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Kapitel 7 - Sanfter Aufprall


-Anna-

„Und nun kommen wir in das dritte Schlafzimmer. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick in den Hinterhof."

„Oh mega! Das Zimmer möchte ich haben. Darf ich Mama? Bitte bitte bitte!

Das Flehen meiner zwölfjährigen Tochter Sophie entlockt mir ein amüsiertes Lachen, während ich mich in dem hohen Raum der Altbauwohnung umsehe.

„Dazu müsste ich erstmal den Mietvertrag unterschreiben Mäuschen."

„Das lässt sich schnell arrangieren Frau Niemeyer" kommentiert Herr Wieland, den ich vorhin in seinem schicken Zwirn fast nicht wiedererkannt hätte, und zwinkert mir zu.

„Was sagst du denn zu der Wohnung Caro?"

Als ich meinen Kopf zu Sophies älterer Schwester drehe, die im Türrahmen steht, sieht sie mich nur finster an und zuckt mit den Schultern. Sie ist von der Idee umzuziehen alles andere als begeistert gewesen und mal abgesehen davon, gibt sie mir auch die Schuld dafür, dass ihr Vater nicht mehr bei uns ist. Ich glaube, dass sie insgeheim hofft, dass er wieder zurückkommt und ich mich mit ihm versöhne und da ist so ein Umzug für sie natürlich ein Schritt in die falsche Richtung. Es schmerzt mich ihren unzufriedenen Gesichtsausdruck zu sehen, aber mein Entschluss steht fest.

„Setzten Sie die Unterlagen bitte auf, Herr Wieland. Mein aktueller Mietvertrag liegt bereits beim Anwalt und ich bin guter Dinge, dass ich aufgrund der Trennung von meinem Ehemann auch ohne vorliegende Scheidungspapiere vorzeitig rauskomme und selbst wenn nicht, werde ich wohl in den sauren Apfel beißen und drei Monate doppelt zahlen."

„Sehr gerne, melden sie sich einfach bei mir, wenn sie bereit sind den Vertrag zu unterzeichnen, dann vereinbaren wir einen Termin mit dem Eigentümer."

Während Sophie jubelnd durch die Räume flitzt, stürmt Carolin vor Wut schnaubend aus der Wohnung. Ein Gefühl der Schwere legt sich auf meine Brust und obwohl ich froh bin, so schnell eine Wohnung gefunden zu haben, fühlt es sich nicht richtig an. Ich hoffe so, dass meine Große sich wieder beruhigt und sich letztendlich mit unserem neuen Zuhause arrangieren kann. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn erst muss ich sie irgendwie dazu bewegen, auch ihre Sachen zu packen und den ganzen Umzug organisieren. Sollte ich wirklich für drei Monate doppelt zahlen müssen, wird es nicht so einfach, denn ein Umzugsunternehmen werde ich mir dann wohl nicht leisten können. Aber wenn der Anwalt, von dem Julia in höchsten Tönen gesprochen hat, wirklich so gut ist, dann sollte das ja kein Problem werden.

„Ich würde mich gern noch weiter in der Wohnung umsehen Herr Wieland, wäre das möglich?"

„Aber sicher, ich habe noch etwas Zeit bis zu meinem nächsten Termin."

Ich werfe ihm einen dankenden Blick zu und gehe in den Raum, der zu meinem neuen Wohnzimmer werden könnte, um aus dem Fenster auf die Straße zu sehen, wo ich Carolin, an meinem Auto lehnend und in ihr Handy vertieft, bemerke. Sie versteht immer noch nicht, warum Chris und ich uns getrennt haben, obwohl ich schon unzählige Male versucht habe es ihr zu erklären. Aber die Wege der Liebe kann man nun mal oft nicht in Worte fassen und die Aussage, dass er nichts mehr für mich empfindet, hat ihr nicht gereicht. Die demütigende Tatsache, dass ich ihren Vater mit einer anderen Frau im Bett erwischt habe, wage ich ihr nicht zu erzählen aus Angst, sie würde ihn dann hassen. Ich bin dieses ganze Gefühlschaos so leid und als wäre das noch nicht genug, spukt mir seit Tagen permanent diese Frau in meinem Kopf herum.

