Freunde
Anmerkung: Wer will kann gerne das Lied dazu anmachen, auch wenn es etwas zu kurz ist und von der Stimmung nicht ganz passt. Aber ich denke, es wird in fast jedem, der Varo etwas kennt Erinnerungen auslösen... Es bleibt euch überlassen.
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Ein heller Blitz, der den Himmel für den Bruchteil einer Sekunde erhellt.
Ein Geräusch, das die Nacht durchschneidet, ein Todesschrei, dann erneut Stille.
Stegi saß zitternd an einen Baumstamm gedrängt und hörte konzentriert auf jedes kleine Geräusch, das ihm die Anwesenheit eines anderen verraten würde. Obwohl er in der undurchdringlichen Dunkelheit der Nacht nichts sehen konnte, hielt er die Augen weit offen auf der Suche nach einer kleinsten Bewegung. Plötzlich hörte er ein Knacken hinter sich und drückte sich noch fester in das Laub des Baumes, versuchte mit den Blättern zu verschmelzen und unsichtbar zu werden. Der Dschungel bedeutete momentan Leben für ihn, hier im dichten Gebüsch konnte er sich überall verstecken, ohne gefunden zu werden. Bewegungslos harrte er aus und versuchte die Kälte, die seinen Atem zu Wolken werden und seine Glieder unkontrolliert zittern ließ, zu ignorieren. Jeder kleinste Fehler, jede noch so kleine Bewegung konnte nun seinen Tod bedeuten. So kauerte er nur reglos in seinem Versteck und beobachtete die schemenhafte Gestalt, die sich leise ihren Weg durch das dichte Gestrüpp bahnte. Vielleicht wäre für Stegi nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu beten und um Überleben zu betteln, doch der Junge hatte den Glauben in eine Allmächtigkeit längst verloren. Das einzig Gute, das er nun noch kannte, das Einzige, woran er noch glaubte, war sein treuer Freund und Begleiter Tim. Tim hatte ihn immer beschützt, hatte für ihn gekämpft und für sein Überleben gesorgt. Tim war das Einzige auf dieser Welt, das ihm nicht den Tod wünschte, so wusste Stegi. Und so fand er in diesem Gedanken Kraft, klammerte sich an das Wissen, dass es jemanden gab, der sich um ihn sorgte und harrte unsichtbar in seinem Versteck aus. Er wusste, wen er hier vor sich hatte, wusste, wer Jagd auf ihn machte und nun den schützenden Wald nach ihm durchsuchte. Stegi kannte den jungen Mann nicht sonderlich gut, kannte nicht einmal seinen Namen, aber er hatte gewusst, dass er ihm auf der Fährte war.
Und so lange die Dunkelheit Stegi einhüllte, war er in Sicherheit, solange die Nacht noch andauerte, konnte Stegi noch leben. Doch sobald die ersten Sonnenstrahlen durch das dichte Blatterdach fallen würden, würde sein Gegenüber den in seinem Versteck kauernden Jungen finden und töten. Seinem Jäger schien dies auch bewusst zu sein, denn er ließ sich nun in dem Wissen, dass seine Beute, ein kleiner, blonder Junge, in seiner Nähe gefangen war, auf dem Boden nieder. Hätte er geahnt, wie nah der Blondschopf ihm tatsächlich war, hätte das Stegis Ende bedeutet doch so verschaffte es ihm Zeit, auch wenn er nur die Hand hätte ausstrecken müssen, um seinen Jäger zu berühren.
