Epilog - Neunzehn Jahre später
Das war es. Danke für drei Jahre!
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Das Trappeln von Füßen auf Holz weckte ihn. Harry James Malfoy blinzelte. Die ersten Sonnenstrahlen fielen in das Zimmer. Der inzwischen Fünfunddreißigjährige drehte sich auf die Seite und lächelte. Draco neben ihm schlief noch, die nunmehr langen blonden Haare waren ihm ins Gesicht gefallen. Der leichte Bartansatz, hatte einige graue Strähnen und Harry liebte jede einzelne. Neunzehn Jahre waren vergangen, seit der Krieg geendet hatte. Das Leben war weitergegangen mit all seinen Höhen und Tiefen. Harry und Draco hatten schnell geheiratet und waren, nachdem sie ihren Abschluss nachgeholt hatten gemeinsam nach London gezogen. Nicht in den Grimmauld Place, denn für Harry war das zu schmerzhaft, aber in ein kleines Stadthaus in Kensington. Draco war Heiler geworden, so wie er es immer gewollt hatte. Harry hatte lange Zeit mit sich gehadert. Es gab Angebote vom Ministerium für verschiedenste Posten, aber er hatte am Ende abgelehnt. Auch wenn das Ministerium umgestaltet worden war, so verband er nur wenig Positives mit diesem Ort. Letztendlich war er in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Lehrer geworden. Er unterrichtete Verteidigung in Hogwarts und liebte es und doch hatten er und Draco sich gegen das Wohnen auf dem Schloss entschieden. Das hatte drei besondere Gründe.
»Sag mal, siehst du mir immer beim Schlafen zu?«, Dracos Stimme riss Harry aus seinen Gedanken. Er lächelte und hauchte seinem Mann einen Kuss auf die Lippen.
»Ja, manchmal«, sagte er.
»Gut«, sagte dieser und zog den anderen ebenfalls in einen tiefen Kuss. Harry löste sich allerdings von ihm, ehe der Kuss zu leidenschaftlich werden konnte.
»Wir müssen aufstehen, aber wir können heute Abend gerne an dieser Stelle weitermachen«, sagte er grinsend und kletterte aus dem Bett. Draco seufzte.
»Na schön. Unglaublich, dass die Ferien schon wieder um sind«, sagte er und gähnte.
»Ja allerdings, aber sieh es mal so, in zwei Jahren haben wir das Haus ganz für uns«, Harry beugte sich ein letztes Mal zu Draco und küsste ihn.
»Ich geh nach der Rasselbande schauen und kümmere mich ums Frühstück und du nimmst deinen sexy Hintern und gehst duschen«, sagte er dann.
»Ah ja, mein Hintern ist sexy, auch noch mit fünfunddreißig?«, fragte Draco, stand auf und zog seinen Mann an sich. Dieser kniff ihn in den Po und eilte zur Tür.
»Immer«, sagte er grinsend und verschwand.
Harry lief barfuß ins Untergeschoss des Hauses. Als ihm schon jemand in den Arm sprang.
»Daddy! Guten Morgen«, das Mädchen mit den sturmgrauen Augen und tiefdunklen Haaren grinste.
»Guten Morgen Prinzessin«, sage Harry, gab seiner neunjährigen Tochter Lily einen Kuss und setzte sie wieder ab.
»Wo stecken seine Brüder?«
»Im Wohnzimmer. Scorpius hat einen emotionalen Zusammenbruch«, sagte das Mädchen augenrollend. Harry schüttelte den Kopf.
»Du solltest nicht so viel mit Tante Luna reden. Geh schon mal in die Küche und Hände weg von den Keksen«, sagte er lächelnd und ging ins Wohnzimmer. Der zwölfjährige Scorpius saß schluchzend auf der Couch, während sein vierzehnjähriger Bruder Luc davor kniete und ihm über das Knie strich. Dieser sah auf, als sein Vater in den Raum trat.
»Morgen Dad, Scorp findet sein Verwandlungsbuch nicht«, erklärte er und stand auf. Harrys und Dracos Ältester war das Ebenbild von Draco. Kurze, strohblonde Haare, graue Augen und feine Gesichtszüge. Harry nickte und strich dem Jungen über die Schulter.
»Ich kümmere mich um ihn. Deckst du schon mal den Tisch? Und halte Lily von den Keksen fern.«
»Mach ich Dad«, sagte Luc und verschwand aus dem Wohnzimmer. Harry ging zur Couch und setzte sich neben seinen mittleren Sohn. Scorpius war ganz anders als Lily oder Luc. Während diese beiden es liebten zu fliegen, zu klettern und immer in Bewegung waren, war Scorpius sehr sensibel, liebte das Malen und las gerne. So war er auch nach Ravenclaw gekommen und nicht wie sein Bruder nach Slytherin. Auch dies hatte ihn im letzten Jahr schwer getroffen, aber inzwischen fühlte er sich in seinem Haus sehr wohl. Scorpius hatte die Heterochromie von Harry geerbt und so wie sein Vater ein braunes und ein smaragdgrünes Auge. Seine schwarzen Haare, standen unordentlich vom Kopf des Jungen ab. Harry strich ihm sanft über den Rücken.
