Kapitel 4
Als Hermine die Halle betrat, wurde sie sofort von ein paar Schülern der Oberstufe herzlich begrüßt.
„Professor Granger! Wie geht es Ihnen?"
„Hatten sie schöne Ferien?"
„Sie sehen so erholt aus!", schleimte ein dunkelhaariger 6. Klässler sich bei Hermine ein und sie lächelte ihm höflich zurück. Lee Murray war ein sehr eifriger und auch manchmal sehr nervender, ehrgeiziger Schüler und war Hermine schon seit der ersten Stunde verfallen.
Das sie, eine überaus beliebte Professorin – was nicht nur an ihrem unbändigen Fachwissen, ihrer Persönlichkeit und ihrem attraktiven Aussehen lag – sondern auch an ihrer warmen und fröhlichen Ausstrahlung, war allseits bekannt.
Doch auch für ihre überaus faire Notengebung, war sie bekannt.
Lächelnd und fröhlich begrüßte sie die Schüler und gab ihnen jeweils die Hand.
„Danke, Mister Murray.", antwortete sie ihm noch, als die Schüler plötzlich ehrfürchtig einen Schritt zurück traten.
Professor Snape hatte soeben die große Halle betreten und stand nun unmittelbar hinter Hermine.
„Miss Granger.", schnarrte er gereizt. „Würde es ihnen etwas ausmachen, die Eingangstür nicht durch ihre nervtötenden, kleinen Gören und ihren kleinen Schleimer Murray, zu blockieren?!"
Hermine drehte sich um und verdrehte wütend die Augen.
„Professor Snape, da sie mal wieder ihre überaus deutliche Freundlichkeit beweisen, könnten sie mich auf einfach BITTEN, sie durchzulassen!", schnaubte sie. Snapes Augen musterten sie feixend, doch auch ein anderer, undefinierbarer Blick huschte über sein Gesicht. Hermine stufte diesen Blick als ... Schmerz ein?
Sie war verunsichert.
Doch Snape fing sich sogleich wieder und rauschte nur durch die Schülerscharr, schubste Murray zur Seite und dieser knallte rücklings an den Tisch.
Hermine verfolgte wütend das Schauspiel und war schon drauf und dran Snape hinterherzulaufen und ihm eine Lektion vor den Schülern zu verteilen, wurde aber durch Harry aufgehalten.
„Hermine! Und wie geht es dir? Hast du dich ausgeruht?", rief er ihr von hinten zu.
Die Schüler, die immer noch etwas verängstigt um sie herum standen, traten nun respektvoll einen Schritt zurück.
Professor Potter war in allem Munde bekannt und ihm wurde durchaus eine Menge Respekt gezollt.
Er war ein strenger – aber fairer – Lehrer und hatte ein unglaubliches Fachwissen auf diesem Gebiet. Über den Endkampf zwischen Voldemort und ihm, sprach er jedoch nur sehr selten, wenn überhaupt nur mit Hermine.
„Harry!", rief sie erleichtert und umarmte ihn.
„Danke, mir geht es wieder besser."
„Siehst auch sehr ausgeruht aus.", lächelte er und nickte den Schülern zu.
Beide gingen durch die große Halle und setzen sich auf ihren Platz, an das Lehrerpult. Einige Lehrer waren schon aus ihren Ferien zurückgekehrt – Madame Hooch, Professor Sprout, Professor Flitwick, Horace Slughorn, Poppy Pomfrey, Hagrid – der schon ganze zwei Stühle neben Professor Flitwick einnahm – und Minerva McGonagall, die Schulleiterin von Hogwarts.
Snape saß neben Professor McGonagall und schien wohl eine angeregte Diskussion mit ihr zu führen, die den Zusammenstoß zwischen Murray und ihm wohl mitbekommen hatte.
Hermine und Harry nickten den anwesenden Lehrern zu und Hagrid grunzte laut.
Er erhob sich schwerfällig und riss fast den ganzen Tisch – mitsamt Flitwick – mit sich, was Professor Sprout mit einem Zauberspruch aber grade noch verhindern konnte.
Flitwick schrie empört auf und schüttelte sich.
Hagrid umarmte Hermine herzlich und erdrückte sie fast mit seinen riesigen Pranken.
„Ich .. ersticke ... Hagrid.", keuchte Hermine und sofort ließ der Halbriese von ihr ab. Sie lächelte ihn an.
„Hermine! Unglaublich, was geht so ab bei dir? Du siehst toll aus, wie immer!", grunzte er und Harry kicherte.
Die Lehrer nahmen fast keine Notiz von ihnen, sie unterhielten sich einfach weiter, da sie Hagrids rabiate und tollpatschige Art schon kannten. Er war immer noch Wildhüter von Hogwarts.
„Danke Hagrid, mich freut es auch dich zu sehen! Hast du abgenommen?", fragte sie fröhlich und Hagrid strahlte.
