Wie leuchtende Sterne am Firmament
Ich spähte also ins Innere dieses Wracks. Einen Moment benötigten meine Augen, um sich an das fahle Licht zu gewöhnen. Allerlei war dann jedoch zu erkennen.
Fässer, Kisten und Säcke lagen herum.
Was sich wohl in ihnen verbarg? Fragte ich mich.
Ich setzte ganz vorsichtig ein Fuß hinein. In der Ecke rechts von mir, konnte ich mehrere Betten sehen. Jedoch waren sie allesamt nicht besetzt. Der Raum hier war nicht sonderlich groß. Doch links von mir befand sich eine Tür. Ich kletterte über eine Kiste um zu ihr zu gelangen.
Erneut erhöhte mein Herz seinen Takt.
Ganz vorsichtig drückte ich die Klinke hinab und hoffe auf ein lautloses öffnen. Dies blieb mir leider verwehrt. Je langsamer ich die Tür auf schob, umso mehr knarzte sie. Dieses Geräusch jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Vor mir erstreckte sich ein weiterer Raum, der durchaus größer war als der vorherige und eine Treppe. Die empor auf das Deck führen musste. Leise ging ich hinein. Auch hier standen mehrere Betten und zu meinem Erstaunen war eins der Betten besetzt.
Beinahe wäre mir ein Schrei entwichen, doch ich schluckte ihn runter. Ich hatte Angst, doch meine Neugierde trieb mich an.
Ganz langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. Bis ich nur noch wenige Meter entfernt war. Pure Enttäuschung.
Meine Angst hatte mir einen Streich gespielt.
Außer einem Kissen und der nicht hergerichteten Decke, befand sich niemand in diesem Bett.
Die Treppe war also mein neues Ziel.
Doch auch an Deck befand sich keine Menschenseele. Irgendwie war ich beruhigt, doch tief im Inneren war ich auch Enttäuscht. Einem anderen Menschen zu begegnen, wäre eine nette Abwechslung gewesen.
Ich schlenderte zurück zu dem Loch und schlüpfte hinaus ins freie.
Gedanken ließen mich erneut nervös werden.
Was wenn jemand auf der Insel ist?
Sollte ich die anderen warnen?
Aber dann wüssten sie, dass ich auf der verbotenen Seite war.
Das würde Ärger geben.
Ich war so damit beschäftigt pro und kontra auszuwägen, dass ich meine Umgebung nicht mehr im Auge behielt.
Großer Fehler.
„Raja! Was hast du hier verloren?! Deine Mum ist verrückt vor sorge!", donnerte Dad's Stimme über das tosen des Meeres hinweg. Was mich stark zusammenzucken ließ.
„Dad... ich... es tut mir leid. Ich wollte...", stammelte ich vor mich hin und sah in sein erzürntes Gesicht.
„Geh! Hörst du! Wir reden uns später!", unterbrach er mich.
Dad war nicht allein. Weitere Männer folgten ihm aufmerksam. Ich hatte verspielt.
Dad wollte reden, dies war kein sehr gutes Zeichen für mich.
Schnell stürmte ich an ihnen vorbei die Düne empor. Ich blieb erst stehen als ich sicher war, dass sie mich nicht mehr sehen konnten.
Mein gesamter Körper zitterte. Ich war wütend. Warum wurde ich so unachtsam? Ein knacken ließ mich aufhorchen. Mein Blick folgte dem Geräusch. Ein junger Mann, den ich nicht kannte, schlenderte zwischen den Bäumen auf mich zu. Gebannt folgte ich jeder seiner Bewegungen. Je näher er kam, umso schneller schlug mein Herz.
Er war atemberaubend gutaussehend. Muskulös, mindestens 1,80 groß, schwarze strubbelige Haare und markante Gesichtszüge. Doch was mich fesselte, waren seine großen blauen, strahlenden Augen. Sie funkelten wie Sterne am Firmament und hielten mich gefangen. Ich war unfähig mich dagegen zu wehren und ich wollte es auch nicht.
Er sah mich an, als wäre ich seine Beute. Ich wich einen Schritt zurück und starrte zu ihm auf.
Langsam ging er um mich rum. Dabei kam er mir immer näher. Als er zu sprechen begann, überliefen mich Wellen von Gänsehaut.
„Wer bist du und wo kommst du her, hm?", flüsterte er mit seiner rauen gefährlichen Stimme.
„Das sollte ich wohl eher dich fragen. Ich habe dich hier noch nie gesehen. Mein Name ist Raja.", versuchte ich selbstbewusst von mir zu geben. Jedoch war meine Stimme eher wie das fiepen einer kleinen Maus.
Ein süffisantes gefährliches Lächeln umspielte seine volle Lippen. Auf seiner Wange bildete sich ein kleines Grübchen. Wie ein Raubtier kam er auf mich zu. Er war mir so nah, dass ich seinen betörenden Duft roch. Er roch nach Wald, wenn es geregnet hatte. Ich liebte diesen Duft.
„Raja hm. Sag Raja, was suchst du hier auf dieser einsamen Insel? Und wie bist du hier her gelangt?", flüsterte er noch rauer als zuvor.
Erneut überliefen mich Wellen von Gänsehaut.
Was wollte dieser Fremde hier? Meine Knie wurden weich. Seine Hand glitt durch mein kupfernes Haar. Wobei er mich aus einer Mischung von Faszination und Vorfreude ansah. Ich musste vorsichtig sein. Meine Gemeinschaft schützen. Er dachte ich wäre allein, gut so.
Ich versuche meine Angst hinunter zu schlucken. Doch mein Mund war völlig ausgetrocknet.
„Ich suche hier garnicht's. Ich lebe hier schon immer, allein. Es ist unhöflich, sich nicht vorzustellen.", sprach ich mit zitternder Stimme und sah in das blaueste blau seiner Augen.
Einen Moment verengten sie sich. Es sah aus, als würde er angestrengt lauschen. Dann sah er wieder auf mich herab.
„Lügen ist auch unhöflich Raja. Ich bin Liam, Fürst von Athen.", rügte er mich und wartete meine Reaktion ab.
Nun hatte ich wirklich Angst. Er war alles andere aber nicht menschlich. Woher sollte er sonst wissen, dass ich hier nicht alleine war? Er konnte doch nur einer der Blutsauger sein. Ich wich einen weiteren Schritt zurück, was er mit einem bedauernden Lächeln quittierte. Dann tat ich, selbst für mich etwas völlig unerwartetes. Ich rannte los. Jedoch kam ich nicht besonders weit. Ich fand mich urplötzlich auf dem Boden wieder und Liam kniete über mir.
„Na na. Wo willst du denn hin? Ich habe dir nicht erlaubt zu gehen Raja. Es ist unhöflich einfach davon zulaufen.", seine raue Stimme donnerte durch meinen Kopf. Obwohl er in mein Ohr flüsterte.
„Was mache ich nun mit dir, hm?",fügte er noch hinzu.
„Bitte. Lass mich einfach gehen. Wir werden dir nichts tun. Ich werde niemandem davon erzählen.", appellierte ich unter Tränen an seinen Verstand.
Sein hämisches Grinsen wurde noch breiter. Er hatte nicht vor, mich gehen zu lassen. Dies wurde mir nun bewusst. Würde ich nun zur seiner Mahlzeit werden? War mein Leben mit siebzehn schon vorbei? Seine kühle Nase berührte die meine.
„Du wirst mit mir kommen Raja. Ich finde dich amüsant. Dann werden wir sehen.",hauchte er.
Ich wollte protestieren, doch Schwindel übermannte mich. Ich glitt hinüber in Dunkelheit.
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