⚔️KAPITEL 6⚔️
*NÄCHSTER TAG*
Mit schmerzenden Gliedern, erwachte Salviya auf ihrem Stuhl.
Der Ork-Fürst hatte sich am Vorabend nicht mehr blicken lassen und so musste sie wohl doch irgendwann eingeschlafen sein.
Gähnend, blinzelte sie sich den Schlaf aus den Augen und erschrak furchtbar.
Unmittelbar vor ihr stand Adar und betrachtete sie mit einem Blick, den Salviya nicht zu deuten vermochte.
Unbehagen breitete sich in der Rothaarigen aus, die sich fragte, wie lange er sie wohl schon beobachtete.
,,Hat der Herr der Südlande nichts Besseres zu tun, als eine anständige Frau anzustarren während diese schläft?", stichelte sie, um von ihrer Unsicherheit abzulenken.
,,Anständige Frau?"
Amüsiert hob der Ork-Fürst eine Augenbraue, ehe er sich bückte und seine Gefangene von ihren Fesseln befreite.
,,Unverschämtes Weib wäre wohl zutreffender. Und ja, für gewöhnlich habe ich Besseres zu tun.", bemerkte Adar, der sich wieder aufrichtete und der Heilerin Gentleman like die Hand entgegen streckte.
,,Ich bin nicht unverschämt. Ich lasse mir nur nicht alles gefallen.", bemerkte Salviya, die sich ihre Fragen hinsichtlich des gestrigen Vorfalls verbiss.
Sie nahm seine Hand und ließ sich von ihm beim aufstehen helfen.
Ihre Blicke begegneten sich und blieben kurzzeitig aneinander haften.
Ein Augenblick der Salviya Gänsehaut bescherte, die abermals von Adar's Augen gefesselt war, welche so blau waren wie der Himmel an einem sonnigen Tag und so gar nicht zu einem gefühlskalten Schlächter passen wollten.
Rasch senkte sie ihren Blick und löste ihre Hand aus seiner.
,,Wenn ihr so beschäftigt seid, dann könnt ihr mich doch gehen lassen. Es wäre für uns beide das Beste, ihr wärt mich los und könntet euch wieder ungestört euren Tätigkeiten widmen und ich könnte friedlich meiner Wege ziehen.", schlug sie dem Ork-Fürsten vor, in der Hoffnung, dass dieser sie freilassen würde.
,,So ungeschoren kommt ihr mir nicht davon, Salviya Lippenblüte.", entgegnete Adar, der andere Pläne mit seiner Gefangenen hatte.
,,Ich werde eure Dienste als Heilerin in Anspruch nehmen, solange bis eure Blutschuld mir gegenüber beglichen ist. Danach werde ich euch vielleicht die Freiheit geben."
,,Blutschuld? Welche Blutschuld?", fragte die Rothaarige, die aufgebracht ihre Hände in die Hüften stemmte.
,,Ich schulde euch nicht das Geringste, Ork!"
,,Uruk!", fauchte Adar, dem erneut der Kamm schwoll - Seit tausenden von Jahren wandelte er nun schon auf der Welt, doch er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihn jemals irgendjemand so aus der Fassung gebracht hatte wie dieses respektlose Weib es jedesmal tat.
Er atmete einmal kräftig durch, ehe er wieder in gewohnt ruhigem Ton fortfuhr.
,,Ihr habt einen meiner Söhne getötet und ich sagte, dass ich euch vergeben würde, wenn ihr mich als euren Herrscher anerkennt. Da ihr nicht gewillt seid das Knie vor mir zu beugen und mich obendrein ständig beleidigt, sehe ich mich zu diesen Maßnahmen gezwungen. Ihr habt die Wahl. Entweder ihr nehmt mein wohlwollendes Angebot an und arbeitet für mich, bis ich eure Blutschuld als beglichen ansehe, oder ihr wandert zurück in den Kerker, für den Rest eures Lebens."
,,Ihr setzt mir das Messer auf die Brust und nennt das ein wohlwollendes Angebot? Das, das ist nicht fair. Das könnt ihr nicht mit mir machen.", fauchte die stolze Frau, die sich in die Enge gedrängt fühlte.
