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Kapitel 18

»Guten Morgen, Lord Sandringham.« Die dunkle und sehr beherrscht klingende Stimme Sebastian Romanescus drang in das Ohr des Engländers. Dieser wandte leicht den Kopf und gab den Gruß höflich zurück. Es war noch sehr früh am Tag und die blasse Sonne, die die Dämmerung erahnen ließ, hatte es längst noch nicht über die Schlossmauern geschafft. Sandringham stand in dem Gang vor seinem Gemach und sah aus dem schmalen Fenster, das den Blick auf die östlichen Wälder freigab. Diese waren tief verschneit, nur hin und wieder brach sich eine dunkle Baumkrone durch das wattige Weiß.

»Graf Viktor ist noch nicht erwacht. Er pflegt immer erst einige Zeit nach Sonnenaufgang aufzustehen.«

Der Engländer ließ beiläufig den Blick über den Butler wandern. Hochgewachsen war er, größer als er selbst und der Graf. Seine Augen konnten sicher warm und liebevoll sein, doch aktuell wirkten sie dunkel und hart. Hiram meinte, ein unterschwelliges, rötliches Glimmen in ihnen zu erkennen. Ähnlich und doch ganz anders als bei ihm.

Der Butler mochte ihn nicht, stellte der Engländer mit einem stillen Kichern fest. Vermutlich wollte er seinen Herrn, den er zweifellos sehr verehrte, nicht teilen. Misstrauen strahlte dem Mann aus jeder Geste Sebastians entgegen. Vielleicht spürte dieser, dass Hiram ein Wesen war, das weniger menschlich war, als es aussah. Doch auch Sandringham konnte wahrnehmen, dass es bei Sebastian ähnlich war. Irgendetwas nichtmenschliches war in ihm. Womöglich könnte der Mann ihm in die Quere kommen. Doch damit würde er sich befassen, sollte es dazu kommen.

Viktor würde Sein sein und niemand würde diesen Plan vereiteln. Immerhin war es nicht das Schlechteste. Jung und schön für immer. Geziemend für den jungen Adligen.

»Wollt Ihr bei einem Tee in der Bibliothek auf ihn warten oder möchtet Ihr vielleicht jetzt schon das Frühstück zu Euch nehmen?« Sebastian war perfekt in der Rolle des hoheitsvollen Dieners und doch klang die Höflichkeit in Hirams Ohren wie Sarkasmus.

Der Angesprochene schmunzelte. »Ich warte auf den Grafen. Allein zu essen macht mich schwermütig. Doch ich würde mir die Zeit lieber mit einem Spaziergang vertreiben.«

Sebastian nickte. Vermutlich war er froh, den ungeliebten Gast eine Weile aus dem Haus zu bekommen. Diesem war es gleich. Solange Graf Viktor ihn nicht des Schlosses verwies, würde der Butler mit seiner, Hirams, Anwesenheit leben müssen.

Wobei der Engländer sich nicht sicher war, ob er den Grafen in der Nacht mit seiner Offensive nicht verärgert hatte. Doch er hatte jedes Wort ernst gemeint.

Ihn würden Graf Viktors Sünden nicht belasten, da es schon eine war, dass er, Hiram, überhaupt noch lebte.

Er hatte vor 70 Jahren den Tod gefunden und verdankte seine Existenz einer dunklen Gabe, die ihm in einem Akt des Trotzes, der Auflehnung, geschenkt worden war. Doch da er sich geschworen hatte, sich von denen, die ihn gemacht hatten, zu distanzieren, schlug ihn dies gleichermaßen mit Einsamkeit. Sofern man seine Familie nicht mitzählte. Dank seiner Gabe hielt ihn sein Großneffe für seinen Bruder. Hiram bedauerte nur, dass es nicht sein eigener Enkel war, der den Namen Sandringham weiter getragen hatte, sondern die Sprösslinge seines Bruders Horacio. Denn es entsprach der Wahrheit, dass der Engländer selbst nie das Vaterglück erlebt hatte. Ebenso, wie es sich nun mit seiner derzeitigen Gemahlin, die er genommen hatte, um das Gerede zu vermeiden, nicht einstellen wollte. Er wusste, dass es seine Schuld war, dass sie nicht mit Nachwuchs gesegnet wurden. Sein Körper war nicht mehr Mensch genug, um seine Saat weiterzugeben.

Die Sünde seiner Existenz wog schwerer als das Verlangen Graf Viktors nach der Berührung durch einen Mann. Hiram hatte schon vor langer Zeit beschlossen, sich durch die Kirche und ihre Vertreter nichts mehr diktieren zu lassen. Er glaubte an einen menschlichen, liebenden, barmherzigen Gott, der Menschen ihre Torheiten verzieh. Und Viktor, der mächtige und doch so unsichere Viktor, würde das auch noch lernen.

Gottesfurcht durfte nicht zu Angst und Selbsthass führen, niemals.

»Wenn Ihr durch den Stall geht, gelangt Ihr über die Koppel in den östlichen Wald. Oder Ihr nehmt den Ausgang an der Nordmauer, von dort kommt Ihr unter anderem auf den Friedhof ...«, schnarrte Sebastian bemüht höflich und Hiram nickte.

»Oh, ich werde mir schon die Beine gut vertreten.«

Der Leibdiener ruckte nur kurz mit dem Kopf und wandte sich wieder ab, um seinen Pflichten nachzukommen. Der Engländer betrat erneut sein Gemach und legte seinen dicken Wollmantel mit dem Pelzkragen aus Wolfsfell an. Er würde über den Friedhof in den Wald gelangen. Die Burg war zu drei Seiten von bewaldeten Hängen umgeben, es sollte kein Kunstwerk sein, zwischen die Bäume zu gelangen.

Er musste sich nähren.

In der folgenden Nacht würde er, entgegen dem, was er sich vorgenommen hatte, wohl ins Tal gehen müssen, in das winzige Dorf Nezru, die einzige menschliche Siedlung im Umkreis einiger Meilen. Es reichte ihm nicht, in dem Wald nach Wild zu jagen oder den Stallpferden etwas Blut zu nehmen. Es machte einfach nicht satt. Und er konnte unmöglich riskieren, die Nerven zu verlieren und Graf Viktor etwas anzutun, bevor die Zeit dazu reif war.

Nein! Er würde sich niemals vergeben, etwas so Kostbares in seiner Gier eventuell zu töten. Nicht nachdem er 70 Jahre nach diesem Schmuckstück suchen, ja sogar dessen Geburt abwarten, musste.

Angekleidet für den winterlichen Spaziergang, verließ Lord Sandringham das Schloss durch die kleine Pforte an der nördlichen Mauer.

~

Sebastian beobachtete den Abgang des unliebsamen Gastes durch ein Fenster im Turm, in dem die Gemächer der Herrschaften lagen.

Ihm wäre es recht, wenn er, der Engländer, wieder abreisen würde, in seinem Jagdschloss sitzend wie eine dicke Spinne, die auf Beute wartet. Nur weg von hier.

Doch sein Herr mochte diesen hellhaarigen Galan, ja fühlte sich sogar hingezogen zu ihm, begehrte ihn augenscheinlich. Viktor würde ihn wohl so schnell nicht fortschicken. Und zwingen konnte er, Sebastian, seinen Herrn auch nicht. Es stand ihm nicht zu und der Graf war erwachsen.

Mit einem Seufzen bewegte er sich weiter den Turm hinauf. Graf Viktor bestand darauf, dass die nunmehr ungenutzten Gemächer der Gräfin und des kleinen Gabriel jeden Morgen gelüftet wurden. Auch wenn das nicht verhinderte, dass sie kalt und unbelebt rochen.