Doch bevor Stegi die Hoffnung aufgeben konnte, hörte er erneut ein Geräusch, wie es nur von Menschen erzeugt werden konnte und noch bevor sein Jäger erschrocken aufspringen konnte, erstarrte sein überraschter Gesichtsausdruck zu Stein und er brach zusammen. Mitten aus seiner Brust konnte Stegi einen Pfeil ragen sehen. Die Person, die nun zwischen zwei Bäumen auf den Toten zutrat, ließ ein warmes Gefühl in Stegi aufsteigen und vertrieb für einen Moment die nächtliche Kälte aus seinem geschundenen Körper. Der Gang, die Haltung, die Statur des Jungen, der nun vor ihn trat waren ihm bekannt wie seine eigenen und Erleichterung ließ Stegi sich aufrichten und zu erkennen geben.
»Tim«, flüsterte er den Namen seines Partners, der ihm soeben erneut das Leben gerettet hatte und fiel ihm um den Hals. Der Größere hielt ihn lange in seinen Armen und drückte ihn an sich, aus Angst, ihn eines Tages zu verlieren. Der Blondschopf, so zierlich er war, versank fast in den Armen des Größeren und ohne zu wollen, wirkte Tim in Gegenwart des Kleineren noch muskulöser. Irgendwann lösten sie sich voneinander und Tim reichte Stegi triumphierend den Hasen, den er auf seiner Jagd hatte erbeuten können. Als Stegi das tote Tier sah, fing er an, übers ganze Gesicht zu strahlen und seine blaugrünen Augen funkelten. Gemeinsam traten sie zu der Leiche, die immer noch auf dem Boden lag und Stegi schaute betroffen zur Seite. Behutsam zog Tim ihn an der Hand weiter, fort von der Leiche, zu ihren Rucksäcken und schließlich immer weiter durch den Dschungel, bis Stegi vor Anstrengung keuchte und immer häufiger stolperte. Besorgt blieb der Größere stehen, um Stegi eine Pause zu gönnen und ihn erneut zu Kräften kommen zu lassen. In dem Moment, in dem sie ihren Weg einstellten, verließen den Jungen seine letzten Kräfte und er brach zusammen. Kurz bevor er auf dem harten Boden aufkam, wurde er von seinem Freund aufgefangen und behutsam auf seinen Schoß gebettet. Stegi murmelte unverständliche Wörter vor sich hin und hörte erst auf, als Tim ihm sanft eine Hand auf den Mund legte.
"Schlaf jetzt, mein Kleiner", flüsterte er ihm zu und seine Stimme war ruhig und sanft geworden. Vorsichtig legte er seinen Rucksack beiseite und zog den immer noch zitternden Stegi näher zu sich, um ihn zu wärmen. Mit seiner freien Hand schaffte er es schließlich, eine Decke aus seinem Rucksack zu ziehen und über ihnen auszubreiten, ehe er sich fallen ließ und voller Vertrauen auf den Schutz der Bäume die Augen schloss. Bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel, beugte er sich erneut über seinen Partner und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, bis sie endlich, Arm in Arm, der Kleinere an Tim gekuschelt, einschliefen.
Eine Bewegung ließ Tim apprupt auffahren und sofort wanderte seine Hand an sein Schwert. Als er erkannte, dass es sein Freund war, der sich neben ihm am Boden unruhig hin und her warf, wurde die Angst in seinen Augen noch größer und er lies die Waffe beiseite, um sich über den zierlichen Blonden mit dem angstverzerrten Gesicht zu Beugen. Stegi warf sich hin und her, stöhnte und wimmerte und schlug dabei mit den Armen um sich. Panik kam in dem größeren auf, er nahm seinen partner bei den Schultern und drückte ihn zu Boden, ein Schlag des Hilflosen traf ihn im Gesicht und er zuckte zusammen, rüttelte an dem Schlafenden und flüsterte seinen Namen, nur um immer lauter zu werden. Für den Moment vergaß er die Situation, in der sie sich befanden, vergaß die Gefahr, in der sie schwebten und versuchte nur noch, seinen leidenden Freund zu wecken, ohne darauf zu achten, ob ein Feind sie hören würde. Erst als er den Namen des Kleinen beinahe schrie und dabei ununterbrochen seine Schultern rüttelte, schlug Stegi panisch die Augen auf. Doch er schien sich nicht zu beruhigen, schrie nun herzzerreißend laut und schlug voller Angst um sich. Schnell reagierte Tim und drückte seinem Freund eine Hand auf den Mund, um dessen verräterische Schreie zu ersticken, nahm den Kleineren in den Arm und drückte ihn an sich. Erst langsam schien Stegi in die Wirklichkeit zurückzufinden und sich zu beruhigen. Er hörte auf, sich gegen die Berührungen des braunäugigen zu wehren und sackte stattdessen kraftlos in dessen Armen zusammen, Tränen rannen ihm aus den Augen.
