✶Kapitel Elf✶
Ich saß am Tisch, das warme Licht der Küche umfing mich. Seungmin war an den Herd getreten, der Duft von gebratenem Gemüse und frischem Reis lag schwer in der Luft. Es war der erste Moment seit langem, in dem ich mich wirklich ruhig fühlte, als würde alles für einen Augenblick stillstehen.
„Ich hoffe, es schmeckt dir“, sagte Seungmin, als er das letzte Gemüse in die Pfanne gab und es mit einem eleganten Rühren vermengte.
„Du bist echt ein guter Koch“, erwiderte ich, fast verblüfft, wie gelassen und entspannt er in dieser Situation war. Es war ein seltsames Gefühl, nicht ständig an den Fall zu denken, an all die Fragen, an all die Dunkelheit, die sich um uns schlang.
„Danke“, sagte Seungmin, ohne aufzusehen. „Du solltest öfter mal Pausen machen. Nicht immer so viel nachdenken, Jisung. Du bist viel zu gestresst.“
Ich nickte nur, versuchte, den Gedanken zu verdrängen, der sich immer wieder in meinem Kopf abspielte – Minho, die Beweise, die immer mehr und mehr gegen ihn sprachen. Es fühlte sich an, als ob ich in einem endlosen Labyrinth aus Verdächtigungen und Enttäuschungen gefangen war.
„Wie läuft’s mit dem Fall?“, fragte Seungmin plötzlich, während er weiter mit dem Gemüse hantierte.
Ich zögerte einen Moment, dann legte ich mein Handy auf den Tisch und atmete tief durch. „Es läuft… nicht gut“, sagte ich schließlich. „Ich weiß noch immer nicht, was ich glauben soll. Die Beweise gegen Minho – sie sind erdrückend. Aber irgendetwas fühlt sich falsch an. Irgendetwas… passt nicht.“
Seungmin warf mir einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich wieder dem Herd zu, als würde er meine Worte nicht wirklich hören.
„Das ist die Sache mit diesen Fällen“, sagte er ruhig. „Manchmal musst du einfach darauf vertrauen, was du siehst, Jisung. Nicht alles macht Sinn. Aber du musst dir sicher sein, bevor du etwas tust.“
Ich nickte nachdenklich, doch etwas in mir war unruhig. Die Unsicherheit nagte an mir, und ich wusste nicht, wie ich mit der Last der Verantwortung umgehen sollte, die ich auf meinen Schultern trug.
Das Handy auf dem Tisch vibrierte plötzlich, und ich griff nach dem Gerät, um zu sehen, wer mich anrief. Der Name auf dem Display ließ mein Herz schneller schlagen – die Spurensicherung.
„Entschuldige mich kurz“, sagte ich und nahm das Gespräch an.
„Jisung, wir haben Ergebnisse“, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung, und ich hörte die Anspannung in der Stimme des Ermittlers. „Es gibt neue Erkenntnisse zu den Spuren, die wir bei den Opfern gefunden haben. Wir haben die Gesichter der Opfer jetzt besser analysieren können. Es gibt… es gibt Details, die wir vorher übersehen haben.“
Ich atmete scharf aus, die Nervosität in meiner Brust wuchs. „Was für Details?“
„Wir haben einige neue Hinweise. Aber es gibt noch vieles, das unklar bleibt. Wir müssen mehr Zeit haben, um das zu verifizieren. Aber es sieht so aus, als ob wir dem Täter näher kommen.“
„Näher kommen…“, wiederholte ich gedankenverloren, während mein Blick immer wieder zu Seungmin wanderte, der nun den Tisch deckte und dabei kaum ein Geräusch von sich gab.
„Jisung, hör mir zu. Wir sind kurz davor, den Täter zu fassen. Wir brauchen nur noch ein bisschen mehr…“
Die Verbindung brach plötzlich ab. Es war ein kurzes Klicken, dann Stille. Ich starrte auf das Display, als würde ich die fehlenden Informationen suchen. Was war da gerade passiert?
„Verdammt“, murmelte ich und legte das Handy auf den Tisch. Der Schock traf mich hart. Ich wollte mehr wissen, aber ich wusste, dass es keine schnellen Antworten gab. Die Dinge begannen, sich schneller zu drehen, als ich es noch vor kurzem für möglich gehalten hätte.
„Was ist los?“, fragte Seungmin, der sich inzwischen wieder zu mir umdrehte, mit einer Mütze voll Energie, als würde er die Spannung in mir spüren. „Alles in Ordnung?“
„Ja, ja…“, antwortete ich, doch in meiner Stimme lag ein Hauch von Nervosität, den ich nicht ganz verbergen konnte. „Es gibt neue Infos. Aber sie sind noch nicht wirklich konkret.“
„Denk dran, Jisung“, sagte Seungmin, während er sich wieder umdrehte, um das Essen zu richten, „manchmal ist es besser, nichts zu wissen. Du musst nicht alles verstehen, um das Richtige zu tun.“
Ich wollte etwas erwidern, aber der Gedanke, dass Seungmin jetzt plötzlich so ruhig war, zog mich abermals in seinen Bann. Irgendetwas an seiner Ruhe, an seiner Art, wie er mit allem umging, stimmte nicht. Ich konnte den Blick in seinen Augen nicht deuten. War es Besorgnis oder etwas anderes, das ich nicht sah?
Er stellte zwei Teller auf den Tisch und setzte sich mir gegenüber. „Essen wir, bevor es kalt wird. Du solltest dich entspannen.“
Ich nickte, während ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren. Der Anruf, die Worte, die im Raum hängen geblieben waren – sie nagten an mir. Und dann, als ich den Löffel zum Mund führte, spürte ich es.
Seungmin hatte sich in diesem Moment näher zu mir geneigt, seine Hand fast unmerklich auf dem Tisch platziert. Als er sprach, war seine Stimme nur ein leises Flüstern. „Jisung…“
Ich blickte auf und traf seinen Blick. „Was?“
„Du weißt, du musst niemandem vertrauen. Du musst nur dich selbst vertrauen“, sagte er, und seine Worte hallten in meinem Kopf wider.
Sein Blick blieb an mir haften, und für einen Moment war alles, was ich hörte, das Pochen meines eigenen Herzens. Ich wusste, dass er etwas anderes meinte, als er sagte. Doch was es war, konnte ich nicht greifen.
„Ich…“, begann ich, doch in diesem Moment vibrierte mein Handy erneut, die Nummer auf dem Display kannte ich nicht. Ich griff danach, doch als ich wieder aufschaute, war Seungmin schon wieder an den Herd gegangen, und ich konnte nicht sagen, ob es nur mein Eindruck war, aber sein Lächeln war seltsam.
Ich drückte auf den Anruf. „Jisung“, sagte die Stimme, doch sie war jetzt kaum noch zu hören, so als ob sie unter Wasser gesprochen wurde.
„Was ist…“, murmelte ich.
„Wir haben den Mörder…“
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro