Kapitel 15
~Kaelo Ndulu~
Mein Schwert glitt durch den Arm des Wesens, als wäre er aus Butter.
Ein Brüllen kam mir entgegen, das einen modrigen Geruch mitbrachte und dunklen Speichel, der mir auf die Wange schlug.
In meiner Kehle spürte ich mein letztes Essen. Es wollte wieder nahc oben, doch ich sträubte mich dagegen. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass mein Magen weiter rebellierte.
Der Anblick allein setzte mir zu.
Der Mann, dessen Gesicht so zerfallen war, dass es kaum noch als menschlich wahrzunehmen war, sah aus, als hätte man ihm ganze Teile aus dem Körper geschnitten. Vergammeltes Fleisch fiel von seinen Armen herab und schien nur durch eine dickflüssige, dunkle Masse, die vielleicht Blut sein konnte, zusammenzuhalten.
Im Gegensatz zu den beiden anderen, die ich bereits geköpft hatte und die nun nur noch am Boden lagen und sich nicht mehr rührten, war er ein anderes Kaliber.
Mit einem Geräusch, das sowohl fauchend als auch irgendwie gurgelnd klang, beugte er sich hinab, nahm seinen Arm, hielt ihn sich an die abgetrennte Stelle und regenerierte sich. Zumindest soweit, dass der Arm wieder an Ort und Stelle blieb und funktionstüchtig war.
Damit hatte ich wirklich zu kämpfen.
Mein Atem ging bereits schwer und ich spürte die Erschöpfung in meinen Knochen. Vermutlich hätte ich, nachdem ich Kaca gefunden hatte, sie nicht gleich so viel von mir trinken lassen sollen. Allerdings war sie selbst nachdem sie die Menschen auf der Farm ausgesaugt hatte, noch immer sehr schwach gewesen. Schwach und verstört.
Mir ging das Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie sie verstört in einer Ecke der Küche saß und auf ihre blutigen Hände starrte. Wie war es nur soweit gekommen?
Wütend, dass ich zu spät gekommen war, schwang ich das Kristallschwert und schlug dem Mann damit den Kopf ab.
Taumelnd wich er zurück, bevor sich der Körper ohne Kopf niederbeugte, um diesen wieder aufzusammeln. Bevor er ihn jedoch greifen konnte, schlug ich auch den Arm ab.
Es war, als wäre mein Blick getrübt vor Wut, die ich auf mich empfand. Wie hatte ich nur so lange brauchen können! Was Arthur alles mit Kaca angestellt hatte ... Allein der Gedanke, was passiert sein könnte ließ mich rasend werden.
Der Zombie, oder was auch immer er war, war dafür ein gutes Opfer. Ich konnte auf ihn einschlagen, ihn durchschneiden und so meine Wut abbauen. Allerdings störte es mich schon, dass er nicht liegen blieb. Das war nicht gut, denn damit bildete er eine Gefahr für Kaca und Raven.
Ich sollte mich hier nicht so lange aufhalten. Was, wenn eines der Wesen in die Scheune kam und beide beim Schlafen störte?
Ein Knistern erklang, bevor ein seltsames Kreischen in meinen Ohren widerhallte. Kurz darauf wurde es so hell, dass ich geblendet den Kopf wegdrehen musste.
Dort, wo der Mann stand, krachte etwas und ließ den Boden wackeln. Ich spürte ein vibrierendes Kribbeln durch die Luft gehen und wurde dann von einem so heftigen Windzug gepackt, dass ich mehrere Schritte wegstolperte.
Knurrend versuchte ich, meine Umgebung wider wahrzunehmen, doch vor meinen Augen tanzten nur wilde Lichter. Dafür roch ich sehr gut verbranntes Fleisch und Asche.
Mit dem Schwert kampfbereit, drehte ich mich wieder um und suchte die Umgebung nach weiteren Angreifern ab. Was war das gewesen?
Schritte erklangen, doch meine Augen wollten mir nicht zeigen, wer dort war. »Kaelo«, erklang eine angespannte, besorgte Stimme. »Geht es dir gut? Habe ich dich getroffen?«
Mir drang Kacas Geruch in die Nase, was mich ruhiger werden ließ. Meine Ohren klingelten noch immer, weshalb ihre Stimme nicht ganz richtig klang. Allerdings war ihr Geruch normal.
»Geht«, brummte ich, denn so langsam klärte sich auch mein Blick wider. Trotzdem blieb Kaca noch eine schemenhafte Gestalt. »Was war das bitte?«, fragte ich und versuchte nicht zu verärgert zu klingen.
