Kapitel 2 - gemeinsame Zeit
Nach der Schule hole ich meine Harley-Davidson vom Parkplatz und fahre damit bis zum Eingangstor der Schule, wo Cecilia, die Schwester von Milos, steht und auf ihre Großmutter wartet. Vor ihr bleibe ich stehen, nehme meinen Helm ab und schaue mich suchend um.
"Wo ist dein Bruder?", frage ich das Mädchen, welches mich erst leicht erschrocken und schüchtern ansieht. Doch dann blinzelt sie auf einmal irritiert und kommt näher zu mir, so dass sie fast das Motorrad berührt.
"Er ist noch mal rein. Hat was vergessen.", erklärt sie leise und sieht zum Schulgebäude, als erwarte sie, ihn schon auf uns zukommen zu sehen. Allerdings ist er noch nicht in Sicht, so schaut sie wieder zu mir, immer noch leicht schüchtern, doch auch neugierig.
"Du bist Darius, oder?", erkundigt sie sich und ich nicke zur Antwort. Doch scheint ihr das zu reichen, da sie gleich weiter redet: "Milos hat mir von dir erzählt. Na ja... Eigentlich redet er ständig von dir." Das überrascht mich jetzt doch. Bin ich ihrem Bruder doch so gut es ging aus dem Weg gegangen. Wie kann er dann so viel über mich zu erzählen wissen?
"Er hat mir erzählt, dass du heute mit zu uns kommst, wegen einer Hausarbeit, die ihr zusammen machen müsst.", erzählt sie weiter, ohne darauf zu achten, dass ich gar nicht antworte. Was soll ich auch schon dazu sagen? Allerdings wundert es mich schon, dass sie so locker mit mir redet. Soweit ich gesehen habe, tut sie es sonst nicht, mit den anderen Mitschülern, außer Milos ist dabei, dann ist sie sehr offen und fröhlich. Doch sobald sie allein mit den Anderen gelassen wird, ist sie eher zurückhaltend und wirkt schüchtern, beziehungsweise eher eingeschüchtert.
"Das freut mich. Ich meine... Weil Milos eher dachte, dass du ihn nicht magst, da du ihn meistens ignoriert hast. Daher hat er auch angenommen, dass du diese Hausarbeit lieber getrennt von ihm erledigen wolltest, also so, dass Jeder einen Teil heraus arbeitet."
"Wieso sollte ich ihn nicht mögen? Ich kenn ihn doch gar nicht.", meine ich verwirrt, über die ganzen Informationen.
"Na ja... Manchmal passiert es doch, dass man weiß, dass man Jemanden nicht mag, sobald man ihn das erste Mal sieht.", erwidert sie schulterzuckend.
"Hm... Kann sein. Ging mir mit Milos jetzt aber nicht so.", erkläre ich und ergänze dann noch: "Ich ignoriere alle die meiste Zeit über. Das hat bei mir nichts zu sagen. Ich hab kein großes Interesse an Gesellschaft."
"Das kenn ich. Ich halte mich auch lieber von allen fern, die nicht zur engeren Familie gehören."
"Wieso? Magst du etwa niemand Fremden?", auch wenn ich es nur aus Spaß frage, wegen ihrer Behauptung zuvor, bin ich doch ernsthaft interessiert.
"Nein. Das nicht.", wehrt sie sofort ab. "Es ist eher..." Sie stockt plötzlich in ihrer Erklärung und runzelt verwirrt die Stirn. Und da sie nicht weiter redet, entscheide ich mich dazu, mal auszuprobieren, ob ich ihre Gedanken lesen kann. Das mit Milos irritiert mich doch mehr, als ich erst annahm.
>Wieso hab ich keine Angst vor ihm?<, kann ich ihre Gedanken klar und deutlich hören. Und ja... Die Frage könnte ich mir auch stellen. Wobei... Ich eigentlich die einzige Person von uns Beiden sein sollte, der dieser Gedanke kommen sollte. Wieso sollte sie auch wissen, dass sie eigentlich Angst vor mir haben müsste?
