Kapitel 10
Tristan ballte wütend die Hand zur Faust, während sein Körper vor Ärger zitterte.
Seit dem Kampf von Kaca und Arthur war die Hölle losgebrochen. Es gab in sämtlichen Laboren Probleme, was auch bedeutet, dass seine Experimente ebenfalls betroffen waren. Nicht nur eines war entkommen und streifte nun durch die Gegend. Dabei hatte er wirklich keine Zeit sich auch noch darum zu kümmern.
Arthur hatte sein Ziel erreicht und die Dämonen irgendwie befreit. Warum er das gewollt hatte, war Tristan noch immer ein Rätsel. Es war ihm auch eigentlich egal. Seine Beweggründe, Arthur bei seinen Forschungen zu helfen, waren ganz privater Natur. Nur konnte er diese Forschungen seit Arthurs Fall nicht mehr so einfach fortführen. Es würde ihm also zu Gute kommen, wenn Arthur sich schneller erholte. Die Frage war nur, wie er das anstellen sollte.
Bisher hatte er ihm Blut gebracht und sogar ein paar Reste des schwarzen Blutes. Es hätte ihn helfen sollen, doch das hatte es nicht wirklich. Arthurs Zustand war noch immer schlecht, wenn auch nicht mehr so kritisch, wie nach dem Kampf.
Tristan war noch immer unklar, wie er das Ganze hatte überleben können.
Allein der Gedanke, wie er ihn gefunden hatte, jagte ihm noch immer Schauer über den Rücken.
Die Stellen, an denen er verletzt gewesen war, wo ihm ganze Körperteile gefehlt hatten, hatte ausgesehen, wie flüssige Schwärze. Dickflüssig und zäh. Selbst für einen Vampir war das nicht mehr normal, doch Tristan wusste sehr gut, dass Arthur schon lange kein reiner Vampir mehr war.
Seine Forschungen hatten irgendwann einen Punkt erreicht, an dem er das schwarze Blut selbst genommen hatte.
Was er jetzt war, wusste Tristan nicht, doch er brauchte Arthur und seinen Schutz für seine Forschungen. Zumindest dann, wenn er nicht selbst für alles andere zuständig sein wollte.
Es lag ihm fern, Arthurs Aufgaben zu übernehmen. Er war kein Herrscher. Er wollte nur seine Ruhe.
Jetzt aber musste er erst einmal Krankenpfleger spielen.
Tristan nahm den vorbereiteten Beutel, in dem sich Blut befand. Am besten wäre ein lebender Spender, doch im Moment war das zu gefährlich.
Also musste Tristan es mit Blut versuchen, das so frisch wie möglich war. Auch das zu besorgen, war nicht sonderlich einfach. Zumindest nicht, wenn er keine Fragen aufwerfen wollte. Nicht, dass jemand ihn direkt damit konfrontieren würde, doch er wollte nur so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich lenken.
Mit schnellen Schritten durchquerte er das unterirdische Versteck und betrat schließlich eines der eher heruntergekommen wirkenden Häuser. Generell sah hier noch immer alles aus wie eine verlassene Baustelle, doch viele Dinge hier waren bereits fertig. Es sollte nur verlassen wirken.
Tristan wollte das hier schnell beenden, um endlich seine Suche nach den entflohenen Experimenten fortzusetzen. Er wusste zwar noch nicht, wo er anfangen sollte, doch zumindest einen kleinen Hinweis hatte er. Ihm wäre nie im Leben eingefallen, dass einer seiner Klone einmal so hilfreich sein würde. Immerhin war er nur ein Prototyp gewesen.
Vorsichtig entriegelte Tristan die verschiedenen Schlösser, die einen Bereich versperrten, der noch tiefer lag. Hier lag auch die Kanalisation dieses Bereichs, weshalb wohl niemand ein Zimmer erwarten würde.
Dieses gab es jedoch und es lag in völliger Dunkelheit, als Tristan eintrat.
