level 21
-Rückblick-
Sieben Jahre zuvor
"Choi Minah!", schrie der kahlgeschorene der drei Jungs erzürnt, während sie mir gemeinsam den Weg versperrten.
Eigentlich hatte ich vor gehabt das Klassenzimmer zu verlassen, um zu meinem Spind gehen zu können, doch sie hinderten mich daran.
"Gayeon meinte du hast dich wieder in ihre Angelegenheiten eingemischt!"
Unbeeindruckt hob ich eine Augenbraue und sah ihn direkt an, ohne einen Funken Furcht dabei zu empfinden.
"Dann bring deiner Freundin gefällst Manieren bei", meinte ich monoton und wollte mich schließlich an ihnen vorbeidrängeln, doch dann packte er mich ohne Vorwarnung beim Haar.
"Ich will das du sie in Ruhe lässt, verstanden?!", zischte er bedrohlich und wie immer sah meine ganze Klasse dabei zu, ohne etwas dagegen zu unternehmen.
Jaehyun war der Einzige, der jedes Mal schlimmeres verhinderte und es nicht zu solchen Situationen kommen ließ. Da er jedoch heute nicht da war, hielt ich mich nicht zurück.
"Lass mich los", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Es gab mittlerweile so viele Gerüchte über mich, dass man Wahr oder Falsch sowieso nicht mehr unterscheiden konnte.
"Und wenn nicht?" Sein zwei Freunde im Hintergrund lachten.
Das lachen würde ihnen gleich vergehen, denn ich ballte meine Hand zur Faust und rammte sie ihm mitten ins Gesicht.
Alle Blicke waren auf mich gerichtet und niemanden aus meiner Klasse schien diese Reaktion groß zu überraschen. Bloß der Vollidiot mit der Blutenden Nase schien sich nicht wieder einzukriegen.
Die Kränkung so einen Schlag von einem Mädchen eingesteckt zu haben verzerrte sein Gesicht so sehr, dass er mich irgendwann mehr an ein wütendes Wildschwein erinnerte.
Meine Mitschüler flüchteten über den zweiten Eingang des Klassenzimmers, denn wenn sie nichts sahen, dann passierte ja auch nichts. Mit diesem Prinzip argumentierten sie jedenfalls.
"Du blöde Schlampe!"
Voller Zorn stürzte er sich auf mich und ich schaffte es jedem seiner Angriffe auszuweichen, bis mich einer von den anderen beiden überrumpelte und mich schubste.
Ich hatte weder die Zeit noch das Gleichgewicht mich dem Manöver entgegenzuwirken.Mit voller Wucht knallte ich mit dem Steißbein gegen das Lehrerpult und keuchte deshalb schmerzerfüllt auf.
Es war eine Seltenheit, dass ich so einen heftigen Schub abbekam. Normalerweise war ich voraussichtlicher in meinen Kämpfen.
Doch keinesfalls wollte ich mich geschlagen geben oder mich in die Knie zwingen lassen! Ganz im Gegenteil.
Trotz des Schmerzes in meinem unteren Rücken rappelte ich mich wieder auf und war bereit diesen Mistkerlen eine Lektion zu erteilen, die sie nie wieder vergessen würden.
"Na, noch nicht genug?"
Als ich ihren selbstgefälligen Blicken begegnete, hätte ich ihnen am liebsten die Augen ausgekrazt.
Blind vor Wut und Stolz, bemerkte ich nicht, dass einer von ihnen bereits eine Glasflasche wurfbereit in den Händen hielt. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen mich auf meinen Gegenhieb vorzubereiten und als die Flasche dann auf mich zugeflogen kam, stand ich wie angewurzelt auf der Stelle.
Wie ein Reh im Scheinwerferlicht starrte ich meinem Schicksal einfach ins Auge, ohne mich zu rühren. Ich ließ es einfach geschehen.
Doch anstatt einer Glasflasche, schwebte stattdessen ein unbekanntes dunkles Augenpaar vor mir. So dunkle Augen hatte ich noch nie zuvor gesehen, denn es wirkte so, als hätte die Person vor mir überhaupt keine Pupillen.
Das dumpfe Geräusch der Flasche ertönte, als der Unbekannte sie mit seinem Rücken abfing, bevor sie auf dem Boden in tausend Teile zersprang.
Doch der fremde Junge hatte seinen Blick keine Sekunde von mir abgewendet und auch ich konnte einfach nicht wegsehen.
"Ist das nicht der Neue aus deiner Klasse, Taehoon?"
"Yah, Jeon Jungkook!", schrie der Glatzkopf nun erbost, doch bevor er einen Schritt auf uns zukommen konnte, zog ihn unser Schuldirektor schon beim Kragen zurück.