"Normalerweise machen mir Fremde immer Angst. Ich weiß nicht warum, aber... Es ist einfach so.", meint sie plötzlich, immer noch leicht irritiert. "Es fällt mir auch eigentlich schon schwer, mich mit Personen, die nicht zu meiner engeren Familie gehören, zu reden oder nur in ihrer unmittelbaren Nähe zu sein. Nur bei dir ist das irgendwie anders. Ich hab das Gefühl, ich könnte dir vertrauen.", bei den letzten Sätzen schüttelt sie ungläubig den Kopf.
Bevor ich allerdings etwas darauf sagen kann, hält vor uns ein Auto und im selben Moment kommt ein Junge ziemlich außer Atem neben uns zu stehen.
"Noch rechtzeitig geschafft.", meint Milos grinsend, während er zu dem Auto schaut, aus dem eine ältere Frau aussteigt.
"Alles in Ordnung?", fragt diese, während sie mich misstrauisch mustert.
"Ja, Grandma. Ich hatte nur was vergessen und musste noch mal rein.", erklärt der Junge, während Cecilia zu der Frau geht und ihr mit den Worten: "Hi, Grandma." einen leichten Kuss auf die Wange gibt.
"Das ist übrigens Darius. Ein Klassenkamerad von Milos. Wir haben uns etwas unterhalten, während wir hier gewartet haben.", meint sie dann noch und steigt in das Auto, natürlich auf die Rückbank.
"Was?", kommt es überrascht, sowohl von ihrem Bruder, als auch von ihrer Großmutter. Das scheint wohl wirklich nicht so üblich zu sein. Nachdenklich sehe ich nun zu dem Mädchen, welches mit ihren Schultern zuckt und meint: "Er scheint nett zu sein." Als ob das ihr Verhalten erklärt.... Außerdem verstehe ich nicht, woher sie glaubt, dass zu wissen.
"Ähm... Okay... Wie auch immer. Darius kommt noch mit zu uns. Wir müssen gemeinsam an einer Hausarbeit schreiben.", erzählt Milos, nachdem er die Aussage seiner Schwester einfach mal so stehen lässt, wenn auch immernoch verwirrt darüber. Die ältere Frau nickt nur nachdenklich, während ihr stechender Blick weiter auf mir ruht. Mein Klassenkamerad steigt nun ebenfalls auf der Rückbank in das Auto, genauso wie die Großmutter der Beiden, nur dass sie sich auf den Fahrersitz gleiten lässt. Kurz darauf startet sie den Wagen.
Wie, als wäre es ein Startsignal, setze ich mir meinen Helm wieder auf und lasse mein Motorrad an, um ihr gleich nach fahren zu können. Eigentlich bräuchte ich keinen Helm. Ein Unfall würde mich nicht gleich töten, solange ich nicht meinen Kopf dabei verliere. Allerdings wurde ich schon ein paar mal von der Polizei angehalten. Nicht, dass ich es nicht schaffe eine Strafe zu entkommen, doch ist es einfach nur nervig, wenn man ständig angehalten und wegen dem selben Scheiß belehrt wird. Da vermisse ich doch echt die Zeiten, wo es noch keinen interessiert hatte, ob man einen Helm trägt oder nicht.
Wir fahren etwa 10 Minuten, dann biegt das Auto vor mir auf das Grundstück eines Einfamilienhauses ein und fährt dort in die offene Garage. Ich parke mein Motorrad vor der Garage und steige ab. Genau in dem Moment kommt Cecilia auf mich zu, hinter ihr sehe ich ihre Großmutter, die uns nicht aus den Augen lässt.
"Milos ist schon rein. Du kannst dein Motorrad auch in die Garage stellen, wenn du magst. Ich werde Tee aufsetzen. Ich hoffe du magst Kräutertee.", erzählt sie aufgeregt und ich nicke einfach. Es ist nicht so, dass ich mich mit Tee auskenne.