Isabella... ich bekomme diesen Namen einfach nicht aus meinen Gedanken. Mein Verstand versucht mir immer wieder vor Augen zu führen, dass ich am Freitag nur irgendwelche fehlgeleiteten Emotionen empfunden habe, doch mein Herz verlangt danach sie wiederzusehen. Aber allein rational betrachtet kann und will ich diesem Verlangen nicht nachgeben, egal wie stark es auch sein mag. Selbst wenn ich auf Frauen stehen würde, könnte ich das meinen Mädchen nicht antun, nicht jetzt nach all dem. Wenn ich mich bald in den Umzugsstress stürze, werde ich Isabella und das ganze drumherum sicher wieder vergessen...

Ich wollte mich gerade wieder zu Herrn Wieland begeben, als mein Handy klingelt. Ich muss schmunzeln als ich Julias Foto auf dem Display sehe. Sie wird Augen machen, wenn ich ihr erzähle, dass ich mich für die Wohnung entschieden habe.

„Hey meine Liebe" nehme ich mit fröhlich klingender Stimme den Anruf an.

„Hi Süße, ich habe gute Neuigkeiten für dich" sagt Julia mit einem fröhlichen Glucksen in ihrer Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Das wollte ich auch gerade sagen" entgegne ich mit einem gespielten Schmollen auf den Lippen, während ich mich wieder ans Fenster stelle und beobachte, wie Sophie sich zu Carolin gesellt.

„Ok du darfst zuerst." Ich sehe Julias gönnerhaften Gesichtsausdruck förmlich vor mir.

„Ich bin gerade in der Altbauwohnung."

„Die, mit der Einbauküche und dem frisch renovierten Bad?"

„Genau die. Sie ist sehr schön und die Miete ist deutlich geringer als in der jetzigen."

„Ja und weiter?" Ich höre, wie das klackernde Geräusch von Julias High Heels im Hintergrund widerhallt.

„Bist du gerade im Museum unterwegs?"

„Ja, aber jetzt lenk nicht ab."

„Ich habe Herrn Wieland gebeten die Unterlagen fertig zu machen."

„Jetzt echt? Na, dann wird es dich freuen, dass Tom, Mikes Geschäftspartner, es geschafft hat deinen Vermieter dazu zu bewegen, dich zum Ende des Monats aus dem Mietververtrag zu entlassen."

Sprachlos darüber, dass nun doch alles rasend schnell gehen kann, packe ich mir an den Kopf und stoße einen tiefen Seufzer aus.

„Oh man, jetzt wird's also ernst."

„Na das klingt ja nicht besonders begeistert..."

Carolin wird noch mehr ausflippen, wenn sie erfährt, dass wir quasi morgen anfangen können zu packen. Wie bringe ich ihr das nur bei?

„Ist alles in Ordnung Anna?" ein besorgter Unterton schwingt in Julias Stimme mit und sie klingt außer Atem.

„Läufst du gerade einen Marathon?" frage ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ich bin auf dem Weg vom Ost- in den Westflügel. Das ist immer eine halbe Weltreise besonders, wenn man eine schwere Tasche mit wichtigen Unterlagen mit sich führt, aber du lenkst schon wieder ab." Julias Stimme wirkt zunehmend heiser von der Anstrengung.

„Kannst du das nicht irgendeinen Boten machen lassen?"

„Nein, denn der werte Herr Direktor verlangt mit seiner Chefkuratorin persönlich über die neue Ausstellung zu sprechen... Aber jetzt ist Schluss von mir, was ist los Anna?" Ich höre, dass Julia stehen geblieben ist und schwer ins Telefon schnauft.

„Ach, es geht um Carolin. Sie ist total gegen den Umzug. Ich glaube sie hat immer noch Hoffnung, dass Christian wieder zurückkommt."

„Na sag das doch gleich! Lass das mal meine Sorge sein. Ich setzte Josie auf sie an, sie soll ihr beim Packen helfen und wenn das nichts bringt, rede ich mal mit ihr."