»Schatz, sieh mich bitte an«, bat er. Mit roten Augen sah Scorpius auf.
»Es ist weg, Dad«, schluchzte er.
»Scorpius das Buch ist sicher nicht weg ...«
»Aber ich habe überall gesucht, es ist weg und dann ...«
»Und dann besorgen wir einfach ein Neues.«
»A-Aber wir fahren doch heute schon nach Hogwarts und ...«
»Schatz, es ist nicht weg. Warte ...«, Harry hob seinen Zauberstab und nur sekundenspäter flog das gesuchte Buch in seine Hand. Irritiert starrte Scorpius darauf.
»Du vergisst, dass Papa und ich hier zaubern dürfen. Und nun sag mir mal, was wirklich los ist«, sagte Harry sanft, der genau wusste, dass sein Sohn nicht nur wegen des Buches so bedrückt war.
»N-Nichts ...«
»Scorp, bitte ich sehe genau, wenn dich etwas belastet, denn so sehe ich aus, wenn das bei mir der Fall ist«, sagte Harry und legte nun einen Arm um den Jungen. Scorpius wischte sich über die Augen.
»Ich ... ich habe nur, also ich ... was ist, wenn ich nie so gut sein werde wie du und Papa?«, brach es aus dem Zwölfjährigen heraus. Überrascht sah Harry seinen Sohn an.
»Alles reden immer von Harry Malfoy und Draco Malfoy, was sie alles für die Schule getan haben und das sie Voldemort besiegt haben und so ...«, sagte Scorpius und sah auf den Boden. Jetzt verstand Harry, es musste für keines ihrer Kinder leicht sein, sie als Väter zu haben. Lily und Luc konnten aber gut damit umgehen, dass hin und wieder Menschen in der Winkelgasse sich nach ihnen umdrehten oder auch Autogramme haben wollten. Das war zwar in den letzten neunzehn Jahren weniger geworden, aber noch immer waren beide berühmt. Harry und Draco konnten damit fertigwerden mit, aber nun wurde Harry schmerzlich bewusst, wie schwer es manchmal für ihre Kinder sein mochte.
»Scorpius, ich weiß, das ist nicht so leicht und glaube mir, das war es auch für uns nie. Ich verstehe, wie du dich fühlst, denn mir ging es ähnlich«, Scorpius sah auf.
»Wirklich?«
»Ja, natürlich. Weißt du, ich hatte keinerlei Erinnerung an meine Eltern. Alle erzählten mir immer nur von ihnen. Wie liebenswert und witzig meine Mutter war und wir charismatisch James Potter und ... und ich dachte, ich müsste mich beweisen, damit ich ihnen gerecht werden kann, aber das ist falsch. Du bist du und ich bin ich. Die Leute erzählen diese Dinge, aber niemand erwartet wirklich, dass du so bist wie ich oder wie Papa. Scorpius Sirius Malfoy du bist ein wundervoller, kluger und liebenswerter Junge, lass dir das nicht nehmen, weil du denkst, die Menschen wollen nur Harry oder Draco Malfoy in dir sehen«, sagte Harry sanft. Nach einer Weile nickte Scorpius.
»Ja, du hast recht«, sagte der Junge und versuchte ein schwaches Lächeln.
»Ja habe ich und nun nimm dein Buch und geh in die Küche. Ich komme sofort«, sagte Harry und gab Scorpius einen Kuss auf die Stirn.
»Okay und danke Dad«, sagte der Junge, sprang auf und rannte aus dem Raum.
»Oh, morgen Papa«, sagte er noch und drückte sich an Draco vorbei, der im Türrahmen stand.
»Morgen, Scorp«, sagte dieser und wuschelte dem Kind kurz durchs Haar.
»Wie lange stehst du da schon?«, wollte Harry wissen und trat zu seinem Mann.
»Eine Weile«, sagte dieser und küsste ihn.
»Meinst du, wir sollten doch lieber im Schloss wohnen?«, fragte Harry dann.
»Darling, wir hatten das Thema. Wir wollten den Kindern ihre Freiheit lassen und glaubst du, es wäre einfacher für Scorpius, wenn seine Väter jetzt auch noch im Schloss wohnen würden. Er wird schon von seinem Vater und Großvater unterrichtet, so ist es gut.«
»Jahh ... ja sicher hast du recht.«
»Habe ich und vertrau einfach darauf, dass dein Sohn das schon macht. Er hat ja auch noch Luc, der passt schon auf ihn auf«, sagte Draco und strich Harry über die Wange.
