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Kapitel 1 - "V" wie "Verrat"

Kleine Warnung:
Jimins Sichtweise auf sein Leben und auf seine Erlebnisse
in zwei früheren Pflegefamilien - nicht lustig!

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Jimin hält sich die Ohren zu.
"Angsthase - Pfeffernase - morgen kommt der Osterhase."
Er kennt das schon.
"Heulsuse, Heulsuse!"
Es ist jeden Tag das gleiche.
"Weichei! Baby!"
Sehyun ist der mit der großen Klappe. Aber alle anderen machen mit. Sie stehen richtig Spalier am Schultor für ihn. Er kann sich noch so Mühe geben, er schafft es einfach nicht, als erster aus der Klasse und durch das Schultor zu kommen. Je mehr er es versucht, desto schneller drängeln und schubsen die anderen vorbei und warten unten auf ihn. Und einen anderen Ausgang dürfen die Schüler nicht benutzen.
"Ohhhhhhhhhh - hat da jemand Angst?"
"Kuckt mal, unser Zwerg traut sich nicht."
Gefühle von Demütigung und Resignation überschwemmen Jimins Hirn wie eine riesige Welle. Tränen drängen nach draußen. Er hat den unfairen Wettlauf schon wieder verloren.
"Heul doch, heul doch!"
Jimin kneift einmal fest die Augen zu, um die Tränen zu unterdrücken, atmet tief durch und rennt durch die Gasse aus Mitschülern und Mitschülerinnen, die ihm grinsend ins angstverzerrte Gesicht starren und immer weiter lästern. Einfach immer weiter. Er muss gut aufpassen, dass sie ihm dabei nicht ein Bein stellen. Aber heute kommt er zum Glück ohne durch.

Durchs Tor, nach rechts, wo nach ein paar hundert Metern die rettende Ampel auf die andere Straßenseite steht. Seine Schuhe trommeln auf das Pflaster, sein Ranzen hüpft auf seinem Rücken hin und her und zerrt an seinen Schultern, das Atmen tut schon richtig weh. Die Stimmen werden leiser, doch noch ist es nicht geschafft. Manchmal rennen sie ihm nach. Nur rüber folgt ihm nie einer.
Zum Glück wird die Ampel gleich grün, und auf der anderen Seite kann er endlich anhalten, durchatmen, die Hände von den Ohren nehmen. Hier hört er die gemeinen Stimmen nicht mehr. Nicht mehr mit den Ohren. Wohl aber noch im Kopf. Im Kopf verfolgen sie ihn bis in den Schlaf. Er ist klein, er ist schwach, er ist dumm, er ist selbst schuld, er ist ein Nichts.
Und er versteht nicht, warum ihn irgendeine Mutter geboren hat - nur, um ihn sofort alleine zu lassen. Was hat er seiner Mutter getan, dass sie gegangen ist? Ist er selbst schuldig an ihrem Tod? Was hat er den Leuten auf dem Jugendamt getan, dass sie immer wieder versuchen, ihn in eine Familie zu vermitteln? Wo es ihm dann so schrecklich ergeht, dass er das Wort "Familie" hassen und fürchten gelernt hat?

Jimin hat Angst. Vor der Schule, dem Klassenlehrer, den Mitschülern. Vor den Momenten, in denen er mal wieder vor lauter Angst nichts kapiert, und vor den anderen Kindern, die das merken und ihn hänseln. Vor Hunden, großen Jungs und kleinen Mädchen. Vor Vater-Mutter-Kind-Familien. Vor den Stimmen in seinem Kopf und den Gespenstern der Nacht. Es ist lächerlich. Kein Mensch hat so viel Angst wie Jimin. Dabei ist es doch alles nur Einbildung. Trotzdem fängt er immer wieder an zu zittern und zu weinen. Er wird dann stocksteif und muss sich zwingen, sich zu bewegen. Zu flüchten.

