Kapitel 4.1 *überarbeitet*
~Kaelo Kagiso Ndulu~
Ungeduldig wartete ich darauf, dass sich auch noch die letzten Ratsmitglieder meines Rudels versammelten. Neben einigen weniger wichtigen Vertretern waren meine linke Hand Luis und die Älteste der Werwölfe, Adelaide, bereits da.
Adelaides Wort war hoch angesehen, doch sie mischte sich in den seltensten Fällen überhaupt erst ein. Meist saß die alte Dame mit den reinweißen Haaren und eisblauen Augen einfach nur dabei und lauschte.
Natürlich war es wieder meine rechte Hand Beatrice, die zu spät kam.
Unsere beiden Familien hatten eine lange Geschichte und so war es nicht verwunderlich, dass ich sie als meine Stellvertreterin erwählt hatte. Dabei mochte ich sie eigentlich nicht sonderlich. Dennoch ging sie davon aus, dass sie irgendwann meine Frau werden würde. Etwas, das ich für den Frieden im Rudel bisher noch nicht negiert hatte. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass es nicht geschehen würde. Wir passten einfach nicht zusammen.
Obwohl sie sehr stark war, hatte sie einen Charakter, mit dem ich nur aneinandergeriet. Das war nicht gut, denn gerade als Alpha brauchte ich eine Frau, mit der ich zusammenarbeiten konnte und von der ich wusste, dass sie das wollte, was auch ich für mein Rudel plante. Das war bei Beatrice leider nur selten der Fall. Meist sagte sie Worte, von denen sie wusste, dass ich sie hören wollte, meinte sie aber nicht ernst oder log mich sogar direkt an.
Es wäre alles so viel einfacher, wenn es Arthur nur vor Jahren gelungen wäre, die Linie der Seelenverwandten auszulöschen. Bis es geschehen war, hatten wir nicht einmal eine Ahnung, dass so etwas überhaupt möglich war. Doch scheinbar war es so, dass ein Werwolf mit einer bestimmten Person verbunden war, welche das Schicksal für ihn vorgesehen hatte. Nur so konnten Alphas überhaupt entstehen. Durch die Gnade der Götter, wie mein Vater einmal gesagt hatte.
Beatrice glaubte nicht daran, denn sie war der Meinung, dass sie als Beta, mir durchaus einen Sohn schenken konnte, der die Kraft eines Alphas in sich trug. Allerdings sagte sogar Adelaide, dass dem nicht so sein würde, sonst wäre ich nicht der letzte Alpha.
Die Tür ging auf und Beatrice trat ein. Sie war eine Schönheit, die sich dessen auch bewusst war.
Ihre Haut glich der feinsten Schokolade, während ihr Haar eine Pracht aus dunkelbraunen Locken war.
Ihre tiefbraunen Augen richteten sich auf mich und sie schenkte mir ein kokettes Lächeln, während sie direkt auf ihren Platz am runden Tisch zuschritt. Dabei bewegte sie aufreizend ihre Hüften.
»Du bist schon wieder zu spät«, beschwerte sich Luis, der ähnlich schlecht auf Beatrice zu sprechen war, wie ich. Wobei sich das erst vor einiger Zeit entwickelt hatte. Noch vor einem Jahr hätte er ihr vermutlich jeden Wunsch erfüllt. Allerdings war die Zeit seiner Schwärmerei endlich vorbei. Sie war ihm einfach zu oft auf die Füße getreten.
Das machte jedoch die Zusammenarbeit nicht einfacher. Beide waren wie Feuer und Wasser. »Im Gegensatz zu dir, habe ich eine Arbeit, die nicht in der Nähe ist. Ich hoffe also, dass es wichtig ist«, sagte sie und blickte nun auffordernd zu mir.
Ich hatte diese Versammlung einberufen, weil ich wusste, dass es wichtig war. Gleichzeitig versuchte ich jedoch auch den Anschein zu erwecken, dass es nur eine vorgezogene Sitzung war, da ich anderweitig ausgebucht war. Das kam nicht selten vor, daher war Beatrice Kommentar auch etwas, was ich geflissentlich ignorierte. Er war nur dazu da, um zu sticheln, damit ich ihr Aufmerksamkeit gab. So war sie schon immer gewesen und ich hatte mich daran gewöhnt.
Ich ließ meinen Blick durch die Runde schweifen. Es waren alle anwesend, die wichtig waren. Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn auch Sarine teilgenommen hätte, doch nicht einmal alle hier kannten sie.
Sarine war so wichtig, dass lediglich Adelaide, die ihre Großmutter war, und Luis, dem ich wirklich bedingungslos vertraute, von ihrer Existenz wussten. Nicht einmal Beatrice hatte ich informiert. Da es sich bei ihr um meine Beta handelte, war das eigentlich kein gutes Zeichen. Gerade ihr sollte ich eigentlich alles sagen können, doch ich vertraute ihr nicht ganz.
Was vermutlich auch noch dazu beitrug, dass sie mir gegenüber eine gewisse Skepsis entwickelt hatte.
Während ich jedem im Raum noch einmal mit einem Blick bedachte, wählte ich meine Worte genau. Es hing viel davon ab, was ich sagte. Denn damit könnte ich mir Optionen verbauen, die ich mir nicht verbauen wollte.
Schon, bevor ich sprach, war mir klar, wie die Entscheidung ausfallen würde. Doch es war das erste Mal, dass ich anderer Meinung war. Gleichzeitig aber auch die Gefahr sah. Ich war mir unsicher und das durfte niemand bemerken.
»An mich wurde ein Angebot herangetragen«, sagte ich und blickte kurz ermahnend zu Luis. Ich hatte ihm klargemacht, dass die Sache mit der Vampirprinzessin nicht erwähnt werden sollte. Alle anderen Anwesenden waren davon ausgegangen, dass ich sie und ihren Begleiter vernichtet hatte. Eine Notlüge, um diese Sache hier erst einmal zu klären. »Es gibt die Anfrage auf eine Zusammenarbeit mit einem Vampirclan, um Arthur zu stürzen.«
Früher war das manchmal passiert, doch mittlerweile war es zu einer Seltenheit geworden, dass ein Vampir bei den Werwölfen nachfragte. Vermutlich, weil die letzten Putschversuche gescheitert waren und nicht nur bei den Werwölfen, sondern auch den Vampiren zu einer ausufernden Säuberung geführt hatten.
»Zu gefährlich«, meldete sich ein älterer Werwolf zu Wort, der nur hier saß, weil er viel herumgekommen war. Er war, für einen Werwolf, recht alt, doch reichte nicht an Adelaides Alter heran. Auch ihre Erfahrungen brachte er nicht mit, doch er konnte zumindest von einer Zeit sprechen, von der ich keine Ahnung hatte. Zudem war er wohl mit meinem Vater bekannt gewesen. »Wir wissen alle, wie das endet.«
Ihm war deutlich anzusehen, dass allein die Erwähnung ihn wütend machte. Er fuhr sich immer wieder unruhig durch seinen weißen Bart und trommelte mit der anderen Hand auf dem Tisch. Renshin war schon immer ein eher unruhiger Typ gewesen und das war im Alter nicht besser geworden.
»Das muss ein Hinterhalt sein«, beschwerte sich Vincent, der im Finanzsektor eine wichtige Rolle für uns spielte. Nur durch ihn war unser Rudel überhaupt finanziell abgesichert. Er machte seine Arbeit schon seit Jahren sehr gut.
»Sie wollen uns hervorlocken«, behauptete Maximilian, der schon seit ich denken konnte für unsere Spionageeinheit zuständig war.
Er war ähnlich alt wie Renshin, doch dafür nicht ganz so verbohrt.
Auf seine Ansichten legte ich eigentlich immer viel Wert, doch heute war ich gegenteiliger Meinung.
Mein Blick glitt zu Adelaide, die einfach nur ruhig dasaß und mich betrachtete.
Ihre ergrauten Haare waren mittlerweile weiß geworden und die Falten in ihrem Gesicht verliehen ihr einen viel zu strengen Ausdruck. So war sie eigentlich nicht, doch das wussten nur die Wenigsten.
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Danke fürs Lesen. Ich hoffe sehr es hat euch gefallen.
Wie kommt der Werwolfsrat so bei euch rüber? Sind die einzelnen Charaktere soweit greifbar?
Was denkt ihr über Kaelo? Bekommt er langsam mehr Farbe?
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