»Schhhht, alles gut«, flüsterte Tim immer wieder und versuchte so, den Verängstigten zu beruhigen. Es war nicht das erste Mal, dass er durch einen Alptraum seines Freundes geweckt worden war, tatsächlich geschah das fast jede Nacht. Der verzweifelte Blick des Blonden traf seinen und ehe Tim reagieren konnte, spürte er Stegis Lippen auf den seinen. Wie bei jedem ihrer Küsse war es als würden tausend kleine Feuerwerkskörper in ihm explodieren. Es fühlte sich jedes Mal an wie bei ihrer ersten Begegnung, als er den vollkommen verängstigten Stegi in einer kleinen Höhle, mehr nur eine Einbuchtung im Fels, das erste Mal gesehen hatte. Er hatte es damals nicht über sich gebracht, diesem Jungen, der ihn nur noch aus großen Augen ansah, Leid zuzufügen. Stegi hatte damals alle Hoffnungen schon aufgegeben und als er eine Gestalt im Eingang seines Versteckes gesehen hatte, keine zwei Meter vor ihm stehend, groß, muskulös, voller Kraft und schwer bewaffnet, hatte er bereits den Tod akzeptiert. Umso mehr hatte es ihn verwundert, dass dieser Gegner, für den er so leichte Beute war, klein, schwach, ausgehungert und ohne jeglichen Gegenstand, den er auch nur annähernd als Waffe hätte benutzen können, in der Hand nur einen kleinen Stein, der in seiner winzigen Faus versank, ihn nicht getötet hatte.
Und nun lag er in den Armen genau dieser Person, immernoch war er klein und zierlich, jedoch hatte er nun durch Tim stets etwas zu essen und ein Schwert, mit dem er sich zu verteidigen vermochte. Langsam löste er sich wieder von dem Jungen, der sein Leben um so viel verbessert hatte und betrachtete das Gesicht, das er so sehr liebte.
Am nächsten Morgen erwachte Stegi durch Stimmen und Schritte, die sich keine hundert Meter von ihnen entfernt durch den Dschungel bewegten. Überrascht schnappte er nach Luft und sofort legte sich eine große Hand über seinen Mund. Tim lag immer noch hinter ihm, doch hatte er sich etwas aufgerichtet und jeder seiner Muskeln wirkte angespannt. Behutsam nahm er seine raue Hand wieder von Stegis Mund und legte stattdessen einen Finger an seine Lippen. Stegi nickte lautlos als Zeichen, dass er verstanden hatte und so warteten sie regungslos, bis die Geräusche in der Ferne verklungen waren. Hastig schnappte Tim sich seinen Rucksack und Stegi tat es ihm gleich, bevor der Größere nach seiner Hand griff und sie gemeinsam, immer noch ohne ein Wort zu wechseln, die Verfolgung aufnahmen. Sie rannten durch den dichten Wald bis sie den Rand erreichten, wo der Dschungel sich plötzlich in hügeliges Grünland mit hohem Gras verwandelte. Sie folgten der Spur des niedergetretenen Grases geduckt, in dem Wissen, dass sie hier auf offener Fläche ein gutes Ziel abgaben. Irgendwann führte der Weg, den die beiden Personen, auf die sie Jagd machten genommen zu haben schienen, in eine Höhle und Tim griff erneut nach der Hand des Kleineren und drückte sie ermutigend, bevor sie den unterirdischen Tunnel betraten. Bald zweigte ein Gang seitlich ab und Tim trat in diesen, der jedoch nach wenigen Metern bereits ein Ende nahm. Trotzdem legte der Junge seine Tasche zu Boden und drückte vorsichtig den verängstigten Blonden von sich, der sich hier im Dunkeln an ihn geschmiegt hatte.