"Super.", meint sie noch erfreut und begibt sich dann ins Haus. Kurz sehe ich ihr noch nach, dann hänge ich meinen Helm ans Lenkrad vom Motorrad und schiebe es zur Garage, vor der immer noch die ältere Frau steht.
"Guten Tag. Ich bin Darius, ein Klassenkamerad von Milos.", stelle ich mich selber noch mal vor, obwohl das ja schon Cecilia übernommen hat. Mir soll schließlich niemand vorwerfen, unhöflich zu sein.
"Ja. Das hab ich mitbekommen.", erwidert die ältere Frau und kneift ihre Augen zusammen, bevor sie fragt: "Was willst du von meinen Enkelkindern?"
"Nichts.", meine ich verwirrt über diese Frage. "Es ist nur, wie Milos schon sagte, dass wir zusammen etwas für die Schule ausarbeiten sollen. Sozusagen als Gruppenarbeit."
"Hm...", kommt es misstrauisch von ihr, während sie ihren Blick über mich schweifen lässt. "Ich weiß, dass du kein Mensch bist. Das kann ich spüren. Sei dir gewiss, dass ich nicht zulassen werde, dass dunkle Mächte meine Familie schaden." Überrascht hebe ich meine Augenbrauen. Sie kann es spüren? Interessant.
Um heraus zu finden, was sie wirklich über mich weiß, dringe ich in ihre Gedanken ein, was auch bei ihr kein Problem darstellt. Somit erfahre ich, dass sie zwar weiß, dass ich kein Mensch bin, aber nicht genau was. Dennoch spürt sie die Gefahr die von mir ausgeht und das obwohl ich nicht vorhabe ihr oder ihrer Familie etwas anzutun. Allerdings kann sie das nicht wirklich einschätzen.
"Dann kann ich sie beruhigen. Ich kenne die Gesetze, die für alle magischen und übernatürlichen Wesen gelten und halte mich an ihnen. Ich habe kein interesse daran, ihnen oder ihrer Familie Schaden zuzufügen.", erkläre ich ihr und hoffe, dass es sie beruhigt. Und tatsächlich kann ich sehen, wie sie sich leicht entspannt und obwohl sich um ihre Lippen ein leichtes Lächeln legt, ist ihr Blick warnend.
"Es überrascht mich, dass du es so einfach zugibst. Doch gerade deswegen werde ich dir vorerst glauben. Sei aber gewarnt. Ich werde dich im Auge behalten und sollte ich mitbekommen, dass du doch vorhast uns etwas anzutun, wirst du es bitter bereuen." Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht in die Garage und dort dann zu einer Tür, die wohl in das Hausinnere führt. Ich folge ihr, stelle meine Harley-Davidson Thunderbike innerhalb der Garage ab und betrete kurz darauf das Haus, indem auch sie kurz zuvor verschwunden ist.
Die Tür, die zur Garage führt, schließe ich hinter mir und schaue mich dann erst mal um. Ich stehe in einem Flur, an einem Ende, wie es scheint. Neben mir befindet sich eine Treppe, die nach oben führt, und den Gang entlang befinden sich drei weitere Türen. Eine auf der rechten Seite von mir, die wohl nach draußen führt und zwei auf linken Seite. Ich schätze, dass eine davon in die Wohnstube führen wird und die andere in die Küche. Aus einen der zwei Räume kann ich Stimmen vernehmen und entscheide zu Diesem zu gehen. Die Tür ist offen und ich erkenne, dass es sich dabei um die Küche handelt. Dort sind auch die drei Bewohner, dieses Hauses. Milos sitzt auf einem Stuhl am Esstisch, genauso seine Großmutter, die ihm gegenüber sitzt, Cecilia steht am Herd und scheint etwas zum essen zuzubereiten.
