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Kapitel 4 - Vergangenheit

Einige Zeit später sitzen wir in der Küche. Cecilia bereitet uns Tee zu, dieser würde unsere Nerven beruhigen, meint sie. Dabei merkt man, dass sie es nur macht, weil sie ihre wirren Gedanken ordnen möchte und solche Tätigkeiten ihr dabei helfen. Na ja... meistens. Jetzt hat sie eher Probleme damit, was aber wohl daran liegt, dass das Geschehene nicht so einfach zu verstehen ist, jedenfalls nicht, wenn man solche Dinge eher als Phantasie abgestempelt hat. Nun zu erfahren, dass Vampire wirklich existieren, fällt Manchen nicht einfach. Sie gehört wohl dazu.

Milos, der wieder neben mir sitzt, ist eher ruhig, allerdings in Gedanken versunken. Wie er das alles auffasst weiß ich nicht. Es ist mir immer noch nicht möglich seine Gedanken zu lesen. Was mich nun doch etwas ärgert. Wie soll ich denn wissen, was ich jetzt machen soll? Kann ich ihn einfach darauf ansprechen? Sollte ich warten, bis er anfängt mir Fragen zu stellen? Oder ist es ihm lieber, wenn wir das Thema totschweigen? Verdammt!

Die Großmutter der Beiden ist mir auch keine Hilfe. Sie verflucht mich die ganze Zeit in Gedanken und gibt mir die Schuld an dem Geschehenen. Da frag ich mich doch, wieso sie überhaupt meinte, dass ich mit rein kommen soll. Wenn sie mich gedanklich schon zum Teufel wünscht. Da hätte ich auch gut nach Hause fahren können und müsste nicht hier sitzen, obwohl ich deutlich spüre, dass ich unerwünscht bin.

Gerade als Cecilia die Tassen gefüllt mit Tee vor uns auf den Tisch stellt, ergreift die ältere Frau das Wort: "Wir hatten so lange unsere Ruhe vor eurer Rasse und nun bringt ihr das Unheil wieder hier her. Wieso musstet ihr in unsere Kleinstadt kommen und euch hier niederlassen?"

"Es war nicht unsere Absicht, hier Unheil anzurichten. Wie ihnen bekannt ist, können wir aus bestimmten Gründen nicht ewig an einem Ort bleiben und müssen nach einigen Jahren immer wieder neu umziehen. Allerdings hält sich mein Clan und auch meine Gruppe, mit der ich unterwegs bin, an die Gesetze. Wir möchten nur friedlich neben den Menschen leben und ihnen keinen Schaden zufügen.", erkläre ich ihr ehrlich, während ich ihr in die Augen sehe. Sie soll wissen, dass ich meine Worte ernst meine.

"Anscheinend sieht dieses Vampirmädchen es wohl nicht so.", kontert sie sofort. Sie vertraut mir nicht. Aber warum sollte sie auch?

Seufzend schließe ich kurz die Augen, ehe ich die ältere Frau wieder ansehe. "Ja. Aber sie gehört auch nicht zu unserem Clan." Obwohl meine Stimme ruhig klingt, bin ich es innerlich nicht. Ich kann es einfach nicht glauben, dass sie überlebt hat und nun wieder mein Leben durcheinander bringt.

"Und dennoch meint sie, dass ihr zusammen gehört.", bringt sie gleich als Gegenargument.

"Und das obwohl du versucht hast, sie zu töten.", kommt es von Milos, was mich sogleich zu ihm schauen lässt. Seine Stimme klingt hart und sein Blick ist undurchdringlich. Nicht mal in diesem kann ich lesen, was er wohl gerade denkt oder fühlt. Es ist, als ob er eine unsichtbare Mauer zwischen uns aufgebaut hat. Weswegen ich einen Moment zögere, ehe ich antworte: "Ja. Ich habe mit ihr einen Fehler gemacht und musste diesen korrigieren."

"Einen Fehler? Und diesen korrigierst du, in dem du Jemanden tötest?", nun klingt er doch leicht aufgebracht. Was ich ihm nicht verübeln kann. Dennoch schmerzt es mich, dass er mich mit diesen Worten anklagt und sich mental weiter von mir entfernt. Seufzend schließe ich kurz meine Augen, wende dann meinen Blick von ihm ab und richte diesen auf die Tischplatte vor mir, wo immer noch die Tasse Tee steht. In Gedanken gehe ich dabei zurück, zu einer längst vergangenen Zeit.

