level 39
"Wie geht es Hoseok?", fragte Jungkook meine Schwester, die auf dem Beifahrersitz neben meinem Vater saß.
Mit gerunzelter Stirn drehte sich die braunhaarige zu ihm um.
"Du bist doch sein bester Freund. Müsstest du doch viel besser wissen, als ich", erwiderte sie.
"Aber du siehst ihn viel öfter. Wegen der Arbeit hatte ich keine Zeit mich mit ihm zu treffen", erklärte Jungkook Minsoo, weshalb sie nur ihre zierlichen Schultern zucken ließ.
"Keine Ahnung, jedenfalls ist er genauso nervtötend wie immer."
"Grüß ihn beim nächsten Mal von mir", meinte Jungkook lächelnd und ich konnte im Seitenspiegel sehen wie Minsoo ihre Augen belustigt verdrehte.
[...]
"Wir kommen jedes Jahr hier her", erkärte ich unserem Gast, als wir zu viert durch den Bukhansan Nationalpark spazierten.
"Minahs und Minsoos Mutter hat es geliebt zu wandern, deswegen kommen wir jeden zweiten Weihnachtstag vor dem Abendessen hier her", mein Vater sah hinauf in den Winterhimmel und trug ein sentimentales Schmunzeln auf seinem Gesicht.
Es sah so aus, als würde er sie damit begrüßen, der Anblick erwärmte mein Herz.
"Ob es heute schneien wird?" Ich streckte meine Hand aus, da die Wolken dichter wurden.
"Hoffentlich nicht", meinte Minsoo. "Ich hasse Schnee."
"Ich fände es schön", ließ Jungkook uns wissen und alle vier blickten wir hinauf, während wir durch den Park schlenderten.
"Hey, Appa. Lass uns doch bitte zur Freundschaftsbrücke, ja?" Meine kleine Schwester schob unseren Vater in die entgegengesetzte Richtung.
"Aber wir wollten doch erst zum Hügel", entgegnete unser Vater verwirrt.
"Ich möchte aber unbedingt zu erst zur Freundschaftsbrücke!! Bitte, bitte!", quengelte sie wie ein Kleinkind.
Jungkook und ich tauschten einen verwunderten Seitenblick aus, doch als mein Vater mit dem Rücken zu uns stand, wandte sich die braunhaarige uns zu und drückte uns scheinbar die Daumen, ehe sie uns zurück ließ.
"Ach Minsoo..", dachte ich mir voller Belustigung, aber auch Dankbarkeit. Sie wollte uns damit wohl ein wenig Zeit zu zweit verschaffen.
Ich versteckte meine Hände in meiner Jackentasche und als Jungkook mich nur schief ansah, zuckte ich nur mit den Schultern und gingen schließlich gemeinsam weiter.
"Hatte es einen bestimmten Grund, weshalb du Minsoo nach Hoseok gefragt hast?", fragte ich ihn und schaute zu ihm herauf.
Wir gingen nun nebeneinander durch den Park, der beinahe vollkommen menschenleer war.
Jungkook vergrub sein Gesicht in seinem Schal, doch an seinen Augen konnte ich erkennen, dass er lachte.
"Oh, verdammt", murmelte ich, da ich es bereits ahnte. "Er steht auf sie? Der arme Kerl."
"Wieso denn das?"
"Ich liebe Minsoo, aber was ihren Männergeschmack angeht..." Ich konnte bloß das Gesicht verziehen, als ich an ihren Exfreund dachte.
"Sie hat immer nur totale Arschlöcher angeschleppt, deshalb ist mein Vater irgendwann auch so empfindlich geworden, was Männerbesuch angeht."
"Du denkst also sie wird Hoseok das Herz brechen?" In Jungkooks Augen las ich eine Mischung aus Sorge und Hoffnung.
"Wer weiß? Sie ist manchmal so unberechenbar."
Als wir am Hügel ankamen, mussten wir ein wenig klettern und ich bemerkte wie viel Spaß Jungkook dabei hatte.
Es war wirklich unbeschreiblich hier oben. Das die Natur solch ein Kunstwerk erschaffen hatte, war bemerkenswert.
Man konnte dem Trubel der Großstadt hier oben gänzlich entfliehen und genau das fand meine Mutter so toll an diesem Ort.
Ein Meer aus Bäumen und Sträuchern erstreckte sich im Tal vor uns, außerdem floss ein kleiner Fluss durch die kahle Winterlandschaft.
"Wow", entkam es dem Schwarzhaarigen neben mir beeindruckt.
Die Luft hier oben war frischer oder so kam es mir jedenfalls vor. Der Wind brachte unser Haar zum toben, weshalb ich mir einige meiner Strähnen hinter die Ohren striff.
"Hier oben fühle ich mich immer so, als wäre ich der einzige Mensch auf dem Planeten", sagte ich gedankenverloren, während ich hier oben mit ihm stand.
"Aber ich bin doch auch hier."
Ich konnte Jungkooks Blick auf mir spüren, als er dies sagte und drehte meinen Kopf deshalb in seine Richtung.
"Das bist du", erwiderte ich während sich unsere Augen erneut begegneten.
Die Kälte machte mir auf einmal nichts mehr aus, denn mein Körper wurde bei dem Ausdruck in seinen Gesicht plötzlich ganz warm.
Selbst, als ich die kleinen weißen Flocken entdeckte, die vom Himmel empor stiegen und uns einhüllten, glühte mein Gesicht förmlich.
Vollkommen im Bann seiner dunklen onyx Augen bewegte ich mich wie von selbst in seine Richtung und legte beide Arme um seinen Nacken.
"Es ist der Erste Schnee im Jahr", erwähnte er beiläufig, ohne dem Spektakel eines Blickes zu würdigen. Seine Augen lagen weiterhin auf mir.
"Ja..", hauchte ich und stellte mich schließlich auf die Zehenspitzen, ehe ich meine Augen langsam schloss.
Der Schnee war uns beiden im Augenblick herzlich egal.
Seine kräftigen Arme schlossen sich um meine Taille, bevor unsere Lippen sich zu einem Kuss vereinten.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch drohten auszubrechen, so sehr kribbelte er. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment vom Boden abheben und fliegen.
Da Jungkook sich vor lehnte, konnte ich mich normal hinstellen und meine Arme enger um ihn schlingen, so hatte ich die Gewissheit nicht gleich in der Luft zu schweben.
Mein Herz raste wie verrückt und war überwältigt von all den Emotionen, die in meinem Inneren rasten.
Seine weichen Lippen schmiegten sich sanft gegen meine und bewegten sich in einem ganz natürlichen Rhythmus.
'Ich liebe dich'
Das war es wir uns durch diesen Kuss sagten, ohne Worte verwenden zu müssen.
[...]
"Ich bin Ihnen sehr Dankbar, Herr Choi", Jungkook stand mit seinen gepackten Taschen auf unserer Terasse, als wir uns von ihm verabschiedeten.
"Du bist hier immer herzlich willkommen, Junge." Mein Vater reichte ihm freundschaftlich die Hand, welche Jungkook lächelnd ergriff.
"Du bist ganz schön lebensmüde dich freiwillig mit Minah abzugeben", äußerte sich Minsoo unhöflich wie immer, weshalb ich ihr einen Klapps verpasste.
"Siehst du? Genau das meine ich!" Meine Schwester rieb sich ihren Oberarm. "Aber du siehst danach aus, als würdest du das aushalten können." Sie zwinkerte ihm spielerisch zu, weshalb er sie nur entgeistert anblinzelte.
"Komm gut nach Hause", meinte ich schließlich und warf Minsoo noch einen kurzen genervten Blick zu.
"Und melde dich, sobald du angekommen bist", fügte ich hinzu, obwohl ich überhaupt nicht wollte das er geht.
Ihn täglich hier zu haben war eine sehr angenehme Erfahrung.
"Das mache ich."
Meine Wangen fingen erneut an Farbe anzunehmen, als er mich mit diesem liebevollen Gesichtsausdruck bedachte.
Nein, es war unwichtig, ob wir jeden Tag zusammen sein würden oder nicht, dachte ich nun im Nachhinein. Denn er war zu meinem personifizierten Zuhause geworden.
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