Sebastian erfüllte die Anweisung nichtsdestotrotz und schüttelte auch die Tagesdecke aus, die Gräfin Julietas Bett zierte.

Der kleine Junge hatte unter fürchterlichen Alpträumen gelitten. Dies hatte die Gräfin dazu bewogen, ihm ein kleines Bett in das Zimmer zu stellen, das an ihres angrenzte. Die Flügeltüren dieses Raumes waren immer weit geöffnet und er fungierte ursprünglich als das Ankleidezimmer.

Die räumliche Nähe zur Mutter hatte dem Kind geholfen, die Nächte ohne Angst und Geschrei zu überstehen. Auch die Tagesdecke des nun ungenutzten Kinderbettes schüttelte der Butler aus, bevor er das schmale Fenster für etwas Durchzug öffnete.

In diesen Gemächern würde vermutlich niemals wieder eine Hausherrin schlafen. Und auch das Kinderzimmer, das sich unüblicherweise auf derselben Etage wie die Schlafzimmer der Herrschaften befand, würde niemals wieder einen Titelerben beherbergen. Sebastian seufzte.

Das Geschlecht der Draganestis würde mit seinem Herrn erlöschen und er hätte dann keine Aufgabe mehr. Doch dies war die Entscheidung Graf Viktors und er, Sebastian, konnte ihn verstehen, wenn er sich dazu entschied, den Rest seines Lebens ein Hagestolz zu bleiben. Es war schwer und einsam, ein Leben im Schatten zu führen.

Nachdem der Diener den Staub von den glänzenden Oberflächen der eleganten Möbel gewischt hatte, bemerkte er, dass die Sonne langsam über die Bergketten der Karpaten im Osten stieg. Für ihn war dies das Signal, den Morgentee für seinen Herrn anzurichten und diesen zu wecken.

Mit dem Staublappen in der Hosentasche und einem Lächeln auf den Lippen verließ Sebastian die Gemächer wieder und eilte zügig in den Küchentrakt.

~

Viktor erwachte, noch bevor die Sonne hinter den Bergen sichtbar wurde. Da es tiefster Winter war; was sich überdeutlich an den teilweise zugeschneiten Scheiben seiner Fenster zeigte, wenn der Wind aus Osten kam; war es schwer, die Uhrzeit zu bestimmen. Auf jeden Fall war es noch dunkel. Und kalt.

Das Feuer im Kamin war erloschen, nur noch schwach war das Glimmen der Glut zu erkennen. Rasputin, der die Nacht friedlich bei dem Grafen verbracht hatte, hatte es sich auf dem Wolfsfell gemütlich gemacht, das vor der Feuerstelle lag. Also musste dieser noch Wärme abstrahlen.

Kurzzeitig spielte Viktor mit dem Gedanken, das Feuer neu zu entfachen und sich mit einem Buch vor selbiges zu setzen. Doch er verwarf die Idee wieder, da das einzige Werk, das sich in seinem Gemach befand, die Bibel war. Und er würde sich hüten, das Schuldgefühl, das in ihm gärte, weiter anzustacheln.

So blieb er unter seinen Decken in der Wärme liegen, die sein Körper geschaffen hatte, und blickte aus dem Fenster - oder vielmehr dem Spalt, der zwischen den schweren Vorhängen, die die Temperatur halten sollten, hervorlugte.

Sandringham hatte sich unverschämt verhalten, absolut ungeziemend einem Fürsten gegenüber. Andererseits war er Engländer, kannte die Gebräuche nicht und schon gar nicht seine Stellung hier. Sollte diese Sache, die Affäre, die gar keine war, publik werden, drohte ihnen beiden Verfolgung. Stand hin oder her.