"Darius, setzt dich ruhig zu uns. Meine Schwester macht uns noch was zu essen, damit wir etwas Stärkung bei unserer Hausarbeit haben.", meint Milos und winkt mich zu sich. Mit einem Kopfnicken gehe ich zu ihm und setze mich neben ihn auf den freien Stuhl. Nun sehe ich auch, dass mein Klassenkamerad ein Tablet vor sich liegen hat, sowie ein Block und Schreibutensilien. Ein Blick auf sein Tablet zeigt mir, dass er sich in unserer Thema "Die französische Revolution" reinliest. Wo war ich eigentlich zu der Zeit? Auf jeden Fall in Europa und ich glaube sogar ein paar Mal in Frankreich.
"Ja, ich dachte, ich mache ein paar Pancakes. Ich hoffe du magst sie.", holt mich Cecilia aus meiner Erinnerung.
"Sicher.", erwidere ich, obwohl ich keine Ahnung habe, was das überhaupt sein soll. Es ist einfach schon zu lange her, dass ich gezwungen war, etwas zu essen, als ich in der Gegenwart von Menschen war. In der Schule konnte ich mich bisher immer rausreden. Allerdings habe ich das Gefühl, dass es mir hier nicht gelingen würde. Jedenfalls nicht, wenn ich kein Misstrauen erregen möchte. Reicht schon, dass eine Person hier weiß, dass ich kein Mensch bin. ... Allerdings wäre es auch interessant zu wissen, ob die zwei Geschwister ebenfalls über die Existenz von übernatürlichen und magischen Wesen Bescheid wissen.
"Wie wollen wir den Aufsatz eigentlich aufbauen? Und was genau wollen wir über diese Zeit überhaupt schreiben?", reißt mich nun der Junge aus den Gedanken. Da ich ihn daraufhin nur fragend und leicht irritiert ansehe redet er einfach weiter. "Also... Ich dachte mir, dass es vielleicht interessant wäre, nicht nur allgemein über die Revolution zu schreiben, sondern auch über anderes, was in der Zeit war. Wichtige Ereignisse, oder was gerade angesagt war, von der Mode her, der Musik und so..."
"Hm... Wir können ja erstmal alles was wir über die Zeit finden, heraus suchen und in Stichpunkten aufschreiben und dann schauen wir, was wir nehmen und schreiben es ausführlicher.", schlage ich vor, da mir seine Idee gefällt. Milos nickt darauf und fängt an, sich stichpunktartig zu notieren, nach was wir suchen sollen. Währenddessen hole ich mein eigenes Tablet aus meiner Schultasche.
"Vielleicht sollten wir unsere Mail-Adressen austauschen, dann können wir das was wir gefunden haben uns zu mailen und brauchen so nicht alles doppelt suchen.", meint mein Klassenkamerad.
"Hm... Okay.", stimme ich zu. Eigentlich hat er auch Recht, warum sollten wir uns die Arbeit auch doppelt machen. Dann hätten wir gleich alleine, also Jeder für sich, arbeiten können. So brauchen wir aber nur ein Dokument, welches wir hin und her schicken können, zum bearbeiten. Um Milos nicht beim Schreiben zu stören, hole ich mir einen Stift aus meiner Schultasche und schreibe ihm meine Mail-Adresse am Rand von seinem Block, auf dem er gerade die Notizen schreibt, auf. Dann wende ich mich meinem Tablet zu und fange an, nach Informationen zu suchen, die interessant sein könnten. Allerdings komme ich nicht weit, da sich Cecilia plötzlich bemerkbar macht, indem sie zwei Teller auf den Tisch stellt, auf denen ein Turm von flachen teigartigen runden Dingern sind über die eine helle Soße, die verdächtig nach Ahornsirup aussieht und auch so riecht, verteilt ist.
"Jetzt essen wir erstmal. Ihr könnt nachher weiter arbeiten.", meint sie dazu und holt noch mal zwei Teller mit genau dem Selben, genauso wie Besteck und vier Tassen mit Tee. Als Jeder etwas zu Essen und zu Trinken vor sich stehen hat, setzt sie sich ebenfalls.
"Dann hau ich mal rein.", meint Milos und schnitt sich ein Stück von dem Turm ab, während ich ihn nur verwirrt ansehe.
