Kapitel 24
NIALL
Ich konnte verstehen, warum Louis so dermaßen in Harry verschossen war. Harry war freundlich, witzig, hilfsbereit, gut aussehend ... einfach alles, was man sich an einem festen Freund wünschen konnte. Trotzdem entgingen mir die vorsichtigen, aufmerksamen Blicke nicht, die er mir in regelmäßigen Abständen zuwarf. Es war fast so, als wüsste er etwas über mich, das ich nicht wusste – was allmählich zur Tagesordnung zu werden schien.
Nachdem Louis festgestellt hatte, dass fast keine Getränkte mehr im Haus waren, war er sofort losgezogen, sodass Harry und mir Zeit blieb, mehr oder weniger sinnlose Gespräche zu führen. Er hatte mich praktisch dazu gezwungen, meine Eltern anzurufen, dass ich über Mittag nicht nach Hause kommen würde, was ich gleichermaßen seltsam und amüsant fand. Noch seltsamer war allerdings Louis, als er vielzu früh ohne Getränke wieder heimkam und dabei aussah, als wäre er dem Teufel höchstpersönlich begegnet.
Den Rest des Tages verbrachten wir im Prinzip mit gar nichts. Wann immer ich ansetzen wollte, mich allmählich auf den Nachhauseweg zu begeben, fiel den beiden noch irgendetwas ein, worüber wir unbedingt sprechen mussten und blablabla. Dass sie sich irgendwie untereinander abgesprochen hatten, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, angesichts der verwunderten Blicke, mit denen sie sich gegenseitig betrachteten, wenn es wieder mal besonders auffällig wurde.
Ich rechnete eigentlich die ganze Zeit damit, dass Zayn auftauchen und eine seiner seltsamen Aktionen abziehen würde, aber nichts dergleichen geschah. Ich wusste nicht, wie mir geschah, aber ich ertappte mich dabei, wie ich mir Sorgen um den nervigen Vampir machte. Er hatte davon gesprochen, dass mir irgendeine Gefahr drohte und er sich darum kümmern müsste, doch nun hatte ich ihn seit dem Date mit Liam nicht mehr gesehen.
Himmel, was tat ich nur mit Liam? Mittlerweile war ich mir sehr sicher, dass ich nichts von ihm wollte, aber ich war schon immer schlecht darin gewesen, auf diesem Gebiet Klartext zu reden, vorallem weil er auch noch so freundlich war und es nicht verdient hatte, so abgewiesen zu werden ...
Ich versuchte, das Schuldbewusstsein in eine dunkle Ecke meines Gehirns zu verdrängen, ebenso was Zayn betraf. Wieso dachte ich überhaupt darüber nach, mir Sorgen um ihn zu machen? Dieser Typ warein Vampir, der ungefähr dreimal so stark war wie ein Mensch und bei Gelegenheit spitze Zähne ausfahren konnte.
Trotzdem hielt ich es gegen Abend nicht mehr aus. Während Louis undHarry darüber stritten, wer die Fernbedienung des Fernsehers haben durfte, griff ich mehr oder weniger heimlich nach meiner Jacke und wollte mich unauffällig verabschieden, doch kaum hatte ich einen vagen Gruß gemurmelt und einen Schritt in Richtung Haustür gemacht, standen die beiden schon neben mir. Beschwichtigend hob ich die Hände. „Sorry, Leute, aber ich muss jetzt wirklich los. Heute Abend hab ich wieder Schicht und da ich gestern schon geschwänzt habe, kann ich die unmöglich ausfallen lassen." Ich öffnete dieTür. „Ich geh dann mal heim. Bis ..."
„Ich komme mit!" Louis schnappte sich sein Handy und drückte sich an Harry vorbei. „Haz, ich bin in zwanzig Minuten wieder da."
Dieser tippte stirnrunzelnd auf seinem eigenen herum. „Ich mussohnehin mal telefonieren. Und Louis ..." Er hob den Kopf. „Ich muss dir dann noch was sagen, wenn du zurückkommst."
Louis räusperte sich nervös. „Hab ich was angestellt?"
„Nein nein ... nur so."
Louis sah ihn ein letztes Mal forschend an, bevor er ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen drückte und zu mir aufschloss. „Bisnachher."
