Kapitel 10 - Kein zurück
Harry landete auf den Knien und spürte den feuchten Sand unter sich. Der Geruch von Salz und Gras stieg ihm in die Nase. Er öffnete die Augen und sah das Meer vor sich liegen. Der Wind wehte stark und ließ die Wellen weit auflaufen. Plötzlich spürte er Dracos Hand in seiner. Der blonde sah ihn lächelnd an. Sanft küsste Harry ihn auf die Wange.
»Alles in Ordnung?«, wollte er besorgt wissen. Draco nickte.
»Ja, solange du da bist, ist alles okay«, sagte er und zog Harry eng an sich.
»Kommt Jungs, es ist frisch und wird dunkel!«, rief Regulus, der mit Severus bereits ein Stück den Strand hinaufgelaufen war. Die Jungen drehten sich um.
»Ähm...wo ist denn das Cottage?«, wollte Draco irritiert wissen. Dort wo sonst das Strandhaus einsam in der Landschaft stand, war nun nur noch eine verfallene Terrasse zu sehen.
»Das ist der Fidelius. Komm, gleich siehst du es«, sagte Harry und zog seinen Verlobten mit sich. Nur Augenblicke später standen sie an den verfallenen Holzstufen.
»Und jetzt?«, wollte Draco wissen.
»Nicht so ungeduldig! Hier, lies das«, sagte Severus und reichte dem Slytherin ein Stück Pergament.
»Das Sandcottage liegt in Harlyn am Meer«, las er. Schnell nahm ihm Harry das Papier aus der Hand und las ebenfalls.
»Hä so und nun?«, wollte Draco wissen und sah fragend zu Harry. Der schüttelte lächelnd den Kopf und drehte seinen Verlobten in die andere Richtung. Der bekam große Augen. Vor ihnen lag nun das Cottage, als wäre nie irgendwas gewesen.
»Wow...«, sagte Draco und stieg nun langsam die Stufen hinauf.
»Ja, schon ziemlich beeindruckend, wenn man das zu ersten Mal sieht«, sagt Harry und lachte.
Sie betraten das Haus und beide Jungen lachten laut auf. Die gesamte untere Etage war voller roter Herzluftballons. Es waren so viele, dass man kaum laufen konnte und immer wenn einer platzte, versprühte er roten Glitter.
»Ich bringe Lucius um!«, fluchte Severus und versuchte sich einen Weg zur Küche zu bahnen.
»Wieso? Ist doch lustig«, sagte Harry und ließ einen weiteren Ballon platzen.
»Harry!«, sagte Snape streng und der Gryffindor grinste zu Regulus hinüber, der sich kopfschüttelnd den Glitter aus den Haaren schüttelte.
»Ich mach das schon. Duckt euch alle mal und haltet euch die Ohren zu!«, sagte der Heiler und Harry, Draco und Severus gingen in Deckung. Regulus hob seinen Zauberstab, schwang ihn und alle Ballons platzten auf einmal mit einem gewaltigen Knall. Roter Glitter verteilte sich wie feiner Schnee im gesamten Raum. Kichernd klopften sich Draco und Harry das Flitterzeug von den Sachen und sahen sich um.
»Ich weiß nicht Papa, aber ich glaube, das sollten wir auch noch beheben«, sagte der Gryffindor nachdenklich.
»Nicht nötig, der verschwindet in einer halben Stunde von selber«, sagte Severus und reichte eine Karte an die Jungen und Regulus.
»Willkommen im Cottage. Fühlt euch wie zu Hause und keine Angst die Ballons müsst Ohr schon selber platzen lassen, aber der Glitter verschwindet nach 30 Minuten von selbst. Habt Spaß! Grüße Lucius und Remus!«, las Regulus vor.
»Das bekommen sie wieder, auf jeden Fall!«, sagte Severus und klopfte sich ebenfalls den Glitter ab.
»Ist doch lustig. Lass sie. So Jungs am besten Ihr geht nach oben und packt aus, wir kümmern uns ums Abendessen«, sagte der Heiler.
»Machen wir, mal sehen was uns oben erwartet«, sagte Draco und stieg mit Harry in den ersten Stock.
Wiedererwarten erwartete sie hier keine Überraschung. Diese kam erst, als der Gryffindor die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Statt der beiden Einzelbetten, wie noch im letzten Jahr, stand nun ein großes Himmelbett im Raum. Das Bett war in Rot und Gold bezogen, was Harry ein Grinsen entlockte.
»Das war Remus, jede Wette!«, sagte Draco und warf sich auf die Matratze.
»Wir können das gerne ändern«, sagte der Gryffindor, der vor dem Bett stand. Der Slytherin richtete sich auf und zog seinen Verlobten mit sich zurück, so das dieser über ihm lag.
»Mhm...ich weiß nicht irgendwie gefällt es mir...«, raunte er und küsste Harry. Langsam fuhr er mit der Hand unter dessen T-Shirt.
»Was wird das?«, nuschelte dieser.
»Weiß nicht...«
»Dray, meine Väter sind unten und die Tür ist noch offen und wir wollen gleich essen!«, protestierte der dunkelhaarige. Draco zog mit der anderen Hand seinen Zauberstab aus der Tasche und schon fiel die Tür ins Schloss.
»Aber frühestens in 30 Minuten«, sagte er grinsend und zog Harry wieder enger an sich.
Eine halbe Stunde später erschienen beide in der Küche. Tatsächlich war der Glitter verschwunden und alles sah wieder normal aus. Durch die Fenster sahen sie, dass Severus und Regulus bereits draußen auf der Terrasse am gedeckten Tisch saßen.
»Na da seid Ihr ja, das Auspacken hat wohl länger gedauert?«, fragte der Heiler augenzwinkernd.
»Ähm...ja. Tut uns leid«, sagte Draco schnell und setzte sich zusammen mit Harry an den Tisch.
»Dann lasst uns anfangen und das erste Essen in den Flitterwochen genießen«, sagte Severus und reichte die Schüsseln rum. Lächelnd beobachtete Harry seine Familie. Hier am Meer im Cottage war alles so friedlich wie seit Monaten nicht. Man hörte nur das Rauschen der Wellen und spürte den warmen Wind auf der Haut. Wenn er könnte, dann würde er hierbleiben, aber er wusste, dass es nicht ging und er wusste, dass was im er auch kam nicht einfach werden würde.
»Ist alles okay Harry?«, wollte Severus wissen. Der Gryffindor sah auf und schüttelte den Kopf.
»Äh...ja klar alles in Ordnung. Sag mal, können Dray und ich noch etwas hinunter an den Strand?«
»Sicher, die Schutzzauber reichen bis zum Wasser, aber geht nicht zu weit in eine andere Richtung«, sagte der Tränkemeister.
»Machen wir nicht!«, sagte Draco und war bereits aufgestanden. Schweigend liefen die beiden Jungen die Treppen hinab. Inzwischen war die Sonne fast verschwunden und der Wind hatte sich gelegt. Als sie am Wasser waren, zogen sie die Schuhe aus und ließen das warme Wasser über ihre Füße laufen. Draco legte den Arm um seinen Verlobten.
»Woran denkst du? Du warst schon beim Abendessen so nachdenklich.«
»Lass uns morgen mit den beiden reden, okay?«, war alles, was Harry sagte. Aber es braucht keiner weiteren Worte. Draco verstand. Er wusste, wie sehr den Gryffindor diese eine Sache belastete. Selbst wenn Severus und Regulus etwas ahnten, dann würden sie es dennoch versuchen zu verdrängen.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte der blonde und Harry lehnte seinen Kopf an dessen Schulter.
Es war Nachmittag, als Draco und Harry vom Strand kamen. Sie hatten das Wetter genutzt und den ganzen Tag mit Schwimmen und sonnen verbracht. Der Slytherin ahnte, dass sein Verlobter lediglich versuchte, sich von dem Gespräch mit seinen Vätern abzulenken. Ihm ging es ähnlich. Die beiden waren nicht nur seine Paten, sondern auch seine zukünftigen Schwiegerväter. Die Jungen traten auf die Terrasse. Die beiden Männer saßen in Stühlen und lasen jeder in einem Buch.
»Na da seid Ihr ja wieder. Hattet Ihr einen schönen Tag?«, fragte Severus und legte sein Buch beiseite.
»Ja, es war sehr schön...ähm...Dad könnten wir mal mit euch reden?«, wollte Harry wissen und legte sein Handtuch auf die Bank.
»Sicher!«, sagte der Tränkemeister und nun legte auch Regulus das Buch auf die Seite. Draco und der dunkelhaarige zogen sich je einen Stuhl zu den Männern.
»Also?«, fragend sah der Lehrer zu seinem Sohn. Dieser atmete tief durch.
»Wir gehen nicht zurück nach Hogwarts!«, sagte er schnell und griff nach Dracos Hand, dieser nickte.
Severus sah zu Regulus, der kaum merklich nickte.
»Wir wollten euch auch nicht mehr zurückschicken!«, sagte der Tränkemeister ernst.
»W-was meinst du?«, wollte Harry wissen.
»Die Zeiten sind gefährlich. Ohne Dumbledore in Hogwarts...für euch beide wäre es zu gefährlich dort«, erklärte sein Vater.
»A-aber was ist mit Sammy?«
»Sam nehme ich mit. Er ist nicht so gefährdet und...und es mag egoistisch sein, aber ich will wenigstens ihn bei mir wissen«, sagte Severus und seufzte.
»Was ist dann mit uns?«, wollte nun Draco wissen.
»Ihr bleibt bei mir und deinen Eltern«, erklärte Regulus ruhig. Doch Harry schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er.
»Was soll das heißen, ‚nein'?«, fragend sah der Tränkemeister ihn an.