„Dass du das siehst!", rief er und klopfte sich auf den dicken Bauch. „Zwei Pfund sind runter, aber ich glaube ich halte das nicht lange durch.", sprach er und nickte zum Tisch.
Hermine lächelte. Sie verspürte plötzlich auch einen ziemlichen Hunger und freute sich schon auf das Abendessen.
Harry unterhielt sich derweil neben ihr mit einer neuen Professorin, die Hermine eben noch übersehen hatte. Sie sah sehr hübsch aus, ungefähr Mitte Zwanzig, blondes und langes Haar, dass bis zum Po reichte. Ihre strahlend blauen Augen und ihr rundliches Gesicht passten zu dem wohlproportionierten Körper.
Sie stellte sich Hermine kurzerhand als Jane Harper vor, Lehrerin für die Pflege magischer Geschöpfe.
Harry schien sich gut mit ihr zu verstehen, was Hermine sehr freute.
Auch er hatte sich in den Jahren sehr zurückgezogen und sie hatte schon Angst, dass er irgendwann ebenfalls ein Einzelgänger wie Snape wurde.
Kaum dachte sie an ihn, blicke Hermine in seine Richtung und erstarrte.
Er starrte sie unentwegt an – nicht boshaft oder hämisch, sondern ein wirklich undefinierbarer Ausdruck lag in seinem Gesicht. Seine Augen funkelten irgendwie – liebevoll und Hermine starrte entgeistert zurück.
Was sollte das denn nun? Sie blickte sich unruhig um, die Situation war ihr irgendwie unangenehm, dass Professor Snape – der allseits gefürchtete und unausstehliche Professor von Hogwarts – sie, Hermine Granger, anstarrte, als sähe er eine völlig andere Person in ihr. Hermine rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
Da plumpste Harry neben ihr auf den Stuhl.
„Na, Mine, Hunger?", fragte er und reichte ihr ein Glas Butterbier.
Hermine ließ von Snape ab und blickte Harry an.
„Oh, danke, das kann ich jetzt brauchen!", lächelte sie ihn an und Harry strahlte zurück.
„Wie waren deine Ferien denn sonst noch so?", fragte er sie, während er an einem Hühnerbein knabberte.
„Nicht sehr besonders.", antwortete sie und steckte sich eine Gabel Salat in den Mund. „Ich habe natürlich den Unterricht vorbereitet und viel gelesen, nachdem wir Ron und die Weasleys im Fuchsbau besucht haben. Und sonst bin ich durch London gezogen und habe mich unter ein paar Menschen gesellt."
„Na, das hört sich ja nicht sehr toll an! Du hättest doch auch bei mir wohnen können, das weißt du doch sicherlich.", meinte Harry und sah Hermine verständnislos an.
„Ja klar, danke. Du weißt doch, ich brauche immer viel Ruhe und so sehr ich Hauselfen auch mag – Kreacher ist mir wirklich mehr als unheimlich und bösartig!", schauderte sie.
Harry nickte nur und widmete sich wieder seinem Essen.
„Wer ist eigentlich diese Jane Harper?", fragte sie ihn interessiert und gluckste. „Hübsch, nicht wahr?"
Harry verschluckte sich fast an seinem Hühnerbein und schaute sie an.
„Äh-hm ja, kann sein.", nuschelte er und blickte automatisch zu der reizenden Miss Harper. Diese lächelte ihn unentwegt an. Harry wurde rot.
Hermine beobachtete sie belustigt und ließ ihren Blick über die Lehrer gleiten – bis sie automatisch an Snape hängen blieb.
Dieser starrte sie immer noch an und nun wurde auch Hermine rot.
Sein Blick war irgendwie...merkwürdig – Hermine konnte ihn einfach nicht deuten! Zu allen anderen verhielt sich Snape gereizt und boshaft wie immer, doch sie schaute er schon fast nett und liebevoll an.
Plötzlich erstarrte Hermine, als sie Snape genauer betrachtete.
Seine Züge waren weich, sein Mund trotzdem ein dünner Strich. Doch da war noch etwas anderes – Hermine musste zweimal hinüberschauen – eine kleine Träne kullerte aus seinem linken Auge, war das wirklich wahr?!
Ihre Kinnlade fiel automatisch hinunter und Snape wischte unauffällig und schnell die Träne weg, sprang vom Stuhl auf und rauschte – nein, rannte fast – aus der Halle. Die Lehrer neben ihm – McGonagall und Hooch – erschraken ganz fürchterlich von seiner ruckartigen Bewegung und schüttelten nur verständnislos den Kopf. Keiner hatte gesehen, was sich in Snapes Gesicht abgespielt hatte, außer Hermine selbst und sie konnte ihren Augen wirklich nicht trauen.
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tbc
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