Kapitel 11 - Verdammt...
Ein kleiner Hinweis zu diesem Kapitel. Hier findet zwei Mal ein Charakterwechsel statt. Ist aber gekennzeichnet.
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Am nächsten Tag, nach der Schule stehe ich auf dem Parkplatz bei meinem Auto, einem Cadillac CT5V, in rot mit schwarzen Felgen. Als ich heute Morgen mit dem Auto hier ankam und geparkt hatte, fragte mich Milos, ob ich nicht ein weniger auffälliges Modell hätte nehmen können. Ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte. Was so auffällig an dem Auto sein soll. Erst als ich die verwunderten und neidischen Blicke unserer Mitschüler bemerkt hatte und in ihren Gedanken gelesen hatte, was für eine Luxuskarre es wohl wäre, wie ich mir diese leisten könnte und warum ich damit hier auftauche, dass wirke wohl sehr angeberisch, wurde mir klar, was er meinte. Dabei will ich dies doch gar nicht, angeben, womit auch immer. Mir war nicht mal bewusst, das dieser Cadillac so ein Luxus-Auto sein soll. Es ist nur... Er ist unter unseren Autos mein Liebling. Er fährt sich einfach so toll. Und er sieht cool aus.
Zum Glück bin ich jetzt der letzte Schüler, dessen Auto noch hier auf dem Parkplatz steht. Die Schule ist ja auch schon seit zwanzig Minuten aus. Und seit zehn Minuten stehe ich hier und warte auf Milos und Cecilia. Mein Freund wollte sie suchen gehen, nachdem sie zehn Minuten nach Unterrichtsende immer noch nicht aus dem Schulgebäude kam. Und langsam mache ich mir Sorgen. Wieso braucht er so lange, um sie zu finden?
Bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen kann, bemerke ich eine Gestalt im Augenwinkel, die auf mich zukommt. Langsam drehe ich meinen Kopf in ihre Richtung. Es ist Amia. Sie trägt die selben Sachen, wie den einen Tag, als sie am Schultor aufgetaucht ist. Kurz überblicke ich den Parkplatz. Dieser ist zwar nicht groß, grenzt aber an der Straße und den dazugehörigen Gehweg, auf dem sich einige Menschen befinden. Kein guter Zeitpunkt und auch kein guter Ort für einen Angriff oder gar einen Kampf. Also bleibe ich ruhig stehen, wenn auch bereit jederzeit einen Angriff von ihr abzuwehren.
"Darius. So allein hier?", fragt sie, als sie endlich vor mit stehen bleibt.
"Noch. Warte auf Jemanden.", gebe ich gleichgültig zurück.
"Oh! Etwa die Geschwister?", erkundigt sie sich lauernd, mit einem seltsamen belustigten Unterton. Was heckt sie jetzt wieder aus?
"Und wenn?", hacke ich nach. Sie kichert daraufhin leise und meint dann: "Dann hoffe ich, dass du nicht umsonst wartest." Nach diesen Worten sieht sie in Richtung des Schulgebäudes. Ich folge ihrem Blick, erkenne dann Milos, der auf mich zugerannt kommt. Verwirrt, was dies bedeutet, sehe ich wieder zu Amia. Doch sie steht nicht mehr neben mir, hat den Parkplatz schon längst wieder verlassen. Und wenn ich sie nicht auf dem Gehweg sehen würde, wie sie diesen entlang wandert, würde ich glauben, mir ihre Anwesenheit nur eingebildet zu haben.
"Darius!", höre ich Milos Stimme, noch bevor er außer Atem bei mir ankommt.
"Was ist los?" Und wo ist Cecilia?
"Cecelia... Sie.... Amia... hat sie.", bringt er keuchend hervor.
"Wie?", kann ich nur fragen. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht verstanden habe. Nur irgendwie kann mein Gehirn diese Information noch nicht ganz verarbeiten. "Was meinst du, mit Amia hat sie?" Das kann doch nicht sein. Sie war doch gerade hier, ohne dem Mädchen.
