Des Fürsten Vater
Erschrocken blickte ich zur Tür. Auch Liam sah überrumpelt aus. Ein hochgewachsener Mann mittleren Alters stolzierte hinein. Er hatte die gleichen blauen Augen wie Liam und überhaupt waren sie sich sehr ähnlich. Nur das er noch düsterer dreinschaute als Liam.
„Seid wann dinieren Angestellte in deinem Gemach. Was geht hier vor sich Liam?", donnerte seine dunkle Stimme und hallte über die Straße hinweg.
„Sie ist keine Angestellte, Vater. Sie ist meine Gefangene. Letzte Nacht ist einer von Rael's wildgewordenen erschaffenen in den Palast eingedrungen. In ihr Gemach. Des Schutzes wegen, habe ich sie hier her gebracht.", gab er Wahrheitsgemäß zurück.
Ich ärgerte mich über seine Ehrlichkeit. Ich war seine Gefangene, egal wie nett er spielte. Das durfte ich nicht vergessen. Ich wollte hier weg, je früher desto besser. Also spielte ich sein Spielchen mit.
„Erneut greift dieser bastard meine ehre an! Dieses Mal wird er es büßen.
Hat deine Gefangene auch einen Namen?", fuhr er wütend fort.
Auch ich wurde langsam sauer. Sie redeten über mich, als wäre ich nicht anwesend.
„Mein Name ist Raja! Sie müssen nicht ihren Sohn fragen, ich bin der Sprache mächtig!", schleuderte ich ihm entgegen.
Liam sah mich mit geweiteten Augen an. Sein Ausdruck sprach Bände. Mir war dies jedoch egal. Immerhin war ich ja nur seine Gefangene.
„Ganz schön vorlaut Raja. Als Gefangene machen sie sich nicht grade Freunde. Ich denke mein Sohn hat ihnen gesagt was geschieht, wenn sie sich nicht fügen, oder?", spuckte er mir regelrecht entgegen.
Liam sah mich derweil bittend an. Als wenn er nicht wolle, dass mir was geschieht. Doch ich war zu wütend um klein bei zu geben.
„Dann Ende ich als seine Mahlzeit.
Von mir aus! Ich werde sowieso niemanden mehr sehen, der mir am Herzen liegt! Davon mal abgesehen, sind sie sehr unhöflich. Normalerweise stellt man sich erst einmal vor!", meine Stimme überschlug sich.
Sie waren sich sowas von ähnlich. Sein Vater sah mich spöttisch an. Dann blickte er zu Liam, der sich augenblicklich bewegte und nun unmittelbar schützend vor mir stand.
„Vater, sie kennt das hier alles noch nicht. Ich habe sie auf einer verlassenen Insel gefunden. Ich erzählte dir doch von dem Schiffswrack, hm. Sie wird sich schon noch fügen, bis da hin lass sie meine Sorge sein. Und ja wenn nicht, werde ich sie höchstpersönlich aussaugen.", fügte er noch schnell hinzu bevor sein Vater antworten konnte.
„Von mir aus Liam, ich lasse dir dein kleines neues Spielzeug. Und du tust besser daran, in Zukunft zurückhaltender zu sein! Nenn mich Zar Konstantin.", flüsterte er beiläufig als er den Raum verließ.
Ich war verwirrt. Was wurde hier gespielt? Vampire hatten wohl sehr schwankende Gemüter. Selbst Liam blickte Unglaubwürdig drein. Erst wollte er mein Blut und im nächsten Moment schien es so als hätte ich sein kaltes totes Herz erwärmt. Und das, obwohl ich nicht mal höflich war. Ich blickte noch immer verstörend zu der Tür, aus der sein Vater verschwand. Liam räusperte sich.
„Ich muss nun einige Angelegenheiten klären. Eva sieht hin und wieder nach dir. Dort steht ein Fernseher und in diesem Schrank findest du zahlreiche DVD's.", sagte er mit leicht belegter Stimme.
Fragend sah ich ihn an.
„Was ist ein Fernseher und was sind DVD's.
Was tut man damit?", fragte ich und sah mich suchend um.