»Tut mir leid, ich hab die Kraft noch nicht ganz unter Kontrolle«, erwiderte sie kleinlaut, bevor ich ihre Hände an meinen Armen spürte. »Bist du wirklich nicht verletzt?«, fragte sie nach und fuhr über meine Haut. Ihre Finger waren sanft und angenehm kühl, doch als sie über die Kratzer fuhr, zuckte ich dennoch.
»Nur Kratzer«, knurrte ich, denn noch immer durchströmte mich Adrenalin. Ich war bereit für den Kampf, wusste ich doch nicht, wie viele von diesen Untoten hier noch herumliefen, oder wo sie überhaupt herkamen.
Kaca zog scharf die Luft ein. »Das muss versorgt werden«, sagte sie, als sie einen größeren Kratzer auf meinen Arm entdeckte.
Ich schnaubte leise. »Ist doch nur ein Kratzer«, winkte ich ab, obwohl ich spürte, wie sehr er brannte. Vermutlich war Dreck oder Blut hineingekommen.
»Nein, es ist nicht nur ein Kratzer«, fuhr mich Kaca an, was mich zucken ließ. Sie war überraschend aufgebracht, was ich nicht ganz verstand.
Als ich ihr Gesicht fixierte, konnte ich die Sorge lesen. Das sorgte sofort dafür, dass sich eine eiskalte Hand um mein Herz legte und zudrückte. Wenn Kaca besorgt war, war das nie ein gutes Zeichen. Ihre Sorge hatte meist etwas mit Veränderungen zu tun, die ich nicht verstand und nicht einschätzen konnte. Wie damals mit den Experimenten von Arthur.
»Mit was haben wir es dieses Mal zu tun?«, fragte ich, wobei ich mich nicht zurückhalten konnte und man hören konnte, wie genervt, aber auch resigniert ich darüber war. Arthur hatte uns einige Probleme hinterlassen. Das war mir schon von Anfang an klar gewesen. Noch ein Grund, warum ich unbedingt Kaca an meiner Seite wissen wollte. Sie war erfahren genug, um sicherlich eine Lösung zu finden.
»Das sind Untote«, murmelte sie, während sie meine Wunde betrachtete und ihre Hand darum schloss. Ihre Finger wirkten zierlich und doch war ihr Griff kräftig. »Sag, wenn es weh tut«, sagte sie leise, wobei ich den Klang ihrer Stimme nicht ganz zuordnen konnte. Sie klang ... verunsichert?
Ich hatte Kaca schon mehrmals heilen gesehen, doch dieses Mal war es irgendwie anders. Mein Arm wurde von einem sanften Kribbeln durchzogen, bevor er sich anfühlte, als wäre er eingeschlafen. Er wurde sogar taub, was mich etwas irritierte. Vor allem, da eine Art elektrostatische Ausstrahlung davon auszugehen schien. Nicht nur meine Haare neigten sich in die Richtung von Kacas Hand.
Mein Blick wanderte zu Raven, die neugierig auf das Häufchen Asche blickte, das einst der Untote gewesen war. Sie wirkte nicht so geschockt, wie ich angenommen hatte. Allerdings war sie auch bei Arthur aufgewachsen. Dort musste sie schon einiges erlebt haben, das arme Mädchen.
»Muss es sich anfühlen, als wäre er eingeschlafen?«, fragte ich, um mich selbst von meinen Gedanken abzulenken. Ich würde nur wieder böse werden.
»Ja«, murmelte Kaca hochkonzentriert, bevor sie ihre Hände zurücknahm und meinen Arm musterte. »Ich weiß, dass du als Alpha recht robust bist, aber ich weiß nicht, wie sich das Blut von Untoten auf dich auswirken. Sie sind zu nah an den Dämonen.«
Ich stieß den Atem aus, denn ich verstand nicht, was sie mir sagen wollte. »Was genau ist hier los?«
»Das ist nur eine Vermutung, aber dass die Toten wandeln, bestätigt sie gewissermaßen«, begann Kaca und ich wollte ihr schon sagen, dass sie Klartext reden sollte, als sie auch schon weitersprach. »Es ist möglich, dass Arthur es geschafft hat, die Dämonen zu befreien. Dadurch wird auch die Magie zurückkehren und die Dämonen werden Menschen manipulieren, um die Kontrolle über die Welt zurückzuerlangen.«
Ich brauchte einen Moment, um die ganze Tragweite zu verstehen.
Das alles klang so viel größer als der Kampf Vampir gegen Werwolf. Dabei hatte ich gedacht, durch Arthurs Niederlage wäre endlich alles vorbei, aber wie es schien, fing es gerade erst an.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro