry schreckte hoch. Was hatte ihn geweckt und wo war er? Er brauchte einige Momente um sich zu orientieren. Er saß immer noch auf Decke am See. Draco neben ihm schlief friedlich Wie lange sie wohl geschlafen hatten? Der junge Gryffindor fröstelte. Es war windig geworden und graue Wolken zogen am Himmel dahin. Die Sonne war nicht mehr zu sehen. Sanft rüttelte Harry den Slytherin an der Schulter.
»Draco wach auf!« Der Angesprochene blinzelte verschlafen.
»Wasn los? Oh man, sind wir eingeschlafen? Das sieht nach einem Unwetter aus. Lass uns schnell ins Haus!« Mit diesen Worten sprang Draco auf die Beine. Gemeinsam rannten sie in Richtung Manor. Doch noch bevor sie das Ende des Parks erreicht hatten, begann es wie aus Eimern zu schütten. Der kalte Regen durchnässte die Jungen in Sekunden. Nass bis auf die Knochen und zitternd standen sie Minuten später in der großen Eingangshalle.
»Bei Merlin Jungs wir dachten, ihr wärt längst wieder im Haus.« Narzissa Malfoy kam angelaufen und mit einem Schwenker ihres Zauberstabes waren Harry und Draco wieder trocken und trugen ihre normale Kleidung.
»Ihr solltet im See schwimmen und nicht im Garten!« Lachend kamen nun auch Severus, Lucius und Regulus dazu. Die Männer hatten die ganze Zeit in der Bibliothek nach einer Lösung für das Dunkel Mal gesucht und erst spät bemerkt, dass das Wetter umgeschlagen hatte. Besorgt trat der Tränkemeister nun zu den Kindern. Beide zitterten noch immer. »Wir sollten Euch erst mal aufwärmen. Nicht das ihr Euch noch erkältet.« Sanft schob er die Jungen in Richtung Kaminzimmer. Um sein Patenkind machte er sich weiniger Sorgen, aber Harrys Immunsystem war geschwächt, genau wie sein Magielevel. Eine Erkältung konnte fatal sein.
Im warmen Kaminzimmer wurden Harry und Draco in Decken gehüllt und Trinket, brachte heißen Tee. So verging auch der Rest des Nachmittags schnell. Das Abendessen ließ der Gryffindor wieder aus. Die anderen am Tisch, versuchten mit belanglosen Gesprächen über die Schule und das Ministerium für Ablenkung zu sorgen, doch Harry starrte nur abwesend auf das blütenweiße Tischtuch. Seine Gedanken rasten und er versuchte, die immer wieder aufkommende Panik zu unterdrücken. Severus beobachtete mit Sorgenfalten seinen Schützling. Er sah, wie die Hände des Jungen zitterten. Langsam griff der Tränkemeister nach Harrys rechter, eiskalter Hand und lächelte ihm aufmunternd zu.
»Wir sollten uns langsam fertigmachen. Was meinst Du? Reg und Luc Ihr müsstet auch Muggelkleidung anziehen. Wir sollten versuchen, so wenig wie möglich aufzufallen.« Mit diesen Worten half Severus Harry auf die Beine. Auch das malfoysche Familienoberhaupt und der junge Heiler erhoben sich.
»Kann ich nicht mitkommen. Für Harry wäre es sicher gut, noch einen Freund dabeizuhaben!« Bettelte nun Draco in Richtung seines Vaters. Dieser schüttelte entschieden den Kopf. »Kommt nicht infrage mein Sohn. Es ist schon so gefährlich genug. Du bleibst hier und ich diskutiere nicht!« Mit diesen Worten rauschte Lucius Malfoy aus dem Raum, dicht gefolgt von Regulus.
»Dein Vater hat recht Draco. Es ist zu gefährlich. Je mehr Ihr seid, desto mehr fallt Ihr auf. Also bleib hier bei mir. Sie werden ja sicher nicht lange weg sein.« Tröstend strich Narzissa ihrem Sohn über das blonde Haar. Harry, der noch immer mit Severus im Raum stand, zuckte entschuldigend mit den Schultern.
»Wir sind schneller zurück, als Du denkst. Komm Harry, wir sollten jetzt auch.« Kurz darauf hatten der Tränkemeister und der junge Gryffindor den Raum verlassen, um sich in ihren Zimmern umzuziehen.
Kurze Zeit später standen Draco und seine Mutter in der Eingangshalle und warteten auf die Männer und den Jungen. Als Erstes erschien Regulus. Er trug eine ausgewaschene schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit einer nicht mehr lesbaren verwaschenen weißen Aufschrift. Darüber hatte er ein offenes schwarzes, langärmliges Hemd. Dunkle Boots an den Füßen und eine smaragdgrüne Beanie, unter der er seine schwarzen, schulterlangen Locken versteckte, rundeten das Outfit ab.
»Also ich finde es ja gar nicht mal so schlecht. Was sagt Ihr?« Grinsend kam er auf sein Patenkind und seine Cousine zu. Beide hoben die Augenbrauen, sparten sich aber einen Kommentar. Sie wurden abgelenkt, denn Severus erschien zusammen mit Lucius in der Halle. Augenblicklich brachen Draco, Narzissa und der junge Black in Gelächter aus. Die beiden Männer wirkten unglaublich deplatziert, und schienen sich sichtlich unwohl zu fühlen. Severus Snape trug eine blaue Jeans und einen weißen Pullover, dessen Ärmel er bis zu den Ellenbogen hochgeschoben hatte. Seine schulterlangen Haare hatte er zusammengebunden. An den Füßen hatte er Turnschuhe. Lucius Malfoy trug ebenfalls eine Jeans, allerdings in Grau und ein ebenfalls graues T-Shirt. Darüber hatte er eine Lederjacke und seine langen blonden Haare hatte er unter einem Basecap verborgen. Draco kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Regulus trat zu seinem Partner und küsste ihn: »Du siehst verdammt sexy aus.« Lachte er. Severus konnte sich nun auch ein Lächeln nicht verkneifen und musterte Regulus von oben bis unten.
»Ich denke, ich könnte mich daran...«, er zeigte auf die Kleidung des jungen Black. »...auch gewöhnen!« Sanft küsste er sein Gegenüber.
»Ähm Dad die Schuhe gehen aber gar nicht!« Führte Draco nun grinsend an. Lucius besah sich seine Schuhe. Die auf hochglanzpolierten schwarzen Slipper bildeten einen markanten Kontrast zum Rest des Outfits.
»Lasst mir wenigstens die Schuhe. So etwas da zieh ich nicht an.« Sagte er mit Blick auf die Boots von Regulus und die Turnschuhe des Tränkemeisters. Mitten in dieser Diskussion erschien Harry in der Halle. Schlagartig wurde es still. Entsetzt starrten die Anwesenden den Jungen an.
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