"Im Jahre 1701. Es war gerade Frühling, als Luciano und ich uns entschieden mit einem kleinen Schiff zu verreisen. Damals gab es noch nicht diese riesigen Dampfer Schiffe, wie heute. Sondern eher Kleinere oder besser gesagt große Boote, die sich mit Hilfe von Segeln fort bewegten. Jedenfalls suchten Luciano und ich uns ein Kleineres aus, wo neben uns noch 12 weitere Passagiere und 11 Besatzungsmitglieder mitreisten. Die 12 Passagiere bestanden aus zwei Familien, eine bestehend aus 4 Personen und eine aus 5 Personen, ein älteres Ehepaar und einen allein reisenden Mann. Amia gehörte zu der 4 köpfigen Familie, sie war die jüngste Tochter eines reichen Kaufmannes und seiner Frau und hatte noch eine dreijährige ältere Schwester. Unser Schiff lief damals in Spanien aus und sollte ca. 20 Tage später in England wieder anlegen. Wir wollten damit umgehen, durch Frankreich reisen zu müssen. Da wir nur so wenig Passagiere waren, kamen wir sehr oft ins Gespräch und lernten uns etwas kennen. Dabei bemerkte ich, dass Amia mir wohl sehr angetan war und immer öfters meine Nähe suchte. Anfangs habe ich noch versucht, sie auf Abstand zu halten. Doch nach sechs Tagen, gab ich es dann auf. Ich mochte sie immerhin auch und genoss es, sie in meiner Nähe zu haben. Dennoch ließ ich sie nie zu nah an mich heran, weil ich nicht wollte, dass sie merkt, dass ich kein Mensch bin. Immerhin konnte ich nicht voraussehen, wie sie es aufnimmt und solange wir auf dem Boot waren, wollte ich nichts riskieren. Eine Massenpanik auf so engem Raum geht nun mal nie gut. Ich entschied für mich, zu warten bis wir wieder am Land sind, dort den Kontakt zu ihr noch eine Weile aufrecht zu erhalten und sie dann einzuweihen, wenn wir Beide eine Beziehung gewollt hätten. Doch dazu kam es nicht mehr.", ich mache eine kleine Pause, in der ich meine Gedanken und Erinnerungen sortiere, ehe ich mit meiner Geschichte fort fahre.

"Luciano und ich brauchten ab und an Blut, welches wir uns von den Besatzungsmitgliedern nahmen. Aber nie so viel, dass sie der Verlust geschadet hätte. Außerdem löschten wir auch immer die Erinnerung derjenigen, an das Geschehene. Wir waren immer vorsichtig, damit uns niemand sieht. Doch am achten Tag passierte es dennoch. Ich bemerkte nicht, dass Amia mir gefolgt ist, als ich mich für einen Moment entschuldigt habe und sie mit den Anderen an Deck zurück ließ. Jedenfalls hat sie mich gesehen, wie ich gerade von einem der Besatzung getrunken habe. Wir befanden uns unter Deck, etwas versteckt in einer Nische, wo uns normalerweise niemand entdeckt hätte, da wir da etwas geschützt vor neugierigen Blicken waren. Doch hatte man von dort einen guten Blick auf dem Gang. Ich schaute zufällig in die Richtung, während ich noch trank und so entdeckte ich sie, wie sie uns geschockt betrachtete. An ihren wirren Gedanken bemerkte ich, dass sie geradezu bestürzt war, um an eine Flucht zu denken. Bevor sie allerdings doch noch fliehen wollte, sorgte ich dafür, dass sich die Wunde an meinem unfreiwilligen Spender schloss und löschte seine Erinnerungen, nur um ihn daraufhin weg zu schicken. Danach kümmerte ich mich um Amia. Zuerst wollte ich ihre Erinnerungen daran löschen, entschied mich dann aber anders. Immerhin war es die Chance zu sehen, ob sie es akzeptieren kann, ob sie mich dann immernoch so sieht, wie bis zu diesem Zeitpunkt. Also erklärte ich ihr alles, was ich war und was es bedeutet, beantwortete dabei ihre Fragen, die sie mir stellte, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. Überraschenderweise nahm sie es gut auf. Es schien, als konnte sie wirklich damit umgehen und als ändere es nichts an ihren Gefühle für mich.", wieder mache ich eine kleine Pause, nutzte diese, um etwas von dem Tee zu trinken.