Tja. Dieses NACHHER hatten wir uns wohl alle ein wenig anders vorgestellt.
Die Dämmerung war schon ziemlich weit fortgeschritten, als Louis und ich nebeneinander den Gehsteig zur Hauptstraße hochliefen, von der aus man in alle alle einzelnen Wohnblöcke gelangen konnte.
„Wie findest du ihn?", fragte er unvermittelt, ohne mich anzusehen, doch ich wusste sofort, wovon er sprach, und lächelte ihnan. „Er ist super. Einen besseren Freund hättest du nicht finden können. Er ist perfekt für dich."
Sein Lächeln durchstrahlte die angehende Dunkelheit mehr als die Straßenlampfen. „Ich weiß."
„Was war heute los mit euch?"
„Was?"
„Du und Harry, ihr habt euch benommen, als wolltet ihr mich nicht aus dem Haus lassen."
Er lachte etwas zu atemlos. „Haben wir das? Das kann ich mir bei Harry nicht vorstellen."
Eine Weile liefen wir schweigend weiter. „Und du?"
Mittlerweile hatten wir die Hauptstraße überquert und waren nur noch einige hundert Meter vom Haus meiner Eltern entfernt.
„Ich hab Zayn getroffen", gab Louis schließlich mit leiserStimme zu.
Irgendwie schaffte ich es, nicht vor Schock über meine eigenen Füßezu stolpern. „Zayn?!"
Er nickte. „Er hat gesagt, ich soll dich nicht aus den Augen lassen."
Ich lachte freudlos. „Na toll. Sowas macht er ständig. Mal ehrlich, von wem sollte mir schon Gefahr drohen? Ich hab nichts mit Vampiren oder dergleichen zu tun."
„Ich weiß es nicht. Aber ich habe ein schlechtes Gefühl, Nialler. Du solltest zusehen, dass du nach Hause kommst."
Daraufhin herrschte bedrückte Stille – etwas, das es zwischen Louis und mir eigentlich noch nie gegeben hatte, bis wir an unserer Hofeinfahrt angelangt waren und ungeschickt mit den Füßen scharrten.
„Wann fängst du heute im Club an?"
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. „Ich werde ungefähr in einer Stunde runtergehen."
„Dann kommen wir vorbei und holen dich ab", legte Louis eifrig fest.
Zweifelnd sah ich ihn an. „Lou, du musst wirklich nicht immer mitgehen. Immerhin ist es mein Job und ..." Ich seufzte, als ichsein trotziges Gesicht sah. „Weißt du was? Gehen wir gleich runter. Noch ewig herumzuwarten bringt nichts und ist reine Zeitverschwendung."
„Okay." Louis, der altbekannte Flummiball, hüpfte mehr oder weniger auf die Straße und wartete ungeduldig, bis ich hinterhergeschlendert kam, und deutete auf die Büsche, die das Schleichwegchen zum Club hinunter säumten. „Wooho."
Kopfschüttelnd gab ich ihm einen Klaps. „Du spinnst doch."
Er legte mir einen Arm um die Schulter. „Gleichfalls, Nialler. Nichts gegen deine Entscheidungen, aber ich befürchte, es wärebesser für dich gewesen, diesen Job nicht anzunehmen. Dann hättestdu Zayn nie getroffen und säßest jetzt nicht in dem Schlamassel, von dem du nicht mal weißt, worum es eigentlich geht."
Ich nickte schweigend. Insgeheim hatte ich jedoch das bohrende Gefühl, dass ich Zayn so und so begegnet wäre, egal in welchem Zusammenhang. Er hatte sich von Anfang an gezielt an mich drangehängt, nach spontaner Entscheidung hatte es nicht ausgesehen. Wahrscheinlich hätte er sich zur Not auch als Uni-Professor ausgegeben.
Louis wollte gerade noch weitere seiner Argumentationen ausführen,als ein leises Knacken unsere geistreiche Konversation unterbrach.
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SORRY FOR THE LONG WAIT! Und sorry for the Cliffhääängääärrrr! xD Das nächste Kapitel sollte pünktlicher kommen .-.
Ich freu mich immer über Votes, Kommis und jede andere Unterstützung :)) <3
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