Die Lässigkeit in Julias Stimme schenkt mir etwas Zuversicht und das Gefühl, nicht allein zu sein.

„Danke für Alles Julia. Du bist echt großartig!"

„Genug der Dankbarkeiten, wir müssen das feiern. Ich lad dich Samstag zum Essen ein und anschließend gehen wir noch was trinken."

„Das klingt gut und beim Shoppen am Donnerstag bleibt es?"

„Ja, wenn mir nichts dazwischenkommt, auf jeden Fall."

„Ok, dann bis Donnerstag!"

„Bis dann süße, und halt die Ohren steif!"

Nachdem ich das Handy wieder in meiner Tasche verstaut habe, bitte ich Herrn Wieland noch darum einen Termin zu machen und begebe mich dann in Richtung Wohnungstür.

Caro bringt mich um!


-Isabella-

Entsetzt starre ich auf den mächtigen Eiscremeberg, den die Kellnerin vor Bennis Nase abstellt.

„Was ist denn Mama? Du hast gesagt, ich darf mir aussuchen, was ich will, da nehme ich natürlich den Jumboeisbecher."

Während Benni mit belustigter Miene nach dem Löffel greift, kann ich sehen, wie er das Wasser herunterschluckt, was ihm beim Anblick der bunten Komposition im Mund zusammengelaufen ist. Ich hätte wissen müssen, dass er das schamlos ausnutzt, denn wann geht er schon mal freiwillig mit mir Eisessen?

„Und das willst du alles schaffen?" Frage ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Na klaro!" entgegnet Benni, nachdem er sich den ersten vollen Löffel in den Mund geschoben hat.

Ich verdrehe die Augen und umschließe mit meinen Lippen den Strohhalm in meinem Eiskaffee. Es ist ein drückendwarmer Abend am Ende eines anstrengenden Arbeitstages und da kommt die abkühlende Dosis Koffein gerade recht. Ausnahmsweise war es diesmal nicht Herr Schneider, der mir eine seiner sogenannten „Raucherpausenausgleichsaufgaben" aufgebrummt hat. Frau Seibert, eine arrogante Mittvierzigerin, nutzt mich immer mal wieder aus, um den Besprechungsraum für ihre Meetings herzurichten und dass natürlich ausgerechnet dann, wenn ich gerade meine Tasche einpacke und Feierabend machen möchte. Dabei ist sie im Gegensatz zum Walross nicht mal meine direkte Vorgesetzte. Aber da sie die Frau von einem Vorstandsmitglied ist, wage ich es nicht, mich gegen die Schikane zu wehren, aus Angst um meinen Job.

„Wie war denn dein Tag Tiger?"

„Ganz ok, wir haben heute Mathe geschrieben."

Verwundert schaue ich ihn an. „Davon wusste ich ja gar nichts. Warum hast du mir das nicht erzählt?"

„Ich hielt es nicht für wichtig. Mathe ist mein bestes Fach und ich denke es wird eh wieder mindestens eine Zwei." Erklärte Benni schulterzuckend.

„Hm... trotzdem würde ich gern an deinem Leben teilhaben, denn du bist ja schließlich alles, was ich habe..." Antworte ich ihm und wünschte, den zweiten Teil des Satzes für mich behalten zu haben.

Benni stößt einen genervten Seufzer aus. „Boah Mama... jetzt werd nicht sentimental, nur weil ich dir nicht immer alles erzähle."

Schwermütig nehme ich einen großen Schluck Eiskaffee und beobachte die Menschen, die an uns vorbei durch die Fußgängerzone schlendern. Ich vermisse die Zeit, in der ich meinen kleinen Benni immer an mich knuddeln konnte, wenn ich wollte und er sich nicht dagegen gewehrt hat. Auch wenn es kein Ersatz für partnerschaftliche Nähe war, so hat es mir dennoch Geborgenheit und das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein. Doch nun ist Benni mit seinen fast fünfzehn Jahren verständlicherweise nicht mehr so empfänglich für meine mütterlichen Gefühle, was ja auch völlig normal ist. Momente wie Samstagnacht, in denen ich ihn mal umarmen darf, sind auch echt selten geworden, was mir sehr schwer fällt zu akzeptieren. Mir graut es schon vor dem Tag, an dem er seine erste Freundin mit nachhause bringt.

