level 8
"Erde an Minah?", ich zuckte erschrocken, als Namjoon mit seiner Hand vor meinem Gesicht rumwedelte.
"Wenn es dir nicht gut geht solltest du zum Arzt gehen!", ermahnte mein Sitznachbar leise.
Hatte ich schon einmal erwähnt wie lieb ich ihn eigentlich hatte?
Dabei war nicht ich es um die man sich sorgen sollte.
"Mir geht es gut", meinte ich beschwichtigend und konzentrierte mich wieder auf Jeon Jungkook, der sich seelenruhig mit Teamleader Kim unterhielt. Man merkte ihm überhaupt nicht an, dass er verletzt war.
Wie konnte er mit seinem Bein überhaupt stehen? Hatte er denn gar keine schmerzen?
Mit seinem Kugelschreiber tippte Namjoon mir in die Mitte zwischen meiner Augenbrauen, weshalb ich ihn verwirrt anblinzelte. Er warf mir dabei einen argwöhnischen Blick zu.
"Die tiefe Furche hier sagt mir aber etwas anderes."
"Achja? Was sagt sie denn?"
Namjoon öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, doch Teamleiter Kims lautes Klatschen ließ uns alle aufhorchen.
"Lasst uns mit dem Meeting beginnen", setzte er an und setzte sich an den Platz neben Jungkook, der sich zum Glück ebenfalls hinsetzte.
"Ich hoffe ihr habt eure Hausaufgabe erledigt", erhob dieser schließlich das Wort.
Hausaufgabe?
Sofort schoss Baekhyuns Hand in die Höhe, der wie immer dringend seine Gedanken mitteilen wollte.
Mit einem deutlichen Nicken signalisierte Jeon ihm, dass er anfangen konnte.
"Also, ich persönlich bin ein großer Fan von Open World spielen wie Minecraft. Bei Open World Spielen kann es bezüglich der Spielmechaniken durchaus Überschneidungen mit anderen Spielgenres geben, beispielsweise den Actionspielen. Mit einer VRR Brille stelle ich mir das erkunden einer neuen Welt umso interessanter vor."
Ich lächelte.
Normalerweise war er wie ein kleines Kind mit Zuckerschock. Total aufgedreht, albern und durchgehend am reden. Manchmal fragte ich mich, wie seine Verlobte es mit ihm aushielt. Doch wenn man glaubte, dass Byun Baekhyun deshalb dumm sei, der täuschte sich. Anders als ich, liebte er seinen Job und das konnte man ihm ansehen, denn dann wurde er plötzlich total seriös und ernst.
"Was ist mit Ihnen? Bei Ihnen sind es doch sicherlich Ego-Shooter, nicht wahr?", fragte Baekhyun Jungkook.
Es war keine wirkliche Leistung, diese Tatsache zu erraten. Schließlich war er ein Overwatch-Profi.
"Ja, kann man wohl so sagen."
"Haben Sie schon von Valorant gehört? Das ist erst vor einem Monat erschienen und ist der komplette Wahnsinn!"
"Tut mir leid, aber könnten wir vielleicht wieder zurück zum Wesentlichen kommen?", bat Jungkook den Programmierer.
"Was sagen Sie dazu?", sprach der dunkelhaarige Namjoon an, der ihn überrascht musterte. Es war seltsam für ihn, dass jemand explizit nach seiner Meinung fragte.
"Ich finde Isekai Spiele gut.... Isekai ist ein Subgenre japanischer Fantasy-Light Novels, Mangas, Anime und Videospiele, in denen ein normaler Charakter aus der wirklichen Welt in eine Fantasiewelt oder in ein Paralleluniversum transportiert oder wiedergeboren wird."
"Verstehe.... ähnlich wie bei Sword Art Online", bemerkte Jungkook nachdenklich, was Namjoon einfach nur begeisterte.
"Genau! Das, umgewandelt in ein Roleplay Game. Natürlich mit einer packenden Story verbunden."
"Das klingt wirklich gut", Jungkook schrieb sich mit zufriedenem Gesicht etwas auf.
Nachdem wir einige Ideen gesammelt und über die Kosten gesprochen hatten wurde es irgendwann Zeit für die Mittagspause.
OnGeim besaß eine große und wirklich sehr modern eingerichtete Cafeteria im Erdgeschoss, wo die Mitarbeiter sich stärken konnten. Und es war auch nicht so ungenießbar, wie Kantinenessen sonst war. Es war wirklich gut.
Mit meinen beiden Kumpanen nahm ich an unserem Stammtisch am Fenster platz. Heute gab es Miso Suppe mit verschiedenen Beilagen und Reis. Sojung und ich setzten uns immer nebeneinander, während Namjoon sich auf den Stuhl vor Sojung setzte.
"Ich kann's nicht fassen, dass er meine Ideen wirklich mag!"
"Wieso sollte er denn nicht? Sie sind genial", bestärkte Sojung unseren Freund.
