level 42
»Minahs Sicht«
Unser Spiel Purgatory traf auf der GamesCom in Seoul auf sehr viel Begeisterung. Die Leute standen Schlange bei uns und wollten alle unbedingt die Beta Version testen.
Namjoon war wie bereits angekündigt der offizielle Projektleiter geworden, während Jungkook sich von nun an zurückhielt.
"Bist du dir sicher, dass du heute Nacht bei mir bleiben willst? Wird dein Vater nicht ausrasten, wenn das rausfindet?", fragte Jungkook mich besorgt, als wir am Abend gemeinsam zu ihm gingen.
Ich verstärkte den Druck an seiner Hand, welche ich hielt.
"Ich will dich nicht in dieser Lage alleine lassen, Jungkook."
Der Größere schürtzte die Lippen beklommen und ließ den Kopf schließlich ein wenig sinken.
"Du sollst nicht meinetwegen Probleme kriegen. Am Ende wird dein Vater noch wütend", entgegnete er und blieb plötzlich einfach auf der Stelle stehen.
"Ich weiß", meinte ich, weshalb er den Kopf hob und mich ansah.
"Wahrscheinlich werden wir uns streiten, nachdem ich ihm die Wahrheit beichte. Aber weißt du was?" Ich zuckte unbekümmert mit den Schultern.
"Das ist es mir wert. Du brauchst mich und ich möchte für dich da sein. Außerdem muss man im Leben hin und wieder Risiken eingehen." Ich lächelte Jungkook an und hoffte, dass er sich deshalb nicht weiter den Kopf zerbrach.
Doch mich überwältigte noch in gleicher Sekunde ein furchtbar unbehagliches Gefühl, mein sechster Sinn meldete sich zu Wort.
"Komm mit!", verlangte ich von meinem Freund und zog ihn achtlos hinter mir her, ohne auf seine Antwort zu warten.
"Was hast du auf einmal, Minah?", erkundigte sich Jungkook, der ganz verwirrt zu sein schien.
Es lag mir wie ein schwerer Stein im Magen und mein Herz pochte so laut, dass es mir in den Ohren rauschte.
"Ich glaube wir werden verfolgt."
Ich versuchte den Kloß in meinem Hals loszuwerden und spürte dann wie Jungkooks Hand meine schon fast zerdrückte.
Wir waren schon Mal in einer ähnlichen Situation gewesen. Jungkook hatte am Ende ein Messer im Bein und bei mir mussten meine Haare dran glauben. Diesmal würden wir vielleicht nicht so leicht davonkommen.
Wir bogen zügig um die Ecke, wo ich mich sofort auf dem Griff des Gleichaltrigen befreite.
"Was hast du vor?" Er hielt mich an der Schulter zurück, als ich mich vergewissern wollte.
Ich drehte mich zu ihm, legte meinen Zeigefinger auf meine Lippen, um ihm zu signalisieren, dass er nicht sprechen sollte.
Seine tiefbraunen Augen weiteten sich, als sich das deutliche Geräusch von Schritten näherte.
Mein Körper reagierte automatisch auf die Umstände, sobald die Silhouette unseres Verfolgers erschien.
Ein kräftiger Stoß in den Magen reichte aus um den Fremden zu bezwingen, weshalb ich mir seine Arme packte und hinter seinen Körper klemmte, damit er überhaupt nicht auf die Idee kam uns anzugreifen.
"Wer bist du und wieso bist du hinter uns her?!", wollte lautstark von ihm wissen, da sein schmerzerfüllzes Gejammer schon fast ohrenbetäubend war.
"Ist sie etwa dein Leibwächter??", beklagte sich der Koreaner mittleren Alters weinerlich.
"Kennst du ihn, Jungkook?", hakte ich nach, während der Schwarzhaarige noch immer da stand.
"Ich denke nicht", antwortete er mir, in seinem Gesichtsausdruck standen so viele Fragezeichen.
"Ich... Ich bin der Sekretär von Park Sungtae!", deklarierte unser Verfolger, weswegen ich überlegen musste, wo ich diesen Namen schon einmal gehört hatte.