Ein merkwürdiges Geräusch holt mich aus meinen Gedanken und lässt mich zu Benni schauen, der sein Handy gerade aus der Tasche gezogen hat und jetzt angeregt auf das Display starrt. Als sich seine Mundwinkel nach oben bewegen, werde ich neugierig.

„Na? Wer schreibt dir denn Tiger?"

„Ach, es ist nur Sven. Er fragt, ob ich gleich mit in den Park komme" antwortet er, ohne aufzusehen.

„Soso..." warum habe ich nur das Gefühl, dass er mir nicht die Wahrheit sagt?

Nachdem er einiges in sein Handy getippt hat, schiebt er es wieder in seine Tasche und dreht seinen Kopf in meine Richtung.

„Ich würde dann gern los, Mama."

„Aber...aber du hast dein Eis doch noch gar nicht aufgegessen..." ich sehe ihn entgeistert an, während er sich noch zwei gehäufte Löffel in den Mund schiebt.

„Den Rest kannst du gern essen, wenn du magst."

Ohne meine Antwort abzuwarten, rückt er seinen Stuhl zurück und steht auf.

„Benni...jetzt warte doch mal..."

Als er die Augen verdreht und mich von oben herab mit vor der Brust verschränkten Armen ansieht, läuft mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Mit seinen kurzen Stoppeln auf dem Kopf und den zusammengezogenen Augenbrauen kann er ganz schön bedrohlich aussehen.

„Komm schon Mama, ich möchte noch Zeit mit meinen Freunden verbringen."

Ich weiß, dass es nichts bringen würde mit ihm zu diskutieren, also lehne ich mich seufzend in meinem Stuhl zurück und gebe ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er gehen kann.

„Aber bitte denk an unser Gespräch, ja?"

„Ja Mama, ich lasse mir nichts mehr andrehen."

„Und sei bitte um acht Uhr zuhause, du musst morgen in die Schule!" rufe ich ihm noch nach worauf er nur mit der Hand wedelt.

Mit einem Gefühl der Schwere auf meiner Brust ziehe ich den Eisbecher zu mir herüber und fange an die halbgeschmolzene Masse in mich hineinzuschaufeln. Ich darf meine Sehnsucht nicht an Benni auslassen, sonst verliere ich ihn noch früher als mir lieb ist. Doch ich kann nicht verhindern, dass seit dem letzten Wochenende immer ein mulmiges Gefühl in mir aufkommt, wenn ich mich von ihm verabschiede.

Kaum habe ich den Gedanken zu Ende geführt, laufen zwei Frauen an mir vorbei und ich erstarre. Das...das kann doch nicht... Ich sehe ihnen nach und betrachte die Brünette von oben bis unten. Diese Kurven... diese Art wie sie ihre Hüften beim Gehen bewegt... auch wenn ich ihr Gesicht nicht richtig gesehen habe, besteht kein Zweifel... das... das ist mein Engel... Mit einem starken Kribbeln im Bauch beobachte ich, wie sie in Begleitung ihrer blonden Freundin, unweit des Außenbereichs der Eisdiele, in dem ich sitze, ein Modegeschäft betritt. Als ich mich an meine Gedanken vom letzten Freitag erinnere, fange ich am ganzen Körper an zu zittern. Soll ich es wirklich wagen? Wird sie sich nicht belästigt fühlen, wenn ich sie einfach so in einem Geschäft ohne Vorwarnung anspreche? Und was soll ich überhaupt sagen?

„Hi, ich bin Isabella und ich finde sie total attraktiv, möchten sie mal mit mir einen Kaffee trinken gehen?"

Hm... neee... zu plump und ich sollte schon erwähnen, dass sie mir am Freitag in der Taverne aufgefallen ist und vielleicht sollte ich sie lieber duzen?