»Ja das stimmt. Gut dann lass uns jetzt frühstücken, wir müssen bald zum Bahnhof«, sagte Harry und zog seinen Mann mit sich.
»Honey würdest du bitte aufhören, so nervös zu sein. Waren sie je zu spät?«, Regulus Snape stand neben seinem Mann auf dem Bahnsteig 9 ¾ und strich diesem über den Oberarm. Severus Snape sah sich immer wieder suchend unter den vielen Schülern und Eltern auf dem Bahnsteig um.
»Papa hat recht Dad. Sie kommen sicher gleich«, der dreißigjährige Sam Snape stand neben seinen Vätern und hatte seine dreijährige Tochter April auf dem Arm, während seine Frau Amanda sich mit Hermine und Luna unterhielt.
»Draco schläft halt gerne aus, da hat sich in den letzten Jahren nichts dran geändert«, sagte Blaise Zabini, welcher einen Arm um seinen Mann Seamus gelegt hatte. Ihre zwölfjährige Tochter Angelique stand bei Rose und Hugo, den Kindern von Ron und Hermine, während Lysander der neunjährige Sohn von Luna und Neville sich an seinen Vater drückte und mit großen Augen die Schüler beobachtete.
»Wie geht es denn den Zwillingen und Narzissa?«, wollte Ron nun wissen und Severus wandte dem Weasley seinen Blick zu.
»Denen geht es gut. Narzissa liebt die Arbeit im Mungos, Arthur steckt in den ersten Prüfungen zum Heiler und Cedric wird im Spätherbst zu den Ballycastle Bats wechseln. Seine Chancen auf die Nationalmannschaft sind ziemlich groß«, sagte er.
»Wow, das sind ja Neuigkeiten«, Severus fuhr herum. Fred und Oliver waren gerade zu der Gruppe gestoßen. Ihre fünfzehnjährigen Zwillinge Mark und Oliver grüßten knapp, ehe sie sich zu den anderen Kindern gesellten.
»Warum das besorgte Gesicht?«, fragte Fred nun.
»Mein Ehemann ist der Meinung, dass unser Sohn und Schwiegersohn es nicht rechtzeitig schaffen«, erklärte Regulus lächelnd.
»Ach Sev, hast du kein Vertrauen?«, wollte Oliver lächelnd wissen.
»Doch schon, aber ...«
»Aber was Dad?«, Harry und Draco waren unbemerkt zu der Gruppe gestoßen.
»Grandpa! Opa!«, rief Lily und sprang auf Severus' Arm.
»Da seid ihr ja«, sagte dieser und drückte seine Enkelin an sich.
»Hast du schon wieder Panik bekommen?«, fragte Draco belustigt. Während Severus und Regulus auch Luc und Scorpius begrüßten.
»Er war die Ruhe selbst«, sagte Sam und grinste.
»Hey Bruderherz«, begrüßte Harry, Sam und streichelte April dann sanft über die brauen Haare.
»Tut uns leid, wir hatten noch eine kleine emotionale Krise«, sagte Draco lächelnd.
»Aha, wie kann man das verstehen?«, wollte Severus wissen.
»Scorpius tut sich schwer damit, dass ... na ja dass er oft mit mir oder Dray verglichen wird«, erklärte Harry und sah zu seinem Mittleren, der inzwischen mit Luc und Lily bei den anderen Kindern stand.
»Wird er das denn?«, wollte Neville wissen.
»Er empfindet es so«, sagte Draco nachdenklich.
»Ich werde mehr darauf achten«, sagte Severus und Harry nickte.
»Ja ich auch«, sagte er. In diesem Moment ertönte ein Pfiff.
»Okay Kinder, ab in den Zug mit euch«, rief Draco. Rose, Oliver, Mark, Angelique und Luc verabschiedeten ihre Eltern und sprangen in den Zug. Harry drückte Scorpius etwas länger an sich.
»Alles wird gut. Wir sehen uns heute Abend«, flüsterte er.
»Du machst das schon. Wir sehen uns am Wochenende«, sagte Draco und küsste Scorpius auf die Stirn.
»Bis bald«, sagte dieser und kletterte hinter den anderen in den Zug. Nur Augenblicke später setzte sich dieser in Bewegung. Hugo, Lily und Lysander rannten ihm nach und winkten den anderen, deren Köpfe inzwischen aus den Fenstern schauten.
Draco legte seinem Mann einen Arm um die Hüfte.
»Ihm wird es gutgehen«, sagte er und Harry nickte.
»Ja, ich weiß«, sagte er und schon bald war der Hogwarts-Express am Horizont verschwunden.
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