Sagt man das heute so?
Beinahe hätte ich diese Frage auch noch laut gestellt, doch als sich die Großmutter der Beiden über die Tischmanieren, ihres Enkels beschwert, bin ich froh, dass nicht getan zu haben.
"Milos! Das heißt immer noch, 'Ich wünsche einen guten Appetit'!", weist die ältere Frau den Jungen zurecht, der allerdings nur frech grinst und genüsslich diesen Teig isst.
"Guten Appetit!", kommt es von Cecilia, die nun ebenfalls anfängt zu essen. Ich mache es ihr gleich, indem ich ebenfalls einen 'Guten Appetit' wünsche und vorsichtig etwas von dem Teigturm abschneide. Genauso vorsichtig stecke ich es mir in den Mund. Nicht, dass ich glaube, dass sei vergiftet. Es ist eher so, dass ich nicht weiß, was mich erwartet. Bedacht kaue ich und lasse mir den Geschmack auf der Zunge zergehen.
"Hm... Das ist lecker.", meine ich, nachdem ich es runtergeschluckt habe. Und ich meine das wirklich so. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal, sowas leckeres gegessen habe. Oder ob ich überhaupt mal sowas leckeres gegessen hatte.
"Man könnte glatt meinen, du isst das zum ersten Mal!", kommt es belustigt von Milos, während seine Schwester leicht rot wird.
Ist auch so... Es wäre wahrscheinlich merkwürdig, dass zuzugeben...
"Nur noch nie so gute ..." wie nannten sie das? Ach ja... "Pancakes.", erwidere ich stattdessen und esse weiter.
"Danke! Es freut mich, dass es dir schmeckt.", freut sich Cecilia über mein Kompliment, während mich ihre Großmutter forschend ansieht. Sie glaubt mir einfach nicht, was ich in ihren Gedanken lesen kann. Also... sie glaubt schon, dass es mir schmeckt, allerdings nicht, dass ich das schon mal gegessen hatte.
"Sag mal Darius... Mal was anderes.", lenkt Milos plötzlich vom Thema ab. "1343, für was steht das?" Zuerst sehe ich ihn nur verwirrt an, dann schaue ich auf den Block, wo er auf meine Mail-Adresse tippt. '[email protected]'
Mein Geburtsjahr, was sonst?
"Das steht für 13.04.2003.", antworte ich, da ich vermute, dass die Wahrheit ihn eher verwirren oder schocken würde.
"Dein Geburtsdatum?", fragt er gleich weiter und sieht mich interessiert an.
"Nein. Der von irgendeiner Person, die ich nicht kenne.", das sage ich ironischer, als ich es meine. Immerhin stimmt es ja. Weder wurde ich 2003 geboren, noch an einem 13. April. Allerdings weiß ich gar nicht, an welchem Tag oder welchen Monat ich geboren wurde, nur das Jahr ist mir bekannt. ... Doch irgendwer wird sicher an diesem Datum geboren worden sein.
Milos sieht mich, auf meine Worte hin, mit großen Augen und offenen Mund an, dann jedoch schüttelt er den Kopf mit einem Schmunzeln im Gesicht, während seine Schwester leise vor sich hin kichert.
"Du kannst ja sogar witzig sein.", kommt es von den Jungen neben mir.
"Wieso sollte ich nicht witzig sein?", frage ich erstaunt.
"Na ja... Weil man bei dir immer das Gefühl hat, dass du mit niemanden etwas zu tun haben willst und dich aus allem raushältst.", meint er nur schulterzuckend und ergänzt noch nachdenklich: "Wobei das eher Gründe sind, um zu sagen, dass man es ja nicht wissen kann, da du keinem die Chance lässt, deine witzige Seite kennen zu lernen."