Mama Jeri ist die einzige, die diese Stimmen und Gespenster vertreiben kann. Sie ist stärker als die Angst, stärker als die Wut, stärker als alle bösen Menschen, die ihn quälen. Warum darf er nicht einfach bei Mama Jeri bleiben, bis er groß ist?
Erzählen kann er das alles nur ihr. Mama Jeri ist die einzige, die schon immer da war, die ihm zuhört und ihm glaubt, die ihn nicht für schwach und dumm hält. Sie ist seine Ziehmutter im Kinderdorf, sie ist jeden Tag wieder seine Rettung vor der Welt. Bei ihr ist eine andere Welt, eine Welt der Ruhe und Geborgenheit für ihn und all die "Geschwister", die Mama Jeri in ihrer Kinderdorffamilie groß gezogen hat.
Manche sind schon erwachsen und kommen nur noch zu Besuch, einige sind noch da. Jimin ist mit seinen elf Jahren der Jüngste in der Gruppe. Wenn er erwachsen ist, wird Mama Jeri "in Rente gehen", wie sie es nennt. Aber seine Mama Jeri wird sie immer bleiben, das hat sie ihm fest versprochen.

Jimin rennt immer noch, obwohl er seine Quälgeister längst abgeschüttelt hat. Er rennt, bis er beim Kinderdorf angekommen ist. Wie jeden Tag starrt er schon lange vorher sehnsüchtig hinauf zum Treppenfenster, ob sie da ist, ob sie schon auf ihn wartet.
Da. Wie gut, dass er sich drauf verlassen kann. Wie jeden Tag steht Mama Jeri am Fenster am Treppenabsatz. Ungefähr um diese Zeit kommen all ihre "Kinder" nach Hause, von der Schule, von der Ausbildungsstelle. Sie liebt es, ihnen entgegen zu sehen, sie mit einer Umarmung zu begrüßen, mit ihnen in der Küche zu sitzen und sich bei einer Tasse Tee und ein paar Keksen von ihrem Tag erzählen zu lassen. Sie liebt jedes einzelne Kind, und jeder Besuch von einem ihrer erwachsenen Schützlinge macht sie glücklich. Aber Jimin hat einen besonderen Platz in ihrem Herzen, das weiß er wohl. Seiner Mama Jeri kann Jimin vertrauen.
Jimin stößt die Haustür auf, springt mit riesigen Sätzen die Treppe hinauf, das Klatschen seiner Schuhe auf dem Linoleum hallt von der hohen Decke wieder, und im nächsten Moment klammert sich der verzweifelte Junge an Mama Jeris Bauch, als hinge sein Leben davon ab. Noch weint er nicht. Aber es wird nicht lange dauern.

Beim gemeinsamen Tee in der Küche schweigt er mit verschlossenem Gesicht und schaut stumpf auf den Boden vor seinen Füßen. Er sitzt auf seinen Händen, damit sie nicht schon wieder vor Scham zittern. Er mag seine Gruppengeschwister, aber er schafft es kaum, ihnen zuzuhören. Er bewegt sich nicht. Jeder fragende Blick, jedes Wort würden seine bröckelige Schutzmauer einreißen.
Aber hinterher ... da weint Jimin in Mama Jeris Armen eine ganze Weile, berichtet schluchzend, was ihm heute widerfahren ist, lässt seine Mama spüren, wie sein winziges Restvertrauen in die Menschen immer weiter schrumpft. Und dann geht er, um sich wie jeden Tag im Baumhaus ganz hinten im Garten zu verkriechen und erst nach Stunden wiederzukommen. Dorthin darf ihm keiner folgen. Also lässt sie ihn, denn danach ist er immer viel ruhiger und kann sich auch besser auf die Hausaufgaben konzentrieren.
Niemand weiß, was ihn dorthin zieht, was er dort in all der Zeit treibt - nichts. Bis auf zwei alte Kissen und eine ausgefranste Decke ist das Baumhaus leer. Er ist einfach dort, damit er einmal am Tag niemand sehen oder hören muss. Jimin wickelt sich in die Decke, zieht seine Beine an und knäult sich auf den Kissen zusammen. Seine Gedanken sind schon fort - in einer Welt, in der die Sonne warm auf sein Gesicht scheint. In der es wenig Menschen, nur viele kleine, harmlose Tiere gibt. In der keine bösen Überraschungen oder gemeine Verräter auf ihn warten. In der Jimin Frieden findet.
Als Jimin wieder in die Küche kommt, lächelt Mama Jeri ihn an, streicht ihm einmal durch die schwarzen Haare, die von der Mütze noch ganz platt gedrückt sind, und schiebt ihn sanft zum Hausaufgabenzimmer. Alle anderen sind natürlich schon fertig und spielen irgendwo. Aber das ist ihm ganz recht, so hat er nämlich auch hier seine Ruhe. Zügig macht er seine Aufgaben, kann jetzt die grausame, unverständliche Welt nach hinten schieben, kann dem Kindercomputer die richtigen Fragen stellen, wenn er etwas nicht versteht, und dann die meisten Aufgaben selbständig erledigen. Hier hat er keine Angst - hier kann er denken.