"Ich hab sie doch gesucht. Konnte sie aber nirgends finden. Und dann habe ich einen anderen Schüler gefragt, der noch da war. Er meinte, wie er gesehen hätte, wie Cecilia mit einem Jungen, dieser Chris, der immer in deiner Nähe ist, mit gegangen sei. Ich hielt es für einen Witz. Ich meine... Wir reden hier von Cecilia, meiner kleinen Schwester. Sie würde nie allein mit Anderen mitgehen. Schon gar nicht, mit Jemanden, den die sie kaum kennt und dann erst Recht nicht so ruhig dabei bleiben, wie dieser Junge es mir weismachen wollte. Also habe ich weiter gesucht und dann stand er, Chris, plötzlich vor mir. Es hat mich gewundert, da er doch krank sein soll. Doch so krank sah er gar nicht aus. Eigentlich eher total gesund. Jedenfalls wollte er wissen, ob ich irgendwen suchen würde. Das bestätigte ich ihm und sagte auch, nach wem. Darauf lachte er nur und meinte, dass die Kleine bei einer guten Freundin sei, oder besser gesagt, bei einem Bekannten, einer guten Freundin. Natürlich fragte ich nach, wer diese Freundin sein soll und da nannte er mir ihren Namen. Amia. Er meinte dass sie und du euch gut kennen würdet. Und dass ich dir ausrichten soll, dass es ihr erst mal gut gehen wird. Sie wird ihr nichts tun, vorerst. Allerdings solltest du heute Nacht zu der Hütte im Wald kommen. Du wüsstest wohl welche. Wenn du nicht kommst, wird sie ihr etwas antun."
Verdammt!
"Okay...", bringe ich fast tonlos heraus. Dann riss ich mich zusammen und entscheide: "Steig ein. Wir fahren zu mir und klären dort mit den Anderen das weitere Vorgehen. Und keine Sorge. Wir holen sie da raus. Lebend und unversehrt." Während ich dies sage, mache ich die Tür auf, neben der ich stehe, die Beifahrertür. Dann umrunde ich das Auto und steige auf der Fahrerseite ein. Milos beeilt sich, steigt ebenfalls ein und schließt die Tür. Noch während er dabei ist sich anzuschnallen, gebe ich Gas und bringe uns zu mir nach Hause.
Während der Fahrt wendet sich mein Freund wieder mir zu: "Diese Hütte im Wald. Weißt du wirklich, welche gemeint ist?"
"Ja!", gebe ich zurück und verfluche mich in Gedanken. Wieso nur, war ich so naiv? Warum waren wir alle so leichtgläubig?
Verdammt!
"Darius?", drängt er mich nun, weil er endlich mehr wissen will. Seufzend schließe ich für ein paar Millisekunden die Augen und atme dann tief durch, ehe ich anfange zu erzählen: "Als ich gestern nach Hause kam, erzählte mir Roberto, dass er eine Hütte im Wald gefunden hätte. Diese schien verlassen, doch konnte er riechen, dass dort vor kurzen noch Jemand war. Allerdings kennt er Amias Geruch nicht, weswegen er mich dahin geführt hatte. Ich konnte sie dort riechen. Wusste, dass sie vor kurzen da war, aber nicht allein. Es gab noch zwei weitere Gerüche. Den einen konnte ich niemanden zuordnen, er war mir vollkommen fremd, doch der andere kam mir irgendwie bekannt vor und doch roch er auch fremdartig, so dass ich nicht erkannte, wer diese Person sein sollte. Ich kann es nicht anders beschreiben. Jedenfalls haben wir dort einige Stunden gewartet, doch niemand kam zu der Hütte, weswegen wir wieder nach Hause sind. Wir haben angenommen, dass sie dort nicht mehr bleiben würden, wenn sie unseren Geruch dort wahrnehmen würden. Immerhin kannten wir dieses Versteck nun und konnten jederzeit, wenn sie dort wären, zuschlagen." Und nun haben sie eine Geisel und warten nur darauf, dass wir kommen. Nur um uns zu zeigen, dass wir ja doch nichts machen können, wenn wir das Mädchen nicht gefährden wollen.
Einige Zeit später saßen wir alle in der Wohnstube. Unsere kleine Vampirgruppe, Milos und seine Großmutter, die er benachrichtigt hatte und die so schnell, sie konnte, her kam.
Talina sitzt in einem der weißen Ledersessel, Roberto auf eine dessen Armlehnen. Die ältere Frau, die sich als Rosi Veranto, vorgestellt hat, sitzt in dem anderen Sessel. Seltsamerweise ist mir auch jetzt erst aufgefallen, dass sie mir bisher nie ihren Namen verraten hat. Liane, Evelin und Toni sitzen auf dem weißen Sofa, Luciano auf der Armlehne auf Lianes Seite. Milos und ich, haben uns die Bank, die sonst beim Piano steht geholt und diese an die freie Seite des Tisches gestellt. Auf dieser sitzen wir Beide nun. Auf den Tisch vor uns stehen ein paar Gläser mit Saft oder Wasser gefüllt. Und auch, wenn ich eigentlich nicht trinken muss, greife ich dennoch zu einem mit Wasser gefülltem Glas und nehme einen Schluck von dem kühlen sprudelnden Nass.
"Wir sollten sofort hin und Cecilia da raus holen.", meint Milos und wollte schon aufspringen, wurde aber durch die Worte von Roberto davon abgehalten: "Nein! Genau dass will sie doch! Sie hofft darauf, dass wir den Kopf verlieren und die Hütte einfach stürmen, ohne einen Plan zurechtgelegt zu haben."
"Außerdem wissen wir gar nicht, ob sie wirklich da ist, es könnte auch eine Falle sein.", fügt Talina zu den Worten ihres Lebensgefährten hinzu.
Daraufhin erhebt sich Evelyn, geht zu einem der Fenster, öffnet dieses und pfeift einmal, während sie ihre Hand nach draußen hält. Es dauert nicht lange, da landet ein kleiner Vogel auf ihrem Handrücken. Leise fängt das Vampirmädchen an, mit ihrem gefiederten Freund zu reden. Ein paar Minuten später, verabschiedet sie sich mit einem "Danke." von diesem.
"Sie sind in der Hütte.", erklärt sie, während sie wieder zu uns zurückkommt und sich auf ihren Platz setzt. Das Fenster hat sie offen gelassen. Wahrscheinlich, um den Tieren weiterhin lauschen zu können.
"Da das geklärt ist, sollten wir nun überlegen, wie wir vorgehen sollen.", ergreife ich das Wort, sehe dabei zu Roberto, der am meisten Erfahrung darin hat, sich eine Taktik zu überlegen und diese durch zu führen.
"Dafür sollten wir zuerst klären, was wichtiger ist. Das Mädchen unbeschadet da raus zu holen oder Amia zu vernichten." Natürlich ist es für mich klar, was am wichtigsten ist, doch scheint das wohl Roberto nicht so zu sehen. Im Gegensatz zu Talina. Auch ihr scheint es klar zu sein, nur dass sie es anders sieht, als ich. Was sie mit den Worten: "Natürlich Amia zu vernichten!" ausdrückt. Hinzu fügt sie noch: "Sicher ist es wichtig, dass wir das Mädchen lebend da raus holen. Doch auf ihre Unversehrtheit können wir keine Rücksicht nehmen, solange Amia noch am Leben ist."
"Von wegen!", mische ich mich da ein, lege dabei eine Hand auf Milos Bein, der dabei war aufzuspringen und dagegen zu sprechen. Vielleicht, wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deute, wollte er Talina wohl eher an die Kehle springen. Was ich auf alle Fälle verhindern muss.
"Cecilia unbeschadet da raus zu holen ist am wichtigsten! Ihr darf nichts passieren.", meine ich dann noch nachdrücklich.
"Und wieso ist dir das so wichtig?", möchte nun Roberto wissen.
"Weil sie...", kurz stocke ich, da ich fast 'meine Schwester ist' gesagt hätte, doch konnte ich dies noch verhindern und meine stattdessen: "... Milos Schwester ist."