"Hm...", mache ich nachdenklich. Immerhin hat er ja Recht. Aber... Was nützt es mir, Jemanden die Chance zu geben, mich besser kennen zu lernen, wenn ich doch nie wirklich ehrlich zu der Person sein kann. Schließlich kann ich ja nicht sagen, was ich wirklich bin und muss so immer bei vielen Dingen lügen. Selbst wenn es nur sowas simples, wie mein Geburtstag ist und somit auch mein Alter. Schon zuzugeben, dass man gewisse Sachen nie gegessen hat, obwohl es für einen jungen Amerikaner in meinem angeblichen Alter mit zu den Hauptnahrungsmitteln gehört, würde einfach nur misstrauen erwecken.
"Ich kann witzig sein, wenn ich will.", erkläre ich nach einer Weile, woraufhin Milos niedergeschlagen seufzt.
"Wieso willst du nicht, dass dich jemand kennenlernt?", erkundigt er sich und sieht mich leicht traurig, aber auch neugierig an.
"Wieso würdest du es wollen?", stelle ich ihm als Gegenfrage.
"Weil ... ich dich mag, glaube ich. Und weil ich dich interessant finde. Außerdem... ist da etwas zwischen uns. ... Also... ich meine... als wir uns das erste mal in die Augen gesehen haben, da war doch was. ... Und ich dachte, du hättest es auch gespürt und deswegen hatte ich mich auch neben dich gesetzt.", während er dies sagt, wurde er zum Ende hin immer leiser, dennoch kann ich ihn gut verstehen.
"Du würdest mich nicht mögen, wenn du mich richtig kennen lernen würdest.", meine ich seufzend, aber nicht nur, weil ich ihn abwimmeln möchte, sondern weil ich das wirklich glaube.
"Wieso? Was soll ich denn schon schlimmes über dich erfahren, was mich dazu bringt, dich nicht mehr zu mögen?", kommt es gleich neugierig von Milos.
"So einiges...", murmle ich nur vor mich hin, dennoch hat er mich wohl verstanden.
"Das glaub ich nicht. Selbst wenn du mir sagen würdest, dass du mal jemanden getötet hättest, würde das nicht meine Meinung zu dir ändern.", behauptet er, woraufhin ich ihn nur skeptisch ansehe.
"Ähm... Hast du doch nicht, oder?", fragt er auch sogleich und bringt mich dazu, kurz belustigt zu lachen.
"Ich dachte, es sei dir egal?", necke ich ihn.
"Ist es auch! Wenn es so ist, dann hattest du sicher einen guten Grund dazu.", kontert er mit kindlichem Trotz, was mich nur ungläubig den Kopf schütteln ließ.
"Und was, wenn mein Grund einfach nur der wäre, weil ich ..."
... dazu gezwungen wurde? Weil man mir eingeredet hat, dass es in meiner Natur liegt? Das ich keine andere Wahl hätte, weil es das ist, was ich bin? Oder weil ich es tun musste, weil die andere Person sonst ein Blutbad angerichtet hätte?
"... es kann?" Natürlich spreche ich nichts von dem aus, was ich denke, obwohl es die Wahrheit wäre.
"Dann würde ich es dir nicht glauben.", meint Milos und erklärt noch: "Du hast kurz gestockt, so dass man merkt, dass das nicht stimmen kann." Da hat er recht. Ich würde nie töten, nur weil ich es kann. Dennoch... Habe ich es getan und das nicht gerade auf eine schöne Art. Er wäre einfach nur geschockt, wenn er davon erfahren würde.
"Wir sollten uns jetzt auf die Hausarbeit konzentrieren.", versuche ich abzulenken und zeige auf den Block vor ihm. Während er enttäuscht seufzt, schiebe ich den Teller, den ich während unseres Gesprächs geleert habe zur Seite und ziehe mein Tablet näher zu mir und entsperre das Display. Auch Milos holt sein Gerät aus dem Ruhezustand.
Cecilia räumt das Geschirr weg und verlässt dann mit der älteren Frau die Küche, letztere nicht, ohne mir nochmal einen warnenden Blick zu zuwerfen. Sie meinen, dass sie uns in Ruhe arbeiten lassen wollen, weswegen sie uns allein lassen.
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