Beruhigend flüsterte er auf ihn ein, bis er aus seiner Tasche zwei Feuersteine gekramt hatte und sie aneinander schlug, bis ein Funke auf die Fackel in seiner Hand übersprang und diese schließlich den ganzen Gang ausleuchtete. Tim ließ sich an der Wand heruntergleiten und legte seinen Waffengürtel ab und neben sich, bevor er Stegi zu sich zog. Er zog den kleinen auf seinen Schoß und drückte ihn an sich. Er hatte Angst um seinen Freund, große Angst. Er wusste, dass er auf Stegi würde acht geben müssen, da der Kleine viel zu schwach war, als dass er alleine überleben würde können. Er betrachtete seinen Teampartner von unten bis oben, angefangen von seinen abgetragenen Schuhen und der Hose mit den Löchern an den Knien, über das viel zu große Tshirt und die schmutzige Jacke, den Waffengürtel, der viel zu locker saß und einfach nur fehl am Platz wirkte, die dünnen Arme und das magere Gesicht bis hin zu den dreckverklebten hellblonden Haaren. Er musterte sein zierliches Gesicht, seine süße Stupsnase und die aufgeplatzten Lippen und die wunderschönen grünblauen Augen. Langsam hob er die Hand und strich vorsichtig über die Wange seines Freundes, so vorsichtig, als ob er Angst hätte, ihn dadurch zu zerbrechen. Er wischte mit dem Daumen etwas Dreck von der Wange des zierlichen Jungen und merkte, dass es getrocknetes Blut war. Behutsam nahm er das Gesicht des Blonden in die Hände und ließ sich von dessen grünblauen Augen in den Bann ziehen, bevor er langsam seine Lippen auf die seines Freundes legte und ihn in einen sanften Kuss zog. Als sie sich wieder voneinander lösten, waren sie beide außer Atem und schnappten nach Luft.
»Lass mich niemals alleine«, bat der Braunhaarige den Kleinen und dieser nickte feierlich. Lächelnd legte er seine Stirn gegen die seines Freundes. Wie sehr er ihn liebte wurde ihm jedes Mal aufs Neue bewusst, wenn er ihn zurücklassen musste, um etwas zu Essen oder Trinken zu besorgen und jedes Mal von der Angst verfolgt wurde, bei seiner Rückkehr nur noch die Leiche seines Freundes und Teampartners küssen zu können. Jedes Mal, bevor sie erneut in einen Kampf traten, jedes Mal, wenn sie kurz davor waren, ihr Leben zu verlieren, hatte Tim das Bedürfnis, den so leicht zu zerstörenden Stegi niemals mehr loszulassen. So auch dieses Mal.
»Du weißt, wer dort unten in der Höhle ist?«, fragte er seinen Teampartner, der nur mit gesenktem Blick nickte.
»Gut«, flüsterte er traurig. Es war jedes Mal schwer, jemanden zu töten, der einst Freund für ihn gewesen war, und dennoch war es nötig, wenn er wollte, dass er und vor allem Stegi überlebten.
