»13« Die Sorgen eines Bruders
Dᴀɴɴʏ
„Und nun begrüßen Sie Thomas Olivers!"
Der typische Gong der Breaking News ertönt, ehe sich der Bildschirm zu drehen beginnt und ein älterer Herr erscheint. Der Nachrichtensprecher trägt einen anthrazitfarbenen Anzug, eine bordeauxrote Krawatte mit kleinen hellen Quadraten und ein weißes Hemd, das viel zu sehr zu leuchten scheint und mich für einen Moment irritiert.
Ich kann diesen Moderatoren nicht ab.
Meiner Meinung nach sollte man sich den Themen her passend anziehen und genauso auch sich passend benehmen, denn wenn man über schlechte Nachrichten berichtet, hat ein breites, strahlendes Lächeln nichts auf den Lippen der Moderatoren zu suchen. Aber nein, Olivers muss doch seine gebleichten Zähne zeigen! Er muss ja zeigen, dass er so perfekt ist. Selbst sein Abendjackett ist so gut geschneidert, dass es sogar rosa hätte sein können, und doch würde einzig der perfekte Schnitt auffallen.
Ich würde den Kerl nicht nur feuern, ich würde ihn töten, dafür, dass seine Mundwinkel in die Höhe zucken, genau in dem Moment, als er davon berichtet, dass eine Frau vergewaltigt wurde, was er jedoch versteckt, in dem er leise die Luft einzieht, sodass die Menschen es gar nicht merken werden, aber ich kenne Olivers. Der hat viel mehr Dreck als Geld am stecken, der Bastard. Ich schnaube und kann nicht anders, als den Kopf über Männer wie ihn zu schütteln. Wie kommen sie bloß auf die Idee, dass ich nichts weiß, nur weil sie nicht für mich arbeiten? Die Unterwelt gehört mir. Wer rausgeht, wer reinkommt, wer tötet, wer heiratet, wer ein Kind bekommt, egal was passieren sollte - ich bin der Erste, der davon erfährt. Ich weiß ganz genau, wann er seinen ersten Schritt in meine Welt gesetzt hat und ich weiß, dass er eine kleine Bande anführt, die wertloser als der Scheiß meines Pumas ist und ebenso bin ich mir bewusst, dass er langsam aufsteigen und ein Drogenkartell gründen will, aber da haben wir den Haken! Rein gar nichts wird gegründet, ohne meine Erlaubnis. Olivers will es mit Worten aber scheinbar gar nicht verstehen, denn ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass meine Leute ihn bereits gewarnt haben.
Hijo de puta...
Ich befeuchte meine Unterlippe, ehe ich die Zigarette an meine Lippen führe und einen tiefen Zug nehme. Wieso töte ich ihn eigentlich nicht? Dann wäre ich endlich seine gebügelte Visage los. Ich werde nachher André bitten, dies zu erledigen und zwar heute noch.
„In Rio de Janeiro wurde gestern die zweite Bank der Ferreiras ausgeraubt, innerhalb weniger Stunden, nach dem ersten Attentat. Die brasilianische Polizei konnte die Diebe nicht finden, obwohl sie ihnen ein Fehler unterlaufen ist und der Polizei somit eine Chance gaben. Diesmal wurde sogar das Hacken ins System der Bank unterlassen, denn die Kameras konnten ganz normal aufnehmen und erwischten die Diebe beim hinausrennen, verkleidet als Putzdienst."
Gerade als ich umschalten möchte, wird eine Videoaufzeichnung eingeblendet, die meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zwei Gestalten sind zu erkennen, ein Mann und eine Frau. Während der Mann recht schnell wieder aus der Bildfläche verschwindet, bleibt die Frau noch einen Moment lang stehen und benutzt einen Inhalator. Ich beiße knurrend die Zähne zusammen.
Ich habe sie sofort erkannt. Diese Locken erkenne ich überall und selbst ihren Gang erkenne ich augenblicklich wieder, doch der Inhalator, der einen grünen Fleck hat, ist eine doppelte Bestätigung. Den Shrek-Sticker, den man in der Aufzeichnung nicht erkennen kann, habe ich nämlich aufgeklebt!
Diesmal schalte ich den Fernseher doch aus. Ich schließe um Beherrschung ringend die Augen und lehne mich zurück. Wieso zum Teufel raubt diese Verrückte eine Bank aus? Die hat doch genug Kohle, was will sie denn?! Sie handelt so, als wäre sie nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren! Knurrend sende ich Jeff eine Nachricht, dass er augenblicklich herausfinden soll, wer dieser Kerl ist, mit dem sie da gemeinsame Sache macht.
„Geben Sie mir zehn Minuten, Patron", lese ich seine Antwort, ehe ich mein Handy wieder auf den Tisch lege und mich zurücklehne. Die Zigarette bleibt an meinen Lippen kleben und ich kann nicht damit aufhören wie ein Besessener an ihr zu ziehen.
„Danny", reißt Lara's Stimme mich aus den Gedanken, ehe sich ihre warmen Hände auf meinen Schultern ablegen. Sogleich kitzeln mich ihre Haarspitzen und ehe sie ihre Stirn auf meine legt, wird mir bereits klar, dass sie sich zu mir runter lehnt. „Im Aschenbecher befinden sich unzählige Zigaretten. Was ist los?", fragt sie und zieht mir die Zigarette aus dem Mund, ehe sie den Stengel in den Aschenbecher aus drückt.