„Hallo, mein Name ist Isabella. Wir haben uns am Freitag in Trudys Taverne gesehen und du bist mir direkt aufgefallen. Hättest du Lust am Samstag wieder dorthin zu kommen? Ich würde gern noch einmal für dich singen."

Nein, zu direkt...

Während ich weiter an meinem Text feile, tritt die Kellnerin auf mich zu.

„Darf ich ihnen noch etwas bringen?"

„Ähm... nein danke, ich möchte zahlen bitte!"

Nachdem ich ihr das Geld in die Hand gedrückt habe, stehe ich auf, schnappe mir meine Handtasche und gehe mit klopfendem Herzen auf den Laden zu, in dem die beiden Frauen vor zehn Minuten verschwunden waren. Meine Nervosität steigt mit jedem Schritt, den ich dem Eingang näherkomme. Als ich mir den Text, den ich mir zurechtgelegt hatte, noch einmal in Gedanken durchgehen will, bekomme ich keinen ganzen Satz mehr zustande. Das darf doch nicht wahr sein... ich schließe die Augen und reibe mir mit meinen Fingern über die Schläfen, um mich besser konzentrieren zu können doch dann...

„Hoppla..." die fremde Stimme und der Aufprall reißen mich unsanft aus meinen Gedanken.

„Oh...ich bitte um Verzei..." die Worte bleiben mir im Hals stecken als ich bemerke, mit wem ich zusammengestoßen bin. Es ist, als bliebe die Zeit stehen und ich spüre, wie mein Gesicht zu glühen beginnt. Regungslos verliere ich mich in ihren wunderschönen himmelblauen Augen, mit denen sie mich überrascht mustert. Ein leichter Windhauch lässt ihr seidenglattes braunes Haar tanzen und weht eine Briese ihres Parfums in meine Nase. Mir wird schwindelig und meine Knie zittern so stark, dass es mir fast den Boden unter den Füßen wegzieht. Jetzt reiß dich gefälligst zusammen und starr sie nicht so an, Bella! Der Versuch mich selbst aus meiner Trance zu holen, scheitert kläglich und zu allem Überfluss, fällt mir meine Tasche auch noch so unglücklich aus der Hand, dass sich der Inhalt auf dem Boden verteilt.

„Ach du meine Güte... warten Sie, ich helfe Ihnen."

Immer noch bewegungsunfähig sehe ich ihr dabei zu, wie sie sich bückt und anfängt meine Sachen wieder in die Tasche zu räumen. Erst als ich ihre Freundin aus dem Geschäft nach ihr rufen höre, komme ich zur Besinnung und bücke mich ebenfalls.

„Ich habe noch eins bekommen Anna... na sowas... ich kenne Sie doch!"

Schüchtern sehe ich zu der großen blonden Frau auf, die mich mit hochgezogenen Augenbrauen mustert.

„Ja jetzt weiß ich es wieder... Sie sind doch die Sängerin aus Trudys Taverne" sagt sie während sich ihr fragender Blick in ein breites Grinsen verwandelt.

„Ähm... ja... das stimmt..." Ich schaffe es nicht meiner Stimme kraft zu verleihen und bringe nur ein leises Gemurmel zustande.

„Meine Freundin da war absolut begeistert von ihrem Auftritt", sagt die Blonde belustigt.

„Julia!!!" Der protestierende Einwand lässt mich zusammenzucken.

„Was hast du denn? Es stimmt doch was ich sage."

Anna... so heißt sie also. Als ich der attraktiven brünetten Frau wieder ins Gesicht schaue, verdreht sie die Augen und lächelt mich freundlich an.

„Ja, es stimmt, was sie sagt. Sie waren echt bezaubernd, Isabella."

Was??? Sie... sie findet mich bezaubernd und... und sie hat sich sogar meinen Namen gemerkt? Mein Gesicht wird nochmals heißer und ich erwische mich dabei, wie ich sie schon wieder anstarre. Aber sie sieht mich ebenso sehnsüchtig an und ich habe das Gefühl, dass es ihr schwerfällt, ihren Blick von meinem zu lösen. Erst als ihre Freundin sich räuspert, widmet sie sich wieder meinen Sachen.

Während sie mein kleines silbernes Etui, in dem sich mein Marihuana befindet, vom Boden aufhebt und betrachtet, tritt mir sofort der Schweiß auf die Stirn. Nein, bitte nicht aufmachen! Doch zu meiner Erleichterung legt sie es kommentarlos in meine Tasche und reicht sie mir. Unsere Hände berühren sich für den Bruchteil einer Sekunde als ich sie entgegennehme und wir gleichzeitig wieder aufstehen.

„Nun dann..." Annas unwiderstehliches Lächeln verstärkt das ohnehin schon krasse Kribbeln in meiner Magengegend.

„Lass uns gehen Süße, wir haben noch viel vor. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder, bezaubernde Sängerin." Der sarkastische Unterton in der Stimme dieser blonden aufgetakelten Frau, lässt mich beschämt zu Boden schauen.

„Mensch Julia... du bist unmöglich!" funkelt Anna ihre Freundin böse an. „Hat mich gefreut Isabella." Der sanfte Klang ihrer Stimme verschafft mir neuen Mut. Na los, trau dich! Jetzt frag sie schon!

„Ähm... ich... ich trete am Samstag wieder auf und... naja... vielleicht hätten sie ja Zeit...?" frage ich sie kleinlaut und peinlich berührt darüber, dass ich so vor mich hin gestottert habe.

„Warum eigentlich nicht? Wir hatten ja eh vor etwas trinken zu gehen. Oder was meinst du Anna?" Überrascht darüber, dass diese Julia es war, die mir eine Antwort auf die Frage gegeben hat, sehe ich erwartungsvoll in Annas Gesicht.

„Hm... naja also..." Annas verlegener Blick macht mich stutzig. Ist es vielleicht wegen der Aktion von Lukas? Hat sie deswegen vielleicht keine Lust noch einmal in die Taverne zu gehen? Das wäre ja allzu verständlich. Aber was könnte ich nur zu ihr sagen, um diese Bedenken zu zerstreuen? Doch wieder ist es Julia, die mit verdrehten Augen das Gespräch an sich reißt, nachdem sie ebenfalls Annas Gesichtsausdruck bemerkt hat.

„Ach ja, das hatte ich schon fast wieder vergessen. Die Bedingung dafür, dass wir unseren gemeinsamen Abend noch einmal in dieser Taverne aufs Spiel setzten, ist, dass sie uns bitte diesen Unhold vom Leib halten. Ich liege doch richtig in der Annahme, dass sie ihn kennen?" sagt Julia mit gehobenem Zeigefinger und zusammengezogenen Augenbrauen.

„Äh... ja... Sie... sie brauchen sich keine Sorgen mehr darum zu machen. Die... die Inhaberin hat ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass... dass sie ein derartiges Verhalten in ihrer Taverne nicht duldet."

„Na das ist ja wohl das Mindeste" entgegnete sie mit vor der Brust verschränkten Armen und einem zufriedenen Grinsen.

Auch Anna sieht mich sichtlich entspannter an und seufzt laut.

„Also gut Isabella, dann denke ich, sehen wir uns Samstag."

Ich weiß nicht, wie ich ihre Reaktion deuten soll, doch ich kann meine Freude darüber, sie so bald schon wiederzusehen, dennoch nicht verbergen, wodurch mir ein schüchternes Lächeln auf die Lippen fährt. Daraufhin beißt Anna sich verlegen auf die Unterlippe und zwinkert mir zu, bevor sie sich umdreht und zusammen mit ihrer Freundin die Fußgängerzone hinunterschlendert.

Herrje, mich hats echt erwischt...

Unter anderen Umständen wäre ich wegen meiner ganzen Peinlichkeiten der letzten Minuten am liebsten im Boden versunken, aber stattdessen fasse ich mir überglücklich an die Stelle meiner Hand, an der Anna mich berührt hat.

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