•Rückblick•
Einen Tag zuvor
"Was soll ich damit?", fragte ich Jungkook verwirrt, nachdem er mir einen Elektroschocker in die Hände drückte.
"Ich möchte, dass du den von jetzt an bei dir hast", antwortete er mir, während er die Arme voreinander verschränkte.
"Du erinnerst dich aber schon noch daran, wie ich zwei erwachsene Männer alleine fertig gemacht habe, oder?" Ich legte das Gerät auf Jungkooks Kücheninsel und schüttelte den Kopf verwundert.
"Na und? Es kann dir trotzdem etwas passieren. Darf ich dich nicht beschützen, nur weil du stark bist?", meckerte er aufgebracht, weshalb ich ihn schweigend anblinzelte.
Er regte sich sonst nie so derartig auf, es war eine wahrliche Premiere für mich und brachte mich ein wenig zum schmunzeln.
"Ich hab doch wohl das Recht mir sorgen um die Frau zu machen, die ich liebe! Sei gefälligst nicht so-"
Ich drücke ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, der ihn verstummen ließ.
Jetzt war er es derjenige , der mich stumm anblinzelte.
"W-was war das?"
Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht, als ich realisierte, was ich da gerade getan hatte.
"Vergiss es", meinte ich, wollte mich umdrehen und mich dann so schnell es ging aus dem Staub machen, doch er hielt mich am Arm zurück.
Jungkook grinste bis über beide Ohren und mir fiel es vor Scham schwer ihm direkt in die Augen zu sehen.
Doch als er sich plötzlich zu mir runter beugte und meine Lippen ebenfalls mit einem kurzen Kuss bedachte, hob ich schließlich erneut den Blick.
In seinen Gesichtszügen lagen so viele Emotionen, welche er mir offen legte. Liebe, Geborgenheit und auch Dankbarkeit konnte ich darin erkennen.
Unsere Nasenspitzen berührten sich, als der Größere seine Hand auf meine Wange legte und ich meine Augen schloss.
Sehnsüchtig wartete ich darauf, dass sich unsere Lippen wiederbegegneten, doch als in der Nächsten Sekunde ein schrilles Geräusch ertönte, rissen wir beide unsere Augen erschrocken auf.
Unsere Köpfe schossen in die Richtung von Jungkooks Computer, welcher sich scheinbar von selbst hochgefahren haben musste.
"Was zum-", entkam es mir schockiert.
Jungkook stürmte als erster zu seinem PC und versuchte die ungewöhnlichen Ereignisse ins Lot zu bringen.
"Shit!", fluchte er, da nichts zu funktionieren schien.
"Was ist los?", wollte ich wissen und verstand nicht was los war.
"Ich weiß es nicht", entgegnete der dunkelhaarige außer sich.
"Ist es ein Hacker?" Ich kannte mich in diesem Gebiet überhaupt nicht aus und ich hoffte, dass ich ihm nicht zu sehr auf die Nerven ging.
Er kam nicht mehr dazu mir zu antworten, da sich das Programm seines Vaters öffnete.
"Konfiguration abgeschlossen", sagte eine weibliche roboterartige Stimme, ehe sich das Programm vollständig entschlüsselte.
Der Bildschirm wurde für einen Moment schwarz und es leuchteten grüne Buchstaben und Zahlen auf, bevor sich einige Fenster öffneten, in welchen sich die Vertraulichen Informationen befanden.
"Ist das nicht...? Oh mein Gott", ich schlug die Hände vor den Mund, als ich eins und eins zusammen zählte.
Auch in Jungkooks Gesicht erkannte ich Realisation, seine Augen glänzten, während er die Stirn bestürzt runzelte.
"Deswegen hat mich der Vorsitzende von OnGeim so bedrängt die Stelle anzunehmen...", murmelte er, als sein Blick weiterhin auf dem Display seines Computers klebte.
•Rückblick Ende•
Ich riss meine Augen auf.
"Park Sung...Tae? OnGeims Vorsitzender?", keuchte ich.
Mein Blick fiel auf Jungkook, der genau wie ich nicht mehr verstand was eigentlich los war.
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