„Du meinst das ernst, hm? Komm ich zeig dir wie du ihn bedienst. Hier kannst du dir einen film aussuchen. Auf der Rückseite steht immer grob die Handlung.", sprach er an mich gewandt und zog mich zum Schrank. Während er das seltsame Gerät für den Gebrauch herrichtete. Ich zog ein paar von diesen flachen Aufbewahrungen heraus und laß deren Rückseite. Ich musste schmunzeln, als ich einen fand, der von Vampiren handelte. Demonstrativ überreichte ich ihn Liam, der mich argwöhnisch ansah.
„Dein ernst? Du musst wissen, nicht's davon entspricht der Wahrheit. Dann gib schon her.", grinste er und entnahm der flachen Aufbewahrung eine dünne Scheibe.
Fasziniert blickte ich in das Gerät und sah interessiert zu. Das Liam sein Gemach verließ, bekam ich nicht mehr mit. Zu sehr gefiel mir was ich sah.
Es war als sähe ich einer Konversation zu. Nur das dies nicht real war. Der Film, wie ihn Liam nannte, handelte von einem unscheinbarem Mädchen. Welches zu seinem Vater zog und sich dort in einen Vampir verliebte. Dieser tat alles, um sie zu schützen. Es war, als hätte er 100 Jahre nur auf sie gewartet. Obwohl ihr Geruch und ihr Blut ihn völlig aus der Fassung brachte. Als der Film leider zu Ende war, stand Eva plötzlich hinter mir.
„Du hast das Fernsehen für dich entdeckt. Schön.
Benötigst du etwas?", sagte sie lächelnd und reichte mir erneut einen Apfel.
„Danke Eva. Ja, so etwas tolles habe ich zuvor noch nie gesehen. Dort wo ich herkomme, gibt es so etwas nicht. Du könntest mir helfen den nächsten Film anzumachen.", entgegnete ich ihr begeistert und biss in den saftigen Apfel.
Ich liebte dieses Zusammenspiel von süß und sauer. Eva lächelte mich liebevoll an. Sie nahm die Runde Scheibe entgegen und legte die in ein Fach. Welches sich per Knopfdruck schloss.
„Liam scheint dich zu mögen. Niemals zuvor betrat eine Gefangene sein Gemach. Ich schaue in zwei Stunden noch einmal nach dir.", sagte sie hoffnungsvoll und verschwand ehe ich antworten konnte.
Der Film hatte mich wieder voll in seinem Bann. Der Vampir hatte sie verlassen. Sie tat derweil waghalsige Dinge, nur damit sie ihm wieder sah. Zumindest in ihren Gedanken. Ein attraktiver Wolf kam hinzu. Dennoch war ich auf der Seite des Vampirs. Ich fühlte mit ihr.
Dieses Wesen schien garnicht so kalt zu sein wie zu anfangs gedacht. Eva kam erneut herein. Doch mir ging es gut. Ich wollte einfach nur weiter diese Filme sehen.
Ich fühlte mich ein bisschen wie Bella. Nur das Liam unerreichbar für mich schien und das ich meine Familie unglaublich vermisste.
Granny fehlte mir ungemein. Tränen überströmten mein Gesicht, als Liam den Raum betrat. Wimmernd sah ich zu ihm auf.
„Warum weinst du Raja?", fragte er und setzte sich zu mir.
„Ich vermisse meine Granny Liam. Du hast mich meiner Familie entrissen. Ich bin hier völlig auf mich gestellt. Heuchle kein Interesse an mir. Ich bin dir doch völlig egal.", gab ich von mir.
Liam setzte sich zu mir. Überfordert sah er mich an. Behutsam legte er seinen Arm um meine Schulter. Eine tröstende Geste seinerseits. Dennoch fühlte es sich unecht an.
„Normalerweise freunde ich mich auch nicht mit Gefangenen an. Du jedoch bist ganz anders. Für dich ist das hier alles neu."
„Dann lass mich gehen. Bitte.", unterbrach ich ihn und sah ihn flehend an.
„Dies steht nicht zur Option, Raja. Es tut mir leid aber...", erneut wurde er unterbrochen.
Blitzschnell sprang er auf, denn sein Vater war wieder zurück.
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