"Da hast du Recht! Sie ist seine Schwester.", kommt es nun von Luciano, wobei er das 'seine' besonders betont. Aus diesem Grund sehe ich nun auch zu ihm und übermittle ihm per Gedanken: >Ich weiß. Das musst du nicht extra betonen.<
>Doch muss ich. Da du wohl immer noch deine Schwester in ihr siehst.<
>Aber doch nur weil...<, verdammt, wie sag ich das jetzt am Besten? >Was wenn sie ihre Wieder...<
>Nein!<, unterbricht mich Luciano und ergänzt: >Selbst wenn es so ist. Sie ist jetzt Milos Schwester.<
>Aber...<, versuche ich es noch einmal, wurde aber wieder durch ein >Nein!< von unserem Clanoberhaupt unterbrochen.
"Meint ihr nicht, es wäre besser, wenn ihr uns an eurem gedanklichen Gespräch teilhaben lässt?!", unterbricht Talina unser gedanklichen Duell, während sie zwischen Luciano und mir hin und her schaut. Was schon seltsam wirkt, da sie uns mit ihren Augen ja nicht sehen kann.
"Nein. Schon gut. Ist jetzt nicht wichtig.", meine ich. Jedenfalls nicht für ihre Rettung und dem Kampf mit Amia.
"Geht es darum, dass sie dich an deine Schwester erinnert?", erkundigt sich Toni neugierig. Wieso nur, hatte ich ihm das erzählt?
"Wie schon gesagt: Ist jetzt nicht wichtig.", gebe ich etwas verstimmt zurück. Immerhin hat es auch nichts damit zu tun, dass ich sie da unbeschadet raus holen möchte. ... Na gut... vielleicht ein bisschen. Aber eigentlich wollte ich es nicht zur Ansprache bringen, weil ich jetzt nicht darüber reden möchte. Doch nun liegt natürlich die ganze Aufmerksamkeit auf diese Tatsache und somit auch auf mir. Dabei gibt es weitaus wichtigeres zu besprechen.
"Es ist wichtig. Wenn es dich darin beeinflusst, zu entscheiden, was die richtige Vorgehensweise ist.", meint Roberto und Talina erkundigt sich nachdenklich: "Was genau erinnert dich an ihr an deine Schwester?"
Den kriegerischen Vampir bedenke ich nur mit einem kurzen grimmigen Blick, ehe ich zu seiner Lebensgefährtin sehe und abwägend antworte: "Vieles... Sie sieht genauso aus, wie meine Schwester und auch Charakterlich ähneln sie sich. Nicht ganz, was allerdings auch daran liegen kann, dass sie einfach verschieden aufgewachsen sind."
Talina wirkt daraufhin eine Weile nachdenklich, ehe sie sich erkundigt: "Wie meinst du das, dass sie verschieden aufgewachsen sind?"
"Na ja... Im Gegensatz zu Cecilia hatte sie eine schwierige Kindheit. Es waren halt andere Zeiten.", gebe ich mit einem Schulterzucken zurück, woraufhin von Milos ein abwertendes Schnauben kommt und er empört meint: "Von wegen. Ich würde sagen, sie hatte gar keine Kindheit. Ihr Beide nicht."
Wieder ein Schulterzucken von meiner Seite aus. Was soll ich auch groß dazu sagen? Er hat ja Recht. Doch so war es nun mal in meiner Zeit.
"Ach ja... stimmt, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.", murmelt Talina nachdenklich. Natürlich. Sie weiß davon, so wie die anderen drei älteren Vampire hier. Nur die zwei Jüngeren wissen nichts über meine Vergangenheit. Genauso wenig, wie über die der Anderen. Allerdings ist das nichts ungewöhnliches. Kaum ein Vampir kennt die komplette Lebensgeschichte eines Anderen, nicht mal die, die zusammen leben, so wie wir.
"Meinst du, dass es dafür einen Grund gibt?", möchte nun Liane wissen. Und wieder antworte ich nur mit einem Schulterzucken. Klar, habe ich eine Vermutung, mehr oder weniger. Doch spielt diese im Moment keine Rolle. Im Moment können wir das eh nicht klären. Und es gibt weitaus wichtigeres, worüber wir reden sollten.