Die nächsten Stunden saßen sie einfach nur da, schweigend, und genossen die gemeinsame Zeit, in dem Wissen, dass es vielleicht die letzte sein würde. Als sie schließlich Schritte näher kommen hörten, erhoben sie sich fast lautlos und legten ihre Waffen um, bevor sie ihre Fackel löschten und sich an den Eingang ihrer Höhle schlichen, wo sie auf den großen Gang traf. Reglos warteten sie, bis die Stimmen und Schritte nur noch ein paar Meter entfernt waren, dann sprangen sie, Tim voran, mit gezogenen Schwertern aus ihrem Versteck und versperrten somit ihren Gegenübern den Weg aus der Höhle. Stegi musste sich zwingen, seinen Blick nicht zu senken, als er die schreckverzerrten Gesichter Venis und Tobis sah, die einst ihre besten Freunde gewesen waren und nun durch ihre Hand sterben sollten. Nach einigen Sekunden der Überraschung, begannen die beiden, zurück in die Höhle und in eine der Seitengassen zu fliehen und Tim und Stegi nahmen gemeinsam die Verfolgung auf. Plötzlich blieb Tim stehen und Stegi wäre beinahe in ihn reingerannt, konnte aber noch rechtzeitig anhalten. Vor ihnen standen Tobi und Veni mit weit aufgerissenen Augen, die Rücken an eine steinerne Wand gedrängt, in der Falle. Stegi konnte sehen, wie Tobi zitterte und Veni nach dessen Hand griff, um ihn zu beruhigen, auch wenn er selbst genauso viel Angst zu haben schien.
Stegi drängte sich an seinen Freund und er spürte, wie heiße Tränen über seine Wangen rannen bei dem Gedanken an das, was sie gleich tun müssten. Tim hielt das Schwert fest in der rechten Hand und zog mit der linken den am ganzen Körper zitternden Stegi an sich, seinen Blick starr auf seine Gefangenen gerichtet.
»Bitte«, hörte er Venis leise Stimme, unterbrochen von Tobis Schluchzen.
»Tim.« Die Stimme seines ehemaligen Freundes klang flehend.
»Bitte, Tim. Denk an früher. Wir waren Freunde. Beste Freunde.«
Tim nickte leicht und schüttelte dann den Kopf.
»Lass bitte Tobi gehen«, flehte Veni ihn nun an.
»Bitte. Er wird euch nicht zur Gefahr werden. Tötet ihn nicht, bitte!«
Veni stoppte kurz, als Tobi sich um seinen Hals warf und sein Gesicht weinend in seiner Brust vergrub.
»Bitte Tim«, versuchte Veni es erneut, »Tobi ist für mich das, was Stegi für dich ist. Bitte töte ihn nicht. Du kannst mich umbringen aber bitte lass ihn leben. Bitte!«, bettelte er und drückte dabei seinen Freund an sich, sein Schwert hatte er zu Boden fallen lassen. Tim schluckte schwer, doch dann schüttelte er langsam den Kopf.
»Tut mir leid, Veni«, murmelte er, »Ich kann nicht. Wenn ich Tobi laufen lasse und er irgendwann Stegi findet. Wer sagt mir, dass er ihn nicht töten wird? Tut mir leid, ich muss jeden vernichten, der Stegi etwas tun könnte. Es tut mir leid.« Seine Stimme war erfüllt von ehrlicher Traurigkeit. Tobi löste sich von seinem Freund und blickte ihm tief in die Augen, bevor er, zwar mit Tränen in den Augen, aber mit fester Stimme, zum Sprechen ansetzte;
»Es ist okay. Danke für die Zeit, in der wir Freunde waren. Es war eine schöne Zeit.« An Veni gewandt fuhr er fort: »Lass es gut sein, Veni. Ohne dich will ich gar nicht länger leben. Wir haben alles zusammen geschafft, nun schaffen wir auch das zusammen. Wir werden immer zusammen bleiben. Danke für alles.«
Veni nickte und zog seinen Freund erneut an sich, dieses Mal liefen auch über seine Wangen Tränen. Tim löste sanft Stegi von sich und trat einen Schritt nach vorne, die Augen starr auf die Verabschiedung des Pärchens vor sich gerichtet. Dann trat Veni schließlich auf ihn zu, jedoch ohne den Blick von den Augen seines Freundes zu lösen.
