⚔️KAPITEL 7⚔️
Irritiert sah Adar abwechselnd zu seinem "Sohn" und der Heilerin, die offenbar beide nicht wollten, dass Salviya Glûg's Weib bei deren Niederkunft behilflich sein sollte.
,,Sohn, die Gefangene ist eine Heilkundige. Was spricht gegen ihre Hilfe?", wandte Adar sich als erstes an den Ork.
Mit einem Seitenblick auf die Rothaarige, antwortete Glûg dem Lord Vater in der schwarzen Sprache.
,,Eine Hexe?"
Argwöhnisch runzelte Adar die Stirn.
,,Wie kommst du nur darauf, dass sie eine Hexe wäre?"
Glûg erzählte, dass Waldreg behauptete, die Gefangene wäre eine Hexe.
Weshalb er und Mork angenommen hatten, dass diese den großen Vater vergangene Nacht verhexen wollte, weil dieser doch so aufgebracht wirkte.
,,Absurde Behauptungen eines Narren. Sie ist weder eine Hexe, noch wollte sie mich verzaubern.", antwortete Adar, der nicht weiter auf die gestrige Situation eingehen wollte.
,,Sohn, ich verstehe von Geburtshilfe genauso wenig wie du. Sie ist die Einzige, die uns hier weiterhelfen kann. Vertrau mir, ich würde niemals zulassen, dass sie deinem Weib Schaden zufügt."
Trotz seiner Skepsis, willigte der Ork schließlich ein.
Im Gegensatz zu Salviya, die sich weigerte zu helfen.
Adar, der keine Lust mehr auf weitere Diskussionen hatte, packte die Heilerin an deren Oberarm und zog sie aus seiner Hütte.
Seine widerspenstige Gefangene neben sich herschleifend, schilderte er dieser die Situation, während sie sich zu Glûg's Hütte aufmachten:
Nachdem Glûg im Morgengrauen von seinem Wachdienst heimgekehrt war, hatten bei seinem Weib die Wehen eingesetzt, doch aus irgendeinem Grund schien es Komplikationen zu geben.
,,Das ist mir egal! Ich werde eurer mörderischen Sippe nicht noch bei deren Vermehrung helfen.", fauchte die aufgebrachte Frau.
Der Morindor, der sich nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen wollte, schubste seine Gefangene kommentarlos in Glûg's Hütte, nachdem sie diese erreicht hatten.
Sogleich stürzte Glûg zu seinem Weib, welches mit entblößtem Unterleib auf einem schlichten Strohbett lag.
Liebevoll streichelte der Ork das leidvolle Gesicht seiner Angetrauten, während er ihr mitteilte, dass der große Vater persönlich mit einer Heilerin gekommen war, um Hilfe zu leisten.
Angewidert rümpfte Salviya die Nase, während sie sich in der heruntergekommenen Hütte umsah, in welcher es nach Fäulnis und allen möglichen Körperausdünstungen roch.
In Begleitung von Adar, trat sie ebenfalls an Glûg's Frau heran, die vergeblich ihr Kind herauszupressen versuchte.
Mitleid regte sich plötzlich in der Heilerin, während sie auf die keuchende Ork-Frau blickte, die in ihren eigenen Körpersäften lag und Höllenschmerzen durchlitt.
Salviya's Mitgefühl gegenüber dieser Kreatur wurde so groß, dass sie vorübergehend ihre Abscheu beiseite legte.
Sich an ihren Schwur erinnernd, jedem Lebewesen in Not zu helfen, wandte sie sich an Adar, der neben ihr stand.
,,Kann sie mich verstehen?"
,,Ja.", nickte der Ork-Fürst, dem die Sorge um Glûg's Weib, seiner "Tochter", ins Gesicht geschrieben stand.
Vorsichtig kniete Salviya sich neben die Ork-Frau und teilte dieser mit, dass sie sie als erstes untersuchen würde, um die Ursache der Komplikationen festzustellen.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht, nickte Glûg's Angetraute, woraufhin die Heilerin behutsam deren Bauch abtastete.
Salviya vermutete Übles, als sie von dem Bauch der Ork-Frau abließ und sich deren Unterleib zuwandte, welchen sie gründlich untersuchte.
Ihrer Befürchtungen bestätigt, zog die Rothaarige ihre besudelten Hände zurück, welche sie achtlos an ihrem Kleid abwischte.
Adar, der während der Untersuchung seinen Blick diskret abgewandt hatte, trat auf die Heilerin zu, um sich nach dem Problem zu erkundigen.
Ebenso Glûg, der von seinem Weib abließ und wissbegierig zu der Menschenfrau eilte.
,,Das Baby befindet sich in Querlage und kann deshalb nicht zur Welt gebracht werden. Ich werde versuchen mittels Bauchmassage das Kind von außen zu drehen, um eine Geburt zu ermöglichen. Leider muss ich sagen, dass in einem Fall wie diesem die Chancen auf ein Gelingen sehr schlecht stehen. Die Fruchtblase ist schon geplatzt und das Baby liegt sehr tief im Beckenraum, weshalb es sich vermutlich nicht mehr drehen lässt. Nichtsdestotrotz werde ich alles versuchen, um die Mutter und das Kind zu retten.", berichtete Salviya, die sich anschließend sofort ans Werk machte, um keine Zeit zu verlieren.
Mit geschickten Handbewegungen, massierte sie den Bauch der Ork-Frau, in der Hoffnung, deren Baby doch noch drehen zu können.