"Die nächsten Tage verbrachten wir noch mehr Zeit miteinander, lernten uns noch besser kennen. Dann am 12 Tag auf dem Meer, meinte sie, dass sie für immer bei mir bleiben möchte, dass sie mich liebt und ohne mich nicht mehr leben möchte. Einen Moment haderte ich noch mit mir, doch der Gedanke, sie für immer an meiner Seite zu haben, gefiel mir, also fragte ich sie, ob sie dafür auch eine von uns werden würde. Ohne zu zögern, sagte sie 'ja' und ich freute mich zu sehr über ihre Antwort, um zu bemerken, dass diese viel zu schnell, viel zu euphorisch kam, so als hätte sie nur auf diese Frage gewartet. Auch dass sie die Wandlung so schnell wie möglich wollte, noch auf dem Schiff, am liebsten am selben Tag, sorgte nicht dafür, dass ich misstrauisch wurde. Warum auch? Wir liebten uns, es konnte nur aus diesem Grund sein. Dachte ich jedenfalls.", seufzend schüttel ich meinen Kopf, ungläubig über meine Naivität damals.

"Luciano war nicht so begeistert davon. Er meinte wir sollten warten, bis wir am Land sind. Doch redetete ich solange auf ihn ein, bis er mir zu stimmte, mich aber bat, noch ein, zwei Tage zu warten. Ich wusste, dass er sie in der Zeit noch mal genauer beobachten wollte, besonders ihre Gedanken wollte er genauer durchforsten. Amia wusste, dass wir die Gedanken der Menschen lesen können. Doch das sagte ich Luciano nicht. Am 14. Tag war auch er damit einverstanden. Er merkte, dass Amia das wirklich wollte und konnte nichts negatives an ihren Gedanken feststellen, weswegen er etwas dagegen hätte haben können. Also wandelte ich sie noch an demselben Tag." Für einen Moment befand ich mich wieder in meiner damaligen Kajüte, sah sie neben mir auf dem Bett liegen, meine Zähne versenkt in ihrem Hals. Ich konnte ihr Blut auf meiner Zunge schmecken, ihren Puls fühlen, wie dieser immer schwächer wurde, je mehr ich von ihr trank. Und dann, kurz bevor ihr Herz aufhörte zu schlagen, bevor sie ihr Bewusstsein verlor, gab ich ihr mein Blut zu trinken, indem ich ihr mein aufgerissenes Handgelenk an ihren Mund legte. Ich spürte, wie sie gierig saugte, meinen Lebensaft in sich aufnahm, ehe sie erschöpft die Augen schloss und einschlief, während ihr Herz seinen Dienst quittierte.

Ich schließe für einen Moment meine Augen, um wieder in die Gegenwart zurück zu kehren, dann fahre ich mit meiner Erzählung fort. "Die Wandlung verlief ganz normal, es gab keine Komplikationen und so wie es sich gehörte, ließ ich sie als erstes von mir trinken als sie wieder aufwachte. Dabei stellte sich heraus, dass sie die Fähigkeit bekommen hatte, in die Vergangenheit Derjenigen, die sie Biss, zu sehen. Das passierte auch in dem Moment, was mich ziemlich schockierte, da ich ebenfalls sehen konnte, was sie sah. Es war der Moment, als ich selber gewandelt wurde und eine kurze Zeit danach. Ihr müsst wissen, dass mein Meister sich nicht an die Gesetze hielt. Im Gegenteil. Er liebte es Menschen zu quälen und sie zu töten, auf die grausamsten Weisen, die es gibt. Und er sorgte dafür, dass jeder, den er erschuf, es auch lieben lernte. Redete es uns ein, dass es die einzigste Art war, wie wir leben mussten, dass wir nur dafür existierten. Amia hat das gesehen, was wir damals getan haben, tun mussten, sie hat seine Worte gehört. Und es hat etwas in ihr angerichtet, etwas in ihr geweckt, was schon länger da war, doch verborgen. Nur bekam ich es zu dem Zeitpunkt nicht mit. Sie wusste es zu verstecken. Ich erklärte ihr, dass das was mein Meister damals gesagt hat, nicht stimmt. Wir müssen nichts davon tun, wir existieren nicht dafür. Auch erklärte ich ihr, dass es sogar verboten ist, erinnerte sie an die Gesetze die wir haben und die ich ihr schon zuvor erläutert hatte. Sie machte den Anschein, als würde sie es verstehen, mir glauben, besonders, nachdem ich ihr erzählte, dass ich nur ca. eine Woche bei diesem Vampir war, dann aber andere kamen, die ihn für den Bruch der Gesetze zum Tode verurteilten, genauso wie die meisten von den Vampiren, die er erschaffen hatte und die seine Ansichten teilten. Nur ein paar Wenige, darunter auch mich, die noch nicht verloren waren, ließen sie am Leben und nahmen diese fremden Vampire auf, um sie zu lehren und zu entscheiden, ob sie wirklich ein Recht haben weiter zu existieren."

Wieder mache ich eine Pause, lausche dabei in die Stille. Bisher hat noch keiner meiner drei Zuhörer etwas gesagt. Sie scheinen das Gehörte erst mal zu verarbeiten. Ich lasse ihnen die Zeit, auch wenn meine Geschichte noch nicht vorbei ist. Cecilia spielt nachdenklich mit ihrer Tasse, die schon leer ist, ihre Großmutter schaut mich einfach nur an, mit gerunzelter Stirn und wachen Augen, denen nichts zu entgehen scheinen. Und Milos... Auch er sieht zu mir, nachdenklich, die Lippen fest aufeinander gepresst. Doch als er bemerkt, dass ich seinen Blick erwidere, spricht er mich an.

"Dann hast du also, wie dein Meister, Menschen getötet? Einfach so? Weil er es dir gesagt hat?", er fragt dies, ohne eine erkennbare Emotion. So als würde er sich nach dem Wetter erkundigen.

"Ja, das habe ich. Einfach nur, weil er es mir gesagt hat. Weil er es wollte.", antworte ich ihm, doch dann stocke ich kurz und schüttle den Kopf. "Bis auf ein paar bestimmte Menschen. Diese wollte ich töten."

"Warum?", die Frage kam nun doch etwas atemlos aus seinem Mund, so als hätte er Angst vor der Antwort.

"Weil sie mir das wichtigste in meinen Leben genommen haben. Das Einzigste, warum ich überhaupt so lange am Leben war.", bei diesen Worten kann ich nicht verhindern, dass mein Blick kurz zu Cecilia schweift. Was natürlich nicht unbemerkt bleibt. Als ich wieder zu Milos sehe, erkenne ich, dass es ihm aufgefallen ist, aber nicht nur ihm, auch seiner Großmutter, wie ich an ihren Gedanken bemerke.

"Was? Oder sollte ich besser fragen, wen?", möchte der Junge neben mir wissen, wobei er mit seiner Vermutung, dass es ein 'wen' ist richtig liegt.

"Meine Schwester." Nach diesen zwei Worten mache ich erst mal eine kleine Pause, warte auf irgendeine Reaktion. Doch als diese ausbleibt, ergänze ich: "Sie war die einzige Familie, die ich hatte, nachdem unsere Eltern uns verkauft hatten. Ich konnte die Menschen, die sie brutal aus dem Leben gerissen hatten, nicht ungeschoren davonkommen lassen." Ich weiß selbst nicht, warum ich mich, mein damaliges Verhalten, nun rechtfertigen muss. Habe ich doch schließlich nichts falsches gemacht. Immerhin war Selbstjustiz damals kein Verbrechen. Es wurde toleriert, solange man einen triftigen Grund dafür hatte. Und den hatte ich.

Doch auch jetzt sagt keiner etwas dazu. Milos sieht nachdenklich auf die Tischplatte, seine Schwester ebenso. Nur die ältere Frau sieht mich weiterhin an, ihr Blick durchdringt förmlich den Meinen, so als wolle sie mir bis auf den Grund meiner Seele schauen. Falls ich überhaupt so etwas besitze. Ich halte ihren Blick stand, bis sie sich kurz abwendet, ehe sie fragt: "Wie ging es weiter, mit Amia?"

Nun bin ich Derjenige, der nachdenklich auf die Tischplatte sieht. Muss ich doch erst mal überlegen, wo ich aufgehört hatte zu erzählen. Als es mir wieder einfällt, fange ich an, die Geschichte fortzuführen: "Die darauffolgenden Tage zeigte ich Amia, wie sie von einem Menschen trinken kann, ohne diesen Schaden zuzufügen. Genauso, wie sie den Menschen für die Zeit, wo sie von ihm trink, manipulieren kann und seine Erinnerungen verändern kann. Auch zeigte ich ihr, wie sie sich bewegen und verhalten musste, damit es niemanden auffällt, dass sie kein Mensch mehr war. Es darf immerhin niemand erkennen, was wir wirklich sind. Ich trainierte auch mit ihr, damit sie ihre Fähigkeit besser unter Kontrolle hat. Da ich sie diese an mir testen ließ, erfuhr sie alles über meine Vergangenheit. Ich dachte mir nichts weiter dabei, auch wenn es mich schon etwas störte. Gibt es doch Dinge in meiner Vergangenheit, die ich gerne ruhen ließ, an die ich einfach nicht gerne denken möchte. Doch durch ihr, wurde ich immer wieder damit konfrontiert, weil ich es ebenfalls sehen konnte, es förmlich noch einmal erlebte."