„Hm?", macht sie und lehnt sich soweit zu mir nach vorn, dass ich in ihre schokoladenfarbenen Augen sehen kann, die mich anstrahlen, ehe ich ihre Lippen zu spüren bekomme, die mir mehrere Küsse hintereinander auf den Mund drücken, bis ich schmunzeln muss.
Manchmal hasse ich sie dafür, dass sie mich so schnell besänftigen und ablenken kann.
Ich stöhne absichtlich gespielt vor Schmerz, um sie ein wenig zu ärgern, als sie sich auf meinen Schoß niederlässt, nachdem sie mir einen Klaps auf den Hinterkopf gibt.
„Wieso küsst du mich erstmal nur um mich danach zu schlagen?" Seufzend erwidere ich ihren Blick aus halb geschlossenen Lidern. Lara lehnt sich lächelnd an meine Brust und küsst mich am Kinn. Ich schaffe es tatsächlich nicht mehr die Arme komplett um ihren Körper zu schließen, da ihr Bauch inzwischen schön rund geworden ist. Es dauert nicht mehr lange, dann ist mein kleines Mädchen endlich in meinen Armen.
„Weil du mir nicht antwortest."
„Ich habe gerade Dakota in den Nachrichten gesehen. Sie hat zwei Banken in Rio de Janeiro ausgeraubt! Ich verstehe die Welt einfach nicht mehr. Warum zum Teufel macht sie das? Was ist ihr Motiv? Mir reicht es. Ich halte still bis zur Babyparty und werde ein letztes vernünftiges Gespräch mit ihr führen und wenn sie auch dann nicht hört, dann jage ich sie verflucht nochmal durch die ganze Welt, ehe ich sie erstmal in eine Psychiatrie stecken werde, weil sie verdammt nochmal verrückt ist, diese... Verrückte!"
Keuchend raufe ich mir die Haare und versuche mich zu beruhigen, als mir klar wird, dass ich wie wild mit meinen Händen vor Lara's Gesicht zu fuchteln begonnen habe. Diese sieht mich aus hochgezogenen Brauen an und schüttelt seufzend den Kopf.
„Du tust nichts dergleichen, Danny. Du weißt genau, dass es nichts bringt, mit ihr zu sprechen, sie will das zu Ende bringen, was sie begonnen hat und sie wird nicht aufhören, bis sie hat, was sie will", raunt sie und lehnt sich wieder an meine Brust, ehe sie mir durch die Haare fährt und mit einer Hand meinen Kopf massiert. Gerade als ich etwas erwidern möchte, murrt sie und schüttelt den Kopf. „Nein, beweg dich nicht mehr. Ich liege gerade so schön und will mich nicht wieder aufrichten, bitte", grinst sie und klimpert unschuldig mit den Wimpern, woraufhin ich nur kurz die Augen verdrehe, ihrem Wunsch jedoch folge. Dann entgegne ich eben nichts mehr. Ich habe eh gesagt, was gesagt werden muss und diesmal wird auch Lara mich nicht dabei aufhalten können.
Wenn ich jetzt nicht mehr handle, dann verliere ich Dakota vielleicht endgültig...
Und dieser Gedanke macht mir verdammt Angst.
In dem Moment als ich mir deshalb auf die Unterlippe beiße, spüre ich einen festen, jedoch unfassbar süßen Tritt gegen meinen Bauch, der eindeutig aus dem Leib von Lara kommt. Wie als würde mein Baby mir sagen wollen, dass sie immer für mich da ist, hat sie just in dem Moment los getreten. Auch Lara spürt es und gluckst leise.
Doch dieser schöne Moment wird unterbrochen, als mein Telefon klingelt. Ein Zeichen dafür, dass eine Nachricht eingegangen ist und wie erwartet, ist sie von André.
Dass mich seine Nachricht jedoch regelrecht erstarren lässt, hätte ich nicht gedacht.
„Hey, was ist los?", fragt Lara mich, da sie spüren muss, wie sehr ich mich angespannt habe, doch ich kann bloß immer wieder nur die Zeilen lesen, die André mir geschrieben hat.
Noan Loera...
„Danny", erklingt ihre feste Stimme, ehe sie ihre weichen Hände auf meinen Wangen ablegt und mein Gesicht anhebt, damit ich ihr in die Augen sehen kann. „Jetzt sag schon, was los ist, du machst mir Angst!"
Einige Sekunden noch wage ich es nicht, diese Buchstaben zu formen. Ich habe das Gefühl, dass es genau dann erst Wirklichkeit wird.
Und das darf einfach nicht sein!
„Danny", wispert sie abermals und nun schließe ich wütend die Augen, ehe ich die Hände hebe und ihr erkläre, was los ist.
„Wir haben Dakota verloren."
„Was soll das denn bedeuten? Geht es ihr gut?!"
„Oh, ihr geht es sicher bestens. Immerhin hat sie jemanden gefunden, der genauso schlimm ist wie sie... wenn nicht sogar schlimmer." Ernst erwidere ich Lara's Blick, während ihr nun die Gesichtszüge entgleiten.
♋︎♋︎♋︎♋︎
Überraschung!
Ein Kapitel aus Danny's Sicht 🙈 Hoffe, es hat euch gefallen!
Armer Danny. Dakota macht ihn wirklich wahnsinnig... Tja 👀
Also, damit ist die Lesenacht beendet. Wünsche euch noch eine gute Nacht ❤️
Bis bald!
SevenTimes-
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