,,Ganz recht, ein wohlwollendes Angebot. Wenn man bedenkt, dass ich jene, die sich mir widersetzen oder mich beleidigen, ausnahmlos von meinen Kindern hinrichten lasse. Ihr scheint es immer noch nicht begriffen zu haben, Salviya Lippenblüte. Ihr seid meine Gefangene und ich kann mit euch machen was ich will. Also wie lautet eure Entscheidung?", entgegnete der Ork-Fürst mit einem Blick, der keine weiteren Diskussionen duldete.
Die aufsässige Heilerin musste einsehen, dass sie dem Willen des Lord Vaters unterlegen und auf dessen Gunst angewiesen war, was sie nur noch wütender machte.
Doch was hatte sie anderes erwartet, dass dieser Sklaventreiber sie gehen lassen würde, wenn sie nur hübsch genug mit den Wimpern klimperte? - Wohl kaum.
Schnaubend kehrte sie Adar den Rücken, um über dessen Angebot nachzudenken.
Sie hatte keine Lust für diesen, zugegebenermaßen faszinierenden, Ausbeuter zu arbeiten, nur um darauf zu hoffen, dass er sie irgendwann freilassen würde, was vermutlich nie der Fall wäre.
Doch zurück in den Kerker, um dort zu verrotten, wollte sie noch weniger.
Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich für das geringere Übel zu entscheiden.
Resignierend wandte Salviya sich wieder dem Ork-Fürsten zu.
,,Na schön, ich werde euch zu Diensten sein."
,,Vernünftiges Mädchen."
Ein gerissenes, kaum sichtbares Lächeln umspielte die Mundwinkel des Morindor, der von Anfang an nur geblufft hatte.
Er hatte gar nicht mehr vor sein wohlriechendes Schandmaul in den Kerker zu stecken.
Was er wohl getan hätte, wenn Salviya sich anders entschieden hätte, darüber wollte Adar gar nicht erst nachdenken.
,,Ihr bekommt eine eigene Hütte, die selbstverständlich überwacht wird. Alles andere, was ihr für eure Zwecke benötigt, werde ich euch zur Verfügung stellen lassen. Ansonsten könnt ihr euch unter Aufsicht frei im Lager bewegen. Das Dinner werdet ihr gemeinsam mit mir einnehmen, diesbezüglich dulde ich keine Widerrede."
Dass sie Abends alleine mit diesem Schlächter dinieren sollte, schmeckte der Rothaarigen so gar nicht.
Doch das musste sie wohl oder übel akzeptieren.
Immerhin gestand er ihr eine eigene Hütte und Bewegungsfreiheit unter Aufsicht zu und das war mehr als sie in ihrer Lage erwarten konnte.
Doch eine Sache wollte sie dennnoch geklärt haben.
,,Einverstanden. Ich werde mich um eure Kranken und Verletzten kümmern und meinetwegen gemeinsam mit euch speisen. Aber glaubt ja nicht, dass ich mich für euer persönliches Vergnügen zur Verfügung stelle, da lasse ich mich lieber wieder in den Kerker zu den Ratten sperren."
Für den Bruchteil einer Sekunde, blitzten die Augen des Ork-Fürsten auf, ehe dieser seiner Gefangenen, mit gelassener Miene, antwortete.
,,Ich hege nicht viel Interesse an derlei Amüsements. Doch falls mir danach wäre, wärt ihr die Letzte die mir dabei in den Sinn käme. Man müsste euch eure schändliche Zunge heraus schneiden, damit ihr auch nur ansatzweise begehrenswert für mich wärt."
,,Na da bin ich ja erleichtert.", keifte die stolze Frau, der die Antwort des Morindor so gar nicht schmeckte - auch wenn sie sich das gerade nicht eingestehen wollte.
,,Das wäre ja noch schöner, wenn ich mich von einem Widerling wie euch ständig betatschen und beschnüffeln lassen müsste, so wie es gestern der Fall war."
,,Das gestern hatte nichts...!"
Moment mal, er war der Herr von Mordor, warum rechtfertigte er sich eigentlich?