"Ihr drei kommt sofort mit ins Büro! Habt ihr sie noch alle?! Ihr könnt doch nicht einfach eine Mitschülerin dermaßen zurichten!", brüllte der Mann in voller Lautstärke, sodass die Adern an seinem Hals hervortraten.
Der Neue aus der Parallelklasse kniete sich plötzlich hin und begann das Glas aufzusammeln, während der Direktor seinen Wutanfall bekam. Fast schon reflexartig ging ich ebenfalls in die Hocke, damit ich ihm helfen konnte.
Keiner von uns beachtete den anderen weiter großartig, bis die drei dem Schulleiter wie Dackel ins Büro folgten.
Es wurde still, da niemand sich in der Klasse oder im Flur aufzuhalten schien und ich brachte es endlich dazu meine Frage auszusprechen, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte.
"Hast du dich verletzt?", wollte ich wissen, nachdem er die Scherben in den Mülleimer geschmissen hatte.
"Das wollte ich eigentlich dich fragen", antwortete er mir scheu und ich bemerkte den Dialekt sofort.
"Du kommst aus Busan?"
Überrascht weiteten sich seine Augen und ich grinste siegreich.
"Also habe ich richtig gelegen", bemerkte ich anhand seiner offensichtlichen Reaktion.
"W-woher weißt du das?"
"Dein Busan-Satoori hat dich verraten. Mein Onkel kommt auch ursprünglich aus Busan, deshalb habe ich es erkannt."
"Willst du damit nicht lieber ins Krankenzimmer?" Er deutete auf meine rechte Hand, die an den Knöcheln etwas aufgeschürft war. Musste von dem Fausthieb kommen, die ich dem Blödmann vorhin verpasst hatte.
"Ah, nein. Ist schon in Ordnung. Kommt öfters vor", meinte ich und zuckte mit den Schultern.
Er nickte bloß, ohne mich komisch dabei anzusehen oder irgendwas zu hinterfragen.
"Dankeschön für deine Hilfe eben", meinte ich schließlich, da es mir wichtig war ihn dies wissen zu lassen.
"Du bist tatsächlich der Erste, der sich in so einer brenzligen Situation für mich eingesetzt hat."
Ich lächelte Jeon Jungkook mit einem aufrichtigen Grinsen an.
"Vielen, vielen Dank!"
-Rückblick Ende-
Plötzlich kamen alle Möglichen Erinnerungen hoch, die ich für Verschollen gehalten hatte. Zum Beispiel erinnerte ich mich endlich an den Abend, als Jeon Jungkook unser neuer Projektleiter wurde.
Wir hatten damals ein Teamessen gehabt und ich war betrunken aus dem Taxi gestiegen, weil ich ihn vor einem Café entdeckt hatte.
Nach einer Schimpftriade hatte ich dem Gleichaltrigen ungeniert vor die Füße gekotzt und er hatte mich Huckepack nach Hause getragen.
'Ich habe dich vermisst, Choi Minah'
Er hatte noch gewusst wo ich wohnte, ohne, dass ich ihm überhaupt meine Adresse genannt hatte -was daran lag, dass ich nicht mehr in der Lage dazu war.
Am nächsten Tag hatte er mich im Fahrstuhl darauf angesprochen, wie ich nach Hause gekommen war. Zwar hatte ich gut gesagt, aber nur, weil ich mich nur noch bis zur Taxifahrt erinnern konnte.
'Erinnern Sie sich etwa nicht?'
Heute fragte ich mich, ob er bloß den Abend oder von damals gesprochen hatte.
Wie ich ihn vergessen konnte?
Weil er einfach verschwunden war, ohne sich überhaupt zu verabschieden. Jeon Jungkook hatte sich über Nacht einfach in Luft aufgelöst.
Und ich hatte damals beschlossen keinem Geist nachzutrauern. Also verbannte ich ihn aus meinen Erinnerungen.
Tränen der Freude vermischten sich mit denen der Reue und liefen über mein Gesicht, als ich mich auf meinem Bett zusammenkauerte.
Denn ich konnte mir denken weshalb er damals verschwunden war.
'Ich bin Vollwaise seit ich siebzehn bin'
Ich vergrub das Gesicht an meinen Knien und konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Einerseits, weil ich froh war mich endlich wieder an ihn zu erinnern, andererseits weil mich Gewissensbisse plagten.
Tut mir leid, Jeon Jungkook.
-
Aloha meine Freunde!
Es tut mir schrecklich leid, dass ihr so lange warten musstet, aber ich hatte leide eine totale Blockade und hab's einfach nicht auf die Reihe bekommen zu schreiben ...
Ich hoffe ihr vergebt mir 🙏🏼😭
Jedenfalls hoffe ich, dass der Teil euch gefallen hat.
Eure Nai 🌹
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