"Cecilia könnte ihre Wiedergeburt sein." Anscheinend sieht das Milos aber anders. Seufzend sehe ich, nach seinen Worten, zu ihm und meine: "Was nur eine vage Vermutung ist."
"Die wir jetzt aber weder bestätigen noch widerlegen können.", mischt sich auch Roberto nun wieder ein, um das Thema zum Abschluss zu bringen. Auch er möchte sich lieber dem zuwenden, was im Moment wichtiger ist.
"Das ist auch nicht der Grund, warum es mir wichtig ist, dass sie unbeschadet daraus kommt.", meine ich nun, was mir einige fragende Blicke einbringt.
"Es ist so, dass...", nun sehe ich fragend zu Milos, weiß nicht, ob ich das wirklich sagen soll. Dieser scheint zu verstehen, worauf ich hinaus möchte und erklärt nun an meiner Stelle: "Es ist so, dass meine Schwester aus irgendeinen Grund Angst vor Fremnden hat. Oder besser gesagt, vor Jedem, der nicht zur engeren Familie gehört. Selbst wenn sie die Personen schon länger kennt, kann sie die Angst nicht ablegen."
"Hm... Gibt es dafür einen Grund? Was war der Auslöser?", möchte nun Luciano wissen, woraufhin nun mein Freund mit den Schultern zuckt.
"Das wissen wir nicht.", kam nun von der älteren menschlichen Frau in unserer Runde. "Es kam mit einem Mal, ohne dass es einen erkennbaren Grund dafür gab."
"Das ist seltsam." Wieder Luciano, der hier antwortet, diesmal nachdenklich, während sich Liane erkundigt: "Roberto. Würde es denn eine Möglichkeit geben, Amia aufzuhalten und Cecilia unbeschadet da raus zu holen?"
Eine Weile überlegt der Krieger, scheint verschiedene Strategien in seinem Kopf durch zu gehen, um die bestmögliche Möglichkeit für diese Bedingungen zu finden. Doch scheint er mit keinem Ergebnis zufrieden zu sein, da er immer wieder mit dem Kopf schüttelt, nur um weiter darüber zu grübeln.
"Vielleicht können meine Freundinnen und ich dabei helfen.", meint Rosi Veranto nachdenklich und fügt noch an: "Ich muss nur mit ihnen telefonieren und herausfinden, ob sie Zeit hätten, heute Nacht."
"Wie meinen Sie das?", möchte Talina interessiert wissen. Und noch bevor die ältere menschliche Frau antwortet, ahne ich schon, worauf sie hinaus will. Wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen? Ich weiß doch von ihren Fähigkeiten.
"Als wir schon mal Ärger mit Vampiren hatten, haben ein paar Freundinnen und ich uns mit Magie beschäftigt und uns einige Schutzzauber angeeignet. Vielleicht können wir das bei Cecilia anwenden. Einen Schutzwall, der sie umgibt und von allen Angriffen verschont.", klärt uns Rosi nun auf.
"Wenn dies möglich ist, könnten wir uns auf den Angriff konzentrieren. Gut! Klären sie das." Wie Roberto es angewiesen hat, erhebt sich die Großmutter von Milos und Cecilia, bittet ihren Enkel dann um sein Handy und verschwindet damit in den Flur, um zu telefonieren. In der Zwischenzeit überlegen wir uns einen Schlachtplan. Amia hatte ja zum Glück nicht gesagt, dass ich allein zu der Hütte kommen soll. Somit brauchen die Anderen nicht so weit zurückbleiben, so dass man sie nicht wittert, sondern können in unmittelbarer Nähe bleiben. Einige sollten dabei an der Seite der älteren Frauen sein, damit sie diese beschützen können, wenn sie ihren Zauber sprechen. Nicht, dass dieser nachher unterbrochen wird, ohne dass wir es rechtzeitig mitbekommen. Es reicht aber, wenn zwei von uns bei ihnen bleiben. So viele sind wir auch nicht, dass wir mehr entbehren können. Außerdem wird Evelyn einige Tiere bitten, sie mit zu beschützen. Sie selbst ist auch eine von denen, die die Frauen beschützt, genauso wie Talina. Wir anderen kümmern uns um Amia und ihre Gefolgsleute, oder Freunde, wie Chris sich ausgedrückt hat. Wir wissen allerdings nicht, wie viele 'Freunde' sie hat. Somit können wir uns nicht wirklich auf eine Gegnerzahl einstellen. Auch wissen wir nicht, bis auf Chris, wie lange diese Vampire schon an ihrer Seite sind. Da Chris noch nicht lange dabei ist, werde ich versuchen, ihn davon zu überzeugen, auf unserer Seite zu kämpfen. Ich hoffe, dass er mir glaubt, wenn ich ihm sage, dass Amia falsch liegt, dass Vampire keine seelenlosen Dämonen sind, die Menschen einfach abschlachten dürfen. So wie ich meine Ex-Freundin kenne, wird sie ihm genau das eingeredet haben.
Während wir dies alles besprechen, kehrt Rosi zurück und verkündet uns, dass ihre drei Freundinnen alle Zeit hätten und sie auch schon wissen, welchen Zauber sie nutzen können. Die Zutaten, die dafür benötigt werden, bringen diese mit. Außerdem werden sie auch schon vorher hier eintreffen, damit sie die Vorbereitungen beginnen können. Was vielleicht auch gut ist, wenn wir alle hier sind, so kann einer in dem Geländewagen mit den Menschen dort in die Nähe fahren, während wir anderen Vampire den direkten Weg durch den Wald zu Fuss nehmen. Wir können uns ja zum Glück schneller, als die Menschen bewegen und somit ist dies kein Problem für uns.
Jetzt bleibt uns nur noch eines übrig, warten bis alle da sind, die Vorbereitungen abgeschlossen sind und den Plan noch ein paar mal durch gehen, damit wir auch nichts übersehen und am Ende noch scheitern.
... Sichtwechsel (Amia) ...
Es sind jetzt zwei Stunden her, seit wir dieses Mädchen aus der Schule mit zu uns genommen haben. Eigentlich hatte ich ja erwartet, dass Darius uns sofort hierher folgt, um sie nach Hause zu bringen. Doch da habe ich ihn wohl falsch eingeschätzt. Schade. Es hätte so ein Spaß gemacht, ihn wieder nach Hause zu schicken, ohne dem Mädchen natürlich, und zu sagen, er soll sich doch bitte an die ausgemachte Zeit halten. Wobei... eine genaue Zeit wurde ihm ja nicht übermittelt. Ich hab ihm nur ausrichten lassen, dass er in der Nacht her kommen soll. Wobei ich ihn selbst da noch etwas ärgern kann, indem ich sage, dass er entweder zu zeitig oder zu spät hier auftaucht. Na mal sehen... Irgendwas fällt mir da sicher ein.
Das er alleine her kommt, davon gehe ich ja schon aus. Auch wenn ich dazu nichts habe ausrichten lassen.... Andererseits... Vielleicht hätte ich es doch tun sollen? Ach was! Er kann es sich sicher denken. Und selbst wenn er doch nicht alleine hier auftaucht, habe ich immernoch meine zwei Handlanger. Die können sich um die Anderen kümmern, während ich Darius wieder dazu bringe, mir zu verfallen. Was sicherlich nicht schwer sein wird. Er liebt mich nun mal, auch wenn er es sich momentan selbst nicht eingestehen will. Doch sobald das Mädchen aus dem Weg geräumt ist, wird er schon vernünftig werden. Und falls das doch nicht reicht, dann muss der Junge halt auch noch daran glauben. Vielleicht kommt er sogar mit hier her... Immerhin ist das hier seine Schwester. Ui! Das wär so toll. Dann könnte ich gleich Beide töten. Oder ich bringe Darius dazu einen der Zwei auszusaugen.