»Mach es schnell, okay?«, bat er seinen Mörder und Tim nickte.
»Es tut mir so leid«, erklärte er erneut und Veni nickte:
»Ich hätte an deiner Stelle das Gleiche getan«, beruhigte er seinen ehemals besten Freund, bevor sein Ausdruck auf seinem Gesicht erstarrte und seine Züge sich lockerten. Er keuchte kurz auf, bevor er in sich zusammensackte. Vorsichtig fing Tim den fallenden Körper auf und Zog das Schwert wieder aus dem Fleisch des Toten, bevor er ihn sanft auf dem Boden ablegte und traurig seine Augen für immer schloss.
Ein unterdrückter Schrei von Tobi ließ ihn wieder aufsehen und er sah gerade noch, wie Stegi auf den Gefangenen zustürmte. Bevor Tim ihn aufhalten konnte, lag der kleine bereits in den Armen des Braunhaarigen und die beiden umarmten sich fest, um sich gegenseitig Halt zu geben. Tim war angespannt, jeder Muskel in seinem Körper war bereit, sich auf Tobi zu stürzen und ihn in der Luft zu zerfetzen, falls es auch nur den Anschein machte, als wolle er seinem kleinen Stegi etwas antun. Der Todgeweihte schien seine Angst zu bemerken denn er blickte über die Schulter seines Freundes zu Tim und schaute ihm tief in die Augen, bevor er sanft nickte. Er quälte ein beruhigendes Lächeln auf seine Lippen und legte wie in Zeitlupe eine Hand an seinen Waffengürtel, was Tim kurz davor brachte, sich auf ihn zu stürzen und seinen kleinen, verletzlichen Stegi zu sich in Sicherheit zu ziehen. Was ihn davon abhielt, wusste er selbst nicht. Doch dann glitt die Hand des Feindes an die Schnalle des Gürtels und er löste sie, um den Gürtel zu seinem Schwert auf den Boden fallen zu lassen. Vorsichtig trat er beides in Tims Richtung, wobei er ihn keine Sekunde aus den Augen ließ. Dann zog er seinen blonden Freund noch fester in seine Arme und ließ sich von den Tränen überrollen. Keiner von ihnen hätte sagen können, wie lange sie dort so standen, als Tobi vorsichtig den verzweifelten Stegi von sich löste und einen Schritt nach vorne trat. Langsam ging er auf Tim zu, bis er direkt vor ihm stand. Stegi schrie auf und ließ sich kraftlos zu Boden fallen.
Ein leichtes Lächeln zierte Tobis Lippen, als Tim sein Schwert an seine Brust ansetzte.
»Bring mich zu Veni«, bat er und Tim nickte ihm anerkennend zu, bevor er sanft eine Hand auf die Schulter seines Freundes legte und einen Schritt nach vorne trat. Das Schwert bohrte sich in Tobis Brust und dieser brach augenblicklich zusammen. Blut spritzte aus der Wunde und bedeckte mit dem seines Freundes zusammen die Wände, den Boden und die beiden verzweifelten Jungen. Auch ihn fing sein Mörder sanft auf und legte ihn behutsam neben seinen toten Freund auf den Boden. Als er auch seine Augen verschloss und die Hände der beiden Leichen miteinander verschränkte, lächelte er traurig und eine einzelne Träne rollte über sein Gesicht. Langsam ging er zu seinem am Boden kauernden Freund und nahm ihn in den Arm, küsste ihn auf die blutbespritzte Stirn, streichelte und hielt ihn, bis er sich beruhigt hatte und keine Tränen mehr zum Weinen übrig waren. Dann traten sie gemeinsam den Rückweg an, und wagten sich erneut Hand in Hand hinaus in die Welt wo auch sie, früher oder später, der Tod erwarten würde.
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