Besorgt beobachteten Adar und Glûg das Tun der bemühten Heilerin - Selbst Uruk wie sie wussten, dass Glûgs Weib, sowie das ungeborene Baby sterben mussten, wenn es Salviya nicht gelänge das Kind zu drehen.
,,Was, was wenn sie es nicht schafft?", stammelte Glûg, der schreckliche Angst um sein geliebtes Weib und das Baby hatte, auf welches sich der Ork schon so gefreut hätte.
,,Mach dir keine Sorgen, Sohn. Sie schafft das, davon bin ich überzeugt."
Zuversichtlich legte der Lod Vater seinem Schützling den Arm um dessen Schultern.
,,Sie schafft das, weil...sie etwas Besonderes ist.", flüsterte Adar so leise, dass nur er selbst es hören konnte.
Eine gefühlte Ewigkeit bearbeitete Salviya den Bauch der Ork-Frau, doch ihre Bemühungen waren vergeblich.
Glûgs Weib würde sterben und mit ihr das ungeborene Baby.
Resignierend erhob sich die Heilerin, die es bedauerte, dass sie der Ork-Frau nicht mehr helfen konnte.
,,Es tut mir leid, aber wie ich befürchtet habe, lässt sich das Kind nicht mehr drehen.", wandte sie sich an die beiden Uruk.
,,Nein!"
Ungläubig schüttelte Glûg den Kopf, der den bevorstehenden Tod seines Weibes und seines ungeborenen Kindes nicht wahrhaben wollte.
Bekümmert stürzte er zu seiner Frau zurück, um welche er liebevoll die Arme legte.
Mitleidig sah Salviya Glûg hinterher, dessen Sippe sie offenbar falsch eingeschätzt hatte.
Die vermeintlich gefühllosen Orks konnten sehr wohl Mitleid, Liebe und Trauer empfinden.
Auch wenn sie diese Gefühle nur der eigenen Rasse entgegen brachten, waren sie dennoch fühlende Lebewesen, die genauso an ihrem Leben hingen wie jedes Geschöpf Mittelerdes.
Die dickköpfige Heilerin hasste die Orks nach wie vor, und dennoch hegte sie in diesem Moment großes Mitgefühl für Glûg, der verzweifelt sein todgeweihtes Weib umklammerte.
,,Es tut mir so leid.", flüsterte die Rothaarige, bis sie eine Hand spüren konnte, welche sich behutsam an ihren Oberarm legte.
Es war Adar, der sich mit bekümmerter Miene an sie wandte.
,,Gibt es denn nichts was ihr noch tun könnt? Irgendetwas, mit dem ihr meiner Tochter und ihrem Kind helfen könnt? Ich bitte euch, Salviya Lippenblüte, wenn es noch irgendetwas gibt, dann tut es."
In seinen schmerzerfüllten Augen lag ein Flehen, das sich wie ein brennender Pfeil in Salviya's Herz bohrte - Wie sollte sie jemals wieder ruhig schlafen können, wenn sie diesen wunderschönen Augen noch mehr Kummer bereiten würde, weil sie nicht helfen konnte, nicht helfen wollte.
Schuldgefühle überkamen die Heilerin, die wehmütig ihren Kopf senkte, wohlwissend, dass es noch eine Möglichkeit gab, mit der sie die Frau und das Kind sehr wahrscheinlich retten könnte - Eine Fähigkeit, die sie Zeit ihres Lebens strikt abgelehnt hatte und nicht nutzen wollte, weil...es ihr Angst bescherte.
Doch rechtfertigten Furcht und Selbstablehnung den bevorstehenden Tod zweier Geschöpfe?
Krampfhaft überlegte Salviya, die einerseits helfen, aber andererseits ihre beängstigende Gabe nicht nutzen wollte.
,,Mama, was soll ich nur tun?", flüsterte die Rothaarige, während sie für einen Moment die Augen schloss.
Eine ältere Frau, die Salviya wie aus dem Gesicht geschnitten war, tauchte vor ihrem inneren Auge auf.
,,Akzeptiere was du bist und überwinde deine Furcht, mein Kind. Vergiss nie, für alles haben die Götter ihre Gründe, auch für die Gaben, die sie uns verleihen. Eines Tages, wenn deine dunkelste Stunde naht, wirst du den Grund verstehen."
Ein Windhauch, der sich wie eine streichelnde Hand anfühlte, streifte Salviya's Gesicht, ehe ihre Mutter wieder aus ihren Gedanken verschwand.
Aus den letzten Worten ihrer verstorbenen Mutter wurde Salviya nicht schlau, doch sie war bereit über ihren Schatten zu springen - Nicht für sie selbst, nicht für ihre tote Mutter und auch nicht für Glûg und dessen Weib. Sie tat es für diese wunderschönen blauen Augen, deren leidvollen Ausdruck sie nicht ertragen konnte.
Entschlossen straffte die Heilerin ihre Schultern und hob den Kopf, um den Ork-Fürsten anzusehen.
,,Es gibt noch eine Möglichkeit. Mein Rucksack, falls ihr diesen noch habt, würde mir dabei sehr nützlich sein.", antwortete die Rothaarige, deren hellgrüne Augen geheimnisvoll aufblitzten.
A/N:
Welche Gabe Salviya innewohnt und ob es ihr noch gelingt Glûg's Weib und das Kind zu retten, erfährt ihr im nächsten Kapitel.
Gerne dürft ihr hier eure eventuellen Spekulationen kund tun.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro