⚔️KAPITEL 4⚔️
,,Was, was wollt ihr von mir?", fragte die argwöhnische Frau, die den bedrohlich wirkenden Ork-Fürsten nicht aus den Augen ließ.
Adar, der ihr die Antwort schuldig blieb, verwies mit einladender Geste an seinen großen Esstisch.
,,Setzt euch, Salviya Lippenblüte!"
Alleine wie seine raue, mystische Stimme ihren Namen betonte, so als ob dieser etwas Besonderes wäre, heizte Salviya's Misstrauen zusätzlich an.
Sie würde den Teufel tun und sich an den Tisch dieses Scheusals setzen.
,,Nein, ich will nicht! Sagt mir was ihr von mir wollt!", fauchte die Rothaarige, die demonstrativ einen Schritt nach hinten trat.
Dass die Heilerin immer noch so trotzig reagierte, obwohl sie fünf Tage unter fürchterlichen Bedingungen eingesperrt war, überraschte Adar.
Er hatte angenommen, dass die Zeit in seinem Kerker die hübsche Menschenfrau etwas gefügiger gemacht hätte.
Doch besaß diese offenbar mehr Willensstärke als dem Lord Vater lieb war.
Ein Irrtum, der ihn gleichwohl amüsierte.
Aber nichtsdestotrotz war er der Herr von Mordor und er würde sich nicht von diesem widerspenstigen Weibsbild auf der Nase herum tanzen lassen.
Einen Schritt auf Salviya zutretend, legte er drohend die Hand an seinen Dolch, welcher an seiner Hüfte hing.
,,Das war keine Bitte! Wenn ihr nicht wollt, dass ich euch gewaltsam an meinen Tisch zwinge, würde ich euch raten meiner Aufforderung nachzukommen. Glaubt mir, ich habe nicht die geringsten Skrupel ein Gesicht zu verunstalten, selbst wenn es so schön wie das eure ist."
Salviya, die keine Zweifel an den Worten dieses Widerlings hegte, musste sich eingestehen, dass sie Adar nichts entgegen zu setzen hätte, sollte dieser seine Drohungen in die Tat umsetzen wollen.
Ihre Hände waren gefesselt und sie hatte nichts womit sie sich verteidigen konnte, da man ihr das Jagdmesser, sowie die Kräutersichel abgenommen hatte.
Über das unfaire Kräfteverhältnis wollte sie erst gar nicht nachdenken.
Sie hatte keine Wahl und da sie ja doch an ihrem nackten Leben hing, musste sie wohl oder übel klein bei geben.
,,Wie ihr meint."
Widerwillig trat Salviya an den Holztisch heran und nahm an dessem rechten Seitenteil Platz.
Zufrieden nickte der Lord Vater, ehe er sich an das Kopfende des Tisches setzte, wie es sich für einen Herrscher gehörte.
Ausgiebig betrachtete er die abgemagerte Frau, die eine Armlänge von ihm entfernt saß und grimmig auf die Tischplatte starrte.
Es war offensichtlich, dass dieses bockige Weib die Mahlzeiten im Kerker verweigert hatte.
Apropos Mahlzeiten, er selber verspürte jetzt deutlich mehr Appetit auf sein Abendessen als zuvor.
Kurz überlegte er, ob er sich sein Mahl schmecken lassen sollte, während er seine hungernde Gefangene dabei zusehen ließ, oder ob er seine Speisen mit ihr teilen sollte.
Zugegebenermaßen war Adar in Versuchung sich für Ersteres zu entscheiden, doch er brachte es nicht übers Herz, die hübsche Menschenfrau weiterhin hungern zu lassen, selbst wenn diese die Sturheit eines Esels an den Tag legte.
Großzügig deutete er schließlich auf die Speisen, die sich auf seiner Esstafel befanden.
,,Bitte, bedient euch. Ihr müsst sehr hungrig sein."
Hungrig war die Untertreibung des Jahrhunderts, Salviya war so ausgehungert, dass sie einen ganzen Ochsen hätte verputzen können.
Alleine der Duft des frischen Brotes, welches vor ihr stand, ließ ihr das Wasser im Munde zusammen laufen, und dennoch zögerte sie zuzulangen.
Misstrauisch beäugte sie den Ork-Fürsten, dessen Freigebigkeit ihr nicht geheuer vorkam.
,,Was wollt ihr von mir?", fragte sie abermals.
,,Vorerst wünsche ich, dass ihr gemeinsam mit mir speist.", antwortete Adar, während er nach seinem Besteck griff.
Mit Manieren, die Salviya diesem schurkischen Ork niemals zugetraut hätte, schnitt dieser sich sein Essen zurecht.
Anmutig führte er dabei die Gabel an seine blassen Lippen, welche sich nahezu sinnlich öffneten, nur um ein Stückchen Kartoffel in seinen Mund aufzunehmen.
Gemächlich kaute er seinen Bissen, während die Schatten der flackernden Tischkerzen sich in seinem Gesicht spiegelten und einen regelrechten Tanz vollführten.
Einen berauschenden Tanz aus Licht und Düsternis, der seinen vernarbten Gesichtszügen etwas animalisches, ja geradezu unwiderstehliches verlieh.
Ja, dieser Elf, Ork, oder was immer er auch war, besaß eine Anziehungskraft die Salviya noch mehr Angst bescherte, als sie ohnehin schon hatte.
Geschwind riss sie ihren Blick von dem Ork-Fürsten los.
Sich selber eine Närrin scheltend, dafür, dass sie dieses Scheusal tatsächlich attraktiv fand, langte sie, mit ihren gefesselten Händen, nach einem Stück Brot, welches sie grimmig in sich hinein stopfte.
Die interessierten Blicke seiner Gefangenen waren Adar nicht entgangen und zauberten ihm ein amüsiertes Schmunzeln auf die Lippen.
Ob er sich davon geschmeichelt fühlte?
Nein, seit er zum Morindor wurde, verspürte er derlei Empfindungen nicht mehr - Oder vielleicht doch?
Dass sich seine Gedanken ständig um seine hübsche Gefangene drehten, nur weil sie den Namen seiner Lieblingspflanze trug, missfiel ihm nach wie vor.
Schließlich gab es Wichtigeres worüber er sich den Kopf zerbrechen sollte.
Sein Reich war längst nicht in Sicherheit, die Elben würden Mordor früher oder später angreifen, um dieses für die unterjochten Menschen zurück zu erobern und darauf musste er jederzeit vorbereitet sein.
Eigentlich sollte er sich dieses Gedanken raubende Weibsbild vom Halse schaffen - EIGENTLICH.
,,Ihr seht nicht aus wie eine typische Südländerin. Seid ihr hier geboren oder stammt ihr von wo anders her?", fragte er wissbegierig.
,,Und ihr seht nicht aus wie ein Ork, Ork.", erwiderte Salviya, die dem Lord Vater die Antwort schuldig blieb.
,,Hört auf mich so zu nennen!", donnerte Adar, der aufgebracht mit der Faust auf die Tischplatte schlug.
Es lag nicht an dem ihm verhassten Wort allein, dass der stoische Morindor die Beherrschung verlor.
Sondern eher daran, dass es sich aus dem Munde dieses Weibes wie ein glühendes Brandeisen anfühlte, welches sie ihm ins Fleisch trieb.
Schnaubend gemahnte er sich zur Ruhe, ehe er mit gedämpfterer Stimme fortfuhr.
,,Uruk. Ich bevorzuge Uruk."
,,Ork, Uruk, was macht das für einen Unterschied? Bedeutet meines Wissens dasselbe.", erwiderte Salviya schulterzuckend.
,,Für mich macht es einen großen Unterschied. Ork ist ein beleidigender, schändlicher Ausdruck für mich und die meinen.", klärte Adar seine Gefangene auf.
,,Na dann passt er ja zu euch.", giftete die Heilerin, die ihr loses Mundwerk einfach nicht im Zaum halten konnte.
,,Ihr seid ein Schlächter und ein Sklaventreiber und es schert mich einen Dreck wie ihr genannt werden wollt. Ich nenne euch so wie es euch gebührt, Ork."
,,Ihr habt gerade euer Todesurteil unterzeichnet, Salviya Lippenblüte."
Zornig blitzten Adar's Augen auf, dessen Grenzen dieses vorlaute Weib gerade überschritten hatte.
Heilerin hin, Heilerin her, er hatte die Nase voll von ihrer Aufsässigkeit.
ER war der Herrscher von Mordor und er würde diesem respektlosen Weibsbild eine Lektion erteilen, eine tödliche Lektion.
Mit schier unmenschlicher Kraft, schleuderte er den massiven Holztisch zur Seite und stürzte sich auf die erschrockene Frau.
Kreischend wollte Salviya noch ausweichen, doch es war zu spät.
Grob ergriff er die Rothaarige und zog sie mit dem Rücken fest an seine Brust.
Kraftvoll packte er den Kopf seiner Gefangenen, welchen er unsanft gegen seine Schulter presste.
,,Ich werde euch eure Frechheiten aus der Kehle schneiden!", schnaubte der erboste Morindor, der seinen Dolch zog.
Bereit die verängstigte Menschenfrau zu töten, hielt er ihr die Klinge an den Hals, bis ihr Haar sein Gesicht streifte.
Abrupt hielt Adar inne, als ihm plötzlich ein herbwürziger Geruch in die Nase stieg.
Ein Duft, welchen er Jahrhunderte lang vermisst hatte und nachdem er sich so sehr sehnte - Der Duft seines geliebten Salbei.
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