Vor Vorfreude bei diesen Gedanken, kann ich nicht länger sitzen bleiben und stehe auf. Mit einem Grinsen gehe ich zum Fenster und sehe hinaus, ob ich schon etwas erkennen kann oder Jemanden. Doch noch ist alles ruhig. Selbst die Tiere halten sich von unserer Hütte fern. Dabei hab ich gar kein Interesse an diesen fell- oder federnbesetzten Viechern. Ihr Blut schmeckt eh nicht, daher kann man dieses nicht trinken. Und somit sind sie für mich Wertlos. Nicht von Bedeutung.
Da ich noch nichts entdecken kann, höre ich in den Wald hinein, versuche somit herausfinden, ob man ihn schon hören kann. Doch auch hier, fehlanzeige. Frustriert wende ich mich daher vom Fenster ab.
"Er soll endlich kommen.", verlange ich ungeduldig. Wieso habe ich nur gesagt, dass er Nachts herkommen soll und nicht abends oder gleich nachmittags? Menno! Konnte aber auch keiner ahnen, dass er sich wirklich an den vorgegeben Zeitraum hält...
Kurz spüre ich die Blicke meiner zwei Handlanger auf mir, dann wenden sie sich allerdings auch wieder ab. Wobei der jüngere, Chris war glaube ich sein Name, mir immer wieder Blicke zu wirft. Das hat er schon immer getan, seitdem ich ihn getroffen habe. Ich glaube, er ist verknallt in mich. Was ich ihm nicht verübeln kann. Ich meine... Ich bin nun mal schon ein Hingucker und ich weiß, dass die Männer sich schnell in mich verlieben. Ein Blick reicht da meistens schon aus.
Kurz sehe ich zu dem Mädchen. Sie ist ruhig, dank Chris. Oder dank seiner verblüffenden Fähigkeit. Wer hätte aber auch ahnen können, dass er die Gefühle von Anderen beeinflussen kann? Das war echt überraschend, positiv überraschend. Immerhin würde dieses Gör sonst die ganze Zeit hier rumjammern. Und das braucht keiner! So aber ist sie schön ruhig.
Wieder drehe ich mich zum Fenster, draußen ist es nicht mehr ganz so hell, aber auch noch nicht dunkel, die Sonne ist allerdings nicht mehr zu sehen. Wobei... durch die dichten Bäume kommen diese ekelhaften goldenen Strahlen eh nicht durch. Zum Glück! ... Nicht das ich was gegen Gold hätte. Das finde ich toll, als Schmuck und so... Aber diese ekelhaften warmen, sogar teilweise heißen Strahlen... Sie sind einfach nur ätzend. Braucht doch niemand!
"Darius... Wo bleibst du?", kommt es fragend über meine Lippen und sehnsüchtig sehe ich nach draußen. In der Hoffnung, dass holt ihn schneller her.
"Es ist noch nicht mal 20 Uhr.... Das dauert noch, bis zur Nacht und bis er hier sein wird.", ertönt die gelangweilte Stimme von Sergej. Er ist Russe und kräftig gebaut, im Sinne von, er hat viele Muskeln. Somit eignet er sich perfekt als Beschützer. Nicht das ich einen bräuchte... Aber man weiß ja nie.
Allerdings... hat er wenig Grips. Sonst würde er wissen, dass er nicht ungefragt zu reden hat. Grimmig sehe ich zu ihm. Er erwiedert meinen Blick, gelangweilt, was mich erst Recht auf die Palme bringt. Vielleicht sollte ich ihm einfach mal eine Lektion erteilen? Wie wäre es, wenn ich ihm die Zunge raus reiße? Damit er endlich versteht, dass er ohne Erlaubnis nicht zu reden hat. Ob diese nachwachsen würde? Interessant wäre dies schon, herauszufinden. Hm... Ich könnte aber auch Darius fragen, sobald er wieder an meiner Seite ist. Nicht, dass die Zunge dann für immer weg ist und er gar nicht mehr reden kann... Wie soll er denn dann Anderen drohen und einschüchtern? In meinem Namen natürlich. Nicht dass ich das nicht selber könnte... Doch bei ihm klingt das immer so richtig bedrohlich. Einfach nur Gänsehautfeeling, aus Angst natürlich. Und ich weiß, dass sich der ein und andere schon deswegen in die Hose gemacht hat. Ich hab es gerochen. Ekelhaft. Auch wenn der Geruch nach Angst wieder fabelhaft war. Ich mag es, wenn die Menschen vor Angst fast vergehen, wenn ich von ihnen trinke. Das macht ihr Blut so unglaublich süß. Einfach nur lecker!