Es war ja wohl offensichtlich, dass dieses anmaßende Weib ihn mit Absicht provozierte und das konnte sie, zugegebenermaßen, richtig gut.
Eines stand außer Frage, bei einem Spottstreit-Duell hätte sie die Nase ganz weit vorne.
Wenn ihre medizinischen Fähigkeiten auch nur halb so gut waren wie ihr Mundwerk lose, dann war ihm zweifelsohne eine der besten Heilerinnen Mittelerdes ins Netz gegangen, was ihm und seinen "Kindern" nur zum Vorteil werden konnte.
Der stoische Morindor hielt nicht viel von primitiven Wortgefechten. Doch warum nicht einmal eine Ausnahme machen und sich einen verbalen Schlagabtausch mit seiner frechen Gefangenen liefern, nur um zu sehen, wohin dieser sich entwickelte.
Der Lord Vater wollte gerade zu einer saftigen Retourkutsche ansetzen, als es plötzlich an dessen Hüttentür klopfte.
,,Nicht jetzt!", rief Adar, der sein kleines Wortgefecht mit seiner zänkischen Gefangenen nicht unterbrechen wollte.
Doch das Klopfen folgte erneut.
Genervt schnaubend, kehrte der Ork-Fürst seiner Gefangenen den Rücken und marschierte zur Tür, welche er schwungvoll öffnete.
,,Ich sagte doch nicht jetzt!", blaffte er, ohne genau zu wissen, wer sich vor der Tür befand.
,,Großer Vater!"
Es war Glûg, der mit verzagter Miene vor der Hüttentür stand.
,,Verzeiht, großer Vater, dass ich euch störe, aber ich weiß mir keinen anderen Rat mehr.", wandte sich der aufgelöste Ork hilfesuchend an den Lord Vater.
Adar's genervter Blick wich einem fürsorglichen Gesichtsausdruck - Für Glûg, der ihm von all seinen "Kindern" am nächsten stand, nahm er sich immer Zeit, vorallem wenn dieser Sorgen hatte.
Das Spottduell mit seiner Gefangenen würde wohl oder übel warten müssen.
,,Du störst mich nicht, Sohn. Komm rein und erzähl mir dein Problem."
Wie ein liebender Vater, legte Adar seinen Arm um die Schultern des hochgewachsenen Orks und bat diesen in seine Hütte.
,,Ich weiß nicht wie ich sagen soll, großer Vater, mein Weib..."
Glug verstummte, als er die Gefangene bemerkte.
Misstrauisch musterte der Ork die vermeintlich schlimme Hexe, ehe er zur schwarzen Sprache wechselte, damit diese ihn nicht verstehen konnte.
Mit bekümmerter Miene redete Glûg auf den Lord Vater ein, in der Hoffnung, dass dieser ihm weiterhelfen könnte.
Mit sorgenvollem Gesichtsausdruck, lauschte Adar den Worten seines "Kindes", ehe er diesem liebevoll die Wange tätschelte.
,,Ich verstehe deine Ängste, Sohn, das ist wahrlich Besorgniserregend. Ich werde mich darum kümmern."
Zugegebenermaßen kam Glûg mit einem Problem, welches selbst der Lord Vater nicht lösen konnte, weil er schlichtweg keine Ahnung von solchen Dingen hatte.
Doch Adar wusste jemanden, der ihnen sehr wahrscheinlich weiterhelfen konnte.
Er wandte sich an seine grimmig dreinblickende Gefangene.
,,Salviya Lippenblüte, euer Tätigkeitsbereich wurde soeben erweitert. Ihr müsst Glûg's Weib helfen ihr Kind auf die Welt zu bringen."
Glûg, der nicht wollte, dass die vermeintliche Hexe Hand an sein Weib legte, riss entsetzt die Augen auf.
Ebenso Salviya, die keine Lust hatte auch noch als Hebamme für diese Kreaturen zu fungieren, obwohl sie diesbezüglich hervorragende Kenntnisse besaß.
Wie aus einem Mund, riefen der Ork und die Heilerin: ,,Das kommt nicht in Frage!"
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