"Ja, aber sonst werde ich nicht für voll genommen. Meine Vorschläge wurden nie angesprochen, sondern immer nur verworfen."
Ich versuchte meinen Blick unauffällig über die Cafeteria schweifen zu lassen, doch mein guter Kollege kannte mich dafür viel zu lange, um dies nicht zu bemerken.
"Jaehyun isst heute glaube ich nicht hier", ließ er mich wissen und schob sich mit seinen Stäbchen eingelegten Rettich in den Mund.
"Cool", meinte ich abwesend.
Müsste er mir nicht eigentlich sofort auffallen? Sein Sinn für Mode schien er schließlich von einem Trauermagazin zu haben. Wenn das mit dem Pro-Gamer irgendwann nichts mehr für ihn wäre, konnte er sich ja als Bestatter versuchen. Auf einem Friedhof würde er sicher nicht auffallen.
"Isst er etwa alleine?", sprach ich den Gedanken versehentlich laut aus.
"Ich denke nicht. Er ist doch immer mit Kim Doyoung und Lee Taeyong unterwegs."
Und wenn er gar nichts aß? Mit seiner Verletzung sollte er aufjedenfall darauf achten genügend zu essen!
"Oh, hey! Euch habe ich ja lange nicht mehr zu Gesicht bekommen!", rief Kim Jisoo erfreut, als diese mit ihrem Tablett auf uns zu kam.
"Darf ich mich zu euch setzen?", fragte die wunderschöne junge Frau mit den rötlich gefärbten Haaren.
"Klar, doch!", lud Namjoon sie ein, weshalb sie sich gleich neben ihn setzte.
"Wie geht es deinem Bruder? Er hatte in letzter Zeit so viel um die Ohren."
"Ach Seokjin ist munter wie immer. Was ist mit dir? Ich habe gehört ihr habt einen Promi in eurem Team."
"Promi?" Also diese Bezeichnung schien doch etwas überzogen.
Ich zog die Blicke meiner Freunde und Jisoo auf mich, diese schienen von der plötzlichen Reaktion genauso überrascht zu sein wie ich.
"E-ehm... bitte entschuldigt mich", sagte ich als ich aufstand und mein Tablett mit mir nahm.
[…]
"Was machen Sie denn hier? Wenn Sie schon arbeiten kommen, können Sie zumindest etwas essen!", ermahnte ich den schwarzhaarigen, als ich ihn alleine im Büro erwischte.
Er sah mich mit großen Augen an, sagte jedoch nichts, sondern zuckte nur mit den Achseln.
Genervt blies ich die Luft aus meinen Lungen, bevor ich mich neben ihn an den Schreibtisch setzte, weshalb er ein wenig verwirrt zu sein schien.
"Geht es .... Ihnen gut? Also dem Bein, meine ich."
"Ja", er grinste mich an. "Danke der Nachfrage."
Danach widmete er sich wieder seinem Laptop auf dem er irgendwas eintippte von dem ich keine Ahnung hatte.
Eigentlich hatte ich vor ihn zur Mücke zu machen, aber ich wusste nicht was ich hätte sagen sollen.
"Ich habe mir einige deiner Zeichnungen angesehen, Choi-sshi", meinte er ganz nebenbei, ohne von seinem Laptop aufzusehen.
"Ich denke, dass du Potential hast. Aber du bist einfach nicht mit dem Herzen dabei."
Daraufhin überkreuzte ich die Arme vor meiner Brust und schaute ihn zweifelnd an.
"Ich dachte auf der Arbeit sollen wir uns Siezen?"
"Ach, wenn wir alleine sind ist das doch unnötig."
"Und warum, wenn ich fragen darf? Nicht sehr professionell von Ihnen, Mister Seagull."
Er verdrehte die Augen belustigt, bevor er sich zu mir drehte.
"Na, weil wir doch jetzt Verbündete sind, Miss Pitbull."
Beinahe hätte ich meine Zunge verschluckt, als ich seinen Kosenamen für mich hörte.
"HEY!", maulte ich und boxte ihm unsanft gegen den Oberarm.
Dies war der Anfang meines Weges mich selbst kennenzulernen und die Geburt meines neuen Spitznamen.
Es war ein scheinbar unwichtiger Augenblick in all der Zeit, die ich mit Jeon Jungkook verbringen würde. Doch wenn ich heute daran zurückdachte war es der erste Schritt auf dem Pfad, den wir demnächst gemeinsam beschreiten werden.
"Die kurzen Haare stehen dir."
Ich hatte bereits ausgeholt, um ihn nochmals schlagen zu können, hielt jedoch in jenem Moment inne.
Es tat gut das von ihm zu hören —womit ich nicht gerechnet hätte.
"Dir auch", erwiderte ich schmunzelnd und führte meinen Punch schließlich voller Inbrunst aus.
Denn ich realisierte, dass er sich meinetwegen auch sein Haar abschneiden ließ. Eine Geste, die ich sehr zu schätzen wusste.
Es war der erste Tag an dem ich Jeon Jungkook als Freund sah.
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