level 1
"Yah! Wo bleibst du? Das Essen wird kalt!", meckerte meine Schwester mich an, während ich den Bus betrat.
"Yah? Hast du etwa vergessen wer hier die Ältere ist? Wenn ich zu Hause bin kannst du was erleben!", drohte ich ihr am Handy und war sofort genervt, als ich sah wie überfüllt der Bus war.
"Jaja", stöhnte Minsoo bloß. "Wieso bist du so spät dran? Wenn die Antwort Jaehyun ist dann-"
"Nein, wir hatten eine Besprechung", unterbrach ich die Jüngere und hielt mich an einer der Stangen fest, da der Bus losfuhr.
"Mein Team soll ein neues Virtual Reality Spiel entwickeln und irgendein Heini soll dabei mitwirken", erklärte ich total gelangweilt.
"Was denn für ein Heini? Ist er berühmt?"
"Keine Ahnung. Vielleicht?"
"Hast du überhaupt zugehört? Du bist echt unmöglich..."
Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Hinterteil, warf einen Blick zur Seite und sah wie ein ekelhafter Typ mich schalkhaft angrinste.
"Hey, ich muss auflegen. Sag Appa ich bin bald da", sagte ich völlig entspannt, bevor ich auflegte und mein Handy in meiner roten Umhängetasche verstaute.
"Ahjussi, wären Sie bitte so freundlich und würden mich nicht anfassen?", fragte ich ihn zuckersüß wie ich nun einmal war und nutzte all das Aegyo, dass in meinen 1,63 steckte.
Anstatt mir zu antworten wanderte seine Hand weiter runter, was ich als eindeutiges Todesurteil auffasste, da er vor hatte unter meinen Rock zu fassen.
Demonstrativ verpasste ich ihm ein Kinnhaken, weshalb dieser schmerzhaft aufstöhnte und sich krümmte.
"Heol! Also wirklich!", entkam es mir aufgebracht darüber, dass es tatsächlich noch so Widerlinge gab die herumliefen und Mädchen belästigten.
"Behalten Sie Ihre Finger bei sich, Ahjussi!", schimpfte ich über den Mann und bemerkte erst jetzt, dass ich zur Hauptattraktion geworden war.
Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal ein wenig sanfter zuschlagen, dachte ich kurz, als ich den armen Ahjussi heulend am Boden sah.
"Joesonghaeyo", meinte ich in einer Mischung aus Schadenfreude und wiederkehrenden Skrupel, was allerdings völlig in seinem Gejammer unterging.
Naja, verdient hat es er ja.
Als der Bus an der nächsten Haltestelle zum Stehen kam und sich die Tür öffnete ergriff ich die Flucht, bevor er zu sich kommen konnte. Meistens hatten solche Typen nämlich nicht genug.
Heute war ich jedoch wirklich nicht in der Stimmung einem alten Knacker den Hintern zu versohlen.
"Aish, wegen diesem Arsch muss ich jetzt laufen!", fluchte ich und schüttelte mich auf der Stelle.
Auf den nächsten Bus zu warten würde fast dreißig Minuten dauern, bis dahin würde ich schon Zuhause sein, wenn ich mich beeilte.
Mit meinem Vater war nicht zu spaßen, wenn man nicht pünktlich zum Essen kam.
[...]
"Dreihundert Liegestütze, oder du bekommst kein Abendessen."
"Wie bitte? Aber Appa das ist nicht fair!", beschwerte ich mich schmollend.
"Weißt du was auch nicht fair ist? Hier zu sitzen und auf dich zu warten!", nörgelte er verärgert und jeder der ihn nicht kannte würde nun wohl vor Angst erzittern. Nun ja, diejenigen die es taten würden ihn sicher auch nicht gerne als Feind haben.
Mein Vater war in seiner Vergangenheit ein berühmter Judokämpfer und hatte zudem noch einige Meisterschaften im Kickboxen gewonnen.
Mein Vater war mein Superheld.
"Aber ich wurde von einem Ahjussi angefasst!"
"WAS?!" Meinem Vater fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als er dies durch das gesamte Haus schrie.
"Keine Sorge, Appa", beruhigte ich ihn sofort.
"Ich habe ihm einen deftigen Uppercut verpasst. Den wird er nicht so schnell vergessen", prahlte ich mit geschwollener Brust und hob das Kinn dabei an.
"Yessss!", jubelte mein Vater stolz und gab mir ein kräftiges High-Five.
"Das ist meine Tochter! Aigoo, komm her. Appa ist beeindruckt." Sofort umarmt mich mein Vater, weshalb ich überglücklich grinste.
"Lobst du sie gerade dafür einen gebrechlichen alten Mann ausgenknockt zu haben?", entkam es Minsoo fassungslos.
"Yah, du Göre. Deine Schwester hat einen alten Perversen ausgeschaltet. Wenigstens um eine von euch muss ich mir keine Sorgen machen."
"Wow", Minsoo schüttelte nur mit dem Kopf. "Meine Familie ist komplett durchgedreht."
"Beim nächsten mal musst du noch einen Side-Kick drauflegen, okay?"
Ich nickte bestrebt, wofür mein Vater mir liebevoll meinen Kopf tätschelte.
"Geh essen, mein Kind. Es war ein langer Tag."
Meine Gebete wurden erhört.
Nachdem ich mir den Magen schließlich vollgeschlagen und mich ausgeruht hatte, kümmerte ich mich um die Wäsche, die ich bügelte und dann faltete. Für andere mochte diese Arbeit eine Qual sein, doch ich empfand es als ziemlich entspannend.