»Dray und ich...wir...wir werden auf die Suche nach den übrigen Horkruxen gehen«, sagte der Gryffindor schnell und versuchte seiner Stimme einen festen Ton zu geben. Severus sprang auf.
»Das werdet Ihr ganz sicher nicht!«, rief er und spürte Regulus' Hand an seinem Arm. Sein Mann zog ihn sanft, aber bestimmt wieder auf den Stuhl.
»Dad, versteh doch. Wir müssen das tun. Wenn sie nicht vernichtet werden, dann wird Voldemort nicht sterben können und dann wird es nie enden«, flehentlich sah der Gryffindor zu dem Lehrer.
»Warum denkst du, dass du das tun musst?«, wollte Severus ruhiger als vorher wissen.
»I-ich weiß nicht. Ich glaube einfach, dass das meine...meine Aufgabe ist.«
»Bei Merlin Harry, das ist es nicht. Diese Prophezeiung ist Blödsinn. Du bist nur Harry, das hast du selber gesagt. Es.ist.nicht.deine.Aufgabe!«, sagte Severus eindringlich.
»Dad, egal ob die Prophezeiung stimmt oder nicht, er glaubt es und das ist alles, was wichtig ist. Ich muss das tun. Ich und Dray sind volljährig, wir gehen aber ich will, deinen...euren Segen. Bitte versteh mich doch...bitte.«
»D-das kann ich nicht Harry, ich kann dich nicht schon wieder verlieren«, sagte der Tränkemeister resigniert, stand auf und stieg die Stufen zum Strand hinab.
»Dad, bitte warte doch...«, rief der Gryffindor verzweifelt mit Tränen in den Augen.
»Lass ihn kurz«, sagte Regulus und trat auf Harry zu. Dieser schlang sofort die Arme um seinen Vater und weinte.
»Shh...alles gut. Ich versteh dich, auch wenn ich mir es anders wünschen würde«, sagte dieser und strich dem dunkelhaarigen beruhigend über den Rücken.
»Was mach ich denn jetzt?«, schluchzte Harry.
»Geh zu ihm. Ich kenne Sev. Er ist impulsiv, aber rational. Das habt ihr gemeinsam«, sagte Regulus lächelnd.
Der Gryffindor nickte.
»Danke Papa...«, sagte er. Der Heiler nickte und küsste seinen Sohn auf die Stirn. Harry sah zu Draco.
»Geh«, sagte dieser und der dunkelhaarige lief hinter seinem Vater her.
Er fand ihn am Wasser im Sand sitzend. Harry setzte sich neben Severus und sie schwiegen. Der Gryffindor ließ den feinen Sand durch seine Finger rieseln.
»Es tut mir leid...«, sagte er und es war kaum ein Flüstern. Severus wandte sich seinem Sohn zu und studierte ihn. Er war nicht wütend, er war verzweifelt. Seit einem Jahr bangte er immer wieder um den Jungen mit den dunklen Haaren und dem einnehmenden Lachen und nun sollte er ihn gehen lassen? Gehen lassen, ohne zu wissen, ob er ihn je wieder sehen würde?
»Es muss dir nicht leidtun«, sagte der Lehrer und Harry sah auf.
»Ich weiß, dass du nur das tust, was du für richtig hältst, und es muss mir nicht gefallen, aber i-ich muss es akzeptieren. Harry ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren, aber wenn ich dich nicht gehen lasse, dann werde ich es sicher. Ich bin noch nicht lange Vater, aber ich weiß man muss Kindern Wurzeln geben, aber auch Flügel. Also geh, geh und tu es...«, eine tiefe Traurigkeit lag in der Stimme des Tränkemeisters, aber er lächelte. Harry sah seinen Vater nur an. Dann kniete er sich, schlang seine Arme um ihn und weinte. Severus drückte den Jungen so fest an sich, wie es nur ging.
»D-dad ich liebe dich und ich tu das für dich, für Papa und Sam. Ich will nie mehr Angst haben, mich nie mehr verstecken und verstellen. Ich verspreche, ich lasse dich nicht allein. Ich komme wieder. Ich verspreche es. Ich bin alles, was ich jetzt bin, deinetwegen. Ich habe viel zu lange gewartet, um dir das zu sagen.
Und falls ich nicht für immer lebe, dann möchte ich dir jetzt sagen, ich liebe dich mehr, als ich je geglaubt hätte. Ich habe einen Helden, wann immer ich ihn brauche. Ich schaue zu dir auf, ich bin ein Mann, weil du mich gelehrt hast, einer zu sein. Es war vielleicht nur ein Jahr, aber für mich war es ein ganzes Leben«, sagte Harry und sein Vater drücke ihn noch fester an sich und schluchzte nun auch.
So saßen sie da Arm in Arm, ohne den anderen loszulassen. Der Wind wehte die Rufe der Möwen über das Meer und für diesen einen Moment, gab es nur die beiden an diesem Strand am Ende der Welt.
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