Rote Augen glühten hungrig auf und zeigten ihm, dass sich Arthur keinen Zentimeter bewegt hatte.
Tristans Augen fingen das leichte Licht, das durch Öffnung der Tür eindrang, auf und sorgten dafür, dass er zumindest Schemen erkennen konnte.
Der Mann vor ihm sah kaum aus wie ein solcher. Nicht, dass Tristan ihn genau erkennen konnte. Sein Körper war schwarz und bewegte sich wabbernd im Schatten. Nur sein Kopf schien bisher geheilt.
»Ich bringe Euch Blut«, erklärte Tristan, der die Flaschen hervorholte und am Boden abstellte. Wenn er ehrlich war, traute er sich nicht, sich weiter zu nähern. Selbst ihm machte die aktuelle Gestalt ein wenig Sorge. Angst speziell hatte er nicht, doch er erkannte die Gefahr, die vor ihm saß. Es wäre töricht, nicht vorsichtig zu sein.
Aus den Schatten kamen schwarze, klebrig wirkende Gebilde, die nur im Entferntesten an Hände erinnerten. Sie griffen nach den Flaschen und zogen sie in die Dunkelheit.
Tristan rann ein Schauer über den Rücken, als ein schmatzendes Geräusch erklang. Kurz darauf landeten die leeren Flaschen vor ihm auf den Boden und klirrten, als sie rollend zusammenstießen.
»Sprich«, forderte Arthur auf, wobei seine Stimme pfeifen, regelrecht pfeifend klang.
»Einige Experimente sind geflohen. Darunter such K4«, erklärte er und senkte den Blick. Ihm war bewusst, dass es Ärger geben würde.
Allerdings erhielt er nur ein Schnauben. Zumindest glaubte Tristan, dass es ein solches sein sollte.
»War abzusehen.«
Damit hatte er wohl recht. Bei diesem Chaos und wenn man die Tatsache beachtete, dass die Vampire um Angelique sie noch immer angriffen, war es eher unwahrscheinlich, dass nichts geschah.
Tristan hörte es rascheln und Arthur bewegte dich in den Schatten. »Ich werde sie finden«, knurrte er.
Tristan schluckte und Zwang sich, nicht zurückzuweichen. »Ihr könnt noch nicht raus«, erwiderte er versucht ungerührt. »Das wird Eure Genesung verzögern.«
Als Antwort erhielt Tristan nur ein Klackern. Fast wie von den Scheren eins Krebses.
»Dann leih mir deinen Körper«, forderte er schnarrend.
Tristan erschauderte. War das wieder einer von Arthurs dummen Loyalitätsbeweisen?
»Wie meint Ihr das?«, traute er sich nachzufragen. Es überraschte Tristan selbst, wie fest seine Stimme dabei klang.
»Ich werde mit meinen Geist in dich eindringen, dann können wir sie zusammen jagen«, erklärte Arthur mit einem vorfreudigen Unterton.
Tristan war klar, dass er nicht drumherum kommen würde, ohne Probleme zu bekommen. Zum Glück hatte er sich bereits selbst auf so etwas vorbereitet. »Keine Sorge, du bekommst ihn wieder. Ich brauche dich noch und meinen Körper will ich ungern verlieren«, versicherte Arthur.
Das Gesagte war zwar irgendwie beruhigend, machte Tristan aber aufgrund der verzerrten Stimme Kopfschmerzen.
Er glaubte Arthur und konnte diese Möglichkeit nutzen, um zu sehen, ob auch alles so funktionierte, wie er wollte. Dann könnte er seine Vorkehrungen verstärken. »Dann machen wir das so«, erwiderte er und trat einen Schritt auf Arthur zu. Seine dunklen Augen, die sonst unter einer Sonnenbrille versteckt lagen, direkt in die wabbernden Schatten gerichtete.
Diese schossen auf Tristan zu und hüllten ihn in Dunkelheit.
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