Kurz schüttle ich den Kopf, um das erdrückende Gefühl, welches mich bei der Erinnerung überkommt, los zu werden, ehe ich fortfahre: "Amia lernte schnell, weshalb ich sie auch nach zwei Tagen allein unter den Menschen lassen konnte, ohne mir Gedanken zu machen, dass sie uns durch eine unbedachte Geste unabsichtlich verraten könnte. Ich vertraute ihr einfach und dachte auch nicht daran, dass sie es absichtlich tun könnte. Genauso wie ich darauf vertraute, dass sie sich an unsere Gesetze hielt. Doch wiederum zwei Tage später, es war der 18. Tag auf dem Meer, bemerkte ich, dass von den Menschen drei fehlten. Es waren zwei von der Crew und der allein reisende Mann. Auch den anderen Menschen fiel es auf und sie konnten nicht verstehen, wo diese abgeblieben waren. Haben wir schließlich nie irgendwo angelegt. Luciano und ich lasen die Gedanken der Menschen, um herauszufinden, ob nicht doch Jemanden etwas aufgefallen ist oder ob sogar Jemand für dessen Verschwinden verantwortlich war. Doch konnten wir auch somit nichts herausfinden. Auf Lucianos Wunsch hin, las ich auch die Gedanken von Amia. Doch auch in ihren war nichts auffälliges. Allerdings, wusste sie auch, dass ich dazu in der Lage bin, so brauchte sie nur an etwas harmloses denken und konnte mich somit an der Nase herumführen. Dass sie das wirklich tat, bemerkte ich an unserem letzten Tag der Reise. Der Hafen, an den wir anlegen wollten, war schon zu sehen, es dauerte aber noch einen halben Tag, bis wir ankamen. Es war schon spät abends, als auffiel, dass wieder einer verschwunden war, wieder einer von der Crew. Zu der Zeit befanden sich immer alle an Deck, irgendjemand spielte Musik und die Anderen redeten miteinander, einige tanzten sogar. Somit fiel schnell auf, wenn Jemand fehlte, schon weil niemand ging, ohne bescheid zu sagen. Es war aber nicht nur das Mitglied der Crew, welcher nicht anwesend war, sondern auch Amia, die sich vorher bei mir abgemeldet hatte, da sie eine Jacke aus ihrer Kajüte holen wollte. Auch wenn sie als Vampir nicht mehr fror, hätte sie es doch als Mensch getan. Immerhin war erst Frühling und die Nächte und Abende noch recht kühl. Nachdenklich meldete ich mich bei Luciano ab, immerhin war Amia doch schon etwas zu lange weg, um nur eine Jacke zu holen. Also ging ich unter Deck, in den Gang, wo die Kajüten lagen und da sah ich sie. Sie stand mitten im Gang, in ihren Armen der Vermisste von der Crew. Ihre Zähne hatte sie in seinen Hals geschlagen und gierig trank sie sein Blut. Ihre rot unterlaufenen Augen lagen forschend auf mir, während mir auffiel, dass der Mann keinen Puls mehr hatte und seine vor Schreck geweiteten Augen leer waren. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als sie den Mann losließ und auf mich zu kam. Für einen kurzen Moment waren ihre blutverschmierten Lippen zu einem irren Grinsen verzogen und in ihren Augen blitzte der Funke des Wahnsinns durch. Doch dann, gerade als der leblose Körper dumpf auf den Boden aufschlug, sie ihre Zähne wieder einzog und das rot aus ihren Augen schwand, wirkte ihr Blick wieder unschuldig und ein sanftes, liebliches Lächeln umspielte ihren Mund."

Für einen Moment war mir so, als könne ich sie wieder vor mir sehen, diese Szene von damals, die mir zeigt, wie Amia wirklich ist und meine Zukunftsträume mit ihr zu nichte machte.

"Ich fragte sie, was das hier sollte, warum sie den Mann getötet hatte. Sie meinte, dass es nun mal ihre Natur ist. Dass dieser Mann doch eh nur ein wertloser Mensch war, nichts weiter als Nahrung. Ich erklärte ihr noch einmal, dass das nicht stimmt, dass wir die Menschen nicht töten müssen, nicht töten dürfen, dass sie nicht nur Nahrung sind. Meinte, dass ich dachte, sie hätte es verstanden, unsere Gesetze. Doch sie schüttelte nur den Kopf, meinte, dass ich Derjenige sei, der nicht versteht. Sie meinte, dass sie schon länger wusste, dass die Menschen nicht die Herrscher dieser Welt sind, wie sie immer denken. Sondern der Abschaum, der nur lebt, weil er für uns als Nahrung und Spielzeug dient. Amia dachte wirklich schon länger so, sie konnte diese Gedanken nur immer gut geheim halten, selbst vor uns Vampiren. Ich erfuhr nun auch von ihr, dass sie schon von Anfang an wusste, was ich bin, dass sie es ein paar Tage vorher in der Stadt, von wo wir mit dem Boot gestartet sind, erfahren hatte. Sie hatte mich gesehen, wie ich dort von einem Menschen getrunken hatte, wie ich dafür sorgte, dass dieser Mensch unsere Begegnung vergaß und wie ich ihn nach Hause schickte. Als wir uns auf dem Boot getroffen hatten, hat sie diesen Plan geschmiedet, dass sie mich dazu bringt, sie zu wandeln, damit sie endlich zu den Stärksten gehört und die, ihrer Meinung nach, schwachen Menschen benutzen kann, wie sie wollte. Ich erfuhr auch, dass sie auch die anderen Vermissten getötet und ihre Leichen einfach im Meer entsorgt hatte. In dem Moment erkannte ich, dass ich sie nicht retten konnte, dass sie schon längst verloren war, für mich, für diese Welt. Sie dürfte nicht länger existieren, weil sie eine Gefahr war, für die Menschen und für uns. Noch während sie versuchte, mir einzureden, dass es nun mal unsere Art war, unser Recht war, über das Leben der Menschen zu bestimmen, wir nun mal über sie herrschen sollten, betrat ein weiterer von der Besatzung den Flur. Er sah uns und seinen Kollegen, der reglos am Boden lag. Amia bemerkte ihn gleichzeitig mit mir und wollte sich auf ihn stürzen. Das Weiß ihrer Augen hatte sich schon rot gefärbt und ihre Fangzähne sind zum Vorschein gekommen. Ich reagierte schnell, hielt sie fest und sagte dem Mann hinter mir, dass er den Anderen Bescheid sagen soll, sie sollten den Anker werfen und alle mit den Rettungsbooten zum Ufer rudern. Ich würde mich um sie kümmern. Ich sagte ihm auch, dass was er eh schon sah, dass sie kein Mensch ist und ich weiß, wie man mit diesen Wesen umgehen muss. Dass ich weiß, wie ich sie vernichten kann. Ohne weitere Fragen zu stellen, verschwand er wieder an Deck und führte meine Befehle aus. Ich selber schnappte mir Amia, warf sie mir über die Schulter und ging mit ihr weiter runter, in den Unterdeck des Bootes, wo die Kerker waren. Zu dieser Zeit hatte jedes Boot so etwas. Amia war zum Glück noch ein junger Vampir, weswegen sie mir unterlegen war und ich sie ohne große Probleme in den Kerker werfen und sie in Ketten legen konnte. Zusätzlich fügte ich ihr noch schwere Verletzungen zu, damit sie ausblutete. Somit verlor sie auch das Bewusstsein und konnte sich erst Recht nicht mehr aus ihrer Lage befreien. Danach ging ich hoch, vergewisserte mich, dass niemand mehr an Bord war und beschädigte dann das Boot, damit es sank. Rechtzeitig sprang ich dann selber noch ins Meer und schwamm zu einem der Rettungsboote, in das ich mich dann ziehen ließ. In diesem war auch Luciano, den ich noch die genaueren Umstände per Gedankenübertragung mitteilte."

Damit beende ich meine Geschichte aus meiner Vergangenheit. Und während meine drei Zuhörer noch das eben gehörte verarbeiten, befinde ich mich gefühlsmäßig immer noch in dieser Zeit. Spüre den rauen Wind des Meeres auf meiner Haut, in meinen Haaren, spüre das leichte Schaukeln des kleinen Bootes und höre Lucianos Worte, höre wie er mir sagt, dass ich das Richtige getan habe, auch wenn ich im Moment das Gefühl habe, das Mädchen, welches ich liebe, verraten zu haben.

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