*13*
Jan P.O.V
"Wir hätten ihn aufhalten sollen." meinte ich. "Das hätte auch nichts gebracht. Ratten finden immer ein Loch, durch das sie schlüpfen können." seufzte Markus.
Wir hatten Daniel machen lassen. Wir mischten uns nicht ein, wenn es um damals ging, das taten wir nie.
Als er danach mit Herr Schilf verschwunden war konnten wir nur aufpassen, was die kleine Ratte macht. Irgendwann ist er dann einfach durch die Menge geschlüpft und wir hatten ihn verloren.
Markus ging ihn zwar suchen, kam aber nach ein paar Minuten wieder und schüttelte den Kopf. Danach kam ja auch schon die Durchsage.
Max war immer noch irgendwo mit Sina am rumgeistern. Wollte sie retten oder so, keine Ahnung.
Daniel kam nach einer Weile raus, setzte sich neben uns aufs Geländer. "Schon fertig?"
Er schüttelte den Kopf. "Schilf wollte kurz alleine mit ihm reden. Ein gutes Wort für mich einlegen." Wir sahen ihn fragend an.
"Ich erzähls euch später." Mein aggressives kleines Brüderchen war jetzt gerade ruhig. Ich glaube, ich träume. "So wie du aussiehst hattest du Schilfchen ja ziemlich viel zu erzählen." grinste Luke.
Daniels Haare waren noch unordentlicher als sonst und seine Lippen waren angeschwollen. Noch dazu hatte er einen ziemlich verdächtig erscheinenden roten Fleck am Hals.
Bevor ich ihn darauf ansprechen konnte kam Herr Schilf aus dem Büro des Direktors. "Sind Sie ihm in den Arsch gekrochen?" fragte Daniel. "Mit Erfolg sogar, hier."
Herr Schilf reichte Daniel einen Zettel.
Auch seine Haare waren nicht ordentlich wie sonst nach hinten gekämmt.
Seit wann gehst du denn so weit kleines Brüderchen?
"Und was ist das?" Daniel sah auf den Zettel. "Ich musste, damit ich dem lieben Herrn Pfeifer, wie Sie es so schön gesagt haben, in den Arsch kriechen konnte erst einmal etwas finden, was er als Gegenvorschlag zu einer sofortigen Suspendierung annimmt."
Daniel las sich kurz den Zettel durch und gab ihn dann mir. "Emotionale Kontrolle?" fragte ich und sah den Lehrer vor uns skeptisch an.
"Etwa wie Therapiegespräche. Sie setzen sich mit mir in einen Raum und ich bringe Ihnen bei, Worte anstatt Fäuste zu benutzen." Daniel sprang vom Geländer.
"Warum hat er das zugelassen?" fragte jetzt Markus. "Ich hab ihm erzählt, dass ich damals einen Schüler verprügelt habe. Dann hab ich eine Therapie erfunden, die ich gemacht habe und dass ich diese mit Hampton machen werde."
Der war ja krass drauf. Extra, damit Daniel nicht suspendiert wird erfindet er so eine Geschichte. Sick.
"Dann muss ich also bloß vor dem Pfeiffer sagen, dass Sie mich therapiert haben?" Schilf wuschelte Daniel durch die Haare.
"Oh nein, die Gespräche sind echt. Sie werden am Freitag nach Ihrem Unterricht zum Mathekurs kommen." Er zwinkerte ihm lächelnd zu und verschwand die Treppe runter.
Luke pfiff beeindruckt. "Der hat dich ja Mal richtig am Schwanz gepackt. Wie willst du aus der Nummer wieder rauskommen?"
Daniel fuhr sich durch die Haare. "Gar nicht, wahrscheinlich. Ich geh da hin, lass mich von ihm voll labern und geh wieder." antwortete er.
"Eisklotz, ich will dich nicht beleidigen, aber du bröckelst." meinte ich ruhig. Daniel sah mich skeptisch an.
"Was auch immer ihr beide gemacht habt, du siehst nicht so aus, als würdest du dich davor überhaupt drücken wollen." Er schnaubte und verdrehte seine Augen.
Aber er sagte nichts. Keine Beleidigung, keine Konter. Er widersprach nicht.
Was hat dieser Schilf gemacht? Es war alles andere als leicht Daniels Vertrauen zu gewinnen.
Noch viel schwieriger war es, Daniel zu entspannen, aber jetzt gerade war er so ruhig. Mein Bruder war ein anderer Mensch.
Und das meinte ich positiv.
"Wo habt ihr Max gelassen?" "Bin doch direkt hier." Max sprang die Treppe rauf. Er grinste breit.
"Entweder hattest du gerade den besten Sex deines Lebens oder der Scheufer ist vor deinen Augen auf die Schnauze geflogen." Max lachte bloß fröhlich.
Unseren Physiklehrer aufs Maul fliegen sehen wäre schon so ein Serotonin-Hochpunkt.
"Ich hab mich angefreundet." verkündete Max stolz. Der größte Unterschied, um Max und Markus auseinander halten zu können war, dass Max naiv und leicht zu begeistern war, Markus aber sehr skeptisch und eher wie unser Eisklotz Daniel.
"Wir waren noch nie stolzer auf dich Max." schmunzelte Markus. Eigentlich war es wirklich eine Errungenschaft. Wir hatten tatsächlich nicht viele Freunde außerhalb von uns. "Wir sollten langsam zurück. Deine Tasche liegt immer noch in der Mensa." meinte ich an Daniel gerichtet.
Der fasste sich an die Hosentasche, dann in die Bauchtasche seines Pullis und zurück in die Hosentasche. "Suchst du irgendwas oder tanzt du?"
Daniel schnaubte amüsiert. Er lächelte leicht. "Schilf hat mein Handy." meinte er dann, immer noch leicht lächelnd. "Er hat es mir vorhin wahrscheinlich abgenommen. Als Rache dafür, dass wir erst seins geklaut haben." fügte er hinzu. "Und wie willst du es zurückholen?" "Indem ich zu ihm Nachhause gehe. Seine Adresse rausfinden wird wahrscheinlich das leichteste sein." "Dann beeil dich lieber, du hast ziemlich wichtigen Stuff auf deinem Handy."
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