Aber kaum liegt Jimin abends im Bett - Mama Jeri hat gesungen, ihm seinen Gutenachtkuss gegeben, das große Deckenlicht gelöscht und beim Rausgehen die Tür angelehnt - da kriechen sie aus den Schatten auf ihn zu und machen auch diese Nacht zu einer Hölle, vor der es kein Entrinnen gibt. Die Erinnerungen an die schlimmsten Zeiten seines Lebens, die alles überschatten, was doch so schön sein könnte. Er rollt sich zu einer Kugel zusammen, macht sich ganz klein, damit sie ihn nicht finden. Aber das hilft nichts, das weiß er schon. Die Erinnerungen sind in ihm drin, er kann das nur aushalten und auf den Morgen hoffen, an dem alles von vorne losgeht.

Zweimal war Jimin weg aus dem Kinderdorf, zweimal hatte das Jugendamt ihn in eine Pflegefamilie vermittelt mit dem Versprechen, dass es nichts schöneres gibt, als in einer richtigen Familie zu leben. Und zweimal wurde es schlimmer, als er es sich jemals vorstellen konnte.
Er hatte sein ganzes Leben bis auf die ersten paar Wochen bei Mama Jeri verbracht. Da war er glücklich, fröhlich und unbeschwert gewesen. Er hatte viele Geschwister in der Kinderfamilie und Freunde im ganzen Kinderdorf. Mit sechs Jahren kam er in die Grundschule, hatte Spaß dort, lernte gerne und kam in seiner Klasse gut klar. Dann kamen Leute zu Besuch - erst eine Frau, dann die Frau mit einem Mann, schließlich war noch ein kleines Mädchen dabei. Immer war derselbe Mann vom Jugendamt dabei, immer haben sie alle draußen im Schnee oder drinnen im Gemeinschaftsraum gespielt, immer haben die Fremden dabei zugeschaut und sich dann lange mit Mama Jeri und dem Mann vom Amt unterhalten.

Nach dem dritten Besuch wurde das kleine Mädchen gefragt:"Und? Welches Kind soll dein Spielkamerad werden?"
Sie zeigte auf Jimin.
"Der da. Der lacht so lustig."
Jimin spürte vage, dass Mama Jeri nicht einverstanden war, als sie Jimins Sachen zusammenpackte. Sie versuchte zu plaudern und Jimin Geschichten von schönen Familien zu erzählen. Darum verstand er nicht, was er unterschwellig spürte. Er hatte nichts gegen diese Leute, fand das Mädchen ganz nett und war auch neugierig. Also nahm er seine Mama Jeri in die Arme, versprach, ihr zu schreiben, und ging mit. Da war er sieben Jahre alt.

Jimin verstand nicht, als seine Jacke nicht an der Garderobe der Familie aufgehängt wurde sondern wo anders. Er verstand nicht, als sein Koffer und sein Ranzen nur kurz in ein kleines Zimmer geschoben wurden. Er verstand nicht, als er das märchenhafte Schlafzimmer von Hyona und das große Prinzessinenspielzimmer gleich daneben gezeigt und alles vorgeführt bekam. Er verstand auch nicht, als ihm ausführlich der Inhalt aller Schränke in der Küche, die Bedienung der Spülmaschine und die kleine Putzkammer gezeigt wurden. Selbst, als Hyona nach dem Abendessen etwas vorgelesen wurde, während er den Tisch abdeckte, dachte er noch, das sei normal, weil im Kinderdorf immer alle Kinder mitgeholfen hatten bis auf die ganz Kleinen.
Er freute sich mit Hyona, wenn sie neue Kleider und Spielzeug bekam. Er lachte, wenn Hyona wie eine Prinzessin hofiert wurde und bestimmen durfte, was sie spielen würden. Er beeilte sich, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, und manchmal klatschte sie dann. Erst, als er an den Beinen fror, weil seine Hosen zu kurz wurden. Als die Mitschüler ihn auslachten, wenn er mal wieder im Unterricht einschlief. Als die Lehrerin schimpfte, wenn er wieder die Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Als Hyona anfing, sich mit ihm zu langweilen, und dann Wutanfälle bekam, Spielzeug durch die Gegend warf und am Ende behauptete, er habe all das Durcheinander angerichtet oder sie an den Haaren gezogen. Als ihm keiner glaubte, wenn er versuchte, die Wahrheit zu sagen. Als er immer öfter ohne Essen ins Bett geschickt wurde und immer seltener zur Schule ging. Als er anfing, sich jeden Abend in den Schlaf zu weinen vor lauter Sehnsucht nach Mama Jeri - da verstand er, dass "Familie" bedeutet: alle haben es gut, nur er ist ein Nichts und an allem schuld. In einer Familie wird er zum Diener, zum Lügner, zum Prügelknaben für kleine Schwestern und die schlechte Laune der Eltern. "Familie" ist nichts für Jimin.
Irgendwann wunderte sich die Lehrerin dann genug, um das Jugendamt anzurufen. Jimin wurde erlöst. Er durfte nach Hause zu Mama Jeri. Dort ging es ihm gut. Er bekam wieder passende Kleidung, genug zu essen und Zeit zum Spielen. Aber Jimin war nicht mehr derselbe wie vorher. Er war schweigsam, schreckhaft und unterwürfig geworden in dieser Familie. Er traute sich nichts mehr zu und stand nicht mehr für sich ein. Mama Jeri musste all ihre Liebe und Geduld an ihn verschenken, bis er das erste Mal wieder lachen konnte.

Beim zweiten Mal ging es noch viel schneller. Der Mann vom Jugendamt kam mit einer Frau, die pickte sich Jimin raus, egal wie sehr er versuchte, sich unsichtbar zu machen. Mama Jeri schimpfte laut und lange in ihrem Büro. Aber dann packte sie doch wieder Jimins Sachen. Diesmal versuchte sie nicht, ihre Sorgen zu verstecken. Und Jimin war auch nicht mehr neugierig. Den Versprechen des Mannes vom Jugendamt hörte er vor lauter Angst gar nicht mehr zu. Das war doch sowieso alles gelogen. Seine Tränen schluckte er runter, als er sich von Mama Jeri verabschiedete, um ihr nicht noch mehr Sorgen zu machen. Aber sie hielten sich lange, lange aneinander fest, bevor er ihr zuwinkte. Und ging. Da war Jimin grade acht Jahre alt.
Diesmal verstand er sofort. Die Eltern waren streng, der vier Jahre ältere "Bruder" Heejae war frech und faul - und Jimin musste für ihn als leuchtendes Vorbild herhalten. Er musste viel lernen, viel helfen, immer ordentlich und sauber und brav und höflich und schnell und geschickt sein. Und Heejae sollte sich dann ein Beispiel an ihm nehmen.

Jimin wurde nicht schlecht behandelt von den neuen Pflegeeltern, die Mutter war eigentlich ganz nett. Aber er wurde unter dem Erwartungsdruck von den Eltern und den vielen kleinen heimlichen Rachetaten Heejaes nur noch stiller und vorsichtiger und ängstlicher. Wieder weinte er sich in den Schlaf und sehnte sich so sehr nach Mama Jeri, dass es weh tat. Jimin gehorchte aus Instinkt, er lächelte trotz seiner Angst, er lernte fleißig, obwohl er immer öfter Kopfschmerzen bekam, er wurde praktisch unsichtbar, um Heejae zu entkommen. Aber es gab kein Entkommen.

Die Familie hatte ein schönes Haus, einen bunt blühenden Garten und den kohlrabenschwarzen Wachhund Kong, der an der Kette lag und nachts frei durch den Garten streifte. Nur der Vater konnte an ihn ran. Jimin lief im großen Bogen um das Tier herum, wenn es sein musste, ums ganze Haus. Er hatte Angst vor dem Hund, und der Hund gewöhnte sich nicht an ihn als Familienmitglied.
Fast ein Jahr lang hielt Jimin es aus, die Luft anzuhalten, sich über nichts zu beklagen, stumm und unsichtbar zu sein. Wieder einmal wurde sein Zeugnis gelobt und belohnt, während Heejae seine Strafpredigt bekam. Seine Miene verfinsterte sich, trotzig schob er das Kinn vor, und Jimin wusste, dass er jetzt ganz schnell ein Versteck brauchte.

Nach dem Abendessen tat er so, als ob er in sein Zimmer ging, rannte aber stattdessen durch die Küche in den Garten und versteckte sich ganz hinten in der Ecke am Zaun unter dem alten Wacholder. Jimin hielt die Luft an und rührte sich nicht. Sein Herz svhlug so laut vor Angst, dass er Angst hatte, jemand könne es hören.
Er hoffte, der Sturm würde sich legen, und er könnte bald ins Bett. Aber im Garten war es unruhig, der Hund bellte. Jimin wartete weiter. Und dann standen sie vor ihm. Heejae grinste höhnisch und löste langsam die Leine vom Halsband. Der Hund sprang auf Jimin zu und knurrte ihn böse an, nur zurückgehalten von Heejaes Stimme.
"Und jetzt pass auf, du wunderbarer, fleißiger, braver, höflicher Jimin. Es gibt - oh Wunder! - zwei Menschen, auf die Kong hört. Und darum wirst du jetzt auf mich hören. Kein Laut. Kein Wort zu irgendjemand. Hast du verstanden?"
Die fies-freundliche Stimme tropfte in Jimins Körper wie Gift und schien ihn  langsam zu ersticken. Er bewegte sich nicht einen Millimeter, nickte bloß. Seine Augen bewachten den Hund, seine Ohren erlauschten jedes Geräusch aus der Richtung, wo Heejae im Dämmerlicht stand und ihn nachdenklich musterte.

"Oh, ich weiß. Das ist eine hübsche, kleine Idee."
Heejae griff dem Hund ins Halsband, und plötzlich war seine Stimme ganz leise und scharf.
"Steh auf!"
Jimin gehorchte sofort.
"Und jetzt zieh dich aus. Ganz aus!"
Jimin gehorchte sofort, obwohl sein ganzer Körper bebte vor Angst und seine Knie unter ihm nachzugeben drohten. Sorgfältig legte er seine Kleidung in einem ordentlichen Stapel neben sich. Nackt stand er nun vor dem zerrenden Hund und wagte kaum zu atmen.
Heejae ließ sich Zeit, als er dem Hund befahl, sich zu setzen, und ihn am Stamm des Wacholders festband. Langsam ging er auf Jimin zu und löste dabei seinen Gürtel. Jimin hielt schützend seine Hände vor sein Gesicht, weil er glaubte, er würde nun mit dem Gürtel verprügelt. Aber Heejae zog den Gürtel nicht aus der Hose. Stattdessen öffnete er seine Hose. Als er bei Jimin angekommen war, ließ er seine Hose runter rutschen und wollte eben nach Jimins Armen greifen - da hörten sie den Vater nach dem Hund rufen.

Verblüfft und außer sich vor Angst wartete Jimin ab, was jetzt kommen würde. Kong bellte und zerrte an der Leine. Heejae fluchte und versuchte, seine Hose hochzuziehen. Und Jimin schrie so laut wie noch nie in seinem Leben. Heejae stolperte bei dem Versuch, Jimins Schrei zu ersticken, über seine Hose, Jimin rannte um sein Leben, und einen Augenblick später fing der Vater ihn ein.
Er verstand die Situation sehr gut. Vor Entsetzen sprach er kein Wort, aber Jimin spürte seinen Zorn. Er half Jimin beim Anziehen, brachte das schluchzende Kind zu seiner Frau, erklärte kurz, was passiert war, und fuhr seinen eigenen Sohn zur Polizei. Die Mutter brachte Jimin ins Bett, tröstete ihn, ließ ihn weinen, gab ihm Zeit.

Als Vater und Sohn wieder zu Hause und alle drei Familienmitglieder in ihren Betten waren, zog Jimin sich an, kletterte aus dem Fenster und rannte los. An den Hund hatte er in der Aufregung gar nicht gedacht, aber Kong war auch vorsorglich in der Garage eingesperrt worden. Jimin rannte. Und rannte. Einfach in die große Stadt hinein, in der irgendwo das Kinderdorf war. Und Mama Jeri, von der er nie wieder weggehen würde.
Nur dort war er sicher, nur dort konnte er leben. Jimin lief, Jimin schlich, Jimin stolperte, die Angst war größer als die Erschöpfung, bis der Morgen hereinbrach und die ersten Autos fuhren. Da setzte er sich einfach an den Straßenrand und weinte. Er war müde. Und Mama Jeri konnte er auch nicht finden.
Schließlich hielt ein Polizeiwagen neben ihm an, die Beamten erkannten den vermisst gemeldeten Jungen und taten das, was ihnen der Pflegevater geraten hatte. Sie fuhren Jimin direkt zu Mama Jeri, von wo er nie wieder weggehen würde.
Mama Jeri war die ganze Nacht wach geblieben, nachdem der Pflegevater sie angerufen hatte. Sie wurde so wütend, wie Jimin sie noch nie erlebt hatte. Sie habe gewusst, dass das wieder schief gehen würde. Sie habe gewusst, dass Jimin für solche Experimente nicht geeignet sei, das müsse sofort und endgültig aufhören. Damit ließ sie die schockierten Polizisten stehen, nahm Jimin in die Arme und ließ ihn erst wieder los, nachdem er all das Angestaute des ganzen Jahres aus sich herausgesprudelt und herausgeweint hatte. Und dann in den tiefen Schlaf der Erschöpfung fiel.

Aber seit jenem Tag konnte er nie wieder einschlafen, ohne an das große Ding zwischen Heejaes Beinen zu denken und in das geifernde Maul des Hundes zu blicken.

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Ich betone, dass ich hier kein Klischee reite nach dem Motto "Schwule sind fiese Vergewaltiger". Heejae ist ein ganz normaler, allerdings schwer frustrierter, heterosexueller Jugendlicher, der Spaß dran hat, einen Jüngeren zu quälen. Die Situation ist für ihn aufregend, erregend. Was er da vorhat, weiß er selbst nicht so genau. Hauptsache Rache.

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28.8.2021    -    15.8.2022

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