Allerdings sollte ich nicht länger über das süße Lebenselixier nachdenken. Da bekomme ich nur Hunger. Und die Einzige von der ich jetzt hier trinken könnte, wäre dieses Mädchen. Und das wäre im Moment kontraproduktiv. Auch, wenn ihr Blut so lecker riecht... Aber ich brauche sie lebend. Jedenfalls, bis Darius hier ist... Ich hoffe das dauert nicht mehr so lange...
Sehnsüchtig sehe ich wieder aus dem Fenster und warte auf seine Ankunft.
... Sichtwechsel (Chris) ...
Seitdem wir in der Hütte angekommen sind, sitze ich auf den hellen Holzboden neben Milos Schwester. So ist es für mich am einfachsten, ihre Gefühle zu beeinflussen, damit sie ruhig ist. Sonst würde sie wohl totale Panik schieben. Was schon irgendwie seltsam ist... Ich meine... Klar, wir sind Vampire, laut Amia seelenlose Monster, die Menschen aus vergnügen abschlachten. Was wohl schon ein Grund wäre, Angst vor uns zu haben. Doch kennt sie Darius und sie weiß, dass auch er ein Vampir ist und hat keine Angst vor ihm. Daran liegt es also nicht. Es ist eher so, dass sie uns fürchtet, weil sie uns nicht kennt oder nicht so gut kennt, was auf mich zutrifft. Doch deswegen kann man doch nicht so eine Angst vor Einem haben. Und doch hat sie es. Ich spüre es deutlich. Immerhin kann ich nicht nur die Gefühle einer Person beeinflussen, sondern diese auch spüren, fast so als wären es meine eigenen...
Etwas, was schon sehr belastend sein kann, wenn zu viele Leute um mich herum sind. Immerhin kann ich es nicht einfach abschalten. Jedenfalls weiß ich nicht wie. Ich hoffe nur, dass ich es schnell herausfinde. Schließlich kann ich nicht ewig krank gemeldet sein, in der Schule. Andererseits... Wenn Amia ihr Ziel erreicht, dann ist es wohl auch egal. Dann brauche ich nicht zurückgehen, außer um in ihren Namen, dort Chaos anzurichten. Allerdings habe ich langsam echt Zweifel, ob dies auch wirklich stimmt, was sie uns sagt. Das wir dies tun müssen, weil es in unserer Natur liegt. Ich meine... Darius hat nie irgendwas in der Richtung getan. Und ich glaube nicht, dass es nur so ist, weil er das alles falsch sieht. Wenn er schon seit Jahrhunderten so lebt, kann es doch nicht so falsch sein, oder? Vielleicht liegt auch sie falsch. Immerhin hat sie ja schon irgendwo nen Schaden.
Mein Blick gleitet zu der rothaarigen Vampirin, die gerade am Fenster steht und hinausschaut. Ihre Gefühle wechseln dabei von Ungeduld, zu erwartender Vorfreude und wieder zurück. Außerdem ist da noch etwas anderes, etwas was ich nicht einordnen kann. Diese Gefühlsregung bei ihr, verwirrt mich jedesmal, außerdem jagt es mir einen Schauer über den Rücken. Ich habe das Gefühl, dass dies nicht normal ist, dass bei ihr etwas nicht normal ist.
Bevor sie sich umdreht, schaue ich wieder weg, an die gegenüberliegende Wand, die aus dem selben hellen Holz ist, wie der Fußboden.
Vielleicht ist es sogar besser, wenn Darius gegen sie gewinnt, wenn es zu einem Kampf kommt...
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