Es war die einzige Zeit in der ich einfach meinen Kopf ausschalten konnte. Die endlosen Gedanken und Sorgen des Alltags konnten mich dabei nicht einholen.
Anschließend sortierte ich alles und als ich Minsoos Klamotten in ihrem Kleiderschrank verstauen wollte flog mir alles um die Ohren.
Dieses Mädchen war wirklich die reinste Katastrophe! Da sie noch studierte übernahmen mein Vater und ich die meiste Arbeit im Haus, damit sie in Ruhe lernen konnte. Doch sie schaffte es anscheinend nicht einmal Ordnung zu halten.
"Choi Minsoo!", rief ich lauthals, da sie nicht in ihrem Zimmer war.
Moment mal. Ist das nicht mein Pullover? Den habe ich monatelang gesucht!
Mit zerknirschter Miene stampfte ich aus ihrem Zimmer, da sie offenbar nicht nur unordentlich, sondern auch taub war.
"Yah! Du bist echt-", fing ich mit meiner Standpauke an, als ich sie in der Küche vorfand, musste sie jedoch unterbrechen, da ich entdeckte wie sie den Bildschirm ihres Smartphones anschmachtete.
Wie ein Ninja schlich ich mich also an sie heran, weil sie mich zu meinem Vorteil noch nicht bemerkt hatte.
"EONNI!", kreischte sie hysterisch, nachdem ich ihr Handy aus ihren Händen stahl.
"Daebak", entkam es mir aus einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Frustration.
"Es ist nicht lange her da hast du wegen diesem Arsch geheult!", erinnerte ich sie vorwurfsvoll.
"Und du könntest zur Abwechslung auch mal deinen Schrank aufräumen", fügte ich hinzu.
"Kümmer dich um deinen eigenen Mist!", zickte sie mich an und schnappte sich nebenbei wieder ihr Handy.
"Was ist hier los?" Unser Vater kam nichts ahnend dazu und wirkte ein wenig unbeholfen, da er mit unseren Streitereien nicht wirklich umgehen konnte.
"Sie tut mal wieder so, als wäre sie meine Mutter", erwiderte Minsoo trocken, bevor sie an mir und Appa vorbeiging.
Manchmal gelang es ihr auf eine so grausame Weise meinen wunden Punkt zu treffen.
"Minah..."
"Schon okay, Appa", meinte ich mit einem matten Lächeln.
"Ich gehe mich dann mal Bettfertig machen."
[...]
Normalerweise konnte man mich nicht so schnell kleinkriegen, allerdings war unsere Mutter ein Thema, dass mich trübsinnig machte.
Und es war nichtmal ihr Tod, der mich so missmutig machte. Dies mochte vielleicht hart klingen, aber ich war selber erst zwei, als sie von uns ging. Das Gesicht meiner kannte ich nur noch von Fotos.
Die Tatsache, dass mein Vater seinen Traum aufgeben musste, um sich stattdessen ganz allein um ein Kleinkind und ein Neugeborenes zu kümmern, brach mir jedes Mal das Herz, wenn ich daran dachte.
Minsoo hatte ihre Mutter überhaupt nicht kennengelernt, denn sie starb bei ihrer Geburt. Sie würde es wohl nicht zugeben, doch sie gab sich die Schuld an ihrem Tod.
Deshalb wurde sie manchmal sehr sensibel und ich glaube manchmal dachte sie sogar ich würde versuchen sie in irgendeiner Weise zu ersetzen.
Doch das tat ich nicht. Warum auch?
Immerhin hatten wir unseren Helden, der stets beides für uns war.
Ich lag bereits im Bett, als es leise an meiner Zimmertür klopfte.
"Minah?" Der nussbraune Haarschopf meiner Schwester ragte durch den Türspalt hinaus
"Hm?"
"Ich kann nicht schlafen...kann ich zu dir?"
Mit einem sanften Lächeln hob ich ohne ein Wort zu sagen meine Decke an, woraufhin sie auf Zehenspitzen zu mir schlich, nachdem sie meine Zimmertür geräuschlos geschlossen hatte.
Als sie schließlich neben mir lag, kuschelte sich die jüngere an meinen Arm.
"Tut mir leid, Eonni.... Ich war nur.."
"Ich weiß", hauchte ich und klopfte ihr behutsam auf ihren Rücken.
"Lass uns schlafen", sagte ich bloß und schlosss meine Augen.
Morgen würde ein nervenaufreibender Tag für mich werden.
-
Herzlichen Dank fürs lesen des ersten Kapitels von Valiant 🥺❤️
Die Idee für die Geschichte kam mir nachdem ich mir erneut das KDrama Strong Woman Do Bong Soon angesehen habe.
Minah hat allerdings keine Superkräfte 😂
Von all meinen Protagonistinnen ist Choi Minah die erste für die ich ein Idol verwende.
Ich finde, dass Eunha optisch sehr gut neben Jungkook aussieht, deshalb dachte ich mir, dass ich mal ausprobiere wie das bei den Lesern ankommt.
Jungkook passt meiner Meinung absolut perfekt zu dieser Story und ich bin sehr gespannt, da ich Jungkook persönlich nie anziehend fand. Er ist absolut attraktiv, keine Frage. Aber ich habe ihn immer mit anderen Augen gesehen, weshalb er in den meisten meiner Geschichten der unschuldige süße Freund ist und nie ein Mädchen bekommt 😂😂
Umso mehr freue ich mich ihn ganz neu in Valiant erfinden zu können!
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und bin dankbar für jeden einzelnen der mich unterstützt ☺️🌺
-Nai🌹
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