Die Kirche konnte ihm, Viktor, wegen gotteslästerlichem Verhalten, ja gar Ketzerei, alles nehmen. Wer wäre er ohne all das, was er besaß? Er würde sich nicht einmal versorgen können. Von wegen mächtig und einflussreich. Ohne all den schönen Schein, den Tand, das Gold und die Diener wäre er ein Niemand, der in den dreckigen Gassen von Bistritz oder einer der größeren Siedlungen im Umland verhungern würde. Den sie wegen Diebstahls aufhängen würden oder der seinen Körper für ein paar Pfennige an schmierige Halunken verkaufen müsste. Viktor seufzte.

Und doch ... Hatte Sandringham nicht Recht? Dass er selbst sich aus Angst vor dem, was nach dem Tod kam, die Hölle auf Erden aufbaute? Zumindest emotional?

Er hielt so demonstrativ Abstand zu jedem Mann außer Sebastian, dass dies womöglich irgendwann auffallen würde.

Wenn Viktor im Sommer die Felder besuchte, hielt er sich angesichts der vielen Arbeiter, die mit bloßer Brust in der Sonne schufteten, goldbraun gebrannt waren und vor Schweiß glänzten, stets ein Taschentuch vor das Gesicht. Die Leute hielten das für eine Geste des Abscheus - dass er, Viktor, ihnen demonstrieren wollte, dass sie in seinen Augen alle stanken. Doch das war nicht der wahre Grund. Das Taschentuch verbarg des Grafen Gesichtsausdruck, der von einem dämlichen Grinsen bis zu einem bewundernd geöffneten Mund reichen konnte.

Viktor tat immer alles, um seine Illusion aufrecht zu erhalten. Er hatte Julieta stolz auf jeden Ball geführt, die beiden hatten eine Vertrautheit demonstriert, wie sie nur Liebende verband. Und die war nicht gespielt gewesen. Nur entsprang sie aus einer anderen, nicht körperlichen, Form der Liebe. Seine Gemahlin war der Schleier, der Viktors wahre Bedürfnisse vor der Welt, seinen Eltern und dem rumänischen Adel versteckt hatte. Ein Schein, den der junge Adlige bis heute hatte wahren können.

Er brauchte keine Nähe!

Alles, was sein Körper in schwachen, sündigen Stunden brauchte, vermochte er selbst zu verrichten. Dies zog weniger Sünde auf ihn, als den verwerflichen Gedanken nachzugeben, sich einen wildfremden Diener ins Bett zu holen oder - Grundgütiger - dem Werben des Engländers stattzugeben. Obwohl es der Wahrheit entsprochen hatte, dass er Hiram akzeptieren würde, wenn er, Viktor, jemand anderer wäre.

Erschöpft und verwirrt rollte der Graf sich auf die Seite. All dieses Grübeln brachte doch gar nichts. Es entfachte nur mehr die Lust, Sandringhams wohl modellierte und haarlose Brust mit seinen Lippen zu berühren und den Geschmack seiner nach ätherischen Küchenkräutern duftenden Haut zu schmecken.

Dumpf erklang das laute Geräusch seines Unmutes, als er das Gesicht in das Kissen presste.
»Ich sehe, Ihr seid erwacht, Herr. Guten Morgen.« Sebastians Stimme drang in Viktors Ohr. Dieser hob zerzaust den Kopf.

»Und schon am frühen Morgen die Schultern voller Sorgen. Was bekümmert Euch?« Der Leibdiener reichte dem Grafen einen heißen Tee mit Schnaps, gegen die Kälte, und öffnete dann die Vorhänge. Die Morgensonne war kalt und blass. Ein Windhauch voller Schneeflocken landete beim Öffnen der Balkontür vor dem Kamin und verscheuchte die Katze.

»Ist Lord Sandringham schon auf?«

»Ist er. Er macht einen Spaziergang. Mit Verlaub, aber ... möge eine Schneewehe ihn verschlucken!«

»Ich sollte dich rügen, doch mir fehlt der Elan dafür«, bemerkte Viktor und nippte an dem Tee.

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